Zum Inhalt springen


Chinablog

- Meine Reise nach China -

Dienstag, 27.07.2010

Müde wie ich war lies ich das Frühstück ausfallen und schlief daher bis um 7:45 Uhr. Halbwegs ausgeschlafen stand ich dann aber doch schließlich auf um ein paar Bilder rauszusuchen, die ich heute im Internetcafé hochladen werde. Christopher schlief noch ein wenig länger. Ich machte mich danach so schnell wie Möglich fertig, indem ich mein Rucksack packte (diesmal nur das nötigste) und mir die Zähne putzte. Dann schnell runter, die 20 Yuan fürs Taxi bezahlt und mein Shifu gesagt, dass ich morgen wahrscheinlich wieder trainieren werde. Heute ging‘s mir nämlich wieder ein bisschen besser als gestern. Außerdem halt ich es nicht mehr länger auf dem Zimmer aus. Soooo langweilig. Dazu kommt, dass ich jetzt richtig Bock aufs Training habe. Wenig später stiegen wir dann in eines der Taxen ein. Max wurde noch vom alten Vater der Inderjungen angemault, da er ihnen wohl irgendwie „Befehle“ erteilt hat, dass Sie sich woanders hinsetzen sollten. Keine Ahnung. Wenn er seine Kinder nicht selber erziehen kann, dann soll es doch jemand anders machen. Große Worte und nichts dahinter. Dann ging es los. Eine halbe Stunde später kamen wir in Jiaozou an und wir (Christopher und ich) fuhren direkt mit dem ersten Taxi weiter Richtung Mc Donalds. Foto sei Dank… das wär sonst jedes Mal ein Akt zu erklären wo man hin will. So ist es schön einfach; hat bisher doch immer geklappt. Bei Mc Donalds bestellten wir uns erst mal als erste Ausländer heute was und sahen draußen noch die Inderkinder mit Papa vorbeilaufen. Dann gingen wir auf dem Weg zum Internetcafé an einem Mc Donalds-Eisladen an einer Ecke vorbei, wo man nur Eis kaufen konnte. Und zwar nur von der Straße aus. Die Bedienung nahm unsere Bestellung auf, indem Sie laut in das Mikrophon sprach und Ihre Stimme in der ganzen Gegend laut zu hören war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es die anderen Leute hier interessiert was gerade bestellt wird. War schon ein seltsamer Augenblick. Im Gegensatz zum richtigen Mc Donalds, bekam man hier sogar Mc Flurry. Wenn man sich 2 davon bestellte, bezahlt man dafür nur 13,5 Yuan anstatt 9 Yuan für einen. So gab ich Christopher ein Eis aus und wir gingen weiter. Im Internetcafé angekommen bezahlte ich 10 Yuan um mein „Surfkonto“ wiederaufzuladen und setzte mich an einem freien PC nahe der Klimaanlage. Ich lud dann anschließend ein paar Bilder hoch, machte meine Blogeinträge, machte es wie ET (nach Hause telefonieren), checkte Emails und erkundigte mich für Christopher ein wenig über Thailand. Die Informationen vom Auswärtigen Amt sollten ihn nicht so erfreuen… muss ja echt schlimm da zugehen. Max, der wenig später nachkam uns sich zwischen uns beide setzte gab mir noch das Video der Inderkinder, wie Sie gegeneinander kämpften und gegen kurz vor 2 verließen Christopher und ich das Cafe um Pizza essen zu gehen. Diesmal etwas eher, da wir anschließend noch in Ruhe shoppen wollten. Wir gingen zu Fuß dort hin, da der Weg nicht besonders weit war. Auf dem Weg lag eine Filiale der Bank of China und Christopher holte sein Geld ab, um die Schule für den nächsten Monat bezahlen zu können. Ich probierte bei der Gelegenheit meine normale EC-Karte am Automaten aus, der Sie nicht mehr hergeben wollte. Entweder hatte ich den falschen Pin eingegeben oder der Automat konnte nicht mit meiner Karte umgehen. Ich hoffe und vermute letzteres. Denn als ich nach der ersten falschen Pin-Eingabe meine Karte wiederhaben wollte, verlangte der Kasten von mir den Pin einzugeben. Was anderes gab es nicht zur Auswahl. Auch rumdrücken auf alle möglichen Knöpfe half nicht. So war ich gezwungen den Pin einige Male falsch (oder richtig?) einzugeben und erhielt dann meine Karte mit einem Beleg in Chinesisch wieder. Wehe die ist jetzt gesperrt… aber eingezogen wurde Sie schon mal nicht. Dann gingen wir weiter zum Pizzaladen. Wie immer wurden wir freundlich Empfangen und hochgebeten. Die Kellerinnen servierten uns Tee (im Preis inklusive) und wir bestellten Pizza. Christopher, das Ekel, bestellte sich dazu noch eine Portion Schnecken. Ich traute meinen Ohren nicht. Er hat Sie bereits zuvor in Frankreich gegessen und meinte Sie schmecken gut und er hoffe, dass Sie hier auch so schmecken würden. Ich hielt das erst für einen Scherz, aber dann wurde mir auch klar, dass er es ernst meinte. Die Kellnerin grinste die ganze Zeit, als sie mitbekam, dass ich total entsetzt über die Schnecken war. Nach kurzer Wartezeit kam dann auch der „erste Gang“ … die Schnecken. Sie stanken widerlich, aber Christopher lies sie sich schmecken und versuchte mich die ganze Zeit zu überreden auch eine zu probieren. Als er die Ungetüme dann verschlungen hatte (die in Frankreich waren wohl