31. Juli 2010
Die Nacht war der Horror. Als ich gegen halb 12 aufstand um zur Toilette zu gehen, erschrak ich erst einmal als ich das Bad betrat. Eine GIGANTISCHE Spinne schien an der Wand auf mich zu warten. Schockiert rannte ich erst einmal raus, da ich total überrascht war. Ich holte die Fliegenklatsche vom Regal runter und betrat erneut das Bad. Ein Hieb mit der Klatsche überlebte die Spinne ohne auch nur zu zucken. Dafür fiel Sie auf den Boden und wurde rasend schnell und rannte dabei auf mich zu und wich dabei weiteren Schlägen mit der Fliegenklatsche geschickt aus. Da ich nur Badelatschen an hatte rannte ich erneut raus, da mich das Biest anekelte. Den Lärm den ich dabei machte, riss Christopher aus dem Schlaf (er hat eine Spinnenphobie). Zunächst wollte ich nicht erzählen, was ich gerade eben im Bad entdeckt hatte, um ihn nicht unnötig zu beunruhigen. Problem war allerdings, dass mich das Tier ebenfalls beunruhigte, so groß wie es war. Es war eine pechschwarze Spinne von der Größe einer halben Vogelspinne. Ich fragte mich echt, wie das Geschöpf ins Bad gelangt ist. Ich zog mir feste Schuhe an und zog mir ein T-Shirt über und schaute erneut nach. Problem war jetzt allerdings, dass das Tier nicht mehr an Ort und Stellte war. Es war verschwunden. Eine geschlagene viertel Stunde suchten Christopher und ich mit der Taschenlampe alle Ritzen im Bad und Umgebung ab und fanden dabei nicht die kleinste Spinne. Lediglich ein Spinnennetz unter dem Waschbecken entdeckten wir. Christopher konnte schon gar nicht mehr schlafen, da er befürchtete die Spinne könnte unter der Tür (die Lücke ist wirklich groß genug dafür) aus dem Badezimmer entkommen und auf ihn krabbeln während er schläft. Ich war von der Idee auch nicht gerade begeistert. Vielleicht war es sogar eine giftige Spinne… wer weiß. Da wir nach einer langen und intensiven Suche keinen Erfolg aufwiesen, dichtete ich die Ritze unter der Badezimmertür mit einem Handtuch ab und wir gingen wieder schlafen. Morgens erzählte mir Christopher, dass er einen Alptraum von riesigen Spinnen hatte, die in sein Bett krabbeln. Ich hingegen hatte eigentlich ganz gut geschlafen. Nur halt zu wenig. Wir gingen also zum Morgentraining und Christopher erzählte direkt Christian und Harry von dem Monstrum aus dem Badezimmer. Ich berichtete Max davon. Wir liefen uns mit den Kindern warm und übersprangen das Dehnen an den Tischtennisplatten. Wir gingen das übliche Grundprogramm durch und nachdem wir jeder einmal unsere Form gelaufen sind, durften wir mit dem Stock weiterüben. Es war schon wieder ziemlich heiß draußen. Und das in den frühen Morgenstunden um kurz vor 6. Heute Nacht hat es die Klimaanlage auch nicht geschafft die Raumtemperatur unter 25°C zu bringen. Sehr traurig. Nach dem Training (na gut, auch schon davor) hatte ich riesigen Kohldampf und freute mich aufs Frühstück. Es gab das Shit-Bread und ich löste meinen ersten Eistee-Deckel seit langem ein (Es gibt da so ein Gewinnspiel, bei dem man einen weiteren, kostenlosen Eistee gewinnen kann, wenn man das richtige Zeichen im Deckel erwischt) und bekam somit einen weiteren. Dann schnell hoch aufs Zimmer und ausgeruht (war echt mal nötig). Das schlimme hier ist, dass man nie wirklich Pause hat. Man hat zwar Dienstag komplett frei und freitags fällt das Vormittagstraining aus aber das war es dann auch. Sehr erholsam sind die Ausflüge in die Stadt wirklich nicht. Deswegen bin ich ja auch am überlegen, ob ich nicht mal einen Tag im Bett bleibt, anstatt in die Stadt zu fahren. Problem ist dann nur, dass ich mir dann nichts Feines zu Essen kaufen kann. Internetcafé fällt damit auch weg. Also eher nicht, außer es wird dringend. Aber andererseits habe ich ja nur noch einen Monat vor mir. Egal. Als ich zum Vormittagstraining nach draußen ging, wurde ich wieder von der Hitze erschlagen. Nach dem Vorlesen des Spruch des Tages, der im Fenster hang (irgendwas mit guter Reise oder so) gingen wir in die Halle, grüßten an und verpissten uns dann unter die Brücke zum freien Training. Bei der Hitze ist auch echt nichts anderes Möglich. Während fast alle wieder Pause machten anstatt zu trainieren, schwang ich meinen Stock und schulte meine Koordination und übte mich in ein paar neuen Moves mit dem Stock. Eigentlich ganz lustig, wenn es nicht so verdammt heiß wäre. Ich bekam Kopfschmerzen und wurde leicht benommen, trainierte aber dennoch langsam weiter. Hab einfach keinen Bok wie der Rest immer nur rumzusitzen. Dann brach unser Shifu das freie Training ab und wir übten weiter mit den Stöckern. Für mich änderte sich eigentlich nichts, da ich ja sowieso die ganze Zeit trainierte. Christopher und Max waren damit auch gezwungen weiter zu üben. Nach einiger Zeit pendelte sich es aber wieder ins freie Training ein und wir verzogen uns auch kurz darauf wieder in die Halle. Heute habe ich von Jochen erfahren, dass am 15. August eine große Show der Schule stattfindet. Alle Gruppen und alle Shifus müssen dann zeigen was Sie drauf haben. Die Show findet wahrscheinlich unter großem Publikum statt, so wie ich es verstanden habe. Vielleicht stimmt das aber auch nicht mit dem Publikum. Jedenfalls sollen wir jetzt noch mehr üben damit wir am Ende gut dastehen. Nach ein paar Minuten in der Halle, in der wir auf das Ende durch die Klingel warteten, zogen die Shifus wieder ihre Akrobatik ab, die ich teilweise mit filmte. Dann rannten wir mit unseren Shifu zur Schule hoch um endlich duschen zu können. Selbst unsrem Shifu war es heute zu heiß und er konnte es selbst kaum abwarten die Stunde zu beenden. So rannte ich hoch aufs Zimmer, duschte kalt (Hmm, war eigentlich gar nicht so kalt) und schrieb meine Berichte, damit ich nach dem Mittagessen mehr Zeit zum schlafen habe. Bis zum Klingeln war dann schlafen angesagt. Aber dann ging es schon weiter im Programm. Nachmittagstraining stand an. Draußen war es noch wärmer als Vormittags. Die Hitze war unerträglich, doch man sprach von Regen, der heute kommen würde und uns damit auch von der Hitze befreien könnte. Unser Shifu wollte wieder vor der Schule trainieren. Wir stimmen einfach mal ahnungslos zu. Die Kinder waren auch wieder