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Chinablog

- Meine Reise nach China -

2. September 2010

Donnerstag, 02.09.2010

Der letzte Tag beginnt… riiiiiiiiiiiiiiiiiiiing. Ich wache diesmal gemächlich auf und ziehe Alltagskleidung an. Ich habe mir heute vorgenommen nicht mehr zu Trainieren. Denn ich muss noch die restlichen Sachen fertig packen und dann alles klar für die Abreise machen. Max dachte sich scheinbar das gleiche. Gestern wollte er unbedingt noch trainieren und seien Form weiter lernen. Ihm ist wohl klargeworden das es ein wenig eng werden könnte. Jedenfalls machte er auch nicht mit und wir überließen Neu-Max und Alis, sowie den Chinesen den Spaß. Rasch hatte ich meinen Koffer zusammengepackt und alles aus den Schränken rausgeholt und ordentlich im Mülleimer verstaut was ich nicht mehr brauchte. Beim Frühstück herrschte eine seltsame Atmosphäre. Niko war schon ganz traurig und wusste nicht was er machen sollte und auch der Rest sah nicht unbedingt glücklich aus. Nach dem Frühstück übergab ich Neu-Max noch alle meine Sachen die ich hier lassen wollte. Das schließt meinen Wasserkocher und den Großteil meiner Medikamente ein. Auch ein wenig anderes Zeit ließ ich zurück. Er wollte es dann gerecht unter den Bedürftigen hier verteilen. Als die Zimmertür so die ganze Zeit aufstand kamen so allerlei verschiedene Leute ins Zimmer. Viele der kleinen Chinesen besuchten mich noch und saßen ganz still auf meinem Bett während ich meine Koffer zu schloss. Dann ging ich mit Max noch schnell ein letztes mal in die Waffenkammer der Schule. Ich hatte mir nämlich vergessen Metallklammern mit Ringen für meinen kündigten San-Jie-Gun (Dreistock) zu kaufen. Max wollte auch noch welche. Ich klopfte an die Tür des Finanzmannes und wir gingen gemeinsam in die Waffenkammer. Da Sie nur noch ein Paar Klammern hatten (passend für einen Dreistock), geierte Max direkt drauf los und zog Sie mir förmlich aus den Händen. So viel Freundlichkeit habe ich noch nie erlebt. Dann sag ich ihn noch extra Bescheid, weil er es nicht alleine schafft beim Finanzmann nachzufragen die Waffenkammer aufzuschließen und dann sowas. Auf sein Angebot  drum Schere-Stein-Papier zu spielen verzichtete ich und überließ ihn die Klammern und ging wieder aufs Zimmer zurück, während er noch weiter shoppte. Ich packte meine Waffen schließlich in die Folie von gestern ein und war damit klar zur Abreise. Mein Shifu kam noch ins Zimmer rein und drückte mir den Umschlag mit dem Geld in die Hand! Nein! Ich habe nicht dran gedacht. Ein hinterherwerfen hat ihn nur dazu verleitet es aufzuheben und sicher in einer Tüte innerhalb meines Zimmers zu verstauen. Nun stand ich da und suchte eine Möglichkeit das Geld wieder loszuwerden. Ich besuchte Max noch einmal auf seinem Zimmer, der immer noch fleißig am packen war (sein Zimmer sah aus wie sau) und erzählte ihn von dem „Unfall“ mit dem Geld. Neu-Max war auch gerade da und die Eltern unseres Shifus zogen bei ihm das Bett ab.  