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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Montag, 28.06.2010

Ich wache auf, schaue auf die Uhr und denk mir nur: „Mist! Verschlafen!“. Dann fragte ich Christopher, der auch gerade erwacht ist, ob er die Schulglocke gehört hat. Ich hab Sie nämlich nicht gehört. Ernüchternd stellte ich dann fest, dass die Glocke erst um 5:40 Uhr ertönt und nicht um 4:40 Uhr. Also war ich mit 5:15 Uhr noch recht früh dran. Ich legte mich noch für 5 Minuten hin und setzte mich dann probeweise mal aufrecht hin, um den Kreislauf etwas in Schwung zu bringen. In der Zeit bis zum klingeln hörte ich etwas Musik und zog mich langsam um. Dann ging es runter in die Halle und denn liefen wir den Berg hoch, anstatt unsere Runden um den Block zu drehen. So wie es aussieht, wird das jetzt jeden Montag und jeden Freitag gemacht. Soll mir recht sein. Tobias klagte über seine Schulter, die vorgestern beim Training überstreckt wurde. Er kann den Arm nur mit Mühe heben. Tristians Rücken geht es wohl wieder etwas besser, denn er lief mit den Berg rauf. Heute war der Himmel sehr klar und die Aussicht vom Berg aus wunderbar schön. Ich bereute meine Kamera nicht mitgenommen zu haben. Runter ging es dann etwas langsamer als rauf. Das frühere Aufstehen und aufrechte sitzen hat meinen Kreislauf gut getan und ich war gar nicht so müde und kaputt wie sonst morgens. Als unser Shifu versuchte Tobias Schultern wieder zu richten, machte er es nur noch schlimmer und Tobias setze beim Training wieder aus. Auch Tristian hatte wieder Schmerzen im Rücken und pausierte. So standen wieder nur Christopher und ich da beim Training. Wir drehten nach dem Berglauf noch eine Runde um den Block, dehnten kurz und machten nach dem Grundprogramm ein wenig Formen. Beim Frühstück sagte Tobias mir, dass er seinen Vater (Arzt) angerufen hat und Ihn gefragt hat was es sein kann, warum seine Schulter so schmerzt. Seine Diagnose war, dass er einen Nerv eingeklemmt hat und ein paar Tage Trainingspause ausreichen sollten damit es wieder besser geht. So jetzt Tobias heute den restlichen Tag aus und morgen ist ja sowieso frei. Vor dem Frühstück machte ich noch ein paar Fotos vom „Heißem-Wasser-Raum“, den Speisesaal und der Küche (heimlich). Das Vormittagstraining war heute sehr Spezial. So gingen wir nicht zur Halle, sondern spielten zunächst vor der Schule Basketball und anschließend sollte ich meine Form üben und dann mit dem Stock trainieren. Nach dem Training mit dem Stock, waren meine Hände ganz Wund und beschloss sie später einzutapen um die Haut so etwas zu schonen. Das „Training“ war aber im Ganzen sehr entspannend und wir hatten auch viel Zeit zum ausruhen. Zudem machte ich zwischendurch ein paar Fotos. Dann ertönte die Schulglocke und wir gingen erst mal auf unser Zimmer. Dann stand Buddhismus aus dem Programm. Also lediglich das T-Shirt gewechselt (eine lange Hose und Schuhe hatte ich ja bereits vom Training an) und dann in der Reihe aufgestellt. Die vielen Neuen kannten die Regeln nicht und waren teilweise barfuß, hatten kurze Hosen an oder verstanden den Ablauf nicht und drehten sich einfach um und gingen zurück zu Ihren Plätzen, nachdem Sie sich vor Buddha verbeugt hatten anstatt rückwärts zu gehen. Heute war es aber mal nicht ganz so warm und stickig im Raum, so dass ich nicht fast Ohnmächtig wurde wie beim letzten Mal… Dann hatten wir erst mal knapp 1 ½ Stunden Zeit bis zum Mittagessen und danach ja regulär bis 15:20 Uhr Zeit bis zum nächsten Training. Beim Mittagessen erzählte mir Tobias, dass unser Shifu und sein Vater bei Ihm im Zimmer waren und seine Schultern behandelt habe… mit Feuer. Dies ist eine traditionelle Art der chinesischen Medizin. Der Vater unseres Shifus (wusste bis dato noch gar nicht, dass es sein Vater war der auch in der Schule wohnt und hier rumläuft) übergoss seine Hand mit Alkohol und zündete Sie an. Dann