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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Donnerstag, 10.06.2010

Die Schulglocke läutet… ich habe ziemlichen Muskelkater in den Beinen. Insbesondere in den Oberschenkeln. Schnell angezogen und ab nach unten. Dort hieß es erst einmal wieder laufen. Mit Muskelkater wurde das echt zur Qual. Dann dehnen. Auch hier forderte der Muskelkater seinen Tribut: Ich war steig und das dehnen schmerzte ungewohnt heftig. Dann Grundstellungen (Ma-Bu, Gum-Bu, sowie Gum-Bu in einer viel tieferen Position) sowie Handtechniken und die „Militär-Böser-Blick-Nacken-Übung“. Man schaut dazu wie man es aus Propagandavideos kennt mit einer schneller Bewegung nach links, rechts oder geradeaus und schaut dabei grimmig. Die explosive Bewegung des Kopfes, beansprucht die Nackenmuskulatur. Dann kamen Stellungswechsel zur ganzen Geschichte dazu. Sehr, sehr anstrengend.

Zum Frühstück gab es mal was anderes: Fladenbrot mit winzigen Lauchblättern gefüllt, statt den ollen Brötchen. Sehr lecker muss ich gestehen. Da unser Wasserboiler auf dem Zimmer leer ist, und es zumindest heute keinen neuen gibt, habe ich mir das erste mal auf Chinesisch eine Flasche Wasser im Shop bestellt. Meine Beine brennen und das Treppen steigen fällt mir äußerst schwer. Das Vormittagstraining war hart. Mir schmerzen die Beine bei jedem Schritt den ich gehe. Einen solchen Muskelkater hatte ich noch nie. Mein Shifu hat heute mal ein wenig gezeigt was er kann. Dazu gehören verschiedenste Akrobatische Bewegungen wie den Butterfly-Twist, Backhandspring, den Umgang mit dem Tai Chi-Schwert, Stock und der Neunschwänzigen-Kettenpeitsche. Vor allem die Kettenpeitsche macht einem Angst. Nicht auszudenken, was passiert, wenn die mal danebengeht. Heute habe ich auch einen Teil der ersten waffenlosen Form gelernt. Sieht schon nicht schlecht aus. Außerdem habe ich wieder Lob kassiert. Ich merkte selbst, wie schnell ich Fortschritte mache, wenn man bedenkt, dass ich gerade mal 2 volle Tage Training hinter mir habe. Dafür habe ich schon viel gelernt. Zwischen einigen Übungen gab es dann halt immer kurze Pause wo wir uns lockern und entspannen sollten. In einer dieser Pausen stieg mir mein Shifu auf den Rücken und lief ein wenig hin und her. Es tat etwas weh, doch danach fühlte ich mich deutlich besser. Das gleiche machte er auch mit meinen Beinen. Nur etwas vorsichtiger. Hier tat es auch ne ganze Ecke mehr weh als auf den Rücken, da hier ja der Herd des Muskelkaters war. Doch dafür war der Effekt hier auch am größten. Chinesen stehen echt auf Militär und so ein Kram. So machte mein Shifu auf dem Weg zur Trainingshalle eine Geste, indem er so tat, als würde er einen Kampfstab nach einen Bus schleudern wollen und machte dazu *BOOOOM*. Das gleiche machte er gestern auch, als ein Hubschrauber über uns her flog. Ich denke, der chinesischen Armee mangelt es nicht an Rekruten…  Morgen ist der Vormittag frei und es geht in die kleine Stadt. Ich werde ins Internetcafé gehen und mich mit Essen eindecken. Ich glaube, wenn ich hier abreise, habe ich Oberschenkel aus Stahl. Für heute habe ich mir vorgenommen Fotos zu machen sowie wieder ins Internet zu gehen.

Fotos habe ich gemacht, doch der PC war leider besetzt und die Schlange lang. So habe ich stattdessen einfach geschlafen. Dann war wieder Training. Meine Beine wollten aber lieber eine Pause. Ist aber leider nicht drin. Das Training war etwas lockerer als sonst. Trotzdem zu hart für meinen aktuellen Zustand… wenn mein Muskelkater nur nicht so schlimm wär… Nach dem Training wollte mir mein Shifu noch den Kopfstandüberschlag zeigen. Beim Vormachen, spürte er sein ehemals zertrümmertes Sprunggelenk und musste abbrechen und entschuldigte sich bei mir dafür. Beim hinausgehen aus der Halle nahm er einen dicken Stein in die Hand und machte damit eine Geste, als wollte er sich den Fuß damit zerschlagen. Armer Kerl. Ach ja! Vor dem Nachmittagstraining spielte er mit der Neunschwänzigen-Kettenpeitsche herum. Ich hatte ja schon die Befürchtung, dass sich diese irgendwann mal lösen oder auseinanderfallen würde; und genau das geschah auch. Es lösten sich einige Kettenglieder und diese schossen durch die Halle an die Decke. Zum Glück stand da keiner, den es hätte treffen können. Das wär nämlich nicht gut ausgegangen. Nach 1 ½ Stunden Training gab es dann Chinesischunterricht. Also schnappte ich mir Mein Wörterbuch, Stift und Papier und ging runter in den Klassenraum. Der Unterricht war ziemlich scheiße muss ich sagen. Die Lehrerin sprach eigentlich nur Chinesisch. Ihr Englisch konnte man nicht verstehen, so schlecht war es. Sie schrieb immer willkürliche Wörter in Pinyin-Schrift an die Tafel und übersetzte nur manche ins Englische. Dann sprach Sie diese 2 bis 3x aus und fertig. Das ganze ging fast 2 Stunden so. Ich habe mir in der Zeit ein paar brauchbare Wörter aus dem Wörterbuch geschrieben. Mal sehen ob ich so was lern. Morgen geht es in die kleine Stadt. Mein Plan: Essen kaufen, Internetcafé, Essen, Postkarten kaufen und eventuell ne Telefonkarte besorgen. Gleich ist noch Training… ich kann nicht mehr. Das Abendtraining war ganz locker. Viel laufen, was mir seltsamerweise gar nicht schwer fiel, dehnen und dann unsere Form üben. Und das locker flockig. Das Dorf in dem die Schule angesiedelt ist, ist offenbar ein Paradies für Touristen. Schon irgendwie traurig, weil die eigentlich schöne Landschaft von Strommasten und Slum-ähnlichen Gebäuden zerstört wird. Zudem ist die Luft so versmogt, dass die Sicht in den Himmel oder in die Ferne immer getrübt ist.  Jedenfalls reisen hier jeden Tag, insbesondere am Wochenende, viele Busse mit (chinesischen) Touristen an, die uns eigentlich immer beim Morgen- und Abendtraining zusehen. Heute Abend war im Dorf hier echt was los. Laut Musik, viele Leute auf der Straße, Essens- und Verkaufsstände, Tische und Stühle auf der Straße, usw. Lustig war, dass uns einige Touristen blöd gegrüßt haben, als wir uns warm gelaufen sind. Einer ist sogar mit uns gelaufen und hat mit uns ein wenig auf Englisch geredet (sogar gutes Englisch). Komische Leute gibt es hier zu Genüge. Beim Duschen anschließend habe ich vergessen das Fenster zu schließen und erlebte eine böse Überraschung: Überall Insekten. Ich habe Sie alle getötet und fachgerecht in der Mülltonne entsorgt. Leider gab es viele Spuren von der Jagd an den Wänden und der Decke. Eine Art fliegende Kakerlake war auch dabei… Igitt!


Info:
Donnerstag, 10.06.2010
Erstellt:
10. Juni 2010
Kategorien:
China
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