besser, aber er lies sie sich trotzdem gut schmecken) kam dann auch schon die Pizza. Diesmal hat man uns endlich richtig verstanden und wir bekamen beide, was wir bestellt hatten. Die 12 Inch Pizza, war schnell weggefuttert und wir bekamen Besuch von 2 anderen Ausländern aus der Schule. Dann bestellten wir noch jeweils eine Pizza zum mitnehmen (10 Inch) und Christopher ließ sich seine Reste zusätzlich einpacken. Das Ganze war nicht so einfach wie hier beschrieben… aber mit Mühe und Not und viel Fantasie bei der Zeichensprache sowie ein paar Wörtern aus dem Sprachführer gelang es uns dann doch schließlich. Ach ja! Zudem bestellten wir uns eine Cola. Nach 5 Minuten servierte uns dann eine ständig verlegen-grinsende Kellnerin die 2 Colas, die mit Strohhalmen versehen waren und die ganze Zeit drohten aus der Flüssigkeit zu springen. Nett wie wir waren, nahmen wir Ihr die Getränke ab und bedankten uns. Das ist immer ein Abenteuer hier… Wir bezahlten für alles 210 Yuan (zusammen) und gingen mit Pizza im Gepäck weiter und suchten ein Taxi, das uns zum Supermarkt fahren konnte. Nach dem uns bestimmt 15 volle Taxen passiert hatten, fanden wir schließlich ein leeres, dass uns für 5 Yuan zum Supermarkt fuhr. Das Yuan-Symbol sieht übrigens dem japanischen Yen-Symbol seeeeehr ähnlich, ist vielleicht sogar identisch. Die Chinesen sind echt voll die Kopierer. Alles wird kopiert, anstatt selbst zu erfinden. Als wir auf die Uhr schauten, stellten wir fest, dass wir grad mal 15 Minuten zum Einkaufen hatten. Haben wir echt so lange im Pizza-Restaurant gebraucht? Scheinbar schon. Denn wir haben das Internetcafé pünktlich verlassen. Jedenfalls mussten wir uns eigentlich wieder beeilen, da ja um 16 Uhr Abfahrt ist. Aber wir ließen uns ein wenig Zeit, da wir noch andere Ausländer gemütlich beim durch schlendern des Supermarktes sahen. Unser erster Halt war im 1. Stockwerk, wo wir uns nach einen Tauchsieder (zum Wasser kochen) umsahen. Leider erfolglos. Auch Max, der hier letzte Woche einen gesehen haben soll, fand ihn nicht wieder (wir trafen ihn hier). Aber Christopher kaufte sich auf meinen Wunsch (?) hin einen Haar-Rasierer für 128 Yuan. Auch er will sich bald wieder die Haare abrasieren. So sind wir nicht mit auf den Rasierer von Francois abhängig. Vorbei an Nunchackos aus dem Sportsregal (Schade, dass Sie in Deutschland verboten sind) gingen wir dann ein Stockwerk höher um uns mit Lebensmitteln einzudecken. Ich kaufte mir 3 Äpfel und TOASTBROT!!! Dann kaufte ich noch einen Beutel mit Brot, das aussah, als sei es das gebackene Brot von den Straßenständen aus der kleinen Stadt. Dann fanden wir noch echte Chips. Nämlich Pringels, die man ja auch aus Deutschland kennt. 14 Yuan die Packung… Wir kauften uns jeder eine und dazu noch 2 billige, chinesische Kopien zum halben Preis. Christopher kaufte sich noch einen 2,5 Liter-Eimer Orangensaft, den ich aber auch mitbenutzen durfte. In der Import-Abteilung des Supermarktes kauften wir uns das einzige, was wirklich importiert wurde (der Rest war 100%ig chinesischen Ursprungs): Mentos. Für mich gab es die bunte Packung und für Christopher die normale Version. Dann gingen wir ins Erdgeschoss um zu bezahlen. Hier fanden sich wieder ein paar schöne Hemden, die uns angrinsten. Ich zeigte Christopher welche Hemden ich mir beim letzten Mal gekauft hatte und er kaufte sich auch eins. Ich konnte auch nicht widerstehen und kaufte mir diesmal ein einfarbiges nach chinesischem Schnittmuster. Sehr schön. Mit den Hemd-Verkäuferinnen gingen wir zur Kasse, die wohl die Preise übermittelten. Wir legten alles auf nicht vorhandene Band und bezahlten ca. 200 Yuan für alles (mit Ausnahme der Hemden, die waren Extra abgerechnet worden). Wir holten schnell unsere Rucksäcke und gingen zum letzten Schultaxi, das schon halb besetzt auf uns wartete. Nach 30 Minuten waren wir wieder an der Schule und packten unsere Taschen aus. Es war fürchterlich warm auf dem Zimmer und wir hofften, dass sie bald die Klimaanlage einschalten würden. Ich brachte den Müll raus und traf meinen Shifu, der mich nur angrinste, als er mich sah. Christopher unterhielt sich mit der Dänin im Flur und Christian und Harry kamen auch bald dazu. Ich stellte mich auch dazu und erfuhr, dass die beiden Männer heute in Yuntaishan, dem Gebirge hier waren. So wie ich es erfahren habe, habe ich auf meiner Gebirgstour vor ein paar Wochen noch bei weitem nicht alles gesehen, da man sogar Eintritt bezahlen muss, was wir beim letzten Mal nicht getan haben. Die beiden wollen wahrscheinlich nächste Woche nochmal und ich denke Christopher und ich werden dann wohl mitkommen und einmal aufs Internetcafé und Pizza verzichten. Christian hat oben nämlich wohl ein Huhn mit allem gegessen (in einer Suppe). Mhhhh… da wird man ja richtig neidisch…

