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Chinablog

- Meine Reise nach China -

26. Juni 2010

Samstag, 26.06.2010

Christopher und ich wachen pünktlich zur schrillen Schulglocke auf. Anziehen, kurz Wasser nachtanken, Toilette und dann runter. Beim morgendlichen Laufen hielt ich heute gut durch. War also gar nicht mal so kaputt. Tobias ging noch „kurz“ zur Toilette und erschien erst nach dem Laufen. Christopher ist bei uns in der Gruppe und wir teilen somit nicht nur das Zimmer, sondern auch den Shifu. Aber nach dem Laufen, übernehm komischerweise Yan Lin unser Training. Er erklärt viel und achtet peinlich genau auf Fehler, drückt einem aber mindestens genauso feste runter beim Dehnen. Als er mir dann beim Schultergelenkdehnen richtig schön die Arme nach hinten bog, dachte ich da bricht mir gleich was. Aber alles halb so wild. Das Training war gut und bestand aus sehr intensivem Dehnen, Basiskicks, Lockerungsübungen (zwischendurch), die aber genau so Anstrengend waren wie der Rest und Faustschläge. Alles wurde streng beobachtet und jeder noch so kleine Fehler ausgemerzt. Er meinte, da wir alle nur so kurz bleiben (6 Monate = kurz), müsste man Kung Fu von Anfang an richtig lernen, damit sich keine Fehler einschleichen, da wir nur so auch zuhause weitertrainieren können ohne uns die Dinge falsch anzueignen. Wo er recht hat, hat er recht. Dann war das Training zu Ende und unser Shifu wirkte etwas angepisst. Zum Frühstück gab es wieder Dampfbrötchen, die aber heute sehr groß ausfielen. Schmeckten aber halbwegs okay. In der restlichen Zeit, laberten Christopher und ich noch ein wenig und machten uns langsam bereit für das nächste Training. Kurz nach dem Schellen zum Training, ging ich mit Stock runter in die Halle. Dann entschied ich mich noch den Stock ein wenig zu kürzen, eile hoch in mein Zimmer, nahm die Säge von meinem Taschenmesser und sägte was das Zeug hielt. Mein Stock ist nun gut 20cm kürzer und genau auf Augenbrauenhöhe. Unten in der Halle wartete mein Shifu schon mit einer Kneifzange, um den Stock zu kürzen. Als er sah, dass ich es schon erledigt hatte, begutachtete er ihn nochmal und kniff die scharfe Kante ab, die in der Hektik entstanden ist. Dann war er wohl fertig und wir gingen zur Halle. Warmlaufen, Dehnen, Grundstellungen. Beim Dehnen drückte unser Shifu heute ganz besonders viel nach, so dass Tobias vor Schmerzen schrie, als er in den Seitspagat gedrückt wurde… Auch ich wurde gut weit runter gedrückt und wir beide lagen lachend auf dem Boden (damit wir nicht weinen mussten) und schauten uns an. Aus mir lachte fast schon der Wahnsinn. Dann folgen Kicks, die nach dem Dehnvorgang kaum noch möglich waren. Vor allem Tobias fielen Sie danach besonders schwer. Dann, kurz vor der Pause rief mich mein Shifu zu sich und erklärte mir, dass ich mit Christopher und Uli (Schweizer) in die Stadt mitfahren sollte um Geld zu holen. Und zwar jetzt, da Yuen an der Schule mit dem Schultaxi wartete. Also schlenderten wir hoch, holten unsere Sachen und fuhren anschließend in die kleine Stadt. Dort stellte ich mich an eine lange Schlange am Geldautomaten an und hob in 3 Zügen 3200 Yuan ab. Man kann nämlich nur 2000 Yuan auf einmal abheben. Erst hob ich 200 ab, weil ich mich vertippte, dann 2000 und dann nochmal 1000. Die anderen ebenfalls und dann ging schon wieder zurück und wir konnten uns ausruhen, da das Training eh in 20 Minuten vorbei wär. Ich ging an den Schul-PC, der jetzt von Viren verseucht ist und kaum noch funktionierte, suchte Bilder und Videos, die auf dem Rechner gespeichert sein sollen, fand auch welche und dann stürzte er ab… naja egal. Ich werde später noch mal schauen, wenn er wieder funktioniert. Der Ocean-Shifu ist übrigens nicht in der Schweiz, sondern in Deutschland. Und das für 6 Monate. Also werde ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Schade. Ein Ausländer meinte, wenn man Ihn als Shifu hat, wird man hier zur Kampfmaschine. Der