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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Mittwoch, 01.09.2010

Der nächste Tag beginnt so wie die vielen anderen Tage: mit der Klingel. Beim Morgentraining zog ich zusammen mit Neu-Max 5 zügige Runden, während wir beide den Rest hinter uns ließen. Schon bevor wir loslegten, überlegten wir drei wie und wann wir unserem Shifu am besten zum Geburtstag gratulierten. Denn dieser Morgen unterschied sich eigentlich überhaupt nicht von den anderen. Einzig und allein vielleicht daran, dass unser Shifu manchmal ein wenig nervös und zappelig war. Er schien eindeutig auf uns zu warten. Wir ließen ihn aber Zwangsweise zappelt, da wir mit unseren Überlegungen noch zu keinem Schluss gekommen waren. Max (der alte) erzählte mir, dass er gestern angefangen hat einen Computer aus Pappe zu basteln, da er doch auf einen Computer spart. Nach dem Morgentraining und noch vor dem Frühstück (die Zeit die ich normalerweise zum Duschen nutzte) kam Max mit dem unfertigen Teil auf mein Zimmer und wir bastelten gemeinsam weiter. Der Computer bestand aus einer Pappschachtel den ich mit Tastatur und Bildschirm bemalte und ihm so das Aussehen eines Laptops einflößte. Max versuchte stattdessen ein Windowslogo zu zauber, das aber immer kacke aussah (Sorry, ist aber so 😉 ). Als es dann zum Frühstück klingelte, war mir sofort klar, dass wir das Vergessen konnten vor dem Frühstück fertig zu machen. Dazu fehlte einfach noch zu viel und unser zuvor ausgeheckter Plan, unserem Shifu das Geschenk beim Frühstück zu überreichen konnten wir erst einmal knicken. Also wir dann zum Frühstück eilten (waren etwas später dran als sonst) saß er da schon ein wenig eingeschnappt am Tisch und schaute ganz komisch. Nach dem Frühstück ging ich noch schnell Geld holen und bot Max an mit in den Waffenshop der Schule zu kommen, da ich mir noch ein paar Sachen aus dem Shop kaufen wollte. Mit unserem Shifu, den wir in der Eingangshalle trafen kaufen wir zusammen ein paar Sachen ein. Ich suchte mir einen Säbel mit Griffumwicklung und Tuch aus (bessere Qualität als Max sein Säbel) und kaufte mir noch eine Kettenpeitsche sowie Tape und Waffenzubehör (Tücher, Pommel, etc.). Dann war auch direkt Trainingsbeginn und wir waren noch mit dem Finanzmann am abrechnen. Unser Shifu eilte mit der Klingel los und machte sich zum Training geben bereit. Mit etwas Verspätung kamen wir dann dazu, da der Finanzmann nicht gerade der schnellste ist. Beim Vormittagstraining stand heute Akrobatik an. Wir machten uns also zunächst einmal mit den üblichen Bewegungen warm und gingen dann zu den richtigen Sachen über. Die Radschläge klappten bei mir heute wieder ausgesprochen fein und ich war zufrieden. Selbst die einhändigen klappten besser als sonst. In der zweiten Trainingseinheit lernten wir unsere Formen weiter. Max hat erfolgreich gedrängelt und uns wurden beide zwei weitere Teile der Form beigebracht. Nachträglich habe ich erfahren, dass ich mit meiner Form schon fast am Ende bin. Max hingegen hat nicht einmal die Hälfte gelernt. Alles rummosern von Max macht somit keinen Sinn, da er die Form eh nicht hätte beenden können.  