Ich setzte mich noch ein wenig runter in die Eingangshalle und hoffe Jin Da Bao beim Spielen filmen zu können, doch leider war Jin Da Bao auf sein Zimmer wie sich später herausstellte. Dafür kam der kleine Chinese mit den kranken Blick auf mich zu und versuchte mir meine Badelatschen zu klauen. Ein einfaches „Bu Hao“ (=nicht gut) reichte wie sonst nicht aus um ihn zu stoppen. Dann fing er an mir in den Zeh zu kneifen und guckte mich dabei mit seinen Psycho-Blick an. Dann versuchte er mich die ganze Zeit zu küssen. Nur mit Mühe gelang es mir ihn vom Hals zu halten, da er es echt drauf anlegte mich mit seinen sabbernden Lippen zu berühren. Als er dann scheinbar aufgab, ließ er Spucke aus seinen Lippen hervorquollen, streifte es mit den Fingern ab, und warf es nach mit. Frechheit. Dann reichte es mir und ich rannte ihn ein paar Schritte hinterher und überlegte ihn in den Arsch zu treten für seinen Frevel. Dann hatte ich aber plötzlich keinen Bock mehr und ging einfach aufs Zimmer hoch, wo wenig später 2 kleine, bewaffnete Chinesen (Nunchako und Teleskop-Schwert) ins Zimmer kamen um sich die Fernbedienung der Klimaanlage auszuleihen. Er Nunchako-Chinese brachte Sie anschließend wieder und war ganz verrückt nach Christophers Laptop, der zusammengeklappt auf dem Tisch stand. Diesmal reichte mein „Bu Hao“ aus um ihn zu vertreiben. Auf dem Weg zur Tür, grabschte er noch unser Toastbrot an und verließ dann endlich das Zimmer. Nenenene. Zum Abendessen gingen wir runter. Ich hatte mein neues Hemd angezogen und wurde sogleich angesprochen wo ich es gekauft habe. Sieht ja auch schön aus. Ich aß 2 „Shit bread“, wie Christopher es gerne ausdrückt und er nichts. Dann ging es wieder hoch und er aß seine restliche Pizza. Ich war immer noch gesättigt und brauchte nichts. Da fällt mir gerade ein: In Dänemark kennt man keine Apfelschorle. Christopher war von der Idee Wasser in Apfelsaft zu schütten, um ihn dünner zu machen schockiert und angewidert, als ich ihn davon erzählte. Auch Waldmeister-Geschmack scheint man dort nicht zu kennen. Trauriges Dänemark…