Ocean-Shifu trainierte nämlich im Shaolin-Kloster seit er 4 oder 5 Jahre alt war und ist nun auch Shaolin-Mönch. Aber auch ein anderer Shifu war ja für 11 Jahre im Kloster. Yan Lin glaube ich auch, bin mir aber nicht sicher. Nach dem Essen gab es dann erst mal eine Pause. Beim Nachmittagstraining gingen wir zunächst zur Halle und dort angekommen gingen wir zum ausgetrockneten bzw. aufgestauten Fluss, unter eine Brücke, weil es angeblich zu warm war zum trainieren. Aber es war heute sogar echt mild. Das hätten Sie mal vor  einer Woche machen sollen, da war es nämlich echt zu warm. Jedenfalls chillten wir ne gute Stunde unter der Brücke und plauderten ein bisschen. Zwischendurch sollte ich dann mit den Stock rumwedeln. Klappt inzwischen schon ganz gut und ich bekomme so langsam wunde Hände. Ich erfuhr, dass hinter einer ollen Holztür, die sich unter der Brücke befand, unter der wir waren, Sprengstoff gelagert wurde, damit die Chinesen im Kriegsfall die Brücke sprengen können und somit den Weg in die Stadt abschneiden. In Deutschland soll es das auch häufiger geben…  ist mir noch nie so aufgefallen; werde demnächst mal nach Ausschau halten. Dann gingen wir zurück zur Halle und wir fingen das Training an. Wir begannen wieder mit Kicks und Tobias und mir tat wieder alles weh, da wir beim Dehnen wieder aufs übelste gefoltert wurden. Als ich am Vormittag Geld holen war, war Tobias alleine mit dem Shifu, da Tristian Probleme mi t dem Rücken hat und Christopher ja mit Geld holen war. Er beschwerte sich, dass er übelst rangenommen wurde, da er ja alleine war und somit seine ganze Aufmerksamkeit „genoss“ 😉 Ich fand es lustig. Nach dem wir die Kicks durchgegangen sind, begannen wir mit Fauststößen und Handflächenschläge und Tobias mischte ebenfalls mit. Dann durften Tobias und ich uns beim Powertraining verausgaben. Liegestützen, Kniebeugen (normale, mit jemanden auf den Schultern, mit Langhantel über den Schultern), Bankdrücken, Sit-Ups, usw. Danach stieg uns unser Shifu wieder auf den Rücken und das Training war zu Ende. Heute waren wir seltsamer Weise deutlich später wieder zurück an der Schule, so dass nur knapp 20 Minuten bis zum Essen verblieben. Ich füllte meine Wasserflaschen auf und der Boiler war wieder leer. Also schleppte ich vor dem Essen einen neuen aufs Zimmer und zeigte Christopher dabei wie das Ganze funktioniert. Nach dem Essen machte ich mir noch schnell eine Tütensuppe und war wieder glücklich. Dann hörte ich auf dem Flur, wie sich Pit (aus Deutschland) und Uli (Schweiz) über blaues Wasser aus der Leitung beschwerten. Das Blau war ein Mundwasserblau. Sowas kann es echt nur in China geben. Gut das ich das Leitungswasser nie getrunken habe… wer weiß was da noch so alles drinsteckt. Dann war wieder Trainingszeit. Nur Christopher und ich waren diesmal dabei, da Tristian immer noch Rückenschmerzen hatte und Tobias sich weigert abends zu trainieren (er brauch da Zeit zum regenerieren). Also liefen wir unsere Runden und dann durfte ich wieder mit dem Stock hantieren. Es klappt wirklich immer besser, doch es ist auch ziemlich anstrengend den Stock die ganze Zeit schwingen zu lassen. Meine Hände sind nun wirklich Wund und meine gesamte Armmuskulatur müde – vor allem aber die Schultern. Ach ja: Ich sollte heute auch 2 Yuan für das Taxi am Freitag bezahlen und übergab das Geld in Form eines 50 Yuan-Scheins, da ich es nicht mehr kleiner hatte, an meinen Shifu. Er guckte mit großen Augen auf das Geld und meinte nur „Wow!“. Dann lies er das Geld wechseln und wollte es mir in die Hand drücken. Beim Training aber etwas unpraktisch, da die Trainingshose keine Taschen besaß… Also gab er mir das Geld anschließend. Nach dem Training (Christopher war gut kaputt nach seinem ersten Tag) kam Tobias noch kurz raus zum Abgrüßen und spendierte mir (warum auch immer) eine Cola. Dankend nahm ich an und ging Duschen. Dann legte ich mich ins Bett und lies den Abend so wie immer ausklingen.