Am Ende der Stunde durfte jeder von uns nochmal seine Form vorführen, was ich leider total verpatz habe. Hatte leider noch nicht genug Zeit die ganze Form am Stück zu üben und verhaspelte mich deswegen mehrfach. Aber was solls. Dafür bleibt später noch mal Zeit. Allerdings fiel mir auf, dass mein Shifu mir eine Zwischenbewegung vergessen hat zu zeigen. Denn er korrigierte mich mit einer Bewegung, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Kein Wunder das ich durcheinander gekommen bin. Ich klärte auf dem Rückweg mit meinem Shifu ab, wie und wann ich zur Post fahren kann um ein paar meiner Sachen zu verschicken. Alis hatte auch Interesse mitgenommen zu werden, da er in Fangshuang raus gelassen werden wollte, um dort neues Guthaben für seine chinesische SIM-Karte zu kaufen. Es ergab sich, dass ich am besten direkt nach dem Essen fahren sollte. Und zwar mit einem Schultaxi. Nach dem Training und damit vor dem Essen habe ich schon mal damit begonnen meinen Zweitkoffer zu packen, den ich nach Deutschland schicken wollte. Mein normaler Koffer wog 22 KG und ich entschied, dass es genug ist und packte meinen Zweitkoffer voll mit Kram den ich erst mal nicht benötigen werde in Deutschland. Meinen Koffer habe ich übrigens in Francois und Harrys Zimmer gewogen. Francois hat nämlich eine Wage… irgendwie seltsam oder? Jedenfalls habe ich mir bei der Gelegenheit direkt noch Harrys Email-Adresse besorgt. Beim Mittagessen schlang ich den Reis mit meinem restlichen Ketchup nur so in mich hinein und habe meinen Zweitkoffer noch zu Ende gepackt. Dieser ist übrigens nicht so voll geworden wie ich erst dachte. Knapp über 10KG waren es glaub ich. Mein Shifu kam währenddessen noch hinein, da er ja mit mir losfahren wollte. Ich brauchte aber noch ein wenig Zeit und er wollte solange in der Eingangshalle warten. Als ich fertig war, ging ich hinunter und traf da u.a. auch noch Yuen-Shifu, der sich erkundigte wie viel und was ich versenden wollte und meinte, ob ich sicher wär und das wirklich verschicken wollte und klärte mich ein wenig über die Preise auf, die mir längst bekannt waren. Dann rufte er noch bei EMS an (wo ich definitiv NICHT wieder hinwollte, weil Sie langsam in der Bearbeitung und zu teuer sind) und es ging natürlich keiner ran. Jedenfalls musste ich dann ne knappe Stunde für nichts warten. Ich wartete mit meinem Shifu in der Halle, während er irgendwann die Kinder für irgendwas bestrafte. Sie mussten alle aus den Zimmern antanzen (Gruppenstrafe) und im Ma-Bu in der Eingangshalle stehen und sich nicht rühren. Dann nach 5 Minuten brauchten Sie nur noch normal still stehen und sich nicht rühren. Nach etwa 15 Minuten schickte er mich aufs Zimmer weil er meinte es dauert noch. 5 bis 10 Minuten später schickte er eines der Kinder hoch um mich zu holen. Er meinte er könne nicht mitkommen, da ja gleich schon Meeting und damit Training wär. Ich wartete noch kurz auf den Fahrer und fuhr dann mit ihn los zu einer Post.  Wir kamen bei EMS an (GRRRR) und nach20 Minuten dort stellte sich heraus, dass wir hier falsch sind und fuhren zu einer Chinapost. Ich traf die ehemalige Übersetzerin dort, die wir scheinbar nur von EMS abholten und mit ihr machte ich mich daran meinen Krempel zu verschicken. Es dauerte wieder gewohnt lange und einige Teile konnten angeblich wieder nicht verschickt werden weil es das Gesetz nicht erlaubt (Blödsinn). Auch meinen Koffer wollten Sie nicht verschicken, weil er ja kaputtgehen könnte. Selbst ein „I don‘t care“ half da nicht. Ich vermute sie haben es einfach nur nicht verstanden. Ich fragte irgendwie nach Luftpolsterfolie, da mir Neu-Max empfohlen hat meine Waffen in Folie einzuwickeln und dann beim Flughafen als Sportgepäck aufzugeben. Es war ein riesen Akt denen zu erklären was ich wollte, denn keiner wusste was gemeint war, bis nach 20 Minuten einer der Damen von der Post zufällig einen Fetzen Luftpolsterfolie hinter den Theresen herholte und ich hektisch drauf zeigte. Sie meinten dann aber, dass Sie nur dieses eine Stück