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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Sonntag, 08.08.2010

Heute Nacht gegen 4 Uhr wurde ich wach, weil Christopher „Oh Fuck!“ gerufen hat und dann aber weitergeschlafen hat. Morgens fragte ich ihn, was denn los gewesen sei und er erzählte mir, dass er geträumt hat, von einer Schlange in den Arm gebissen worden zu sein. Als er dann nachts aufwachte, war sein Arm ganz taub, weil er drauf gelegen hatte. Schon ein lustiger Zufall. Beim Morgentraining liefen Christopher und ich wieder mit den Kindern in der Runde. Meine Beine waren zwar schwer, aber irgendwie geht es ja doch immer. Max dehnte sich die ganze Zeit nur, da er nicht laufen kann und auch zu nichts anderem in der Lage ist (Irgendwas mit dem Fuß). Das Gebrüll war wieder groß heute Morgen, denn es stand eine kleine aber gravierende Änderung bevor. Es ging darum, dass wenn wir die Shao-Form mit Kommando laufen, nicht mehr pro Kommando eine Bewegung machen, sondern 1 bis 3 (je nach Stelle). Das rafften die Kinder natürlich wieder nicht und unser Shifu verteilte wieder böse Blicke sowie Schläge mit dem Stock an die Kinder. Militärische Disziplin ist hier angesagt. Wer aus der Reihe tanzt wird bestraft (Ausnahme ist, man ist Ausländer). Ich glaub so langsam, man bezahlt das ganze Geld hier nur, damit man nicht geschlagen wird. Sozusagen Schmerzfrei-Aufschlag.

Für mich war das mit der verschiedenen Anzahl an Bewegungen nach 2 Durchläufen klar. Heute Morgen war mal kein Stick angesagt. Dann war Frühstück und ich langte gut zu, da ich eigentlich gestern Nacht noch was essen wollte, es aber nicht tat. Die „Chinese Students“, also die Kinder gehen Morgen übrigens wieder nur für einen Tag nach Hause. Endgültige Abreise ist nämlich am 15. August nach der Show. Nach dem Essen klebte ich meine Postkarten fertig (Man verbinde Postkarte mit Adresssticker). Ich brachte Christopher noch einen lustigen Satz auf Deutsch bei, damit er sich gegen Christian wehren kann, wen er ihn wieder einen „Gaylord“ nennt (Wer sich erinnert: Christian hat Christopher während Chinesisch Gay genannt und es den anderen Chinesen beigebracht. Seitdem wird er von allen möglichen Leuten  gefragt ob er „Gay“ sei. Seit dem reitet Christian immer wieder drauf rum). Der Satz lautete wie folgt: „Christian, du bist ein Stinkstiefel“. Die erste Hälfte des Vormittagstrainings bestand für Christopher und mich aus Kicks sowie Ma-Bu / Gum-Bu. Während wir uns warm machten, kam für Christopher die passende Gelegenheit seine geheimste Geheimwaffe einzusetzen: den Satz. Die Reaktion von Christian war äußert verblüfft. Er meinte, sein Deutsch wird von Tag zu Tag besser und er lerne nur die wichtigsten Begriffe. Tja, er hat ja auch einen guten Lehrer…