25. Juni 2010

Die dritte Woche geht vorüber

Viel neues gibt es seit dem Ausflug nicht, nur dass wir von nun an jeden Tag Abentraining haben und nicht nur 2x die Woche… ist natürlich erst mal ein Schock, an den man sich aber langsam gewöhnt. Im Klartext heißt das jetzt jeden Tag mindestens 7 Stunden Training. Kein Wunder das ich im Moment wieder kaputt wie sau bin. Zudem habe ich mir mehrere kleinere (hoffe ich zumindest) Verletzungen zugezogen. Zu einem habe ich mich beim Sanda überdehnt bzw. überdehnen lassen, so dass ich manchmal nicht mein linkes Bein ganz ausstrecken kann, dann habe ich mir mit etwas Pech einen Leistenbruch zugezogen (zumindest dachte ich das die ersten Stunden, da ich heftige Schmerzen in der Leistengegend hatte und mein Bein nicht ueber Hüfthohe heben konnte) und dann tut mir noch seit heute das linke Sprunggelenk weh (Berglaufen sei dank)… Aber es ist alles auszuhalten. Aber verdammt nervig. Grade eben habe ich mir an einem Straßenstand fritierte Teigtaschen mit Zucker gekauft. Sehr lecker. In Deutschland könnte man damit auf Kirmes gut Geld verdienen. Da nicht viel passiert ist, gibt es heute nur 10 Fotos. Demnächst mach ich noch Fotos von der Küche, Speisesaal und von noch nicht erkundeten Teilen der Schule… Bald verschicke ich auch die ersten Postkarten (habe nur 10).

Bis später!

Freitag, 25.06.2010

Der Tag beginnt und der Lauf den Berg rauf war ganz passabel. Mit etwas schweren Beinen gingen wir dann weiter zum Powertraining. Wir machten Kniebeugen, Liegestützen, Wadenheben, Treppensteigen, Kurze Sprünge, Schnelle Ausfallschritte und das ganze direkt Mehrfach. Am Ende des Trainings tat mir einfach nur das linke Sprunggelenk weh. Jetzt ist mein linkes Bein total im Sack… Nach dem Frühstück trug ich mich in die Liste ein, damit ich mit in die Stadt fahren konnte. Wir vertrieben uns die Wartezeit auf das Schultaxi indem wir uns über die Shifus unterhielten. So habe ich erfahren, dass mein Shifu den Vogel von gestern umgebracht hatte. Das ganze lief dann so: Nachdem ich mit meinem heißen Wasser oben im Zimmer war, rief unser Shifu Tobias zu sich und zeigte ihn den Vogel, der offenbar nicht mehr fliegen konnte. Dann drehte er ihm den Hals ruckartig um und brach ihm so das Genick und machte eine scherzhafte Trauergeste indem er so tat als würde er sich die Tränen abwischen. Kranker Scheiß. In dem Punkt sind die Chinesen echt gestört. Genauso wie er die Hornissen in der Trainingshalle immer zu Boden schlägt und ihnen dann bei lebendigen Leib die Flügel ausreißt und Sie so weiterleben lässt. Dann habe ich noch ein paar Namen erfahren, wie die Shifus hier teilweise genannt werden. So heißt der Tai Chi-Shifu auch manchmal Legolas (wegen den Elfenohren), Yuen heißt auch Baby-Shifu (weil er so jung aussieht), dann ein andere Kung Fu-Shifu (dessen Namen ich gar nicht kenne) Shaolin-Shifu (weil er 11 Jahre im Shaolin-Kloster war) und das beste: unser Shifu heißt auch Mäuse-Shifu 😀

