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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Freitag, 16.07.2010

Der Tag beginnt und ich schnappte mir meine Kamera und ging zum Training. Christopher kam wie fast immer etwas später nach. Nach einer kurzen Aufwärmphase gingen wir dann mit dem Shaolin-Shifu und seiner Gruppe zum Berg. Ich nahm mir vor die ganze Zeit Fotos zu schießen und Videos zu drehen. Als die anderen anfingen den Berg hoch zu rennen, schlenderten Christopher und ich den Berg hinauf und benutzten dabei unsere Kameras um die Momente festzuhalten. Oben angekommen und viel Videomaterial später wollten wir beide eigentlich noch den Pfad weiterlaufen, da hinter dem nächsten Hügel die tote Atom-Landschaft warten sollte. Aber da wir ohnehin schon knapp dran waren, gingen wir lieber wieder zurück. Auf halben Weg mussten wir dann doch an Tempo zulegen, da man uns schon „faster“ zurief. Unten erfuhren wir, dass jemand anders damit gemeint war. Jedenfalls gingen wir zurück zu unseren Shifu, wo Max und Tobias schon ihre Form durchgingen. Wir mussten erst einmal 20 Kniebeugen machen und nach kurzen, selbstständigen Dehnen stand 5 Minuten Form auf dem Programm. Dann war Frühstückszeit. Leider kein gutes. Ich versteh nicht warum Sie die Brötchen nicht 5-10 Minuten länger backen. Dann würden Sie zumindest besser schmecken. Nach dem Frühstück bereitete ich meine Artikel und Bilder für das Internetcafé vor. Christopher entdeckte ein großes, geflügeltes Insekt am Fenster und stand schockiert auf und sperrte es zwischen Fliegengitter und Fensterscheibe ein. Da es wirklich ekelig und groß war und keiner von uns beiden es töten wollte (der Stab passte nicht zwischen die Ritze, wo das Vieh drin steckte), suchten wir Hilfe bei Tobias, der es aber selbst mit Säbel nicht tun konnte. Dann fand ich einen kleinen Chinesen auf dem Flur, der sich das Ding anguckte und verschreckt aus dem Zimmer ging. Meine letzte Rettung war dann Jin Da Bao (der 5-jährige Chinese), der aber selber Angst vor Insekten hatte (er kreischt dann immer) und der Wannabe-Chinese (älteres Kaliber). Ich nahm den Wannebe-Chinesen mit aufs Zimmer, drückte ihn die Fliegenklatsche in die Hand, deutete aufs Fenster und sagte dabei nur „kill“. Er meinte dann aber, nach dem er sich das Tier angeschaut hatte „No kill“, nahm es in die Hand (es zappelte ganz wild) und lies es durch das Fenster frei, wo es auf dem gegenüberliegenden Dach saß. Aber Hauptsache das Biest ist draußen. Dann ging es zum Meeting runter in die Halle. Der Trip nach Shaolin kostet übrigens 260 Yuan. Ich bin auf jeden Fall dabei. Auf den Weg in die Stadt hatte ich heute mal „Shotgun“ (saß also vorne) und machte bei der Gelegenheit ein Video von der Fahrt. Taxifahrer rotzen immer ganz gerne aus dem Fenster. In der Stadt gingen Christopher, Max und noch 2 andere, sowie ich, zunächst zum Supermarkt. Ich traute erst meinen Augen nicht und dachte ich wäre wo falsch gelandet, denn die haben echt umgebaut. Es war nun viel mehr Platz hier und auch die Auswahl wurde erweitert. Ich orientierte mich zunächst neu im Laden und kaufte neben viel Proviant für den Shaolin-Trip am Montag ein paar lustige Souvenirs und ein paar gefakte Socken von Adidas. Während die anderen noch mit Shoppen beschäftigt waren, gingen Christopher und ich die Straße weiter hoch und suchten einen leckeren Essensstand an der Straße. Ich entdeckte den Stand vom letzten Freitag, wo es das leckere Fladenbrot gab. Ich kaufte mir 6 davon für 1,5 Yuan und Christopher kaufte sich ein Fladenbrot mit gebratenem Ei. Allerdings