Beim Meeting fragte mich (wie vermutet) mein Shifu auf das Hemd an. Er wollte wissen wie viel ich dafür bezahlt hatte (wie vor ein paar Wochen bei  Tobias). Die Antwort, dass ich 85 Yuan dafür geblecht hatte, lies ihn nur den Kopf schütteln und er meinte dann dass es im Shaolin-Tempel nur 40 gekostet hätte. Ja ja, das glaub ich nicht. Denn wie es der Zufall so will, habe ich mir solche Hemden auch im Tempel gekauft. FÜR 80 DAS STÜCK. Wenn man kein Chinese ist, zahlt man immer mehr. Möglicherweise hätte er es für 40 kaufen können. Ein Ausländer aber sicher nicht.

Max zeigte unseren Shifu noch ein Bild, von einem toten Krebs, den er im Zimmer gefunden hatte. Wirklich widerlich. Ich will gar nicht wissen wo der her kommt. Christopher erzählte mir später, dass er nach dem Meeting noch mit unserem auf Max sein Zimmer war. Unser Shifu, der übrigens Xie Tung heißt, nahm ihn dort mit ungläubiger Miene in die Hand, begutachtete ihn mit scharfen Blick, brach ihn auf (er war schwarz von innen, also schon länger tot), roch daran und hielt ihn vor Christophers Nase, der ängstlich zurückwich. Das löste natürlich wieder ein komisches Lachen bei unserem Shifu aus und er machte immer wieder die Geste ihn essen zu wollen. Ich hoffe das hat er nicht getan… Oo

Beim letzten Meeting kam unser Shifu zu spät. Er entschuldigte sich und der Inderjunge meinte 10 Stunden Ma-Bu zur Strafe. Die Eltern unseres Shifus, die daneben standen, fingen laut an zu lachen und dann wurde abgegrüßt. Auf dem Zimmer schrieb ich meinen Tagesbericht und legte mich dann endlich ins Bett. Denn morgen beginnt für mich wieder das Training.


Info:
Dienstag, 27.07.2010
Erstellt:
27. Juli 2010
Kategorien:
China
Trackback:
Trackback URI

Keine Kommentare

No comments yet.

Kommentar-RSS: RSS feed for comments on this post.


Leave a comment