In der Stadt angekommen, kaufte ich mir reichlich Süßigkeiten (vielleicht sogar zu viel), eine größere Schale und einen chinesischen Löffel. Die beiden Dinge brauchte ich für meine Tütensuppe, da die Schul-Schale zu klein ist und wir keine Löffel haben. Es geht zwar auch ohne, aber so ist es bequemer.  Dann gingen wir weiter Richtung Internetcafé. Auf dem Weg machten wir Halt an einen Essensstand an der Straße, an dem es frittierte Teigtaschen mit Zucker gab. Sehr lecker und 6 Stück kosten grade mal 3 Yuan (30 Cent). Im Internetcafé benutze ich Skype, machte meine Blogeinträge, schrieb Emails und surfte schließlich noch ein wenig im Internet. Wikipedia ist aus China übrigens sehr langsam. Ich wette da wird beim Aufruf der Seiten erst einmal dick zensiert. Tobias und ich nahmen uns ein Taxi zurück zur Schule und bezahlten dafür 15 Yuan. Später sagte Jochen uns, dass 10 Yuan mehr als genug gewesen wären. Naja was soll‘s. In der Schule angekommen, stand mit ein paar anderen Chinesen ein Mönch in der Eingangshalle. Auch beim Essen habe ich ihn wieder gesehen. Er trug eine braune Mönchskutte und dazu ein hölzernes (glaube ich zumindest) Armband bestehend aus dicken Kugeln. Dann erfuhr ich noch, dass die Klimaanlage wieder kaputt sei. Die Reparatur wird wieder einige Tage bis Wochen in Anspruch nehmen… ich glaub ich werde verglühen.

Das Nachmittagstraining war erst verdammt Anstrengend, da wir viele Sprünge machten (auch neue). Dabei versagten beinahe meine Sprunggelenke. So ließ nach und nach meine Kraft in den Beinen nach und ich war nicht mehr in der Lage zu springen. Aber dann war auch endlich Pause. Wir machen anschließend weiter mit Stellungen und ich hatte komischerweise keine Schmerzen mehr und sogar wieder etwas Energie. Tristian hatte sich in der Pause übergeben und setzte den restlichen Tag aus. Man sah der fertig aus. Dann gab es Powertraining. Und das nicht zu kurz. Zwischendurch kam Yan Lin in die Halle mit einem neuen Ausländer im Schlepptau. Es hieß wieder Nationalitäten rate. Ich tippte auf Belgien, doch es stellte sich heraus, dass er aus Dänemark kommt. Glücklich aber fertig machten wir uns auf dem Rückweg. Der neue heißt Christopher und ist mein neuer Zimmernachbar. Ich hatte nämlich bevor wir zur Halle gingen meinen Zimmerschlüssel auf der Treppe liegen lassen und er wurde vom Hausmeister oder jemanden anderes aus der Schule gefunden und dann wohl direkt an Christopher übergeben. Auch den Mönch sah ich wieder in der Halle spazieren gehen. Aber er fährt auch ne flotte Karre (chinesisches Modell). Mönch muss man hier wohl sein. Beim Abendessen passierte nix außergewöhnliches. Nach dem Essen gab ich meinen Shifu die 6 Yuan für einen Stab und ich durfte mir einen aus der „Waffenkammer“ aussuchen. Ich nahm einen schönen, geraden, der nicht zu dick und auch nicht zu dünn war. Danach gingen Tobias und ich zusammen nochmal in die „Waffenkammer“ und kauften uns ein paar Dinge für Zuhause. Ich kaufte mir 2x Wintertrainingsklamotten, 1x Sommertrainingsklamotten, Tai Chi-Kleidung, ein Tai Chi-Schwert und dazu Tape um es zu fixieren. Kostenpunkt für alles: 280 Yuan. Lächerlich. In Deutschland bezahlt man dafür mindestens das 10-fache. Dann war schon Trainingszeit und ich zog mich schnell um und ging herunter zum Training. Nach einer lockeren Runde laufen und anschließendes Dehnen, vollendete ich meine Form (Shao-Form heißt Sie) und begann mit meinen neuen Stab zu üben. Nur ein paar kreisende Bewegungen, aber diese gehen verdammt auch die gesamte Armmuskulatur. Morgen geht es dann sicher weiter. Mein Shifu flirtete noch mit einer jungen, chinesischen Touristin und ich ging anschließend auf mein Zimmer. Dort wartete Christopher schon und wir plauderten ein wenig. Ich erzählte ihn wie es hier so läuft und beantwortete seine Fragen. Patrick hat mir ja nicht so viel erzählt, also wollte ich das besser machen. Ist mir glaub ich auch gelungen. Morgen muss ich noch meinen Stock kürzen und dann kann ich endlich durchstarten. Hoffe ich kann morgen die Form noch…