Ich bat Neu-Max darum seine Eltern zu überzeugen das Geld für ihn anzunehmen, doch sie lehnten ab und meinten irgendwas davon, dass er es uns schenkt. Haha. Daraufhin gab ich Neu-Max das Geld, der nun zur Aufgabe hat ihn in den nächsten Wochen das Geld unterzujubeln. Ich wollte gerade meine Koffer nach unten in die Halle transportieren, da traf ich nochmal auf meinem Shifu im Flur. Er war erschrocken, dass ich jetzt schon gehe und nahm mir sofort meinen Koffer ab und trug ihn runter. Dann auch schon Meeting angesagt. Heute stand ja auch noch Zimmerkontrolle an. Ich übergab den Schlüssel an den Hausmeister (Vater Shifu) und setzte mich in die Eingangshalle auf einer Bank. Nahc und nach kamen immer mehr Leute runter, da ja auch bald Training war. Ich verabschiedete mich noch von allen Leuten und führte ein paar letzte Gespräche mit den Leuten die mir wichtig waren. Als dann der Rest zum Training ging blieben einige Shifus noch oben um uns zu verabschieden. Yuen fragte sogar nach meiner Email und ich verwies dabei auf unseren Shifu, den ich Sie bereits gegeben hatte. Ich gab dem Mädchen mit dem Zopf noch einen Zettel und dann machten wir noch ein letztes Gruppenfoto. Zudem wurden Max und mir noch die Zertifikate überreicht. Ich hatte bereits dafür bezahlt und Max nicht. Ich fragte ob ich jetzt meine 160 Yuan dafür wiederbekomm und es hörte sich natürlich wieder nach Problemen an. Kurz darauf wurde Max von Yuen zur Seite genommen und ich wusste was anstand. Er wurde zur Kasse gebeten, weigerte sich jedoch zu zahlen. Sprich: ich bekam mein Geld natürlich nicht wieder. Als dann der Taxifahrer unsere Sachen ins Taxi lug und es langsam Zeit wurde aufzubrechen verabschiedete ich mich noch ein letztes Mal von meinem Shifu, der mir dabei noch „Sorry, Thomas“ ins Ohr flüsterte. Ihm ging das jetzt offenbar sehr nahe, denn als ich als letzter ins Taxi stieg, sah ich wie meinem Shifu die Tränen in den Augen standen. Im vollen Taxi saßen wir da nun und verließen die Schule. Der Sanda-Shifu hat sich vorher sogar noch bei mir verabschiedet und Max seine Email-Adresse gegeben. Mit uns kam neben dem Taxifahrer von gestern (wie gesagt haben Fabian, Andrew, Max und ich heute gleichzeitig die Schule verlassen) noch die Frau von der Rezeption mitgekommen, da wir zunächst einen Zwischenstopp in Jiaozou machten, um meinen REISEPASS abzuholen. D.h. wenn der Visaantrag schon bearbeitet wurde… und wenn nicht… tja. Keine Ahnung. Jedenfalls fuhren wir wieder zum Krankenhausparkplatz und mussten dann erst mal eine ganze Weile warten (45 Minuten?). Die gute Frau ging alleine zum Büro und kam zunächst gereizt und ohne meinen Pass zurück. Ich war schon angepisst und verzweifelt, da ich ohne Pass meinen Flug nicht antreten kann. Doch dann ging Sie nochmal und kam nach etwa 20 Minuten mit meinen Pass inkl. Visaverlängerung wieder. Na also! Dann fuhren wir ein paar hundert Meter weiter und luden Fabian und Max aus, die nun bis abends auf Ihren Zug nach Peking warten müssen. Die Rezeptionsfrau stieg mit aus und brachte Sie auf Anfrage zu einem Hotel, wo Sie ihr Gepäck lassen konnten um sich danach einen schönen Tag in Jiaozou machen zu können. Max jammerte schon wieder rum, was er denn den ganzen Tag in Jiaozou machen solle. Währenddessen fuhren Andrew und ich mit dem coolen Taxifahrer weiter zum Flughafen Zhengzhou. Nach 2 Stunden Fahrt, die ich überwiegend im Halbschlaf verbrachte kamen wir endlich