mit dabei. Wir begannen mit laufen (in Reih und Glied). Die Luft stand und lies einem kaum atmen. Ich war für jedes laue Lüftchen dankbar. Davon gab es aber leider nicht so viele. Das Laufen wurde somit zur Qual und als wir dann noch schneller rennen sollten, war es dann ganz vorbei. Ich kühlte mich, indem ich mich anschließend mit meinem Wasser übergoss. Das tat gut, denn es fühlte sich so an, als ob sich meine Körpertemperatur von 40 auf 35°C senkte… und das innerhalb von einer Sekunde. Viel länger hielt die Erfrischung aber auch nicht. Zu Schade. Danach übten wir sehr ausführlich die erste Form mit den Kindern zusammen in einer Gruppe. Jeder musste Sie vor der Gruppe (und den Touristen, ist ja wieder Wochenende) vorführen und die Chinesen bekamen anschließend was mit dem Stock auf dem Arsch oder in die Kniekehle (Man konnte den Schmerz förmlich hören, wenn unser Shifu in die Kniekehlen schlug), weil Sie nicht gut genug waren. Stimmt aber auch. Ein wenig mehr könnte man sich schon zusammenreißen. Die dicken Kinder wurden wieder extra Bestraft, indem Sie noch etwas mehr laufen durften (wenn Sie Glück hatten) oder ansonsten standen wieder Frog-Jumps an. Wir gingen dann jeden einzelnen Part der Form 2 bis 4x in Zweiergruppen durch und danach war wieder Power angesagt. Die Kinder verstanden teilweise nicht, dass er erklärte, dass wir auf Kommando nur noch wirklich eine Sequenz durchgehen sollten anstatt wie üblich mehrere zusammenhängende. Also zog sich das ganze völlig in die Länge und unser Shifu rastete zwischendurch immer wieder aus und schrie dabei rum oder bestrafte die Kinder. Noch was fällt mir gerade ein: Zu Beginn, tropfte es ein wenig (gaaanz wenig) und darauf meinte unser Shifu wir sollen jetzt POWER geben, da wir wahrscheinlich gleich abbrechen müssen, wenn es wie aus Kübeln anfängt zu schütten. Tja. Leider kam es dazu nicht, so dass wir die ganze Zeit „Power“ geben mussten. In der Pause gingen wir wieder auf unsere Zimmer (20 Minuten), ich zog mir trockene Sachen an (bei der Hitze verlor ich bestimmt an die 3 Liter Flüssigkeit), füllte meine Flasche auf (war schon leer) und aß einen Apfel. Dann ging es quasi schon weiter und Christopher und ich hatten einfach keine Lust mehr. Wieder hieß es laufen mit den Kindern. Unser Shifu scheuchte uns wieder, indem er uns hinterher rannte und drohte mit dem Stock zu schlagen. Das tat er aber nur bei den Chinesen, da die Shifus sich sowas bei den Ausländern nicht erlauben dürfen. Dann wieder die Form. Aber dann durften wir mit dem Stock weiterüben. Also zunächst ein paar Mal den Stock geschwungen und dann weiter mit der Stockform. Neue Bewegungen wollte er uns heute Abend zeigen. Unsere Hände waren schon ganz schrumpelig, da Sie permanent Nass vom Schweiß waren, was es erschwerte den Stock festzuhalten. Nachdem wir dann alle ein paar Mal unsere Form gelaufen sind (u.a. mit den Kindern zusammen auf Kommando; ausrasten inklusive) hieß es wieder Shao-Form anstatt Stick. Und zwar so lange, bis die ganze Gruppe es Richtig machte. Bei dem Haufen Kinder kann das schon mal ne Weile dauern. Danach waren wir fix und fertig, ich duschte mich und dann war Abendessen. Es gab das gefüllte Brot, das ich echt nicht mehr sehen kann. Der Hunger trieb es aber rein und ich beeilte mich damit sogar, damit ich mehr Zeit zum ausruhen habe bevor das Abendtraining begann. Nach 20 Minuten Pause auf dem Zimmer (Echt zum heulen, man wartet nur auf das nächste Training) ging es dann wieder weiter. Ich nahm mir vor NICHT mehr zu rennen. Das hatte ich heute nämlich schon zu genüge getan, so dass die Füße qualmten. Meine Füße waren wie die von Max plattgelaufen. Christopher beschwerte sich auch schon die ganze Zeit pausenlos über das Training. Aber man geht ja trotzdem immer wieder hin, obwohl man nicht mehr will. Da Max wahrscheinlich sein Handy verloren hat, als er auf dem Rückweg von Fangshouang im Taxi saß, erzählte er es unserem Shifu und er wollte gleich überall rumtelefonieren lassen. Christopher und ich wurden darauf zum Sanda-Team geschickt um uns mit ihnen zusammen warm zu machen. Nach dem wir die Stellungen mit der Sanda-Gruppe durchgegangen sind, kam Max wieder dazu und dann war laufen angesagt. Aber nicht mit uns! Wir liefen nur bis um die Ecke und wandelten den Rest der Runde dann zu einem Spaziergang um. Ich beschwer mich ja sonst immer über die ganzen Spaziergänger, aber heute Abend bin ich auch mal einer. Nach ein paar gefakten Runden sollten wir dann stretchen. Nachdem das dann erledigt war, fragte unser Shifu bei uns nach, ob wir nicht Tai Chi machen wollten. Irgendwie stimmten wir dem zu und begannen mit ein paar Übungen. Die Übungen waren mir bereits gut bekannt und wir führten Sie in der Dunkelheit (die Straßenlaternen fielen ständig aus) mitten zwischen den Touristen auf. Dann zeigte uns unser Shifu noch eine Tai Chi-Form. Sie ging gefühlte 5 Minuten lang und war sehr eindrucksvoll, so dass ich echt mit dem Gedanken spiele nicht auch mal Tai Chi zu machen. Problem bei der Geschichte ist, dass so eine lange Form sicherlich viel Zeit in Anspruch nimmt, wenn man Sie lernen möchte. Harry aus der Tai Chi-Gruppe meinte, dass er 2 Wochen gebraucht hat, um 1/5 seiner Form zu lernen. Das ist natürlich viel. Jedenfalls führte unser Shifu die Form wunderbar durch und war danach klatsch nass geschwitzt, atmete aber die ganze Zeit sehr ruhig; so wie man es beim Tai Chi auch soll. Die Stellungen, die er dabei machte, hätten sicherlich jedem die Oberschenkel zum Krampfen gebracht. Sie waren wirklich verdammt tief und eigentlich war er permanent in einer solch tiefen Position. Der größte Unterschied zwischen dem Tai Chi-Training bei unserem Shifu und dem Tai Chi-Shifu ist, dass unser Shifu uns beibringt viel tiefer zu stehen. Das macht beim Training nicht so viel Spaß, ist aber deutlich cooler. Zudem gibt das dicke Oberschenkel. Soll mir also recht sein. Dann übten wir den Anfang der Form und dann hieß es „Class Over“. Erinnert mich immer irgendwie an „Game Over“. Nochmal geduscht und dann ab ins Bett. Die Spinne ist nicht mehr aufgetaucht… das ist bedenklich. UND: Ich bin übrigens MÜDE FÜR 10!!!