bekam er auch eine Motoröl-ähnliche Paste hinein, vor der er sich ekelte. Dennoch kaufte er sich später ein weiteres. Diesmal aber ohne die schwarze Paste. Wir warteten noch ein Weilchen auf die anderen vor dem Supermarkt und gingen dann zum Internetcafé. Der Rest kaufte dann doch noch Früchte und Christopher und ich gingen dann einfach vor, da wir nicht vor hatten noch länger zu warten, als wir es schon getan hatten. Da wir von Tobias erfahren haben, dass im alten Internetcafé keine Ausländer mehr eingelassen werden, gingen wir direkt zu dem Neben der Filiale der Bank of China. Es war ein kleines Cafe, wo man auch einfach nur bezahlten und surfen konnte. Dennoch legte ich meine ID-Card vor. So ging es nämlich auch. Der Mann hinter den Tresen, hatte übelst lange Fingernägel. So lange Nägel habe ich eigentlich noch nicht gesehen. Da wird jeder Tiger neidisch bei. Jedenfalls nahmen wir beide Platz und fuhren die Rechner hoch. Ich stellte wie gewohnt meine Artikel online, benutzte Skype und schrieb ein paar Mails. So das übliche halt. Zudem informierte ich mich über ein paar Reiseziele in China, wurde aber nicht wirklich fündig. Dann gingen wir um kurz vor 12 hinaus, machten einen Halt am Bankautomaten (brauch ja schließlich genug Geld für den Trip) und fuhren mit einem Taxi zurück zur Schule, wo wir direkt zum Essen gingen. Ich bekam von der Dänin eine Art frittiertes Fladenbrot mit Zucker geschenkt, dass ich zum Reis aß. War ganz lecker. Nach dem Essen ruhte ich mich für das nächste Training aus, in dem ich eine Runde schlief. 30 Minuten vor Trainingsbeginn wachte ich auf und wartete auf das Klingeln. Als es dann so weit war, trafen wir uns wie immer in bzw. vor der Eingangshalle (draußen) und gingen dann zusammen mit den Kindern los. Unseren Shifu ging es offensichtlich wieder deutlich besser. In der Halle schloss Max seinen MP3-Player an die Lautsprecher an und lies seine Musik laufen. Wir liefen uns warm, dehnten uns und kamen nach dem Grundprogramm (Stellungen natürlich) zu Akrobatik. Wir sprinteten, sprangen, hüpften durch die Gegend und kamen dann zum Radschlag, einen neuen Sprungkick, bei dem man viel Anlauf nimmt, ein Knie hochreißt, sich dabei 1 ½ Mal in der Luft dreht und dabei mit einem Bein tritt. Wenn man es kann, sieht es gut aus. Das Rad erweiterten wir zum einhändigen Rad und schließlich zum freihändigen Rad (Aerial genannt). Wenn es dazu ein Motto gäbe, dann hieße es bestimmt „Alles oder Nichts“. Also Anlauf nehmen und LOS. Dabei zerrte ich mir den Oberschenkel. Aber was soll’s. Dann kam der Butterfly-Kick dazu (kurz: B-Kick). Im Wechsel mit dem Aerial wurde er bis zum abwinken (also bis zur Pause) geübt. Die Pause nutzte ich wieder um mich intensiv zu Dehnen. Schwerpunkt war wieder meine Hüfte und der Spagat in beide Richtungen (Seit- und Frontspagat). Ich stelle Fortschritte dabei fest. Ich hatte keine Probleme mehr den Kopf im Stand zwischen die Knie zu halten und bei der Grätsche komm ich nun weiter runter bzw. nach vorne. Gleiches gilt für den Split (Spagat). Hätte ich mir anfangs nicht mal im Traum vorstellen können. Nach der Pause fuhren wir mit Powertraining fort. 200 Sit-Ups sowie 200 der äquivalenten Rückenübung, dessen Namen ich immer vergesse. Die neuen Kasachen meinten doch tatsächlich „I don’t want“ zum Sanda-Shifu, als er Ihnen sagte, Sie sollen die Rückenübung machen. Genau so hatte ich Sie auch eingeschätzt. Kommt natürlich bei niemand gut an. Erst recht nicht bei den anderen in der Sanda-Gruppe. Dann sollten wir unsere Form bzw. den Gun (Stock) üben. Da wir aber viel Zeit mit der