Während des Trainings dehnte sich Max wieder nur und spielte mit einem Säbel herum, da er vor hat bald den Säbel zu lernen. Nach der Pause gingen wir unter die Brücke und hatten Freies Training mit dem Stick, die Christopher und ich nutzten. Dann ging es wieder zurück. Nach dem wir vor der Buddha-Malerei  vor dem Tor abgegrüßt hatten, lachte er und meinte Tai Chi-Shifu. Dann ging er zum Tai Chi-Shifu, spannte sein T-Shirt vor den Bauch und deutete darauf. Anspielung auf den dicken Buddha. Der Tai Chi-Shifu lachte zwar trocken, aber er fand das bestimmt nicht so witzig wie unserer Shifu. Dick zu sein ist in China sicher deutlich härter als sonst wo. Unser Shifu hat übrigens noch einen kleinen Bruder, der hier manchmal rumläuft. Oder es ist das Kind von Yan Lin und er sagt nur, dass es sein kleiner Bruder ist. Wer weiß, wer weiß. Mittagessen. Vorher aß ich noch ein paar Brote, da das Brot ja auch weg muss und ich zudem recht Hungrig war und nicht mehr aufs Essen warten konnte. Beim Essen sprach ich noch mit Max ab, dass wir uns nach dem Essen direkt Waffen kaufen wollten aus der Waffenkammer. Ich holte mein Geld und schaute nach Max und wir gingen in die Waffenkammer, die zufällig gerade geöffnet war, weil ein Kasache sich wieder mit irgendwas eindeckte. Ich wollte mir ein anderes Schwert (Jian) kaufen, da die Schule eine neue Fuhre mit neuen Waffen bekommen hat. Bei der Gelegenheit kaufte ich mir auch gleich 2 Kettenpeitschen mit 3 Rollen Tapeband und den Fetzen Stoff dazu, den man am Ende der Peitsche befestigt. Ein relativer neuer Ausländer, dessen Name mir nicht einfällt (er hat eine Art Palme auf dem Kopf), der seit er 14 ist jedes Jahr nach China fliegt und dort in einer Schule Kung Fu trainiert (ist auch dementsprechend gut), gab uns beim Kauf noch Ratschläge. So guckte er sich die Kettenpeitschen an, ob sie denn was taugen. Zudem sagte er mir, wie man die Stofffetzen befestigen muss, damit Sie so richtig schön in der Luft knallt. Ich suchte mir dann noch ein Schwert aus und dazu einen Pommel, den man unten dran befestigt. Dann sah ich noch die Taekwondo-Pratzen, die ich eh noch kaufen wollte und nahm mir direkt 2 Stück mit. Endpreis für alles: Knapp 13 Euro, also quasi nichts. Max kaufte sich ebenfalls 2 Kettenpeitschen und ein Säbel (Dao). Ich ging wieder aufs Zimmer und befestigte die Stofffetzen wie gezeigt mit Tape an der Kette. Zudem umwickelte ich den Griff mit Tape, da ich mir vorstellen kann, dass er ohne nicht sehr griffig ist und schnell aus der Hand rutscht. Ich nutzte das Tape zudem um mein neues Schwert zu fixieren (Griff, Klinge, Pommel). Ist einfach angenehmer für die Hände später und verleiht mehr halt. Während der ganzen Aktion klopfte es an die Tür und ich hörte einen kleinen Chinesen meinen Namen rufen. Christopher öffnete die Tür und es standen 3 kleine Chinesen vor der Tür. Einer davon aus unserer Gruppe, der schon mal in unserem Zimmer war. Einer ist schon seit Jahren hier und in der Gruppe vom Pan-Shifu. Der andere war glaub ich aus einer anderen Kindergruppe. Vor der Tür lungerten noch 2 weitere kleine Kinder rum. Einer davon war Jin Da Bao, der aber nicht mit hinein kaum. Was Sie wollten wusste keiner von uns beiden. Sie schauten sich erst neugierig um und fröstelten dabei, weil unsere Klimaanlage powerte. Dann entdeckten Sie mein Handy… 🙁