klopfte er Tobias mit der brennenden Hand mehrmals auf die Schulter und drückte ein wenig rum. Tobias meinte ganz begeistert, dass es tatsächlich geholfen hat. Hätte ich ja nicht gedacht, aber so wie es scheint erweitert die Wärme die Blutgefäße und löst so wohl auch irgendwie den (vermutlich) eingeklemmten Nerv. Lustig war auch, dass etwas Alkohol aufs Bett tropfte und auf seine (ausgezogene) Boxershorts die danebenlag. Diese fing Feuer und unser Shifu warf sie auf dem Boden und stampfte drauf herum. So wie ich gehört habe, durfte auch Tristian diese Heilmethode erfahren. Das will ich auch mal gerne erleben. Aber es kommt bestimmt noch der Tag, an dem ich mich richtig verletzten werde… Im Moment geht’s mir wieder ganz gut und habe auch meine Hände eingetapt, damit ich wieder etwas in die Hand nehmen kann ohne Schmerzen zu haben. Das Nachmittagstraining begann und ich sollte Tristian aus seinem Zimmer holen, da er nicht zum Meeting erschienen ist. Ich traf ihn bei offener Tür im Bett an und sagte Ihn Bescheid. Dann wartete ich draußen. Er kam in Schlappen. Wir gingen gemeinsam runter zur Halle, da die andern bereits vorgegangen sind. Tobias setzte immer noch aus. An der Straße rief uns unser Shifu zu, wir sollten uns beeilen und rennen. Erst tat sich so als würde ich ihn nicht hören, da ich keine Lust hatte mich jetzt schon verausgaben. Aber als er nicht locker lies, lief ich schneller. Unten angekommen drehten wir erst einige wenige Runden in der Halle und dehnten uns kurz. Kurz darauf gingen wir raus unter die naheliegende Brücke, da es zu heißt war, und machten eine lange Pause im Schatten. Dort machte ich einige Fotos von der Landschaft und der Brücke und anschließend forderte uns unser Shifu auf für Fotos zu posen. Unser Shifu, Christopher und ich posen etwas im Gelände und machten abwechselnd Fotos. Coole Sache. Irgendwann waren dann auch Soldaten zu sehen, die ebenfalls unter der Brücke rumgammelten. Nach etwa einer guten Stunde gingen zur zurück zur Halle und machten reguläres Training. Ich übte wieder mit meinen Stab und meine wunden Hände waren anschließend noch wunder und ich bekam Blasen an den Händen, obwohl ich sie mir eingetapt hatte. Zum Schluss stand etwas Powertraining auf dem Programm, bei dem Christopher total versagte. So blieb es an mir seinen Teil mitzumachen, was mich aber nicht störte, da ich noch einiges an Kraft besaß (war ja auch ein lockerer Tag). Zwischendurch machte ich immer wieder Fotos und Videos und dann ging es wieder ab. Tristian wurde übrigens ins Bett geschickt, da er immer noch ein wenig Rückenschmerzen hatte. Es ist übrigens wieder ein neuer Ausländer angekommen. Seinen Namen habe ich aber wieder vergessen. Jedenfalls kommt er aus Deutschland, ist geschätzt Mitte 20, muskulös und macht Sanda. Bisher nen ganz netter Kerl. Beim Abendessen unterhielt ich mich ein wenig mit ihm. Anschließend brachte ich mit Christopher den Müll raus (damit er weiß wohin mit dem Dreck) und kauften einen neuen Wasserkanister für den Wasserspender. Neuer Rekord: Leer in 2 Tagen. Ach ja: von der Brücke aus konnte man ein großes Feuer sehen. Unser Shifu meinte dort wird der Müll verbrannt (muss ich dazu noch etwas sagen?!). Da das Abendtraining heute wieder ausfüllt (Juchu!) duschte ich erst mal nach dem Meeting und schrieb meine Berichte weiter und suchte schon mal ein paar Fotos für Morgen raus. Meinen Weisheitszähnen geht es übrigens wieder besser. Nur mein rechtes Ohr schmerzt noch immer. Unser Shifu ist wieder bester Dinge und macht Witze über Tristian von wegen „No Town; Tristian go sleep.“ weil er ja verletzt ist. Oder sowas wie „Tomorrow no pain, go town“ (lacht dabei und macht eine fröhliche Bewegung als ob er nur simuliert). Irgendwie ganz witzig. Morgen erst mal zu Mäcces! Und Ausschlafen!


Info:
Montag, 28.06.2010
Erstellt:
28. Juni 2010
Kategorien:
China
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