an. Er fuhr uns bis zum Eingang vor und lud unser Gepäck aus. Eigentlich hätten wir nun 300 Yuan bezahlen müssen (für das Taxi), doch der Fahrer lehnte ab, verabschiedete sich bei uns und winkte nochmal freundlich. Hmm, netter Kerl. Offenbar hat er das Drama mit dem Zertifikatgeld mitbekommen und zeigte sich im Gegensatz zu Yuen kulant und ersparte uns deswegen das Taxigeld. Fabian und Max sollten hingegen 30 Yuan bezahlen, was Sie aber nicht taten und mir stattdessen sagten, ich solle am Ende lieber alles bezahlen damit Sie mir später einfach das Geld wiedergeben konnten (haben Sie übrigens nicht gemacht, da ich ja auch nicht bezahlen musste).  Wenn man es jetzt genau nimmt, hat Max sogar noch Geld für sein Zertifikat bekommen. Andrew und ich checkten den Flughafen aus und fanden kurze Zeit später den Check-In-Schalter. Ohne Probleme konnte ich mit meinen knapp 40 KG Gepäck einchecken. Andrew hatte auch keine Probleme, aber er hatte auch deutlich weniger Gepäck bei. Bei der Sicherheitskontrolle gab es ein Problem mit Andrews Gepäck… Sie wollten es durchsuchen und haben den Reisverschluss nicht aufbekommen… Deswegen musste er ihnen zeigen wie man einen NORMALEN Reisverschluss öffnet. Dann kamen wir endlich durch und durften noch 45 Minuten aufs Boarding warten. Ich schaute in der Zeit in einem Flughafen-Shop und war über die westlichen Preise erschrocken. Eine Packung Nüsse für 1,80 € – Frechheit! Cola kostete nun auch nicht mehr 3 Yuan sondern 10. Naja so ist das nun mal. Gut das ich keinen Durst hatte. Als dann das Boarding mit 10 Minuten Verspätung losging, stiegen wir beide ins Flugzeug. Der Flug war sehr angenehm und die Maschine modern. Ich hatte zwar einen Imbiss im Flieger erwartet, doch man servierte uns lediglich eine Flasche Wasser. Aber der Flug ging ja auch nur eine Stunde, von daher war es OK. Als wir in Peking angekommen waren, wollte ich erst einmal nach einer Post Ausschau halten und nachfragen, was ich eventuell für mein Übergepäck auf der Heimreise zu bezahlen hätte. Vom Infostand wurde ich zum Ticketschalter bis hin zum Sonderwunschschalter geschickt und erfuhr dann, dass Sie es nicht wissen und ich es am eigentlichen Check-In-Tag fragen müsste. Wir gingen noch ein wenig hin und her und ich gab dann mein ganzes Gepäck bis auf meinem Rucksack in einem Schließfach auf. Preis für 3 Gepäckstücke und 4 Tage: 350 Yuan. Würde mal sagen westlich moderat. Andrew (ehemaliger Marine) schloss sein Gepäck ebenfalls ein. Er bleibt jedoch nur 2 Tag in Peking und hatte nur zwei Gepäckstücke aufzugeben. Dann setzten wir uns in den Mc Donalds rein, den ich auf der Reise nach China gar nicht entdeckt hatte und aßen uns erst einmal voll. Andrew verschlang unzählige Burger, so dass ich schon ein wenig überrascht war. Er musste wirklich großen Hunger haben. Dann beschlossen den Flughafen zu verlassen und ein Taxi nach Peking City zu finden. Wir wollten direkt ins Hotel einchecken und uns dann die Stadt anschauen. Draußen fanden wir einen großen Haufen von Taxen. Als ich den Zettel mit der Hoteladresse zeigte, kam direkt ein dicker Chinese an und quatschte ununterbrochen auf uns los und meinte er wisse wo das ist und wir sollten ihn folgen. Er nannte