Natürlich griffen Sie es sich, aber Sie konnten die Tastensperre nicht raus machen. Sie gaben es Christopher in die Hand, der sie „versehentlich“ raus bekam und dann wurde es ihm direkt von den Kindern aus der Hand gerissen. Obwohl mein Interface komplett in Deutsch ist, war es für die kleinen Chinesen ein leichtes die Spiele zu finden. Fasziniert hockten Sie alle vor dem kleinen Display und spielten alle meine Spiele an. Der „Anführer“ der Kinder, der auch der älteste hier ist, durfte die ganze Zeit spielen, während die anderen nur zugucken durften. Das langte ihnen aber auch schon wie es schien. Nach einer Weile versuchte ich die Kinder loszuwerden und ging mit ihnen zu Max sein Zimmer um sie dort abzuladen. Auf dem Flur standen noch die anderen beiden Kinder rum. Als ich vor Max Zimmer stand und den Chinesen klar machte, Sie sollen klopfen, ging die Tür auf und Jin Da Bao erwischte mich mit seiner Wasserflasche von der Seite und machte mich nass. Wie frech! Und das sogar 2x hintereinander. Jedenfalls schrie eines der Kinder „Buchao“ (übersetzt bedeutet es „Nicht gut“)  und stürzte sich auf den kleinen Jin Da Bao um mich zu verteidigen. Jaaa, so muss das sein. Die Kinder waren aber nur wenig fasziniert von Max Zimmer und gingen schnell wieder heraus. Plan misslungen. Ich rannte, während 2 Kinder Jin Da Bao auf den Boden fixierten in mein Zimmer zurück und schloss die Tür. Leider saß noch der „Anführer“ auf meinem Bett und spielte mit meinem Handy. Der Rest der Truppe kam anschließend auch hinein und Sie guckten den Anführer beim Spielen zu. Christopher filmte das ganze Spektakel und ich kam auf die Idee, dass, wenn Sie schon mal hier sind sich auch nützlich machen konnte. Ich begann damit, Ihnen Müll in die Hand zu geben und Sie zu bitten (mit zeigen) es in den Mülleimer zu werfen. Kein Problem. Ich weitete das ganze wie folgt aus: Ich gab einen den Deckel der Pringels-Packung den wir zum säubern des Teppich benutzten und deutete auf den dreckigen Teppich und machte ihn einmal vor, wie man ihn sauber macht. Tatsächlich fing der Kleine ohne zu zögern an auf dem Boden rumzukratzen und entsorgte den Dreck sogar in die Mülltonne. Dann kam mir Idee, dass Sie ja eigentlich auch den Müll runterbringen könnten, wenn Sie schon unser Zimmer belagerten. Ich deutete auf den Mülleimer und drückte ihn einen der beiden in die Hand. Wieder eilte einer der Drei los und entleerte beide Mülltonnen für uns. Hihi. Dann bemerkte ich, dass unser Wasserkanister wieder fast leer war. Ich drückte einen der Drei 7 Yuan in die Hand und zeigte auf das Wasser. Schnell bemerkten Sie, was zu tun war und gingen zu Zweit los. Der Anführer grinste dazu nur. Er dachte wohl das gleiche wie Christopher und ich (Christopher lag übrigens die ganze Zeit im Bett und kriegte sich nicht mehr ein vor Lachen, weil ich die Kinder so rumkommandierte). Leider kamen Sie mit leeren Händen zurück und meinten es gäbe kein Wasser mehr. Schade… aber um das wieder gut zu machten drückte ich einen ein feuchtes Tuch in die Hand und zeigte ihn, er solle Staubwischen. Tatsächlich machte er auch das. Zwar nicht besonders rein, aber es war schon gleich sauberer als vorher. Christopher rollte nur mit den Augen als er dass sah (und hörte gar nicht mehr auf zu lachen). Das ganze filmte ich mit Christophers und meiner Kamera. Irgendwann packte Christopher sein Laptop aus und zack wechselten alle von meinem Handy zu Christopher ins Bett und wollten dort was spielen. Christopher machte verschiedene Spiele an und sie zockten, bis es zum Meeting klingelte. Wir hatten beide nicht geschlafen… dafür war‘s aber verdammt lustig. Nachmittagtraining war angesagt. Wir gingen alleine zur Halle runter und sollten uns dort an den Pan-Shifu halten, da unser Shifu noch irgendwas mit den Kindern klären musste. Wir liefen uns dort warm (außer Max), dehnten uns und dann kam unser Shifu. Wir dehnten noch etwas weiter und gingen dann die Kicks durch. Diesmal merkte man, dass für die große Show am 15. August trainiert wurde, denn wir übten das aufstellen und das reagieren auf Kommandos sowie die Form (mit den neuen Kommando). Die Sanda-Gruppe hatte Training bei dem älteren, dickeren Chinesen (der Rasselmann), der immer mit den Nunchakos trainiert. Sah jedenfalls ziemlich anstrengend aus. Als ich Christian später beim Essen fragte wie es war gab er mir nur einen Daumen hoch und meinte „Super“. Wir grüßten ab und gingen alleine wieder hoch, da die Sanda-Gruppe noch beschäftigt war. Ich duschte erst mal und Christopher ging aus Angst vor dem Sanda-Shifu zum Chinesischunterricht. Denn wenn der Sanda-Shifu einem erwischt, darf man abends 100 Runden laufen (angeblich, denn noch wurde keiner erwischt). Ich nutzte die Zeit um meinen Tagesbericht zu beginnen, da ich ja während der Mittagspause keine Zeit dafür hatte, weil die Kinder ja unser Zimmer belagerten. Christopher erzählte mir anschließend, dass die alte Lehrerin dem Sanda-Shifu gesagt hat, dass ich seit langer Zeit nicht mehr beim Unterricht war. Oh je… kann dem Sanda-Shifu aber auch eigentlich egal sein. Nur unser Shifu sollte das vielleicht besser nicht erfahren, denn auch er drohte schon mal laufen an. Beim Essen, lief ich dem Sanda-Shifu aber über den Weg und er sagte nichts. Denke ich hab noch mal Glück gehabt … Ich schrieb meinen Bericht soweit weiter und dann ging es weiter im Programm: Meeting. Wie eigentlich erwartet viel das Training aus und wir guckten stattdessen die Videoaufnahme von der letzten Performance. Unsere Gruppe wurde zuerst gezeigt, da wir auch zuerst dran waren. Danach war es für mich langweilig. Ich weiß jetzt aber, dass ich tiefer Stehen muss, weil das sonst einfach nicht gut genug aussieht. Bei den Kicks muss ich teilweise etwas schneller werden.  Sonst konnte man aber auch nicht viel erkennen. Ich wurde wieder von den Chinesen aus unserer Gruppe angesprochen und die Unterhaltungen waren auf Grund meiner hervorragenden Sprachkenntnisse in Chinesisch, sowie Ihrer ebenso hervorragenden Sprachkenntnisse in Englisch wirklich sehr stupide. Trotzdem war es irgendwie ganz witzig und ich wurde nach meiner QQ-Nummer gefragt, die ich nicht besaß, da ich dieses QQ nicht kannte (vorher). QQ ist ein Instant Messenger, der sehr populär hier ist. Stattdessen wollten Sie denn meine Email-Adresse haben. Werden Sie noch… ganz bestimmt (kein Witz). Nach dem Film gucken tauschten Christopher und ich wieder unsere Videos von heute Nachmittag aus und ich ging schlafen.

Unser Shifu meinte beim Abgrüßen noch „No Kids“. Wir waren erst mal ratlos und wussten nicht was er meinte. Es stellte sich heraus das er „No Games“ meinte, da er Christopher mal beim zocken „erwischt“ hat. Schließlich sollen wir ja auch immer „fast“ schlafen, damit wir morgen Power haben.


Info:
Sonntag, 08.08.2010
Erstellt:
8. August 2010
Kategorien:
China
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