30. Juli 2010
Es klingelt, ich ziehe mich an und gehe mit Christopher runter zum Meeting. Schnell neben den Kindern aufgestellt und dann machten wir uns mit Kniebeugen warm. Unser Shifu schickte uns mit den anderen Gruppen auf den Berg zum Laufen, während er sich wieder um die Kinder kümmert. Also gemächlich zum Fuß des Berges gelaufen und dann schnell hoch (ich zumindest). Wie immer machten sich einige daraus einen Spaziergang. Vorbei an den ganzen Faulpelzen kam ich dann auch schon kurz darauf an der Spitze an und ging wieder langsamen Schrittes abwärts. Jin Da Bao und Max kamen mir entgegen und so wie ich erfuhr, hat sich der kleine Jin Da Bao wieder auf die Fresse gelegt. Das passiert ihm aber auch ständig. Trotzdem läuft er weiter, auch wenn er danach etwas zerknirscht im Gesicht aussieht. So muss das! Daran könnten sich z.B. die Kasachen oder der Wannabe-Chinese ein Beispiel nehmen. Denn Sie fangen ja nicht mal an zu laufen. Als ich unten an kam (der Rest meiner Gruppe rannte runter, was ich meinen Sprunggelenken nicht mehr antue), hatte es Max und Christopher nicht für nötig gehalten zu warten, wie eigentlich üblich und sind schon vor gegangen. Ich kam dann etwas später bei der Gruppe an, während Sie schon mit dem Stick am rumhantieren waren. Danke Ihr Arschlöcher. Ich werde in Zukunft auch keine Rücksicht mehr auf euch nehmen. Ich schnappte mir meinen Stick und übte meine Form weiter. Meinen Ärger konnte man scheinbar nicht spüren, aber ich war ziemlich sauer und dementsprechend sah auch meine Form aus. Ich scheute nicht alle Techniken mit Power durchzuziehen, doch ständig stand mir jemand im Weg, wenn ein weiter Schwung mit dem Stab anstand. Bei einem Manöver, bei dem man den Stick mit voller Wucht auf den Boden schlägt, traf ich versehentlich meinen entzündeten Zeh. Der Schmerz machte mich nur noch aggressiver und ich machte einfach wie gehabt weiter. Mein Shifu zeigte mir noch eine neue Bewegung (1 ½ gesprungene Drehung mit Stockhieb), die ich weiter üben konnte. Nach dem das Training beendet war und mein Shirt wieder schweißgetränkt war (immerhin hatte ich im Gegensatz zum Rest unter voller Belastung trainiert), zeigte mein Shifu auf mein Shirt, dass sich die Kinder ansehen sollten. Dann rief er zum Applaus auf und alle Kinder applaudierten, während Max und Christopher nur lachten. Lacht ihr nur… Ihr werdet so nie drankommen.
Dann duschte ich, packte meinen Rucksack und ging zum Frühstück. Es gab das „gute“ Brot, was aber nicht gut war und Honig hatte ich auch nicht, da Max nicht zum Frühstück erschienen ist. Jedenfalls ging es nach dem Meeting und dem Text lesen, der heute im Fenster ausgestellt war mit dem Taxi zur Stadt. Während der Fahrt erzählte mir „der Polizist“ (weiß seinen Namen grad nicht), dass wir Deutschen und eventuell die Holländer und Engländer uns nächstes Jahr in Deutschland treffen wollen um uns wiederzusehen und auszutauschen. Ich bin jedenfalls dafür. In der Stadt ging es zuerst in den Supermarkt und ich kaufte mir mit Christopher 10 Liter Orangensaft. Dann kaufte ich mir noch Schokolade und eine Packung Chips. Am Brotstand an der Straße kaufte ich mir noch 6 der kleinen, runden Fladenbrote und ich ging mit Christopher weiter zur Bank, da Max noch Geld brauchte. Ich werde nächste Woche auch wieder das Schulgeld bezahlen müssen (3100 Yuan) und hob deswegen insgesamt 8000 Yuan ab. Die Chinesen staunten nicht schlecht und ich versteckte das Geld lieber sicher in meinem Rucksack. Dann ging es ins Internetcafé. Kurz nach der Ankunft, kam Max hinein und ich gab ihn sein Geld. Dann surfte ich wie gewöhnlich und machte meine Einträge und lud dazu Fotos und das erste Mal ein kurzes Video hoch. Gegen kurz vor 12 gingen wir hinaus und zum Taxistand. Aber es war nur ein Taxi da und der Fahrer konnte unsere Visitenkarte nicht lesen, wo die Adresse der Schule drauf stand. Oder, was wahrscheinlicher ist, er hatte kein Bok uns zu fahren. Bei der Affenhitze heute (nach 5 Minuten, die wir draußen herumgingen, schwitzen wir beide wieder wie sau), gingen wir die Straße runter und ich hoffte ein Taxi zu finden. Kurz darauf kam uns das Schultaxi entgegen. Der Second Headmaster saß drin und nahm uns mit. Nachdem der Fahrer den Second Headmaster an einer Tanke abgeliefert hat, fuhr er uns zurück zur Schule, wir bezahlten 15 Yuan und gingen direkt zum Essen, das schon angefangen hatte. Dann war ausruhen angesagt. Ich war aber die ganze Zeit mit Schreiben und Serie gucken beschäftigt und fühlte mich gar nicht so müde. Deswegen schlief ich nur eine halbe Stunde und bereute danach, so wenig geschlafen zu haben. Zum Training gingen nur Max und ich (sowie die Kinder natürlich). Christopher war es heute zu warm zum trainieren. Es war aber wirklich sehr heiß heute. So gingen nach dem wir Buddha in der Trainingshalle begrüßt hatten direkt weiter unter die Brücke, wo schon der Rest (fast alle) Pause machte. Das erzeugte natürlich einen gewissen Platzmangel. Die Kinder hatten Pause und wir (Max und ich) „Free Practise). Wir kletterten den steilen Abhang runter und trainierten als einzige. Wir schwangen unsere Stocker (meiner zerfällt so langsam) und übten unsere Formen. Dann unterbrachen wir das geschehen und benutzten unsere Stöcker als Speere und warfen Sie uns einander zu und versuchten Sie zu fangen. Max „verletzte“ sich bei einem Fangversuch den Daumen und ich musste einen Wurf knapp ausweichen, da er sonst meinen Kopf getroffen hätte. Die Kinder schauten uns dabei gespannt von oben zu. Ich übte irgendwann auch noch die Schraube mit dem Stock (die 1 ½-fache Drehung), was mir auch halbwegs gelang. Nur an der Ladung muss ich noch arbeiten, da ich mich dabei immer fast auf die Fresse gelegt hätte. Der Trick war, dass der Stock so geschwungen wird, dass er den Oberkörper mitreißt. Dann muss man nur noch hoch genug springen. Pünktlich zur Pause gingen wir mit den Kindern zur Schule zurück und hatten dann 20 Minuten Pause, die wir auf unseren Zimmern verbringen konnten. Max kam noch mit rein und zapfte sich ein wenig Wasser ab. Ich füllte meine 1,5 Liter-Flasche wieder auf. 1,5 Liter in 1 ½ Stunden ist fast schon neuer Rekord bei mir. Im ganzen Nachmittagstraining hab ich fast 3 Liter Wasser verbraucht. Das ist heftig. Aber es war auch so warm die schon lange nicht mehr und ich habe Pausenlos geschwitzt. Nach der Pause liefen wir erst einmal mit den Kindern ein paar Runden. Nach kurzer Zeit waren diese wieder außer Atem und riefen uns beiden zu, dass wir doch langsamer laufen sollten. Wir erfüllten ihnen den Wunsch solange, bis unser Shifu zu uns sagte, dass wir schneller laufen sollten. Bald schon war ich wieder der einzige weit und breit und dann war auch dehnen angesagt. An den Tischtennisplatten. Dann übten wir Shao-Form mit den Kindern zusammen und durften dann weiter mit dem Stick üben. Xie Tung (mein Shifu) zeigte mir noch ein paar neue Bewegungen und ich merkte, dass das Ziel (die Form vollenden) in greifbarer Nähe rückt. Nachdem meine Hände so nass waren (vor Schweiß), dass ich meinen Stock nicht mehr halten konnte (abtrocknen ging auch nicht, da meine ganzen Klamotten ebenso nass waren), war auch schon bald Ende. Die letzten Worte unseres Shifus waren dann nur noch „Evening Kung Fu Power, ok?“. Ha ha, was mach ich denn schon den ganzen Tag? Irgendwann muss ich es auch mal „slow“ angehen lassen. Nach dem Duschen fing ich bei 31.5 °C im Zimmer direkt wieder an zu schwitzen und dann war auch Essenszeit. Ich schwitzte genauso weiter und schnappte mir schnell ein paar Brötchen und ging wieder hoch und aß Sie vor der Klimaanlage. Anders war es nicht auszuhalten. Beim Essen saß ein neuer Typ bei uns am Tisch. Er heißt Peter, ist 14 (ich traute erst meinen Ohren nicht), ist etwas schüchtern und kommt aus Deutschland und macht halbtags Chinesisch und Kung Fu. Ach ja! Und er bleibt 1 Monat hier. Ja und dann war WIEDER Trainingszeit. Mit Gun und Wasserflasche bewaffnet ging es runter und wir liefen direkt ein paar lockere Runden. Dann hieß es doch auf einmal „slow“ und bloß nichts überstürzten, da wir ja sonst morgen krank werden und nicht mehr weiter trainieren können. Also hatten wir freies Training, das darin bestand, dass wir mit unseren Stöckern unsere Form üben sollten. Irgendwann, als ich mich sicher vor den Augen unseres Shifus fühlte, übte ich lieber ein paar Taekwondo-Formen, um Sie nicht völlig zu vergessen. Das wurde natürlich entdeckt und mein Shifu meinte zu mir, ich solle den Stick üben. Dann schaute er sich meine Form mal etwas genauer an und korrigierte einige meiner Stellungen (waren natürlich nicht tief genug). Wieder war ich nass und das Training vorbei. Mein Körper fühlte sich wieder so müde wie noch nie an. Ich duschte wieder zum 4. Mal heute (das geht mir ganz schön auf die Nerven, weil es die schöne Freizeit frisst, die man besser zum Schlafen gebrauchen kann), schrieb meine Berichte und ging direkt und ohne zu zögern pennen. Ich glaube ich bekomme wieder Muskelkater in den Schultern, Armen und Händen (!) und zwar vom vielen Stocktraining. Auch meine Beine fühlen sich wieder an die Blei. Morgen wird bestimmt lustig den ganzen Tag zu Trainieren (Morgen stehen 8 Stunden an). Ich hoffe das Kreatin von Christopher hilft den Muskelkater ein wenig zu mildern.
Wie ich mir vorgenommen habe, bin ich am Mittwoch wieder mit dem Training angefangen. Beim Morgentraining durfte ich mich noch ein wenig schonen und es ein wenig langsamer angehen lassen, doch schon beim Training darauf, wurde kaum noch Rücksicht darauf genommen, dass ich vor kurzem noch Krank war. Jedenfalls bin ich jetzt wieder voll dabei und habe nun auch wieder einiges mehr zu berichten. Deswegen gibt es heute auch mal wieder ein paar Fotos. Viel Spass!
Zur Feier des Tages gibt es heute mal das erste Video!
Das Video zeigt unseren Shifu, wie er bei einer Qi Gong-Übung einen der Stocker verbiegt… seht es euch einfach an. Ich kann euch sagen, der Stock ist nicht so leicht biegsam wie es im Video aussieht.