24. Juni 2010

Donnerstag, 24.06.2010

Beinahe hätte ich wieder verschlafen. Ich schaute auf den Wecker:  Es war 5:55 Uhr. Um 6 fängt das Training an. Also so schnell es ging angezogen und runter. Die Nacht war alles andere als erholsam, denn ich fühlte mich kein bisschen regeneriert. Das Morgentraining viel mir schwer (Tobias aber auch). Das Laufen ging ja noch, aber beim dehnen merkte ich, dass meine Sehne in der linken Kniekehle immer noch schmerzte wenn ich das Bein durchstreckte. Mein möglicher Leistenbruch machte sich aber nur wenig bemerkbar. Hoffe ich bin noch mal davon gekommen. Zum Frühstück gab es wieder fettiges Fladenbrot. Ich aß ein wenig (und habe aus meinen Fehlern gelernt und es nicht übertrieben) und ging dann schnell hoch auf mein Zimmer um mich noch einen kurzen Moment aufs Bett zu legen, bevor es mit dem Vormittagstraining weiterging. Ich war völlig ausgebrannt. Beim Frühstück trank ich auch den neuen Tee. Er ist eigentlich ganz okay, aber er stinkt echt widerlich. Also die Tasse geext und dann schnell in die Tonne damit. Das mit dem Burnout ging ja schneller als gedacht. Vor dem Training pushte ich mich noch mit Vitaminen voll. Dann schlenderten wir zur Halle, den Hügel runter und begannen das Training. Müde und schwach wie ich war, endete es meistens da drin, dass mir ständig die Augen zufielen und ich mich am liebsten auf den Boden gelegt hätte. Aber ich hab nicht aufgegeben und es irgendwie durchgezogen. Nach dem wir die Kicks geübt haben (mit einen gehandicapten linken Bein) ging es an die Form. Tristian vollendetet seine Form und ich beeilte mich auch, da ich dann endlich mit dem Stick (Kampfstab/Gun/Stock) anfangen kann. Die letzten Energiereserven am verbrennen, erweiterte ich die Form um 4 neue Techniken. Danach war ich quasi Tot; aber das Training auch, denn die Glocke läutete. Noch mal Glück gehabt. Ich freute mich aufs Bett und sogar aufs Essen. Vor dem Mittagessen machte ich mir mit dem neulich gekauften Eisteepulver eine kleine Flasche voll mit Eistee fertig. Das war ne ganz schöne Sauerei, denn das Pulver fängt bei Zimmertemperatur (okay, sind auch 30 Grad) direkt an zu kleben. Und da ich keinen Trichter besaß, ging natürlich auch etwas daneben, was mir dann meine Badelatschen, Hände, Hose und die Flasche an sich verklebte. Das Pulver kann man sicher auch als Superkleber einsetzten… vielleicht klebe ich damit ja meine Adresssticker, die ich vorbereitet habe, auf die Postkarten. Mal sehen.

Zum Mittagessen gönnte ich mir ein Eis (das gleiche wie immer) und ging danach endlich schlafen. Ein Gun (Kampfstab) kostet hier übrigens 6 Yuan. Das sind gut 60 Cent. Würde gerne mal wissen aus welchen Holz die „gefertigt“ sind, denn Sie sehen aus wie lange, geschnitzte Äste und sind stabil und flexibel. Aber ich denke ich werde meinen dann hier lassen, weil er einfach zu sperrig ist um ihn zurück nach Deutschland zu nehmen. Oder ich kauf mir mehrere und schick Sie als Packet nach Deutschland. Also wenn Interesse besteht, bring ich euch auch einen mit 😉 Das gilt natürlich auch für alles andere was es hier gibt. Also meldet euch einfach wenn ihr was Bestimmtes haben wollt. Die Preise lassen es ja zu.