direkt einen Preis (380 Yuan) und klärte uns auf, dass es 50 KM wären und wir wahrscheinlich wegen des Traffic jams (Stau) eine Stunde brauchen würden. Uns erschien der Preis zu hoch und ich rechnete mit dem Preis, den wir für ein Taxi nach Jiaozou brauchten mehrfach nach. Ich kam zum Schluss, dass es nicht so teuer war wie erst angenommen. Wir folgten den etwas unseriösen Mann, der schnellen Schrittes ging zu einer Tiefgarage, wo sogleich ein großes schwarzes Taxi vorfuhr. Er sagte den Taxifahrer offenbar wohin und wir waren schon kurz davor umzudrehen und uns ein normales Taxi zu besorgen. Schließlich, nach langer und reiflicher Überlegung stiegen wir dann doch ein und fuhren durch die Dämmerung gen Peking. Wir brauchten gut 45 bis 50 Minuten und kamen dabei gut durch. In irgendeiner schmaleren Straße hielt das große, schwarze Auto an und der Fahrer erklärte uns irgendwie auf Chinesisch, dass wir zu Fuß weitergehen müssten, da er nicht direkt bis zum Hotel vorfahren kann. Wir glaubten ihn einfach mal, da mir Neu-Max, der zufällig auch schon in dem gleichen Hotel (bzw. Hostel tritt es eher) war und mir einiges drüber erzählt hat. Wir liefen eine bunte Straße entlang. Überall waren Touristen und dementsprechend viele Shops und nach wenigen hundert Metern kamen wir tatsächlich am Hostel an. Die Gegend war wirklich gemütlich und hatte eine tolle Atmosphäre. Das Hostel machte zunächst einen rustikalen Eindruck, der aber schon bald verflog. Es war ein wirklich gutes Hostel, das speziell auf westliche Touristen und Backpacker getrimmt war. Da Fabian das Zimmer erst für Morgen gebucht hatte, nahmen Andrew und ich uns ein Public-4-Bett-Zimmer (private Zimmer gab es nicht mehr) und schauten es uns sogleich erst mal von innen an. Das Zimmer war noch leer und wir warteten förmlich nur darauf bald noch weitere Personen aufs Zimmer zu bekommen. Also Fehlanzeige mit Wertsachen hier lassen. Nachdem wir uns kurz ausgeruht hatten, gingen wir zur Rezeption und nahmen ein Schließfach an uns (100 Yuan Pfand), indem wir unsere Wertsachen einschlossen. Mein Rucksack war leider zu groß für das Fach und ich gab ihn stattdessen einfach an der Rezeption ab. Dann erkunden wir die Stadt. Wir gingen zunächst die bunte Straße aus der wir hergekommen sind entlang und staunten nicht schlecht über die ganze Atmosphäre hier. Man fühlte sich überall eingeladen und irgendwie überhaupt nicht fremd. Wir gingen dann noch weiter in die Stadt hinein und es schien immer besser zu werden. Wir kamen auf einer neuen, breiten Einkaufsstraße an, die wie in Shandong Moderne und Tradition miteinander verband. Wirklich sehr, sehr schön. Das Preisniveau war allerdings eher Modern als Traditionell… sprich teuer. Trotzdem Schön. Alles war bunt beleuchtet und es flogen seltsame bunt beleuchtete Flugobjekte durch den Nachhimmel, die von Touristen oder Händlern losgeschossen wurden. Wir gingen bis zu einem bunten Springbrunnen und kehrten dann um und fanden einen Mc Donalds, den wir gleich wieder nutzen um uns einen Mc Flurry mit Oreo reinzuhauen. Dann machten wir uns auf dem Rückweg zum Hostel und fielen müde ins Bett. Wir hatten übrigens immer noch keine Zwangsgäste im Zimmer. Sehr erfreulich.