Download des Videos: Shifu Qi Gong
(Zum Abspielen eignet sich z.B. der VLC-Player)
29. Juli 2010
Mit der Klingel steh ich auf und machte mich müde bereit für das Training. Christopher war irgendwie schlecht drauf und verschanzte sich auf der Toilette. So ich ging alleine runter und mein Shifu kam mir schon entgegen um uns aus den Zimmern zu holen. Als er mich sah, drehte er aber wieder um. Dann schickte er mich Max und Christopher holen. Ich klopfte zunächst an Max Tür und dann an meiner eigenen. Wenig später kam dann Max und wir begannen mit den Kindern zu laufen. Mit müden Beinen legten wir los und wurden mit der Zeit immer schneller. Nachdem wir dann fertig waren mit laufen ging es an die Stellungen. Die dicken Kinder durften wieder Extrarunden drehen und wurden, weil Sie zu langsam waren bestraft, indem Sie nun Frog-Jumps (tiefe Sprünge) machen durften. Da Sie das aber auch nicht so toll hinbekamen durften Sie nun eine ganze Weile in der Reiterstellung (Ma-Bu) verharren. Mit Stock auf den Beinen. Als unser Shifu sah, dass sie den Stock festhielten rastete er aus und kickte den ältesten der Jungen gegen die Brust, der daraufhin zurücktaumelte. Das ganze wiederholte sich ein paar Mal, da die Kinder einfach zu schwach waren noch weitere solcher Übungen zu machen. Während die Kinder die Form übten, durften wir dann zum Gun übergehen. Nach ein paar Übungen damit, zeigte uns unser Shifu noch eine neue Bewegung der Stockform, die wir verinnerlichten sollten. Unser Shifu hatte wirklich schlechte Laune auf die Kinder. Zu uns war er aber gewohnt nett. Nach dem Training war wieder eine Dusche nötig. Außerdem war nach dem Frühstück aufräumen angesagt, da Zimmerkontrolle bevor stand. Dazu kaufte ich mir beim Frühstück ein kleines Handtuch für 15 Yuan (TEUER) im Shop um damit Staub zu wischen. So brachten wir die leeren Flaschen sowie den Müll raus, machten unsere Betten nach der chinesischen Methode und wischten Staub. Dann war unser Zimmer wieder blitzeblank. Also die Shifus dann in unser Zimmer kamen, gab es einen Daumen hoch vom Second Headmaster. Zudem wurde heute eine Flagge mit der Aufschrift „Flow Flag“ an das sauberste Zimmer verteilt. Unser Zimmer war dafür wohl nicht sauber genug. Und das obwohl wir uns so viel Mühe gegeben haben 🙁
Die Flagge ging an das Zimmer von Francois und Jochen. Dann stand das Vormittagstraining an. Christopher und ich überlegten uns einen Tag in der Woche frei zu nehmen um das Yuntai-Gebirge zu sehen. Denn nach dem was Christian, Harry und Roland sagten, gibt es dort tatsächlich Affen, Wasserfälle, Restaurants, Tempel und vieles mehr. Ich habe also noch nicht so viel gesehen, wie ich vermutete. Beim Training war Max nicht dabei. Wie sich später beim Mittagessen rausstellte, ist er nämlich mit der Amerikanerin, der seltsamen Frau aus Bulgarien und seinen Zimmergenossen Ryan in Yuntaishan unterwegs. Also im Gebirge. Und das den ganzen Tag… der hätte ruhig mal was sagen können. Jedenfalls bestand unser Training hauptsächlich darin, uns intensiv (wie gestern) zu dehnen. Dann gingen wir unter die Brücke, wo die Tai Chi-Gruppe und ein Teil von Yuans Gruppe gerade eine Pause machte (also die ganze Zeit). Für uns war dann auch erst mal Pause angesagt, aber kurze Zeit später trainierte ich die restliche Zeit mit meinen Stick. Bei den Bewegungen der Stickform habe ich nämlich noch ein wenig Trainingsbedarf. Der Rest der Truppe saß eigentlich nur rum. Somit war ich der einzige der dort trainierte. Irgendwann ging es dann auch wieder zurück und Christian meinte zu Christopher nur, dass er wohl wieder Pause gemacht hat. Christian war nämlich wie ich klatsch nass geschwitzt. Wir grüßten ab und gingen zurück zur Schule. Duschen war wieder angesagt, dicht gefolgt von Ausruhen und dann Mittagessen. Auf dem Zimmer aß ich dann noch ein wenig Brot mit Schokolade. Christopher wollte sich dann mit meinen Wasserkocher eine Suppe machen. Da das Stromnetz eigentlich zu schwach für meinen Kocher ist, hatten wir die ganze Zeit bedenken, dass der Strom und somit auch die Klimaanlage ausfällt. Dennoch probierten wir es und ich fand dabei mehr Tütensuppen aus Deutschland, die ich im Inneren des Kochers untergebracht hatte. Dann kochten wir Wasser auf (der Strom blieb da) und machten uns eine Suppe. Den Rest der Zeit schlief ich und träumte vom Training, wie ich immer zu springen musste und so weiter. Die Bewegungen habe ich dann aber auch im Bett ausgeführt, was Christopher komisch gucken lassen hat. Mit der Klingel wurde ich wieder wach und hatte echt scheiße geschlafen. Total fertig machten wir uns zum Training bereit und kurz bevor wir fertig waren, klopfte der Wannebe-Chinese an der Tür und meinte Meeting. Kurz darauf kam unser Shifu ins Zimmer und meinte „Sanda Class Fast“. Wir waren offenbar spät dran, denn die Sanda-Gruppe ging schon los und wir mussten hinterher eilen. Diesmal hatten wir wieder Sanda beim Sanda-Shifu. Komischer Rhythmus…
