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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Mittwoch, 25.08.2010

Ein weiterer Tag beginnt mit meinem Wecker. Ein paar Minuten vor dem eigentlichen Klingeln wache ich dank meines Weckers auf und rüste mich für den Tag. Meinen Rucksack hatte ich gestern Abend ja schon fertig gepackt und so musste ich nur noch meine Klamotten anziehen und meine elektrischen Geräte von der Ladestation in meinen Rucksack stecken. Mein Shifu klopfte kurz nach dem Klingeln sanft an meiner Tür und meinte ich sollte mich beeilen. Als einer der ersten war ich unten und konnte dann noch eine ganze Weile auf den Rest warten. Viele Shifus hatten heute auch verschlafen und kamen zu ihrem Meeting zu spät. Ich packte unten in der Halle noch meinen Rucksack ein wenig um und riss dabei ein Bändchen vom Reißverschluss ab. Irgendwie ärgerlich. Da noch Zeit war, ging ich schnell aufs Zimmer und tapte es wieder fest. Tape ist echt ein Wundermittel. Dann gingen wir nach draußen und hatten eine Lagebesprechung mit Yuen, während die anderen, die nicht mit auf dem Ausflug kamen, mit dem Training begannen. Man sagte uns, dass wir nachts den Tai-Shan (Sonnenberg?) erklimmen werden und es kein Licht geben wird. Dazu noch vieles weitere, doch das meiste davon war sowieso klar. Dann ging es in einen großen Taxibus. Wir waren insgesamt 14 Leute und der Bus damit randvoll. Als Begleitpersonen kamen Yan Lin (Oho!) und mein Shifu mit. Den Taxibus fuhr ein wahrscheinlich extra dafür gemieteter Taxifahrer. Die Fahrt dauerte knapp 7 Stunden. Auf dem Weg machten wir kurz Halt in einem Fangshuang-ähnlichem Dorf (also es sah dementsprechend grottig aus) und Yan Lin besorgte von einem der Fressstände einen Imbiss für jeden. Sozusagen unser Frühstück. Es gab für jeden zwei große, warme Teigtaschen mit Bohnenfüllung (waren es Bohnen?). Eigentlich gar nicht mal so schlecht, aber mein Lieblingsessen bleibt nach wie vor Pizza. Kurz nach dem Stopp gab es eine weitere kurze Pause, an einer Tanke um dort Wasser zu lassen. Der arme Harry hatte leider Durchfall und durfte dort in eines der Löcher machen, während die Hälfte dabei zuguckte. Er brauchte so lange, dass Yan Lin ihm in der Toilette besuchte und nachschaute. Es gab übrigens, wie in China üblich, keine Kabinen. Wäre ja auch zu viel Luxus. Gegen Mittag machten wir eine weitere Pause und besuchten dazu ein Restaurant. Die Küche war offen einsehbar und versprach nicht sehr viel. Jeder Restaurant-Tester in Deutschland würde sich auf der Stelle übergeben und danach schreiend davonlaufen. Und WIR haben dort sogar gegessen. Wenn es in China Fleisch gibt, dann kann man sicher sein, dass das ganze Tier verwertet wurde. Sprich man zerstückelt z.B. ein Huhn und wirft es in einem Topf. Suppe drüber und warm machen. Voila! Max hatte nämlich das Glück und konnte den Hühnerkopf in der Schüssel finden. Mhhhh… zum Glück gab es auch nicht nur ekelige Sachen. Ach ja! Gedärme isst man übrigens gerne mit. So ist es keine Seltenheit, dass man in der Suppe Lungenflügel oder Teile der Speiseröhre findet. Da wir inzwischen in einer anderen Provinz waren (Irgendwas mit S), gab es auch Provinztypische Spezialitäten wie Hauchdünnes Brot mit Geschmack nach … tada: Nichts. Im Speisesaal lief ein sehr kleiner Hund rum und zudem lief die ganze Zeit laut Tom & Jerry. Nach dem Essen fuhren wir ein kurzes Stückchen weiter und kamen am