Mit der Klingel steh ich auf und machte mich müde bereit für das Training. Christopher war irgendwie schlecht drauf und verschanzte sich auf der Toilette. So ich ging alleine runter und mein Shifu kam mir schon entgegen um uns aus den Zimmern zu holen. Als er mich sah, drehte er aber wieder um. Dann schickte er mich Max und Christopher holen. Ich klopfte zunächst an Max Tür und dann an meiner eigenen. Wenig später kam dann Max und wir begannen mit den Kindern zu laufen. Mit müden Beinen legten wir los und wurden mit der Zeit immer schneller. Nachdem wir dann fertig waren mit laufen ging es an die Stellungen. Die dicken Kinder durften wieder Extrarunden drehen und wurden, weil Sie zu langsam waren bestraft, indem Sie nun Frog-Jumps (tiefe Sprünge) machen durften. Da Sie das aber auch nicht so toll hinbekamen durften Sie nun eine ganze Weile in der Reiterstellung (Ma-Bu) verharren. Mit Stock auf den Beinen. Als unser Shifu sah, dass sie den Stock festhielten rastete er aus und kickte den ältesten der Jungen gegen die Brust, der daraufhin zurücktaumelte. Das ganze wiederholte sich ein paar Mal, da die Kinder einfach zu schwach waren noch weitere solcher Übungen zu machen. Während die Kinder die Form übten, durften wir dann zum Gun übergehen. Nach ein paar Übungen damit, zeigte uns unser Shifu noch eine neue Bewegung der Stockform, die wir verinnerlichten sollten. Unser Shifu hatte wirklich schlechte Laune auf die Kinder. Zu uns war er aber gewohnt nett. Nach dem Training war wieder eine Dusche nötig. Außerdem war nach dem Frühstück aufräumen angesagt, da Zimmerkontrolle bevor stand. Dazu kaufte ich mir beim Frühstück ein kleines Handtuch für 15 Yuan (TEUER) im Shop um damit Staub zu wischen. So brachten wir die leeren Flaschen sowie den Müll raus, machten unsere Betten nach der chinesischen Methode und wischten Staub. Dann war unser Zimmer wieder blitzeblank. Also die Shifus dann in unser Zimmer kamen, gab es einen Daumen hoch vom Second Headmaster. Zudem wurde heute eine Flagge mit der Aufschrift „Flow Flag“ an das sauberste Zimmer verteilt. Unser Zimmer war dafür wohl nicht sauber genug. Und das obwohl wir uns so viel Mühe gegeben haben 🙁
Die Flagge ging an das Zimmer von Francois und Jochen. Dann stand das Vormittagstraining an. Christopher und ich überlegten uns einen Tag in der Woche frei zu nehmen um das Yuntai-Gebirge zu sehen. Denn nach dem was Christian, Harry und Roland sagten, gibt es dort tatsächlich Affen, Wasserfälle, Restaurants, Tempel und vieles mehr. Ich habe also noch nicht so viel gesehen, wie ich vermutete. Beim Training war Max nicht dabei. Wie sich später beim Mittagessen rausstellte, ist er nämlich mit der Amerikanerin, der seltsamen Frau aus Bulgarien und seinen Zimmergenossen Ryan in Yuntaishan unterwegs. Also im Gebirge. Und das den ganzen Tag… der hätte ruhig mal was sagen können. Jedenfalls bestand unser Training hauptsächlich darin, uns intensiv (wie gestern) zu dehnen. Dann gingen wir unter die Brücke, wo die Tai Chi-Gruppe und ein Teil von Yuans Gruppe gerade eine Pause machte (also die ganze Zeit). Für uns war dann auch erst mal Pause angesagt, aber kurze Zeit später trainierte ich die restliche Zeit mit meinen Stick. Bei den Bewegungen der Stickform habe ich nämlich noch ein wenig Trainingsbedarf. Der Rest der Truppe saß eigentlich nur rum. Somit war