Das Schläfchen vor dem Nachmittagstraining war recht erholsam, so dass ich anschließend wieder (fast) voll durchstarten konnte. Wir fingen nach dem aufwärmen mit Sprüngen an und kamen schließlich zum Radschlag. Etwas fertig gingen wir dann zum Powertraining weiter. Diesmal standen Kniebeugen im Vordergrund. Erst ein paar Normale, dann sollten wir diese mit jemanden auf den Schultern ausführen (puh…) und anschließend mit einer Langhantel über den Schultern, so wie man es von den Bodybuildern aus kennt. Dann gab es noch Liegestützen, Sprints und das „Klappmesser“ (Ruckartige Sit-Ups mit ausgestreckten Armen und Beinen) dazu und dann war auch Ende im Gelände (Training + Körper ist hier gemeint). Zwischendurch regnete es kurz heftig und auf dem Rückweg gab es einen kühlen Sommerregen. Sehr angenehm. Dann stand wieder Chinesisch auf dem Programm. Übelst langweilig. Tobias und ich sitzen nebeneinander und er hat seinen Laptop mitgenommen und wir schauten Simpsons bis wir erwischt wurden. Dann fraget Sie Tobias wie denn sein Shifu heißt. Bis wir mal wussten was sie von uns wollte, denn Sie fragte auf Chinesisch (kann ja kein Englisch), war die Sache auch schon gegessen. Immerhin wussten wir eh nicht wie unser Shifu heißt. Er ist zwar als Backup-Shifu bekannt, doch ich glaube nicht, dass Sie ihn unter den Namen kennt. Die anderen Shifus heißen Tai Chi-Shifu, Sanda-Shifu, Ocean-Shifu, Yuen-Shifu und keine Ahnung wie der letzte heißt. Tobias ging es heute nicht so gut. Ich fand es irgendwie witzig wie er sich so rumquälte mit seinen Durchfall. Vor allem die Geste die er machte, um unseren Shifu zu erklären was er hat war spitze 😉 Ich konnte nicht anders und muss seit dem immer lachen wenn ich dran denke. Nach dem Unterricht (Tobias und ich redeten die restliche Zeit) habe ich mir erst einmal heißes Wasser geholt und bin dabei meinen Shifu in der Halle begegnet, der mit einem wilden Vogel rumgespielt hat. Der Vogel hatte sich auf seine Hand gesetzt und guckte ganz komisch. Dann ruf mich mein Shifu zu ihm und zeigte mir den Vogel und meinte „Beautiful“. Ich find’s echt witzig, mit wie wenig verschiedenen Wörtern man doch so viele Sachen ausdrücken und erklären vermag. Nur schwierig wird’s, wenn man versuch seinen Shifu zu fragen, ob nachts denn wieder die Klimaanlage angeschaltet wird (Tobias hat es versucht und wurde leider missverstanden. Jetzt denk unser Shifu, er hätte keine Fernbedienung dafür). Das Wasser brauchte ich jedenfalls für eine Tütensuppe, die ich mir aus Deutschland mitgenommen habe. Diese war sehr schmackhaft und ich werde mir morgen noch eine machen. Dann gab es Abendessen und ich aß noch 2 Dampfbrötchen und eine Schale Reissuppe. Dazu kaufte ich mir wieder eine Cola und versuchte mich noch etwas zu entspannen bevor das Abendtraining losging. Leider klappte es nicht, denn ich konnte weder liegen, noch sitzen, noch stehen. Übersetzung: Ich war wieder kaputt wie sau. Dann ging es aber schon los und ich lief meine Runden. Dann ging es schon wieder halbwegs. Wir stretchten uns ein wenig, übten Stellungen (Gum-Bu, Ma-Bu, Go-Bu), machten die „Flattermann-Übung“, zogen ein paar Bahnen mit einer Stellungskombination und üben zum Schluss unsere Form. Ich erweiterte Sie um 2 Techniken und kann nun genau 39 Bewegungen der Form. Die Form ist bei etwa 50 Bewegungen fertig. Mein Shifu meinte zu mir, dass er mir morgen die Restlichen Bewegungen beibringt und es dann mit dem Stock weitergeht. Geile Sache. Tristian hat noch nicht viel mit dem Stock gemacht; ich habe also noch quasi gar keinen Rückstand. Ich duschte wieder Kalt und legte mich dann zum ausruhen ins Bett (Berichte schreiben, Film gucken, etc.). Morgen ist der sogenannte Waschtag, an den es wieder in die kleine Stadt geht. Ich glaube demnächst gehe ich nicht mit in die kleine Stadt und nutze die Zeit lieber zum ausruhen (=schlafen). Ich hab es echt mal nötig so nen halben bis ganzen Tag Schlaf nachzuholen. Morgen früh geht’s wieder den Berg rauf… also Nacht!