Konfuzius-Tempel an. Wir gingen zu Fuß die Touristenpromenade entlang und man wurde direkt wieder begafft wie die Tiere im Zoo. Yan Lin besorgte die Eintrittskarten und eine Reiseführerin. Während er beim Taxi wartete, gingen wir mit Xie Shifu (mein Shifu) und der Reiseführerin in die Tempelanlage. Es gab mittelprächtige Gärten und gewöhnliche, chinesische Tempel zu sehen. Da hatte der Wanshan-Tempel bisher mehr zu bieten. Wir machten ein paar Gruppenfotos und gingen den Tempel durch. Das Wetter war übrigens durchzogen und Regen schien sich anzubahnen. Im Inneren der Pagoden waren meist immer Souvenirstände angesiedelt. Alle verkauften Sie den gleichen Kram und immer wurde versucht den Ausländern was anzudrehen. Mein Shifu wollte ständig, dass ich Fotos von ihm mache. Er war offensichtlich sehr in Fotolaune. Kung-Fu-Posen wollte er aber vermeiden. War ihn offensichtlich peinlich oder so. In einem der Häuser konnte man sich gegen Geld traditionelle Edelmanns-Gewänder ausleihen um ein Foto damit zu schießen. Alis ließ sich das nicht nehmen und lies sich den Fummel anziehen und setzte sich dann auf einen Thron und war damit bereit für das Foto. Dann verließen wir den Tempel und gingen zu Fuß zu Konfuzius sein Haus. Man musste wieder die Tickets vorzeigen und dann konnte man eine Straße entlang gehen und kam durch Gärten und Hütten zu seinem Haus, dass wie ein Museum mit chinesischen Schriftrollen war, dessen Inhalt mir verborgen blieb. Zwischendurch nutzte unser Shifu immer wieder die Gelegenheit ein Foto von sich oder von unserer kleinen Truppe (wir hatten uns inzwischen aufgeteilt) machen bzw. machen zu lassen. Er wird bestimmt bald nach den Fotos fragen. Am Ende des Rundganges gab es noch einen schönen Garten mit Rosen und ein wenig Wildwucher. Sah nicht schlecht aus. Max versuchte übrigens im Tempel eine Treppe runter zu sliden und legte sich dabei voll auf die Schnauze, da die Pflastersteine nass und damit rutschig waren. Dann gingen wir zum Taxibus zurück und fuhren ein paar Minuten weiter und wurden an Konfuzius Grab raus gelassen. Yan Lin wartete wieder im Taxi mit dem Fahrer und wir gingen durch die Ticketkontrolle eine lange, gepflasterte Straße entlang und kamen darauf hin auf einen Waldweg, der uns vorbei an vielen Gräbern führte. Bei Nacht bestimmt gruselig. Wessen Gräber das waren ist uns aber verborgen geblieben. Schließlich, nach einer Wanderung durch den Wald, kamen wir an Konfuzius Grabmal an. Hätte ich mir persönlich eindrucksvoller vorgestellt. Es war ein großer Stein mit einem Grab davor. Und davor befand sich ein Kissen, wo man sich zum Beten hinknien kann, sowie ein Spendenkasten. Bescheiden war er jedenfalls, der Herr Konfuzius. Nach einem kurzen Rundgang auf einem Platz, vor dem Ticketcenter, ging es dann wieder ab in den Bus. Wir fuhren weiter zum Tai-Shan und nach ein paar Stunden Fahrt landeten wir in einer wirklich sehr schönen Stadt. In der Stadt wurden wir dann raus gelassen und wir hatten eine Stunde Zeit um uns umzusehen. Danach wollten wir etwas Essen fahren und dann weiter zum Berg. Mit Max und Matild (die Französin) gingen wir die Hauptstraße entlang und erst mal in einem Adidas-Shop. Hier in China hat Jet Li eine eigene Kollektion bei Adidas, die zurzeit verkauft wird. Max suchte schon seit er hier ist nach einem bestimmten T-Shirt, was auch der Grund war, warum wir in den Shop gingen. Tatsächlich wurde Max fündig und fand das