Die Nacht war der Horror. Als ich gegen halb 12 aufstand um zur Toilette zu gehen, erschrak ich erst einmal als ich das Bad betrat. Eine GIGANTISCHE Spinne schien an der Wand auf mich zu warten. Schockiert rannte ich erst einmal raus, da ich total überrascht war. Ich holte die Fliegenklatsche vom Regal runter und betrat erneut das Bad. Ein Hieb mit der Klatsche überlebte die Spinne ohne auch nur zu zucken. Dafür fiel Sie auf den Boden und wurde rasend schnell und rannte dabei auf mich zu und wich dabei weiteren Schlägen mit der Fliegenklatsche geschickt aus. Da ich nur Badelatschen an hatte rannte ich erneut raus, da mich das Biest anekelte. Den Lärm den ich dabei machte, riss Christopher aus dem Schlaf (er hat eine Spinnenphobie). Zunächst wollte ich nicht erzählen, was ich gerade eben im Bad entdeckt hatte, um ihn nicht unnötig zu beunruhigen. Problem war allerdings, dass mich das Tier ebenfalls beunruhigte, so groß wie es war. Es war eine pechschwarze Spinne von der Größe einer halben Vogelspinne. Ich fragte mich echt, wie das Geschöpf ins Bad gelangt ist. Ich zog mir feste Schuhe an und zog mir ein T-Shirt über und schaute erneut nach. Problem war jetzt allerdings, dass das Tier nicht mehr an Ort und Stellte war. Es war verschwunden. Eine geschlagene viertel Stunde suchten Christopher und ich mit der Taschenlampe alle Ritzen im Bad und Umgebung ab und fanden dabei nicht die kleinste Spinne. Lediglich ein Spinnennetz unter dem Waschbecken entdeckten wir. Christopher konnte schon gar nicht mehr schlafen, da er befürchtete die Spinne könnte unter der Tür (die Lücke ist wirklich groß genug dafür) aus dem Badezimmer entkommen und auf ihn krabbeln während er schläft. Ich war von der Idee auch nicht gerade begeistert. Vielleicht war es sogar eine giftige Spinne… wer weiß. Da wir nach einer langen und intensiven Suche keinen Erfolg aufwiesen, dichtete ich die Ritze unter der Badezimmertür mit einem Handtuch ab und wir gingen wieder schlafen. Morgens erzählte mir Christopher, dass er einen Alptraum von riesigen Spinnen hatte, die in sein Bett krabbeln. Ich hingegen hatte eigentlich ganz gut geschlafen. Nur halt zu wenig. Wir gingen also zum Morgentraining und Christopher erzählte direkt Christian und Harry von dem Monstrum aus dem Badezimmer. Ich berichtete Max davon. Wir liefen uns mit den Kindern warm und übersprangen das Dehnen an den Tischtennisplatten. Wir gingen das übliche Grundprogramm durch und nachdem wir jeder einmal unsere Form gelaufen sind, durften wir mit dem Stock weiterüben. Es war schon wieder ziemlich heiß draußen. Und das in den frühen Morgenstunden um kurz vor 6. Heute Nacht hat es die Klimaanlage auch nicht geschafft die Raumtemperatur unter 25°C zu bringen. Sehr traurig. Nach dem Training (na gut, auch schon davor) hatte ich riesigen Kohldampf und freute mich aufs Frühstück. Es gab das Shit-Bread und ich löste meinen ersten Eistee-Deckel seit langem ein (Es gibt da so ein Gewinnspiel, bei dem man einen weiteren, kostenlosen Eistee gewinnen kann, wenn man das richtige Zeichen im Deckel erwischt) und bekam somit einen weiteren. Dann schnell hoch aufs Zimmer und ausgeruht (war echt mal nötig). Das schlimme hier ist, dass man nie wirklich Pause hat. Man hat zwar Dienstag komplett frei und freitags fällt das Vormittagstraining aus aber das war es dann auch. Sehr erholsam sind die Ausflüge in die Stadt wirklich nicht. Deswegen bin ich ja auch am überlegen, ob ich nicht mal einen Tag im Bett bleibt, anstatt in die Stadt zu fahren. Problem ist dann nur, dass ich mir dann nichts Feines zu Essen kaufen kann. Internetcafé fällt damit auch weg. Also eher nicht, außer es wird dringend. Aber andererseits habe ich ja nur noch einen Monat vor mir. Egal. Als ich zum Vormittagstraining nach draußen ging, wurde ich wieder von der Hitze erschlagen. Nach dem Vorlesen des Spruch des Tages, der im Fenster hang (irgendwas mit guter Reise oder so) gingen wir in die Halle, grüßten an und verpissten uns dann unter die Brücke zum freien Training. Bei der Hitze ist auch echt nichts anderes Möglich. Während fast alle wieder Pause machten anstatt zu trainieren, schwang ich meinen Stock und schulte meine Koordination und übte mich in ein paar neuen Moves mit dem Stock. Eigentlich ganz lustig, wenn es nicht so verdammt heiß wäre. Ich bekam Kopfschmerzen und wurde leicht benommen, trainierte aber dennoch langsam weiter. Hab einfach keinen Bok wie der Rest immer nur rumzusitzen. Dann brach unser Shifu das freie Training ab und wir übten weiter mit den Stöckern. Für mich änderte sich eigentlich nichts, da