1. September 2010

Mittwoch, 01.09.2010

Der nächste Tag beginnt so wie die vielen anderen Tage: mit der Klingel. Beim Morgentraining zog ich zusammen mit Neu-Max 5 zügige Runden, während wir beide den Rest hinter uns ließen. Schon bevor wir loslegten, überlegten wir drei wie und wann wir unserem Shifu am besten zum Geburtstag gratulierten. Denn dieser Morgen unterschied sich eigentlich überhaupt nicht von den anderen. Einzig und allein vielleicht daran, dass unser Shifu manchmal ein wenig nervös und zappelig war. Er schien eindeutig auf uns zu warten. Wir ließen ihn aber Zwangsweise zappelt, da wir mit unseren Überlegungen noch zu keinem Schluss gekommen waren. Max (der alte) erzählte mir, dass er gestern angefangen hat einen Computer aus Pappe zu basteln, da er doch auf einen Computer spart. Nach dem Morgentraining und noch vor dem Frühstück (die Zeit die ich normalerweise zum Duschen nutzte) kam Max mit dem unfertigen Teil auf mein Zimmer und wir bastelten gemeinsam weiter. Der Computer bestand aus einer Pappschachtel den ich mit Tastatur und Bildschirm bemalte und ihm so das Aussehen eines Laptops einflößte. Max versuchte stattdessen ein Windowslogo zu zauber, das aber immer kacke aussah (Sorry, ist aber so 😉 ). Als es dann zum Frühstück klingelte, war mir sofort klar, dass wir das Vergessen konnten vor dem Frühstück fertig zu machen. Dazu fehlte einfach noch zu viel und unser zuvor ausgeheckter Plan, unserem Shifu das Geschenk beim Frühstück zu überreichen konnten wir erst einmal knicken. Also wir dann zum Frühstück eilten (waren etwas später dran als sonst) saß er da schon ein wenig eingeschnappt am Tisch und schaute ganz komisch. Nach dem Frühstück ging ich noch schnell Geld holen und bot Max an mit in den Waffenshop der Schule zu kommen, da ich mir noch ein paar Sachen aus dem Shop kaufen wollte. Mit unserem Shifu, den wir in der Eingangshalle trafen kaufen wir zusammen ein paar Sachen ein. Ich suchte mir einen Säbel mit Griffumwicklung und Tuch aus (bessere Qualität als Max sein Säbel) und kaufte mir noch eine Kettenpeitsche sowie Tape und Waffenzubehör (Tücher, Pommel, etc.). Dann war auch direkt Trainingsbeginn und wir waren noch mit dem Finanzmann am abrechnen. Unser Shifu eilte mit der Klingel los und machte sich zum Training geben bereit. Mit etwas Verspätung kamen wir dann dazu, da der Finanzmann nicht gerade der schnellste ist. Beim Vormittagstraining stand heute Akrobatik an. Wir machten uns also zunächst einmal mit den üblichen Bewegungen warm und gingen dann zu den richtigen Sachen über. Die Radschläge klappten bei mir heute wieder ausgesprochen fein und ich war zufrieden. Selbst die einhändigen klappten besser als sonst. In der zweiten Trainingseinheit lernten wir unsere Formen weiter. Max hat erfolgreich gedrängelt und uns wurden beide zwei weitere Teile der Form beigebracht. Nachträglich habe ich erfahren, dass ich mit meiner Form schon fast am Ende bin. Max hingegen hat nicht einmal die Hälfte gelernt. Alles rummosern von Max macht somit keinen Sinn, da er die Form eh nicht hätte beenden können.  