Nach dem wir uns aufgewärmt hatten, dehnten wir uns und gingen dann Schweißgebadet unter die Brücke zum Relaxen und uns das Gesicht zu waschen (war echt nötig). An der Quelle hockte der Sanda-Shifu und deutete aufs Wasser und sagte dazu „Fish“. Das kam irgendwie ganz lustig rüber, so als ob ein Kind gerade ein neues Wort gelernt hatte. In der Quelle schwammen tatsächlich ein paar kleine Fische. Der Sanda-Shifu wiederholte darauf ständig sein „Fish“, was mich echt zum schmunzeln brachte. Dann hockten wir weiter unter der Brücke und versuchten uns ein wenig zu erholen bei dem heißen Wetter. Irgendwann kam dann unser Shifu mit dem Aushilfs-Shifu (lange nicht mehr gesehen) an und machte mit beim Pause machen. Nach einer gefühlten halben Stunde gingen wir wieder zurück in die Halle und begannen mit dem Training. Es stand wie gehabt Sanda auf dem Programm und so zogen wir ein paar Bahnen mit Faustkombinationen. Nach einer weiteren gefühlten Stunde hieß es dann endlich „Class Over“. Ich war wie die anderen total nass vor Schweiß und wollte einfach nur noch Duschen. Unser Shifu kam mit hoch zur Schule und meinte wir sollten zum Chinesischunterricht gehen. Hm blöd. Natürlich gab es wieder kein Wasser, was mich echt sauer machte. Ich war wie gesagt triefnass und wollte nur noch duschen und dann eventuell (!) zum Unterricht gehen. Christopher ging runter um im Shop Cola zu kaufen und ich bat ihn jemanden nach Wasser zu fragen, falls er jemanden trifft, der dazu in der Lage ist es einzuschalten. Als er wieder da war, erzählte er mir, dass er unseren Shifu gesagt hat, dass ich Wasser brauche zum Waschen und ich schon sauer wär (er zog dazu vor unserem Shifu eine böse Grimasse, indem er die Zähne fletschen lies). Tatsächlich wurde wenig später das Wasser eingeschaltet und ich nahm eine Blitzdusche (also schnell). Christopher überwand sich, nachdem er sich mit dem Wasserkocher eine Suppe kochte und aß, doch zum Unterricht zu gehen, da wir sonst eventuell Laufen müssen heute Abend. Er wollte aber sagen, dass ich Bauchschmerzen habe, falls jemand nach mir fragt. Ich blieb auf dem Zimmer und machte mir mit dem verbleibenden Wasser ebenfalls eine Suppe um meinen Hunger zu besänftigen. Danach hatte ich immer noch Hunger und aß fast das komplette Toastbrot sowie meine ganze Schokolade auf. Weiß auch nicht wo der plötzliche Fressdrang her kam. Jedenfalls brauchen wir nun mehr Toastbrot und Schokolade sowie Orangensaft (ist auch leider leer). Bei 30,5°C im Zimmer schrieb ich meine Berichte weiter und dann war der Unterricht auch schon beendet und Christopher kam wieder. Er erzählte mir wir schrecklich der Unterricht bei der alten, fetten Lehrerin war und das nun alle glauben er sei Schwul, weil Christian sich einen Scherz erlaubt hat und den Wannabe-Chinesen erzählt hat, dass Christopfer ja „Gay“ sei. Der Wannebe hat es natürlich geglaubt. Zudem hat der Sanda-Shifu von draußen durch das Fenster geguckt und gesehen, dass Christoper die ganze Zeit an Chips und Snickers essen war und dazu Cola trank. Das ist zwar eigentlich nicht verboten, doch er machte mit seinen Händen eine Push-Up-Geste. Also so wie es aussieht, darf Christopher heute Abend nun auch noch Liegestützen machen. Lustig 😀
Da ich während die anderen Chinesisch hatten die ganze Zeit mit Essen beschäftigt war, ging ich nicht zum Abendessen. Christopher erzählte mir, dass es das „Shit-Bread“ gab. Also nix verpasst. Beim Abendtraining durften wir beide erst mal, aus welchem Grund auch immer, 50 Kniebeugen machen. Wir waren dabei gar nicht zu spät. Als ich Max dabei ins Gesicht schaute (er ist ja wieder da), meinte er nur, er hätte nix gesagt. Naaaaja. Das lass ich ihn gerade mal noch so durchgehen. Dann durften wir laufen. Ich gab wieder Gas und überholte den Großteil der Truppe. Nach 5 rasanten Runden stretchten wir uns kurz und gingen dann zu unseren Shifu, der sich in den Schatten versteckte. Schließlich sah man kaum noch die Hand vor Augen. Wir gingen dann wie sonst nie Abends nach den Stellungen (ich gab das Kommando zum Wechsel) ein paar Sachen durch, die vor allem auf die Beine gingen. Ma-Bu / Gum-Bu (der Stellungswechsel), Kniebeugen, Liegestützen, die speziellen Ausfallschritte (die Mörderübung für die Beine), Faustschläge, usw. Christopher fragte Yuen, der gerade in der Nähe war, warum die Chinesen uns immer versuchen zu verarschen, wenn es um den Preis ging (natürlich nicht so ausgedrückt). Die Antwort war etwas in dieser Richtung: „Das würden Chinesen nieeeeeeemals tun…“. Hö hö hö, das ich nicht lache! Er gab jedenfalls keine klare Antwort und versuchte das zu beschönigen / vertuschen. Dann testete unser Shifu noch, ob wir auch anständig trainiert haben, indem er unsere Kleidung auf Scheißgehalt prüfte. Max war quasi trocken und Christopher auch. Nur ich hab natürlich wieder wie ein Schwein geschwitzt als ich meine Runden gezogen hab. Die Reaktion vom Shifu war etwa so: „Max no good“, „This *fast dabei mein Shirt an* goooooood, look“. Naja, jedenfalls hab ich wieder gut Wasser gelassen. Nach Trainingsende duschte ich mal wieder und schrieb dann meine Texte zu Ende. Morgen ist Freitag und da geht’s wie jeden Freitag wieder den Berg hoch. Oh man…
28. Juli 2010
Nach einer unruhigen und warmen Nacht erwache ich 10 Minuten vor dem Klingeln. Ich machte also noch mal kurz die Augen zu und dann waren die schönen 10 Minuten auch schon vorüber und es ertönte die Schulklingel. Ich fühlte mich Fit genug zum Trainieren. Auch wenn meine Nase ständig lief und mich der Husten zwischendurch plagte, ging ich alleine runter zum Meeting. Christopher hatte sich auf der Toilette verschanzt. Mit Max und den Inderjungen (Jan oder Joe oder Chewy, wie Chewbakka aus Star Wars), sowie der Kindergruppe (die komischerweise deutlich kleiner geworden ist) liefen wir dann in einer Zweierreihe einige Male um den Block. Nach einer halben Runde gehen, ging es dann weiter mit laufen. Die Kinder waren schon wieder am japsen und auch ich musste durch den Mund atmen (liegt aber daran, dass meine Nase ständig lief). Dann hieß es Stretchen. Ich bin aber lieber zu meiner Flasche gegangen und hab mir mit meinem mitgebrachten Toilettenpapier die Nase geputzt. Dann war das Stretchen auch schon vorbei. Ging ja fix, denn so lange hab ich eigentlich nicht gebraucht. Mit den Kindern gingen wir die Dehnübungen und Stellungen durch. Dann folgten Fauststöße und Handflächenschläge. Der Psychojunge mit den verdrehten Augen (ich werde ein Bild nachreichen) nervte mich wieder indem er versuchte meine Hände anzufassen, während wir mit Fauststößen und Handflächenschlägen beschäftigt waren. Da half