Akrobatik und den Powertraining verbracht hatten, war die Stunde schnell vorbei. Wir spazierten wieder zur hoch und grüßten ab. Zum Abendessen gab es heute kalte Nudeln. Ich schlang so viel in mich rein wie möglich bzw. nötig und lies es mir dabei zur Abwechslung mal schmecken. Heute oder Morgen verlassen angeblich 4 Leute die Schule. Einer davon ist der Australier. Muss schon blöd sein, wenn man einen Monat hier war und praktisch nix gelernt hat, weil man ständig Pause gemacht hat. Wer die anderen sind, die die Schule verlassen, weiß ich aber auch nicht. Pit und Uli verlassen aber nächste Woche ebenfalls die Schule und schauen sich noch ein wenig China an. Uli fliegt danach weiter nach Thailand. Nach dem Essen kam wieder der kleine Chinese ins Zimmer und wollte wohl wieder was spielen. Er fand aber nix vor und ging auch prompt wieder. Beim Abendtraining zog ich alleine wieder meine Runden und regte mich dabei wieder über die Spaziergänger auf. Selbst viele der „alten“ Leute hier, die schon länger hier sind, fangen schon damit an. Ich habe kein bisschen Verständnis dafür. Dann war wieder freies Training und ich machte praktisch nichts außer auf der Tischtennisplatte zu sitzen, ein bisschen mit dem Stock rumzufuchteln und mit Tobias zu quatschen. Der Großteil machte ebenfalls nix. Hoffe morgen ist die Zerrung im Oberschenkel wieder besser. Das Nachmittagstraining heute war echt gut und hat Spaß gemacht. Morgen sollen wir den Aerial und B-Kick weiter üben. Christopher hat den Kopfstandüberschlag zu lernen. Nach dem Training, kam wieder der kleine Chinese aufs Zimmer und schnappte sich die Fernbedienung für die Klimaanlage. Dann kam ein zweiter hinein. Da Christopher und ich wieder ein großes Insekt hinter dem Vorhang vermuteten, schickte ich einen der beiden zum nachgucken hin. Da dort nichts war, waren beide total verwirrt und wussten nicht was wir von ihnen wollten. Einer verließ das Zimmer und der andere wollte irgendwas mit dem Wasserboiler machen. Ich fand irgendwie heraus, dass er was trinken wollte. Ich machte ihn vor, er soll die Hand drunter halten und so was trinken, doch er wollte lieber den Kran ablutschen und so unseren Boiler verseuchen. Ich zog ihn, bevor er es machen konnte (es fehlten vielleicht noch 3cm vom Wasserhahn bis zu seiner Zunge, die er wie ein Hund ausstreckte) an den Schultern herunter und erklärte ihn irgendwie, dass wir das so nicht wollten. Dann trottete er aus dem Zimmer und wir schlossen schnell die Tür, bevor wir noch mehr kleine Kinder ins Zimmer kommen würden. Wie von der Tarantel gestochen sprang Christopher aus dem Bett auf und rannte zur Toilette und rief dabei nur „I HAVE TO SHIT!!!“. Ich kam aus dem lachen nicht mehr heraus. Anschließend legte er sich wieder ins Bett und schlief direkt ein, während ich duschte. Ich beendete den Abend wie üblich mit meinen Tagesbericht. Als ich gegen 20 nach 10 fertig war und mein Netbook zuklappte, wachte Christopher auf, schaute mich an, sprang auf mit dem Worten „Oh fuck!“, ging zum Bad, machte das Licht dort an und blieb davor stehen. Dann sah er mich an und fragte was mit Max sei. Ich war total verwirrt und dachte nur „Hä?“. Dann wollte er wissen wo Max ist. Ich sagte, dass er wahrscheinlich grad auf seinem Zimmer ist und schläft. Dann ging er wieder ins Bett und meinte nur, er wüsste grad nicht, was in seinen Kopf vorgeht. Ich denke das sind Erschöpfungserscheinungen vom Übertraining. Danach ging ich auch ins Bett.


Info:
Freitag, 16.07.2010
Erstellt:
16. Juli 2010
Kategorien:
China
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