Am Ende der Stunde durfte jeder von uns nochmal seine Form vorführen, was ich leider total verpatz habe. Hatte leider noch nicht genug Zeit die ganze Form am Stück zu üben und verhaspelte mich deswegen mehrfach. Aber was solls. Dafür bleibt später noch mal Zeit. Allerdings fiel mir auf, dass mein Shifu mir eine Zwischenbewegung vergessen hat zu zeigen. Denn er korrigierte mich mit einer Bewegung, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Kein Wunder das ich durcheinander gekommen bin. Ich klärte auf dem Rückweg mit meinem Shifu ab, wie und wann ich zur Post fahren kann um ein paar meiner Sachen zu verschicken. Alis hatte auch Interesse mitgenommen zu werden, da er in Fangshuang raus gelassen werden wollte, um dort neues Guthaben für seine chinesische SIM-Karte zu kaufen. Es ergab sich, dass ich am besten direkt nach dem Essen fahren sollte. Und zwar mit einem Schultaxi. Nach dem Training und damit vor dem Essen habe ich schon mal damit begonnen meinen Zweitkoffer zu packen, den ich nach Deutschland schicken wollte. Mein normaler Koffer wog 22 KG und ich entschied, dass es genug ist und packte meinen Zweitkoffer voll mit Kram den ich erst mal nicht benötigen werde in Deutschland. Meinen Koffer habe ich übrigens in Francois und Harrys Zimmer gewogen. Francois hat nämlich eine Wage… irgendwie seltsam oder? Jedenfalls habe ich mir bei der Gelegenheit direkt noch Harrys Email-Adresse besorgt. Beim Mittagessen schlang ich den Reis mit meinem restlichen Ketchup nur so in mich hinein und habe meinen Zweitkoffer noch zu Ende gepackt. Dieser ist übrigens nicht so voll geworden wie ich erst dachte. Knapp über 10KG waren es glaub ich. Mein Shifu kam währenddessen noch hinein, da er ja mit mir losfahren wollte. Ich brauchte aber noch ein wenig Zeit und er wollte solange in der Eingangshalle warten. Als ich fertig war, ging ich hinunter und traf da u.a. auch noch Yuen-Shifu, der sich erkundigte wie viel und was ich versenden wollte und meinte, ob ich sicher wär und das wirklich verschicken wollte und klärte mich ein wenig über die Preise auf, die mir längst bekannt waren. Dann rufte er noch bei EMS an (wo ich definitiv NICHT wieder hinwollte, weil Sie langsam in der Bearbeitung und zu teuer sind) und es ging natürlich keiner ran. Jedenfalls musste ich dann ne knappe Stunde für nichts warten. Ich wartete mit meinem Shifu in der Halle, während er irgendwann die Kinder für irgendwas bestrafte. Sie mussten alle aus den Zimmern antanzen (Gruppenstrafe) und im Ma-Bu in der Eingangshalle stehen und sich nicht rühren. Dann nach 5 Minuten brauchten Sie nur noch normal still stehen und sich nicht rühren. Nach etwa 15 Minuten schickte er mich aufs Zimmer weil er meinte es dauert noch. 5 bis 10 Minuten später schickte er eines der Kinder hoch um mich zu holen. Er meinte er könne nicht mitkommen, da ja gleich schon Meeting und damit Training wär. Ich wartete noch kurz auf den Fahrer und fuhr dann mit ihn los zu einer Post.  Wir kamen bei EMS an (GRRRR) und nach20 Minuten dort stellte sich heraus, dass wir hier falsch sind und fuhren zu einer Chinapost. Ich traf die ehemalige Übersetzerin dort, die wir scheinbar nur von EMS abholten und mit ihr machte ich mich daran meinen Krempel zu verschicken. Es dauerte wieder gewohnt lange und einige Teile konnten angeblich wieder nicht verschickt werden weil es das Gesetz nicht erlaubt (Blödsinn). Auch meinen Koffer wollten Sie nicht verschicken, weil er ja kaputtgehen könnte. Selbst ein „I don‘t care“ half da nicht. Ich vermute sie haben es einfach nur nicht verstanden. Ich fragte irgendwie nach Luftpolsterfolie, da mir Neu-Max empfohlen hat meine Waffen in Folie einzuwickeln und dann beim Flughafen als Sportgepäck aufzugeben. Es war ein riesen Akt denen zu erklären was ich wollte, denn keiner wusste was gemeint war, bis nach 20 Minuten einer der Damen von der Post zufällig einen Fetzen Luftpolsterfolie hinter den Theresen herholte und ich hektisch drauf zeigte. Sie meinten dann aber, dass Sie