ich der einzige der dort trainierte. Irgendwann ging es dann auch wieder zurück und Christian meinte zu Christopher nur, dass er wohl wieder Pause gemacht hat. Christian war nämlich wie ich klatsch nass geschwitzt. Wir grüßten ab und gingen zurück zur Schule. Duschen war wieder angesagt, dicht gefolgt von Ausruhen und dann Mittagessen. Auf dem Zimmer aß ich dann noch ein wenig Brot mit Schokolade. Christopher wollte sich dann mit meinen Wasserkocher eine Suppe machen. Da das Stromnetz eigentlich zu schwach für meinen Kocher ist, hatten wir die ganze Zeit bedenken, dass der Strom und somit auch die Klimaanlage ausfällt. Dennoch probierten wir es und ich fand dabei mehr Tütensuppen aus Deutschland, die ich im Inneren des Kochers untergebracht hatte. Dann kochten wir Wasser auf (der Strom blieb da) und machten uns eine Suppe. Den Rest der Zeit schlief ich und träumte vom Training, wie ich immer zu springen musste und so weiter. Die Bewegungen habe ich dann aber auch im Bett ausgeführt, was Christopher komisch gucken lassen hat. Mit der Klingel wurde ich wieder wach und hatte echt scheiße geschlafen. Total fertig machten wir uns zum Training bereit und kurz bevor wir fertig waren, klopfte der Wannebe-Chinese an der Tür und meinte Meeting. Kurz darauf kam unser Shifu ins Zimmer und meinte „Sanda Class Fast“. Wir waren offenbar spät dran, denn die Sanda-Gruppe ging schon los und wir mussten hinterher eilen. Diesmal hatten wir wieder Sanda beim Sanda-Shifu. Komischer Rhythmus…
Nach dem wir uns aufgewärmt hatten, dehnten wir uns und gingen dann Schweißgebadet unter die Brücke zum Relaxen und uns das Gesicht zu waschen (war echt nötig). An der Quelle hockte der Sanda-Shifu und deutete aufs Wasser und sagte dazu „Fish“. Das kam irgendwie ganz lustig rüber, so als ob ein Kind gerade ein neues Wort gelernt hatte. In der Quelle schwammen tatsächlich ein paar kleine Fische. Der Sanda-Shifu wiederholte darauf ständig sein „Fish“, was mich echt zum schmunzeln brachte. Dann hockten wir weiter unter der Brücke und versuchten uns ein wenig zu erholen bei dem heißen Wetter. Irgendwann kam dann unser Shifu mit dem Aushilfs-Shifu (lange nicht mehr gesehen) an und machte mit beim Pause machen. Nach einer gefühlten halben Stunde gingen wir wieder zurück in die Halle und begannen mit dem Training. Es stand wie gehabt Sanda auf dem Programm und so zogen wir ein paar Bahnen mit Faustkombinationen. Nach einer weiteren gefühlten Stunde hieß es dann endlich „Class Over“. Ich war wie die anderen total nass vor Schweiß und wollte einfach nur noch Duschen. Unser Shifu kam mit hoch zur Schule und meinte wir sollten zum Chinesischunterricht gehen. Hm blöd. Natürlich gab es wieder kein Wasser, was mich echt sauer machte. Ich war wie gesagt triefnass und wollte nur noch duschen und dann eventuell (!) zum Unterricht gehen. Christopher ging runter um im Shop Cola zu kaufen und ich bat ihn jemanden nach Wasser zu fragen, falls er jemanden trifft, der dazu in der Lage ist es einzuschalten. Als er wieder da war, erzählte er mir, dass er unseren Shifu gesagt hat, dass ich Wasser brauche zum Waschen und ich schon sauer wär (er zog dazu vor unserem Shifu eine böse Grimasse, indem er die Zähne fletschen lies). Tatsächlich wurde wenig später das Wasser eingeschaltet und ich nahm eine Blitzdusche (also schnell). Christopher