gesuchte Shirt… allerdings war es eine Nummer zu groß. Genau meine Größe! Obwohl ich nicht nach gesucht hatte, kaufte ich das Shirt, weil es mir gefiel. Der Preis war eindeutig westlichen Ursprungs, denn ich bezahlte mal eben 240 Yuan dafür. Allgemein war die Stadt sehr westlich angedeutet. Sie gehörte eindeutig auch zu einer der wohlhabenderen Städte Chinas. Man hat bei der Architektur der Stadt traditionelle Bauten mit Modernen Style gekreuzt. Äußerst gut gelungen muss ich sagen. Man fühlte sich in der Stadt direkt wohl und kein bisschen Fremd. Die Fußgängerzone war die wohl schönste die ich je gesehen habe. Max war jedenfalls ganz schön neidisch, dass ich nun das Shirt hatte, was er gesucht hatte. Zudem weil er nach gesucht hatte und es nicht in seiner Größe verfügbar war. Wir gingen danach in einer Art großen Kramladen und trafen zuvor noch Niko in der Fußgängerzone, der sich uns anschloss. Im Krammarkt gab es irgendwie alles und nichts zugleich. Ich entdeckte eine hochwertigere Kettenpeitsche, die jedoch nur 8 anstatt 9 Glieder besaß. Schade. Eine andere war zu schwer und massiv. Max kaufte sich eine kitschige Kappe und ein chinesisches Schachbrett. Dann war die Stunde fast vorbei und wir machten uns auf dem Rückweg. Wir gingen noch kurz in den Li-ing-Laden (?) hinein, wo Max sich nach einer coolen Jogginghose umsah. Dann ging es zurück zum Treffpunkt. Es wurde langsam dunkel und wir fuhren nach kurzer Wartezeit zum gleichen Restaurant zurück, dass nur einige Minuten entfernt war. Im Bus war es übrigens ziemlich eng und die fehlende Beinfreiheit machte die Fahrt zum kleinen Horror. Im Restaurant gab es zur Hälfte nur Mistessen und ich wurde sagen wir mal nicht wirklich satt. Nach einer kurzen Rast am Restaurant ging es mit dem Taxibus dann endgültig zum Fuße des Berges. Vor einigen Souvenirständen hielten wir an und rüsteten uns für den langen aufstieg bei Dunkelheit, Kälte und Regen. Es regnete nämlich und war inzwischen dunkel geworden. Und auf dem Berg sollte es recht kalt sein. 1500 Höhenmeter waren zu bezwingen… in Form von Treppen. Vermutete Zeit dafür betrug 5 Stunden. Ich kaufte mir an einem der Souvenirstände eine kleine LED-Taschenlampe und Yan Lin versorgte uns noch mit billigen Regenmänteln, einem kleinen Lunchpaket bestehend aus einer Packung Keksen, einer seltsamen Wurst, einem langen Brötchen und einer Flasche Wasser. Dann ging es los. Bei der Dunkelheit hier konnte man teilweise keine 2 Meter weit sehen und ich war froh die Taschenlampe gekauft zu haben. Trotzdem versuchte ich sie so wenig wie möglich zu benutzen, da ich nicht wusste, wie lange die Batterie halten würde. Außerdem gewöhnten sich die Augen mit der Zeit an die Dunkelheit und man sah mehr als man zunächst glauben wollte. Wir waren nicht die einzigen Verrückten, die sich in dieser Nacht vornahmen den Berg zu erklimmen. Immer wieder trafen wir auf Chinesen jeden Alters. Von jungen Leuten bis alten Menschen mit Gehhilfe war alles dabei. Während ich meine Jacke auszog, da mir schon nach wenigen Metern Treppe zu warm geworden war, verlor ich den Anschluss an der Hauptgruppe und ging daraufhin mit meinem Shifu, Yan Lin und der Französin weiter. Der Regen hörte nicht auf und mir war klar, dass ich sehr bald sehr nass sein würde.

Fortsetzung folgt… (nächster Tag)


Info:
Mittwoch, 25.08.2010
Erstellt:
25. August 2010
Kategorien:
China
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