nur dieses eine Stück hätten. Enttäuscht fragte ich, ob Sie wissen, wo man sowas kaufen kann. Als Antwort kam nach einigen überlegen dann ein „i don’t know“. Als wir dann endlich losfuhren fragte ich nochmal den Taxifahrer, der die ganze Zeit dabei war ob er nicht wisse wo man sowas bekommt (war nicht einfach, könnt ihr mir glauben). Er fuhr ein paar Meter weiter und hielt an einem Rollerladen an. Zusammen gingen wir herein und durchwühlten die Verpackungen der Roller nach Verpackungsmaterial. Tatsächlich wurden wir fündig und bekamen einen Haufen Luftpolsterfolie geschenkt. Ich war zufrieden und es ging weiter. Ich verdeutlichte dem Fahrer noch, dass ich ein weiteres Zugticket kaufen wollte (für Fabian). Fabian gab mir nämlich Max sein Ticket mit und meinte er brauche das gleiche. Er rief Yuen an, der mir beim Übersetzen half. Es ging zu einem Ticketschalter irgendwo und er kaufte mir ein weiteres Zugticket für knapp 120 Yuan (Zhengzhou nach Peking). Auf dem Parkplatz stellte ich fest, dass der Taxifahrer den Schlüssel hat stecken lassen und die Türen verschlossen waren. Nun standen wir da und kamen nicht mehr ins Auto rein. Nach ein paar Minuten des Probierens irgendwie doch ins Auto zu kommen rief er dann mit dem Handy jemanden an und zeigte mir anschließend auf seinen Handy  den mit einem Übersetzungsprogramm geschriebenen Text „Waiting for“. Ich verstand, dass wir nun auf Hilfe warteten. Keine 5 Minuten später kam ein Chinese mit Tucktuck angefahren, bog einen Draht zurecht und fing an das Auto zu knacken. Sein umwelthassendes Gefährt war voll beladen mit Getränken, von dem ich einen Eistee spendiert bekommen habe (vom Taxifahrer). Ich wollte den Knackvorgang ganz gerne mit meiner Kamera aufnehmen, doch als ich die Linse auf ihn ansetzte lächelte er komisch und verdeutlichte mir, es nicht zu tun („No, no“). Ein wenig traurig aber genauso neugierig schaute ich zu wie er sein bestes gab das Auto aufzubrechen. Er  nahm die Dichtung aus dem Fenster hinaus und hebelte mit seinem Draht am Knopf der Tür, bis er es nach etwa 10 Minuten schaffte und wir endlich weiterfuhren konnten. Sowas nennt man wohl Schlüsseldienst in China. Wir mussten nicht einmal was bezahlen. Ich denke der Schlüsseldienst war ein Freund vom Taxifahrer, denn nicht einmal den Eistee musste er blechen. In der Schule angekommen packte ich ersteinmal mein Zeug weiter zusammen und nutzte die restliche Zeit (etwa eine Stunde), die noch vom Training über blieb am Schul-PC. Ich brauchte wieder ordentlich Zeit um meine wenigen Emails abzusenden (langsames Internet) und dann war die Zeit auch schon um. Für Skype reichte es nicht, dafür war die Verbindung zu langsam. Beim Essen gab ich Fabian seine Karte, die übrigens 5 Yuan mehr kostete, als er mir mitgab. Wir klärten ab, dass wir unserem Shifu das Geschenk vor dem Abendtraining übergeben wollten. Ich machte es noch schnell fertig (lag auf meinem Zimmer) und irgendwann kamen die beiden Maxe auf mein Zimmer und wir beluden das Geschenk mit dem Geschenk: ein T-Shirt mit der bekannten Aufschrift, Haribos, Schokolade und einen selbstgemachten Umschlag, in den jeder von uns ein wenig Geld gab, damit unser Shifu seinem Computer ein wenig näher kommt. Es befanden sich schließlich 250 Yuan im Umschlag. Neu-Max schrieb noch einen kleinen Text in chinesischer Sprache dazu und dann klingelte es schon zum Training. Wir gingen runter und stellten uns mit Geschenk auf dem Rücken versteckt erst einmal auf. Als wir dann losgehen wollten, übersetzte Max wieder und unterbrachen