hätten. Enttäuscht fragte ich, ob Sie wissen, wo man sowas kaufen kann. Als Antwort kam nach einigen überlegen dann ein „i don’t know“. Als wir dann endlich losfuhren fragte ich nochmal den Taxifahrer, der die ganze Zeit dabei war ob er nicht wisse wo man sowas bekommt (war nicht einfach, könnt ihr mir glauben). Er fuhr ein paar Meter weiter und hielt an einem Rollerladen an. Zusammen gingen wir herein und durchwühlten die Verpackungen der Roller nach Verpackungsmaterial. Tatsächlich wurden wir fündig und bekamen einen Haufen Luftpolsterfolie geschenkt. Ich war zufrieden und es ging weiter. Ich verdeutlichte dem Fahrer noch, dass ich ein weiteres Zugticket kaufen wollte (für Fabian). Fabian gab mir nämlich Max sein Ticket mit und meinte er brauche das gleiche. Er rief Yuen an, der mir beim Übersetzen half. Es ging zu einem Ticketschalter irgendwo und er kaufte mir ein weiteres Zugticket für knapp 120 Yuan (Zhengzhou nach Peking). Auf dem Parkplatz stellte ich fest, dass der Taxifahrer den Schlüssel hat stecken lassen und die Türen verschlossen waren. Nun standen wir da und kamen nicht mehr ins Auto rein. Nach ein paar Minuten des Probierens irgendwie doch ins Auto zu kommen rief er dann mit dem Handy jemanden an und zeigte mir anschließend auf seinen Handy  den mit einem Übersetzungsprogramm geschriebenen Text „Waiting for“. Ich verstand, dass wir nun auf Hilfe warteten. Keine 5 Minuten später kam ein Chinese mit Tucktuck angefahren, bog einen Draht zurecht und fing an das Auto zu knacken. Sein umwelthassendes Gefährt war voll beladen mit Getränken, von dem ich einen Eistee spendiert bekommen habe (vom Taxifahrer). Ich wollte den Knackvorgang ganz gerne mit meiner Kamera aufnehmen, doch als ich die Linse auf ihn ansetzte lächelte er komisch und verdeutlichte mir, es nicht zu tun („No, no“). Ein wenig traurig aber genauso neugierig schaute ich zu wie er sein bestes gab das Auto aufzubrechen. Er  nahm die Dichtung aus dem Fenster hinaus und hebelte mit seinem Draht am Knopf der Tür, bis er es nach etwa 10 Minuten schaffte und wir endlich weiterfuhren konnten. Sowas nennt man wohl Schlüsseldienst in China. Wir mussten nicht einmal was bezahlen. Ich denke der Schlüsseldienst war ein Freund vom Taxifahrer, denn nicht einmal den Eistee musste er blechen. In der Schule angekommen packte ich ersteinmal mein Zeug weiter zusammen und nutzte die restliche Zeit (etwa eine Stunde), die noch vom Training über blieb am Schul-PC. Ich brauchte wieder ordentlich Zeit um meine wenigen Emails abzusenden (langsames Internet) und dann war die Zeit auch schon um. Für Skype reichte es nicht, dafür war die Verbindung zu langsam. Beim Essen gab ich Fabian seine Karte, die übrigens 5 Yuan mehr kostete, als er mir mitgab. Wir klärten ab, dass wir unserem Shifu das Geschenk vor dem Abendtraining übergeben wollten. Ich machte es noch schnell fertig (lag auf meinem Zimmer) und irgendwann kamen die beiden Maxe auf mein Zimmer und wir beluden das Geschenk mit dem Geschenk: ein T-Shirt mit der bekannten Aufschrift, Haribos, Schokolade und einen selbstgemachten Umschlag, in den jeder von uns ein wenig Geld gab, damit unser Shifu seinem Computer ein wenig näher kommt. Es befanden sich schließlich 250 Yuan im Umschlag. Neu-Max schrieb noch einen kleinen Text in chinesischer Sprache dazu und dann klingelte es schon zum Training. Wir gingen runter und stellten uns mit Geschenk auf dem Rücken versteckt erst einmal auf. Als wir dann losgehen wollten, übersetzte Max wieder und unterbrachen den Weg zum Platz. Wir sagten wir wollen ihn noch einmal in der Eingangshalle