leider nur noch ein sanfter Push-Kick um ihn loszuwerden. Alle guten Worte versagten und selbst das oft Wirkende „Bu Hao“ hatte keinen Erfolg. Das Kind ist definitiv gestört. Es hört nämlich nicht mal auf die Shifus und läuft ständig weg und spielt im Dreck. Außerdem hat er eine perverse Ader und grapscht immer alles an. Mit Vorliebe Mädchen. Nach dem wir einige Male unsere Form gelaufen sind (die ohne Gun) war dann auch Trainingsende. Mein Shifu fragte, ob mir das Morgentraining gut getan hat. Ich bejahte seine Frage und ging auf mein Zimmer um zu Duschen. Denn ich kam aus dem schwitzen gar nicht mehr raus. Hat sich wohl einiges angesammelt die letzten Tage. Dann war Frühstückszeit. Das warme „Shit Bread“ (so nennt Christopher es; also das Nicht-so-gute-Brot-,-dass-es-eigentlich-jeden-Tag-gibt) half dabei meine Schokolade zu schmelzen, die ich reintat um nicht nur Teigmasse zu essen. Dann ging ich wieder hoch (Christopher klemmte sich das Frühstück) und legte mich bis zum Trainingsbeginn ins Bett. 20 Minuten vor Beginn, klopfte es an der Tür und unser Shifu kam herein, um uns zu sagen, dass Morgen Room inspection ist und wir aufräumen sollen. Dann demonstrierte er mir noch an meinem Bett, wie man die Decke richtig faltet (natürlich nach chinesischer Art) und ging grinsend raus. Christopher meinte nach der „Vorführung“ nur noch „Don’t open it“ zu mir und deute auf die Decke. Denn ob ich das so wieder hinbekomme ist fraglich. Beim Meeting vor dem Schulgebäude durften die Chinesenkinder dann das tolle Plakat im Fenster lesen. Auf dem Plakat stand in Englisch und Chinesisch (mit Umschrift) der Satz „All you need is just rest“. Die Kinder „durften“ ihn auf Kommando von Yuen und Yan Lin einige Male laut aufsagen. Dann gingen Sie herein und hatten Ihren Unterricht. Leider zu früh gefreut. Denn jetzt waren die Ausländer an der Reihe und „durften“ den chinesischen Satz vorlesen. Der Tai Chi-Shifu sprach ihn dazu einige Male laut vor und der Haufen murmelte etwas mit. Kein Vergleich zu den Chinesen. Dann ging es los zum Training. Max blieb wegen Bauchschmerzen (?) in der Schule. Wir liefen uns einige Runden warm und dann kam Max doch noch dazu. Nach dem Dehnen (Man bin ich steif geworden) sollten wir zuerst Akrobatik machen. Aber keiner fühlte sich so wirklich in der Lage dazu (No Power und so) und so gingen wir die Kicks im Schnelldurchgang durch. Meine Nase lief die ganze Zeit und ich musste zwischendurch immer unterbrechen und mir die Nase putzen. Das ging so lange, bis mir das Papier dazu ausging. Ich stand vor einen Problem… keine Ahnung wie ich es löste. Nach den Kicks war dann auch schon Pause. Die Zeit ging diesmal Schnell um. Ich erfuhr noch von Christian, dass sich die Kasachen heute Morgen geprügelt haben. Als Christian den Berg heruntergelaufen kam, schrien sich 2 der Kasachen (der älteste Bruder und ein jüngerer) an, was dann in Prügel endete. Der Jüngere rannte davon und der ältere nahm einen dicken Stein in die Hand und wollte ihn nach ihm werfen. In dem Moment kam der neue Neuseeländer (Wortspiel, merkste?) und verpasste ihn einen Bodycheck. Der Sanda-Shifu (die Kasachen machen Sanda, wenn Sie nicht gerade gelangweilt rumstehen und nichts tun) war danach ziemlich sauer, was die ganze Sanda-Gruppe ausbaden durfte. In der Pause des Vormittagstrainings lag ich eigentlich nur rum und dehnte dann doch noch ein wenig meine Hüfte. Dem Sanda-Shifu ging es offenbar besser und er hatte scheinbar keine Rückenschmerzen mehr. Denn er machte Tricks ohne Ende. Nach dem Laufen gingen wir mit unseren Shifu 2x die Form durch und schnappten uns dann unsere Stöcker und gingen auf Wunsch von Christopher unter die Brücke (im Schatten). Draußen war es nämlich noch unerträglicher als in der Halle. Dort gingen wir zunächst die Basics durch (mein Stock fühlte sich irgendwie anders an) und kamen dann zur Stockform. Endlich zeigte mir mein Shifu auf verlangen ein paar weitere Bewegungen, die ich die ganze Zeit üben konnte. Dann gingen wir nach einer guten Stunde zurück, grüßten vor Buddha ab und gingen zurück zur Schule. Christopher unterhielt sich mit unseren Shifu über Kaffee und erfuhr so, dass auch er Kaffee mag (aber wahrscheinlich anders als Christopher). Irgendwie kam er dann über Kaffee zu den Inderjungen und dessen Hautfarbe. So zeigte er auf seinen Arm und kniff sich selbst in die Haut und meinte dazu „Joe *In die Haut kneif* Coffee“. Er spielte also darauf an, dass er eine dunkle Hautfarbe besaß. Dann sagte er „Me *In die Haut kneif* Yellow“. Sehr interessant. Jetzt wüsst ich gerne noch welche Hautfarbe wir anderen haben 😉
Nach dem Abgrüßen rief er uns noch „Afternoon Training Power“ zu und ich ging mit Christopher aufs Zimmer, duschte mich und aß meine Pizza, die ich gestern gekauft hatte. Christopher aß seine ebenfalls und zockte dann an seinen Laptop weiter, während ich meine Berichte schrieb. Direkt danach schlief ich ein und blieb es auch, bis mich hämmernder Lärm weckte. Das war gegen 20 vor 3. Hörte sich so an, als ob Sie unten irgendwas abreißen oder Nägel in die Wand kloppen (macht man hier ganz gerne). Ich hatte aber ansonsten ausgesprochen gut geschlafen und musste mich erstmal aufrecht hinsetzen, damit mein Kreislauf wieder langsam in Schwung kam. Denn es gibt hier nichts schlimmeres, als müde und verschlafen zum Training zu gehen. Damit macht man es sich nur selber schwer. Draußen beim Meeting gingen wir dann mit den Kindern in einer Zweierreihe zur Halle hinunter. Nach dem aufwärmen (durch laufen) ging es mit Dehnen an der Stange weiter. Die dicken Kinder „durften“ weiterlaufen, weil Sie eben dick sind. Das Psychokind wurde direkt wieder in den Flaschenraum der Halle eingesperrt und versuchte fortan die ganze Zeit auszubrechen. Das Kind wurde von Zeit zu Zeit immer