23. Juni 2010

Mittwoch, 23.06.2010

Um 4:20 Uhr stand Patrick auf, packte seinen letzten Kram zusammen und machte sich zur Abreise fertig. Ich blieb liegen und schlief noch ein wenig, da ich ja Training hatte. Patricks Shifu, der Sanda-Shifu kam auch noch hinein um nach Ihn zu sehen. Dann sagte er „Mach‘s gut“ und ging. Ging ja ganz schön flott. Ich hatte noch knapp 1 ½ Stunden zu schlafen, bevor das Training los ging. Ich schlief also noch ein Weilchen und dann ging es runter. Beim Training passierte nix besonderes, dass ich hier jetzt beschreiben müsste. Also weiter im Programm. Nach dem Training ging ich kurz aufs Zimmer, wusch mich und dann war schon fast Frühstückszeit. Vorher räumte ich groben Dreck zusammen und ging dann auch runter zum Speisesaal. Diesmal war kein Patrick mehr am Tisch. Nach dem Frühstück (Dampfbrötchen und meinen Tee) räumte ich noch etwas Müll zusammen und schaute nach, was er mir jetzt alles „vererbt“ hatte. Seine Waschschüssel, einen Kampfstab (chin. Gun), ein paar alte Handtücher und alte Trainingskleidung, seine Winterschuluniform, eine Schere, Müslipackung vom vorherigen Zimmerkollegen, Waschmittel, ein Stück Kernseife, einen alten Putzlappen, mehrere Stifte, einen Reisewecker mit chinesischer Uhrzeitansage, einen Reiseadapter, eine Flasche chinesisches Bier, eine angebrochene Packung Duschgel und last but not least: sehr viel Müll. Beim Vormittagstraining in der Halle übten wir Kicks. In der Pause übten Tobias und ich ein paar Taekwondo-Techniken und ein wenig Akrobatik. Nach der Pause ging es dann mit Akrobatik und unser Form weiter. Zum Schluss gab es noch Powertraining, bestehend aus 100 Sit-Ups, 100 von der Gegenübung der Sit-Ups (mir ist kein Name bekannt), 50 Push-Ups und dann noch jeweils 50 Übungen für die linke Seite und rechte Seite der Bauchmuskulatur. Erwähnenswert ist noch, dass wir auf dem Hinweg eine schäbige Leiter tragen durften. Es wurden nämlich Plastikpflanzen an den Säulen befestigt, damit es nicht so trist und farblos aussieht. Zudem war heute echt eine Plage an den komischen Hornissen in der Halle. Normal erledigt davon JEDER am Tag 2 bis 3 Stück. Heute waren es eher 8 bis 10, so viele waren heute da. Eine davon hat mich durch die Hose in den Oberschenkel gebissen. Das tat ganz schön weh. Nach dem Mittagessen (wie immer Reis) begann ich mit der Grundreinigung meines Zimmers. Erst entsorgte ich die ganzen Mülltüten, die ich zusammengesucht hatte und brachte Sie nach draußen. Man wirft hier in China seinen Müll nicht in Container oder große Mülleimer, sondern in kleine, gemauerte Viereckte einfach auf die Straße. Keine Ahnung wie das Zeug da wegkommt. Dann jedenfalls schnappte ich mir ein altes Handtuch von Patrick, machte es Nass und wischte erst einmal alles gründlich ab. Zum Schluss kam auch das Badezimmer dran. