Zum Inhalt springen


Chinablog

- Meine Reise nach China -

Donnerstag, 22.07.2010

10 Minuten nach dem Klingeln wache ich gemeinsam mit Christopher auf. Wir haben beide die Klingel überhört und einfach weiter geschlafen. Doch unser Rhythmus machte uns dann schließlich doch wach. Wir beeilten uns (ich zumindest) und gingen runter. Unser Shifu hat aber wohl noch nicht so lange auf uns gewartet, weswegen es auch keinen bösen Blick gab. Der Inderjunge hatte seinen Stock wiedergefunden und nach dem Morgentraining übrigens direkt wieder verloren. Beim Morgentraining haben wir heute nicht viel gemacht.  Nach dem warmlaufen und dem anschließenden Dehnen, wurde nämlich ein großes Gruppenfoto mit allen Schülern (Ausländer und Chinsen) sowie den Shifus und sonstigem Personal gemacht. Grund war die Schweizer „Familie“, die in Wirklichkeit nur zum Teil eine Familie ist. Es ist nämlich eine Familie und ein paar Mitglieder einer Kampfkunstschule aus der Schweiz bei Wattwil. Der Fotograf schoss nachdem wir uns gut eine halbe Stunde lang aufgestellt hatten ein paar Fotos und dann ging es ab aufs Zimmer. Nachdem was Yan Lin gesagt hat, können wir alle das Foto bekommen. Bin ja mal gespannt. Da der Koch auch mit auf dem Foto musste, gab es heute später Frühstück. Zur regulären Frühstückszeit um 7:10 Uhr trafen wir Yuen im Flur, der meinte, dass es heute das Frühstück 20 Minuten später gibt. Also wieder aufs Zimmer und in der Zeit habe ich mir die Shaolin-Performance-CD, die Christian am Montag für 10 Yuan gekauft hat, mit Christophers Unterstützung auf meine SD-Karte gezogen. Das Video hat zwar eine schlechte Qualität, ist aber trotzdem sehenswert. Dann war Zimmerkontrolle. Wir hatten es voll verpennt und räumten schnell das gröbste auf. Auch die Flaschen landeten im Flaschenraum. Ein paar Sekunden vor der Kontrolle mit den andern Shifu schaute unser Shifu in unser Zimmer und sein Gesichtsausdruck war dabei etwas erschrocken. Wir haben zwar nicht das ordentlichste Zimmer, doch unordentlich kann man es auch nicht nennen. Die Shifus gingen kurz durch und bemängelten den Staub, der sich wieder angesammelt hatte, ohne dabei ein Wort zu sagen. Dann war Zeit fürs Training. Total müde und ausgelaugt ging ich runter und setzte mich auf die Stufe vor der Tür und wartete darauf, dass wir losgingen. So müde war ich echt seit langem nicht mehr. Ich war kurz davor mich auf dem dreckigen Boden zu legen. Jedenfalls fühlte ich mich, als hätte ich 3 Tage nicht geschlafen. In der Halle fingen wir dann mir warmlaufen und dehnen an, wie sonst auch. Bei den Grundstellungen habe ich dann aufgehört, weil ich mich vor Müdigkeit nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Ich durfte mich hinsetzen, was mir aber sehr schnell zu anstrengend wurde. Also legte ich mich auf den Teppich und machte die Augen zu. Christopher setzte kurz darauf auch aus. Vermutlich wegen seinem kaputten Handgelenk. Nachdem mir mein Shifu auf den Rücken stieg meinte er dann auch „Class over“, also Trainingsende. Das hieß für uns, wir hatten eine gute Stunde Pause, bis es mit der nächsten Einheit weiterging. Genau die Pause brauchte ich. Ich ruhte mich weiter aus und stretchte mich dann mit Christian und Max. Das Dehnen bestand daraus, dass sich jeder ein Bein packt und es runter drückt (Seitspagat). Es tut zwar weh, aber effektiver geht es in der kurzen Zeit nicht. Ich kam erstaunlicherweise weiter runter als ich je gedacht hätte. Bin scheinbar doch nicht so ungelenkig in der Hüfte. Dann ging irgendwann das Training weiter. Ich war nicht mehr ganz so ausgebrannt wie zu vor und konnte wieder normal, wenn auch langsam, laufen. Dann ging es an den Stock und wir übten wieder Basics und Form. Das Ganze war etwas langweilig für mich, da ich gerne meine Form erweitern möchte, ich aber nur wiederholen ohne Ende sollte.  Dann gab es eine kurze Pause und dann die Shao-Form (ohne Gun). Schließlich folgten noch 200 Sit-Ups und das Training war überstanden. Ich brauchte jetzt mein Bett. Nachdem wir auf dem Zimmer waren, klopfte es an der Tür und der Inderjunge mit Vater stand davor. Sein Vater wollte sich nach Christopfers Handgelenk erkundigen. Er ist Doktor in Biologie und hat ein paar nützliche medizinische Grundkenntnisse. Er empfahl Christopher meine Pferdesalbe und sich das Handgelenk zu bandagieren und fortan nicht mehr zu benutzen, bis eine Besserung in Kraft tritt. Genau das gleiche habe ich Christopher aber auch schon vorher gesagt. Ich rieb sein Handgelenk mit der Salbe ein und band eine Kompresse drum herum (hatte keine Bandage). Fürs erste sollte es reichen. Im Shop kaufte sich Christopher noch eine Bandage und die Sache war erst mal erledigt. Zum Mittagessen gab‘s wieder Reis (mit Ketchup). Da der Ketchup aber schon fast leer ist, hoffe ich mal, dass wir den morgen in Fangshuan (?) kaufen können. Ich kaufte einen neuen Wasserkanister und ging aufs Zimmer, wo ich endlich meine Ruhe fand. Gegen halb 3 klopfte Max noch an der Tür. Wir wollten meine Treiber für den USB-Anschluss meines Netbooks per Bluetooth von meinen USB-Stick, auf mein Netbook übertragen. Wir gingen dazu in den Computerraum. Max ging vor und machte die Tür hinter sich zu, so dass ich nicht sah in welchen Raum er ging. Alle Türen hatten eine Zimmernummer und da ich nicht so oft im Computerraum bin, wusste ich nicht gleich welche Tür ich nehmen sollte. Ich versuchte eine Tür und war auf einmal im Zimmer von zwei Frauen. Ich hörte nur eine wütende Stimme fragen „Who is coming in?“ und begann mich rasch und leise direkt wieder raus, als ich meinen Fehler bemerkte. Beim zweiten Versuch klappte es dann und ich war im Computerraum. Der Inderjunge und sein Bruder wollten mich mit den Worten „There is no Internet“ raus zerren. Ich riss mich aber los und ging zu Max und wir übertrugen die Treiber erfolgreich auf mein Netbook. Nach der Installation klappte es aber leider trotzdem nicht, so dass ich jetzt mit Gewissheit sagen kann, dass es nicht an den Treibern liegt, sondern an der Hardware. Dann ging ich wieder auf mein Zimmer und ruhte mich noch kurz vor dem Training aus. Beim Meeting erschien unser Shifu heute zur Abwechslung mal nicht und der Shaolin-Shifu meinte, dass er krank sei und wir mit ihm gehen sollten. Gesagt, getan. Nach dem warm laufen gingen wir mit unseren Stöckern nach draußen um dort unser Können zu verbessern. Keine 10 Minuten später kam unser Shifu mit frommer Miene angerannt und konnte es kaum abwarten uns was beizubringen. Wir gingen die Basics durch und kamen dann zur Form. Ich konnte meine Form wieder um eine neue Technik erweitern und habe damit 25 von 55 Bewegungen (habe in einem Video nachgeguckt). Aber ich denke der Schwierigkeitsgrad erhöht sich mit der Dauer der Form. Aber ich denke auch, dass ich Ende des Monats die Form gelernt haben werde. In einer kurzen Verschnaufpause, ging ich zu Christopher, dessen Finger drohte abgeklemmt zu werden, da die neu erworbene Bandage aus dem Shop seinem Finger das Blut abschnitt. Er löste es und musste daraufhin erst mal pausieren. Zumal ein kaputtes Handgelenk und der Stock sich nicht besonders gut vertragen. Mein Shifu sagte mir, dass er Schmerzen in der Daumengegend hat und fragte nach dem „Wundermittel“ (Eisspray). Mit Freude sprühte ich drauf los und seine Reaktion war etwa so: „Woooooow, gooooood“. Es macht Spaß anderen Leuten zu helfen 😀