sehen, da dort die Lichtverhältnisse besser waren. Wir gingen also zurück und unser Shifu fing langsam an zu strahlen. Die ganzen Kinder kamen natürlich mit und in einer Geburtstagszeremonie überreichten wir ihn das Geschenk, das er dankend annahm. Entgegen den chinesischen Brauch das Geschenk alleine auf seinem Zimmer zu öffnen zwangen wir ihn das Geschenk hier und jetzt zu öffnen, was er auch tat. Er freute sich, doch fuhr kurz inne als er den Umschlag öffnete und murmelte auf Chinesisch (Max übersetzte), dass er das nicht annehmen könne. Er lud uns dann aber alle auf seinem Zimmer ein, das sich übrigens ebenfalls im Obergeschoss befand. Im kleinen Zimmer mit 15 Leuten war es ganz schön eng, doch fanden alle irgendwie Platz. Er packte eine große Chemo-Sahnetorte aus und verteilte an jedem ein Stück. Es war eine riesen Sauerrei, doch das scheint in China so üblich. Sein neuer „kleiner Bruder“, wie er ihn nennt (teilen sich ein Zimmer) spielte was mit der Flöte und dann begann die Tortenschlacht. Unser Shifu drückte zunächst dem Mädchen mit dem Zopf ein saftiges Stück Torte ins Gesicht, die sich gleich darauf rächte. Dann bekam auch der Rest was in Richtung Gesicht und hinterher sahen alle aus wie sau und hatten dabei ihren Spaß. Es war richtig lustig und ich habe alle noch nie so fröhlich und am toben erlebt. Ich ließ viele Fotos schießen (gab ja genug Chinesen die das viel zu gerne machen) und wir gingen mit eingesauten Gesichtern nach draußen. Dort blödelten wir noch ein bisschen weiter rum und posten für ein paar Fotos. Das Training ist somit komplett ausgefallen. Unser Shifu meinte dann auch irgendwann, dass wir schlafen gehen können, während die anderen Gruppen noch am trainieren waren. An Schlafen war in dem Moment aber nicht zu denken. Er wollte uns dann aber eben noch das Geld wiedergeben. Neu-Max und ich wollten auf mein Zimmer gehen und trafen im Flur auf unserm Shifu… mit dem Umschlag in der Hand. Er ging auf uns zu und streckte schon die Hand aus. Wir rannten nur noch davon und er uns Hinterher. Zum Glück war Max Zimmer in der anderen Richtung und Max stand auch gerade an der Tür. Wir gaben alles und kamen eher 2 Sekunden in Max Zimmer an und schlugen die Tür vor seiner Nase zu. Unser Shifu hämmerte an die Tür und meinte wir sollten aufmachen damit er uns das Geld wiedergeben kann. Wir blieben zäh und alberten ein wenig mit ihn auf der anderen Seite der Tür herum. Wir sagten ständig hier sei niemand und nach 10 Minuten gab er dann endlich auf und sagte nur noch mit  leicht drohender Stimme „Tommorow…“. Wir wuschen uns das Gesicht in Max Zimmer und warteten noch ein wenig ab. Wir waren uns einig, dass wir das Geld nicht mehr zurücknehmen würden. Nachdem ich dann geduscht hatte und das Mädchen mit dem Zopf noch über den Weg gelaufen war um mir ihre Email und QQ-Adresse (hab dich doch nicht!) zu geben (was sie auch tat), schrieb sie mir noch irgendwas in Pinyin auf einen Zettel, dass ich erst mal von Neu-Max übersetzen lassen musste. Dann setzten wir (Fabian, Fabian (Palm-Tree), Leonie, Niko, Andrew und beide Maxe ) uns wie vorgenommen noch zusammen in ein Zimmer (von Andrew und Fabian) und quatschten noch ein bisschen. Denn Max, Fabian, Andrew und ich werden Morgen die Schule verlassen. Es war heute also unser letzter ganzer Tag. Ich tauschte noch mit allen anwesenden die Email-Adressen aus und nach einer guten Stunde hieß es dann gute Nacht. Ich ging darauf ein letztes Mal ins Bett.


Info:
Mittwoch, 01.09.2010
Erstellt:
1. September 2010
Kategorien:
China
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