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es wieder so sauber bekomme wie es jetzt ist. Dann trocknete ich die ganzen nassen Flächen mit einem anderen alten Handtuch (Nach der Reinigung des Badezimmers mit dem Tuch, habe ich es besser weggeschmissen). Dann packte ich den Hygienereiniger aus den Notfallpacket aus und sprühte das gesamte Bad damit ein. Ich atmete dabei die Dämpfe ein und musste eine ganze Weile husten. Nach kurzer Einwirkzeit, die ich mit weiteren Müll rausbringen verbrachte, putzte ich alles noch mal ab und räumte dann anschließend alles wieder an Ort und Stelle bzw. so wie es mir am besten gefiel. Dann wusch ich mir gründlich die Hände (mit Desinfizieren), da ich selten so einen Süff wegmachen musste. Den Rest der Zeit ruhte ich mich aus, denn die Reinigung hat schließlich fast 1 ½ Stunden gedauert. Zum Nachmittagstraining stand heute Sanda auf dem Programm. Das Gute an Sanda ist, dass man sich intensiv dehnt. Find ich gut. So mach ich auch vielleicht mal Fortschritte bei der Beweglichkeit. Im Moment habe ich nämlich das Gefühl ich werde immer steifer. Nachteil an der ganzen Gesichte war, dass ich mir dabei wohl eine Sehne überdehnt habe. Das merk ich immer noch. Dann in der Pause, machte ich ein wenig Akrobatik und zog mir eventuell dabei einen Leistenbruch zu. Jedenfalls hatte ich nach einer verpatzten Landung aus dem Handstand starke Schmerzen in der Leistengegend und ich konnte mein linkes Bein nicht mehr über Hüfthohe heben. Habe es darauf hin etwas geschont (so gut es ging) und werde mal morgen schauen ob es besser ist. Die Restliche Zeit bestand aus Kicks (nicht gut mit dem Bein), Hüpfbewegungen und Boxen am Boxsack. Beim Sanda-Shifu müssen wir auf dem Weg zur Halle und zurück immer hintereinander laufen. Das ist echt nervig. Dann, zurück an der Schule angelangt, gab’s dann ne „tolle“ Überraschung: Weil es ja so warm ist, wird jetzt auch noch jeden Abend trainiert. Wo ist da bitte die Logik? Dafür soll wohl das  Nachmittagstraining etwas lockerer von statten gehen. Und ich hatte mich auf einen entspannten Abend gefreut… Also Abendessen und dann wieder Training. Das Abendtraining ist ja immer recht locker, doch laufen und stretchen steht sowieso immer auf dem Programm. Müde drehte ich meine Runden und dann übten wir nach den Grundstellungen unsere Form. Wir sollen Sie ja schnell vollenden, damit wir mit dem Stick / Kampfstab / Gun weitermachen können. Tristian, mein französischer Kollege, fängt morgen schon an. Bei mir wird es wohl ab Freitag was werden können. Tristian ist nämlich grad mal 3 Tage länger hier als ich. Wir sind also fast auf einem Level. Tobias hat sich erfolgreich vor dem Training gedrückt, denn er ist Krank und hat auch wohl kein Bock auf so viel Training. Danach duschte ich erst einmal ne Runde und dann schrieb ich meinen Tagesbericht und dann war auch schon Bettzeit. In Zukunft, hab ich wohl noch weniger Freizeit… Abendtraining sei Dank! Aber ich bin ja auch hier her gekommen um zu Trainieren, also stört es mich auch nicht wirklich. Bin mal gespannt wie lang es dauert, bis ich meinem nächsten Burnout bekomme. Meinen Weisheitszähnen geht es schon wieder „etwas“ besser. Dafür plagten mich heute Morgen Halsschmerzen. Sind noch nicht ganz weg, ist aber auch schon wieder besser geworden. Mücken sehe ich auch immer weniger im Zimmer. Ach ja: Heute Abend habe ich von Jochen ein bisschen von einer anderen Teesorte bekommen. Bananenblatttee oder so. Morgen mal probieren. Riechen tut er ekelig…