den Weg zum Platz. Wir sagten wir wollen ihn noch einmal in der Eingangshalle sehen, da dort die Lichtverhältnisse besser waren. Wir gingen also zurück und unser Shifu fing langsam an zu strahlen. Die ganzen Kinder kamen natürlich mit und in einer Geburtstagszeremonie überreichten wir ihn das Geschenk, das er dankend annahm. Entgegen den chinesischen Brauch das Geschenk alleine auf seinem Zimmer zu öffnen zwangen wir ihn das Geschenk hier und jetzt zu öffnen, was er auch tat. Er freute sich, doch fuhr kurz inne als er den Umschlag öffnete und murmelte auf Chinesisch (Max übersetzte), dass er das nicht annehmen könne. Er lud uns dann aber alle auf seinem Zimmer ein, das sich übrigens ebenfalls im Obergeschoss befand. Im kleinen Zimmer mit 15 Leuten war es ganz schön eng, doch fanden alle irgendwie Platz. Er packte eine große Chemo-Sahnetorte aus und verteilte an jedem ein Stück. Es war eine riesen Sauerrei, doch das scheint in China so üblich. Sein neuer „kleiner Bruder“, wie er ihn nennt (teilen sich ein Zimmer) spielte was mit der Flöte und dann begann die Tortenschlacht. Unser Shifu drückte zunächst dem Mädchen mit dem Zopf ein saftiges Stück Torte ins Gesicht, die sich gleich darauf rächte. Dann bekam auch der Rest was in Richtung Gesicht und hinterher sahen alle aus wie sau und hatten dabei ihren Spaß. Es war richtig lustig und ich habe alle noch nie so fröhlich und am toben erlebt. Ich ließ viele Fotos schießen (gab ja genug Chinesen die das viel zu gerne machen) und wir gingen mit eingesauten Gesichtern nach draußen. Dort blödelten wir noch ein bisschen weiter rum und posten für ein paar Fotos. Das Training ist somit komplett ausgefallen. Unser Shifu meinte dann auch irgendwann, dass wir schlafen gehen können, während die anderen Gruppen noch am trainieren waren. An Schlafen war in dem Moment aber nicht zu denken. Er wollte uns dann aber eben noch das Geld wiedergeben. Neu-Max und ich wollten auf mein Zimmer gehen und trafen im Flur auf unserm Shifu… mit dem Umschlag in der Hand. Er ging auf uns zu und streckte schon die Hand aus. Wir rannten nur noch davon und er uns Hinterher. Zum Glück war Max Zimmer in der anderen Richtung und Max stand auch gerade an der Tür. Wir gaben alles und kamen eher 2 Sekunden in Max Zimmer an und schlugen die Tür vor seiner Nase zu. Unser Shifu hämmerte an die Tür und meinte wir sollten aufmachen damit er uns das Geld wiedergeben kann. Wir blieben zäh und alberten ein wenig mit ihn auf der anderen Seite der Tür herum. Wir sagten ständig hier sei niemand und nach 10 Minuten gab er dann endlich auf und sagte nur noch mit  leicht drohender Stimme „Tommorow…“. Wir wuschen uns das Gesicht in Max Zimmer und warteten noch ein wenig ab. Wir waren uns einig, dass wir das Geld nicht mehr zurücknehmen würden. Nachdem ich dann geduscht hatte und das Mädchen mit dem Zopf noch über den Weg gelaufen war um mir ihre Email und QQ-Adresse (hab dich doch nicht!) zu geben (was sie auch tat), schrieb sie mir noch irgendwas in Pinyin auf einen Zettel, dass ich erst mal von Neu-Max übersetzen lassen musste. Dann setzten wir (Fabian, Fabian (Palm-Tree), Leonie, Niko, Andrew und beide Maxe ) uns wie vorgenommen noch zusammen in ein Zimmer (von Andrew und Fabian) und quatschten noch ein bisschen. Denn Max, Fabian, Andrew und ich werden Morgen die Schule verlassen. Es war heute also unser letzter ganzer Tag. Ich tauschte noch mit allen anwesenden die Email-Adressen aus und nach einer guten Stunde hieß es dann gute Nacht. Ich ging darauf ein letztes Mal ins Bett.