dreckiger und sah aus, als hätte es eine Woche im Dreck gelegen. Nach dem Dehnen folgte Dehnen. Fast die ganze erste Einheit haben wir mit einem Partner gedehnt. Meine Nase lief wieder ständig, aber diesmal hatte ich vorgesorgt und genug Papier mitgenommen. Leider schwitzten wir alle dazu unaufhörlich, was nicht so angenehm war. Ich hab echt den ganzen Tag geschwitzt. Die einzige Unterbrechung war, die Mittagspause, da Sie da die Klimaanlage angeschmissen haben. Zudem haben wir heute intensiv den Rücken gedehnt, indem wir ständig in die Brücke gehen sollten. Mein Shifu hob mich dann in der Brückenposition hoch und ich fühlte einen Schmerz, der echt nicht ohne war. Mir wurde dabei schwarz vor Augen und ich wurde benommen, bzw. fast Ohnmächtig. Den Schrei den ich dabei los lies, hat Christopher echt in Angst und Schrecken versetzt, da ihm danach das gleiche blühte. Aber als mich mein Shifu wieder los lies war alles wieder OK und ich fühlte mich lockerer. Nach dem wir dann doch mit dem Dehnvorgang fertig waren, sollten wir unsere Beine lockern, indem wir sie im Wechsel immer hochschwangen und dabei unterhalb des Beines klatschen sollte. Auf Dauer ganz schön anstrengend. Und wir haben es auf Dauer gemacht, weil man in China alles möglichst oft machen muss. Dann übten wir noch unsere Form und gingen dann mit den Kindern unter die Brücke um mit dem Stock zu trainiere. Dazwischen war noch eine mehr oder weniger kure Pause, in der die Kinder alle ein Foto mit uns dreien wollten. Auch das Psychokind drängte sich immer wieder dazu. Es versuchte übrigens Christopher zu küssen, wovon ich auch ein Foto hab. Sehr lustig das Ganze. Sind ein paar coole Fotos bei. In einer Doppelreihe standen wir unten, während unser Shifu auf einen Vorsprung stand und Anweisungen gab. Max wollte davon unbedingt ein Foto und ich eilte zur Kamera um ein paar zu machen. Als wir dann bei einer Stockübung unsere Stöcker mehrmals schnell auf den Boden schlagen sollten, zerfetzte es die Spitze meines Sticks und ich musste von nun an vorsichtiger damit umgehen. Die Spitze ist nämlich gesplittert und nicht mehr sehr stabil. Dann gingen wir unsere Stockform durch (wir dienten dabei als Vorführobjekte für die Kinder). Mein Shifu erzählte mir, dass er uns heute Abend beim Training ein paar neue Bewegungen beibringen will. Kurz vor Schluss, zeigte uns unser Shifu noch einen coolen Qi Gong-Move, indem er seinen Stock mit dem einen Ende gegen die Wand und mit dem anderen Ende unterhalb seines Halses ansetzte und dann mit seinen Hals soweit gegendrückte, dass er sich wirklich heftig dabei verbog. Auf unseren Wunsch hin, machte er es noch einmal und wir nahmen ein Video (ich) sowie ein Foto (Max) davon auf. Dann war auch schon bald Trainingsende und wir gingen in die Halle zurück, verbeugten uns vor Buddha und gingen zurück zur Schule. Das Psychokind rannte von nun an immer Christopher hinterher und nannte ihn Papa. Die ganze Gruppe lachte, aber Christopher fand das gar nicht so lustig ständig von ihm an gegrapscht zu werden. Schließlich war er dreckig für 10. Unser Shifu fand das natürlich überaus komisch und machte dazu immer Anspielung von wegen „You Baby“ oder ähnlich. Christopher musste nach dem Abgrüßen sogar rennen, um ihn loszuwerden. Ich musste dann noch auf Befehl von unserem Shifu den Chinesen den Englischen Satz, der im Fenster hang vorlesen, damit Sie ihn nachsprechen mussten. Christopher war schon vorgerannt um dem Psychokind zu entkommen. Das Psychokind ist übrigens wirklich Psycho. Aber nur ein bisschen. Sagt zumindest unser Shifu. Ich duschte zum 3. Mal heute und dann gingen wir mit 10 Minuten Verspätung runter zum Essen. Die anderen hatten uns schon alles weggefressen (es gab Nudeln) und so gingen wir enttäuscht auf unser Zimmer zurück und aßen das Toastbrot, das wir gestern gekauft hatten. Sehr lecker übrigens. Liegt aber wahrscheinlich daran, dass alles andere einfach scheiße schmeckt (leicht übertrieben). Christopher jedenfalls kann das Essen hier absolut nicht leiden. Wir waren anschließend beide Müde und kaputt und wollten ja eigentlich noch für Morgen aufräumen, da ja Zimmerkontrolle anstand. Aber keiner von uns beiden hatte da jetzt noch die Nerven zu. Ich tapte schnell meinen Stock, der ja zersplittert ist und ging dann mit Christopher zum Abendtraining, in der Hoffnung, dass es heute ausfallen würde. Aber Fehlanzeige. Ich lief 2 langsame Runden, dann 2 mittel-schnelle Runden und zum Schluss noch 2 schnelle Runden. Dann wurde an den Tischtennisplatten gestretcht und nach dem wir die Stellungen durchgegangen sind übten wir wieder mit dem Stock weiter. Unser Shifu zeigte uns allen noch ein paar neue Moves mit dem Stab und dann war auch schon Schluss. Der Inderjunge hatte somit sein letztes Training absolviert, da er morgen in aller Früh die Schule mit Vater und Bruder verlässt. Deswegen gab es noch ein kleines Abschiedsfoto für ihn (uns 3 + unser Shifu), bei dem ich ihn Hasenohren verpasste. Rache ist halt süß… für all das was er mir angetan hat 😉
Wieder duschte ich (4.x heute) und wir räumten dann noch ein klein wenig auf, indem wir ein Beutel Müll rausbrachten und die Kleider von der Wand nahmen, die dort zum trocknen hangen. Als ich gerade die neu geschossenen Bilder ansah, klopfte der Inderjunge an der Tür und wollte sich noch verabschieden. Wir gaben Ihn noch unsere Email-Adressen und sagten Goodbye. Er schien irgendwie traurig. So wie ich mitbekommen habe, kommt er aber schon nächstes Jahr in Februar wieder. Er fliegt morgen zunächst nach Hongkong und bleibt dort ein Tag in Disneyland mit seinen Vater und Bruder und fliegt dann zurück nach Madagaskar. Gute Reise und damit auch gute Nacht! Denn ich bin verdammt müde und will endlich schlafen und nicht diese verdammten Berichte schreiben.