Danach zeigte er mir seine mit Schwielen übersäten Hände. Er meint das kommt vom Dao (Säbel), da der Griff sehr scharfkantig ist. Dann war auch kurz darauf Ende und wir gingen mit dem Sanda-Shifu und seiner Gruppe zurück zur Schule. Wie immer meinte er beim Meeting, als wir oben angekommen sind, dass wir zum Chinesischunterricht gehen sollten. Max meinte aus Spaß „Sleep“ und der Sanda-Shifu verdeutlichte uns, dass er nach uns schauen wird… Ohje. Als es dann so weit war, versteckten Christopher und ich uns auf dem Zimmer und hörten ständig den Sanda-Shifu schreien und hin und her laufen. Sehr aufregend, aber es passierte nix weiter. Nicht mal geklopft hat er. Trotzdem verhielten wir uns so still wie möglich. Beim Essen nervte uns der Inderjunge, indem er sich immer zu an unseren Tisch setzen wollte. Sein Gelaber nervt einfach, so dass wir bei erster Gelegenheit seine Schüssel und seine Packung Fertignudelsuppe auf einen anderen Tisch gestellt hatten. Auch sein Stuhl stellten wir beiseite, doch das hielt ihn nicht auf, so dass wir zu härteren Mitteln greifen mussten. Wir versteckten seinen Kram unterm Tisch und er suchte die ganze Zeit danach, bis er es endlich fand. Gott sei Dank holte er sich dann heißes Wasser für seine Suppe und brauchte dafür die ganze Zeit, in der wir aßen. Das Abendtraining begann und Christopher und ich liefen ein paar schnelle Runden, bevor uns unser Shifu zu sich rief zum Stretchen. Danach ging es ohne zu zögern an den Gun. Ich schwang ein wenig den Stab und übte ein paar Mal meine Form. Dann lies ich das Training mit weiteren Stabgeschwinge ausklingen. Da man um die Uhrzeit eh nichts mehr sieht, macht es auch ohnehin nicht viel Sinn etwas anderes zu machen. Nach dem Duschen war dann auch Schlafenzeit angesagt. Endlich…

Christophers Handgelenk tut immer noch sehr weh. Aber viel kann man da ja nicht machen. Morgen geht es zunächst den Berg rauf und danach in die Stadt Fengshaun (ich werde versuchen morgen nachzuschauen wie es denn nun wirklich heißt). Freu mich irgendwie schon ein wenig (auf beides).


Info:
Donnerstag, 22.07.2010
Erstellt:
22. Juli 2010
Kategorien:
China
Trackback:
Trackback URI

Keine Kommentare

No comments yet.

Kommentar-RSS: RSS feed for comments on this post.


Leave a comment