überwand sich, nachdem er sich mit dem Wasserkocher eine Suppe kochte und aß, doch zum Unterricht zu gehen, da wir sonst eventuell Laufen müssen heute Abend. Er wollte aber sagen, dass ich Bauchschmerzen habe, falls jemand nach mir fragt. Ich blieb auf dem Zimmer und machte mir mit dem verbleibenden Wasser ebenfalls eine Suppe um meinen Hunger zu besänftigen. Danach hatte ich immer noch Hunger und aß fast das komplette Toastbrot sowie meine ganze Schokolade auf. Weiß auch nicht wo der plötzliche Fressdrang her kam. Jedenfalls brauchen wir nun mehr Toastbrot und Schokolade sowie Orangensaft (ist auch leider leer). Bei 30,5°C im Zimmer schrieb ich meine Berichte weiter und dann war der Unterricht auch schon beendet und Christopher kam wieder. Er erzählte mir wir schrecklich der Unterricht bei der alten, fetten Lehrerin war und das nun alle glauben er sei Schwul, weil Christian sich einen Scherz erlaubt hat und den Wannabe-Chinesen erzählt hat, dass Christopfer ja „Gay“ sei. Der Wannebe hat es natürlich geglaubt. Zudem hat der Sanda-Shifu von draußen durch das Fenster geguckt und gesehen, dass Christoper die ganze Zeit an Chips und Snickers essen war und dazu Cola trank. Das ist zwar eigentlich nicht verboten, doch er machte mit seinen Händen eine Push-Up-Geste. Also so wie es aussieht, darf Christopher heute Abend nun auch noch Liegestützen machen. Lustig 😀
Da ich während die anderen Chinesisch hatten die ganze Zeit mit Essen beschäftigt war, ging ich nicht zum Abendessen. Christopher erzählte mir, dass es das „Shit-Bread“ gab. Also nix verpasst. Beim Abendtraining durften wir beide erst mal, aus welchem Grund auch immer, 50 Kniebeugen machen. Wir waren dabei gar nicht zu spät. Als ich Max dabei ins Gesicht schaute (er ist ja wieder da), meinte er nur, er hätte nix gesagt. Naaaaja. Das lass ich ihn gerade mal noch so durchgehen. Dann durften wir laufen. Ich gab wieder Gas und überholte den Großteil der Truppe. Nach 5 rasanten Runden stretchten wir uns kurz und gingen dann zu unseren Shifu, der sich in den Schatten versteckte. Schließlich sah man kaum noch die Hand vor Augen. Wir gingen dann wie sonst nie Abends nach den Stellungen (ich gab das Kommando zum Wechsel) ein paar Sachen durch, die vor allem auf die Beine gingen. Ma-Bu / Gum-Bu (der Stellungswechsel), Kniebeugen, Liegestützen, die speziellen Ausfallschritte (die Mörderübung für die Beine), Faustschläge, usw. Christopher fragte Yuen, der gerade in der Nähe war, warum die Chinesen uns immer versuchen zu verarschen, wenn es um den Preis ging (natürlich nicht so ausgedrückt). Die Antwort war etwas in dieser Richtung: „Das würden Chinesen nieeeeeeemals tun…“. Hö hö hö, das ich nicht lache! Er gab jedenfalls keine klare Antwort und versuchte das zu beschönigen / vertuschen. Dann testete unser Shifu noch, ob wir auch anständig trainiert haben, indem er unsere Kleidung auf Scheißgehalt prüfte. Max war quasi trocken und Christopher auch. Nur ich hab natürlich wieder wie ein Schwein geschwitzt als ich meine Runden gezogen hab. Die Reaktion vom Shifu war etwa so: „Max no good“, „This *fast dabei mein Shirt an* goooooood, look“. Naja, jedenfalls hab ich wieder gut Wasser gelassen. Nach Trainingsende duschte ich mal wieder und schrieb dann meine Texte zu Ende. Morgen ist Freitag und da geht’s wie jeden Freitag wieder den Berg hoch. Oh man…