ich ja sowieso die ganze Zeit trainierte. Christopher und Max waren damit auch gezwungen weiter zu üben. Nach einiger Zeit pendelte sich es aber wieder ins freie Training ein und wir verzogen uns auch kurz darauf wieder in die Halle. Heute habe ich von Jochen erfahren, dass am 15. August eine große Show der Schule stattfindet. Alle Gruppen und alle Shifus müssen dann zeigen was Sie drauf haben. Die Show findet wahrscheinlich unter großem Publikum statt, so wie ich es verstanden habe. Vielleicht stimmt das aber auch nicht mit dem Publikum. Jedenfalls sollen wir jetzt noch mehr üben damit wir am Ende gut dastehen. Nach ein paar Minuten in der Halle, in der wir auf das Ende durch die Klingel warteten, zogen die Shifus wieder ihre Akrobatik ab, die ich teilweise mit filmte. Dann rannten wir mit unseren Shifu zur Schule hoch um endlich duschen zu können. Selbst unsrem Shifu war es heute zu heiß und er konnte es selbst kaum abwarten die Stunde zu beenden. So rannte ich hoch aufs Zimmer, duschte kalt (Hmm, war eigentlich gar nicht so kalt) und schrieb meine Berichte, damit ich nach dem Mittagessen mehr Zeit zum schlafen habe. Bis zum Klingeln war dann schlafen angesagt. Aber dann ging es schon weiter im Programm. Nachmittagstraining stand an. Draußen war es noch wärmer als Vormittags. Die Hitze war unerträglich, doch man sprach von Regen, der heute kommen würde und uns damit auch von der Hitze befreien könnte. Unser Shifu wollte wieder vor der Schule trainieren. Wir stimmen einfach mal ahnungslos zu. Die Kinder waren auch wieder mit dabei. Wir begannen mit laufen (in Reih und Glied). Die Luft stand und lies einem kaum atmen. Ich war für jedes laue Lüftchen dankbar. Davon gab es aber leider nicht so viele. Das Laufen wurde somit zur Qual und als wir dann noch schneller rennen sollten, war es dann ganz vorbei. Ich kühlte mich, indem ich mich anschließend mit meinem Wasser übergoss. Das tat gut, denn es fühlte sich so an, als ob sich meine Körpertemperatur von 40 auf 35°C senkte… und das innerhalb von einer Sekunde. Viel länger hielt die Erfrischung aber auch nicht. Zu Schade. Danach übten wir sehr ausführlich die erste Form mit den Kindern zusammen in einer Gruppe. Jeder musste Sie vor der Gruppe (und den Touristen, ist ja wieder Wochenende) vorführen und die Chinesen bekamen anschließend was mit dem Stock auf dem Arsch oder in die Kniekehle (Man konnte den Schmerz förmlich hören, wenn unser Shifu in die Kniekehlen schlug), weil Sie nicht gut genug waren. Stimmt aber auch. Ein wenig mehr könnte man sich schon zusammenreißen. Die dicken Kinder wurden wieder extra Bestraft, indem Sie noch etwas mehr laufen durften (wenn Sie Glück hatten) oder ansonsten standen wieder Frog-Jumps an. Wir gingen dann jeden einzelnen Part der Form 2 bis 4x in Zweiergruppen durch und danach war wieder Power angesagt. Die Kinder verstanden teilweise nicht, dass er erklärte, dass wir auf Kommando nur noch wirklich eine Sequenz durchgehen sollten anstatt wie üblich mehrere zusammenhängende. Also zog sich das ganze völlig in die Länge und unser Shifu rastete zwischendurch immer wieder aus und schrie dabei rum oder bestrafte die Kinder. Noch was fällt mir gerade ein: Zu Beginn, tropfte es ein wenig (gaaanz wenig) und darauf meinte unser Shifu wir sollen jetzt POWER geben, da wir wahrscheinlich gleich abbrechen müssen, wenn es wie aus Kübeln anfängt zu schütten. Tja. Leider kam es dazu nicht, so dass wir die ganze Zeit „Power“ geben mussten. In der Pause gingen wir wieder auf unsere Zimmer (20 Minuten), ich zog mir trockene Sachen an (bei der Hitze verlor ich bestimmt an die 3 Liter Flüssigkeit), füllte meine Flasche auf (war schon leer) und aß einen Apfel. Dann ging es quasi schon weiter und Christopher und ich hatten einfach keine Lust mehr. Wieder hieß es laufen mit den Kindern. Unser Shifu scheuchte uns wieder, indem er uns hinterher rannte und drohte mit dem Stock zu schlagen. Das tat er aber nur bei den Chinesen, da die Shifus sich sowas bei den Ausländern nicht erlauben dürfen. Dann wieder die Form. Aber dann durften wir mit dem Stock weiterüben. Also zunächst ein paar Mal den Stock geschwungen und dann weiter mit der Stockform. Neue Bewegungen wollte er uns heute Abend zeigen. Unsere Hände waren schon ganz schrumpelig, da Sie permanent Nass vom Schweiß waren, was es erschwerte den Stock festzuhalten. Nachdem wir dann alle ein paar Mal unsere Form gelaufen sind (u.a. mit den Kindern zusammen auf Kommando; ausrasten inklusive) hieß es wieder Shao-Form anstatt Stick. Und zwar so lange, bis die ganze Gruppe es Richtig machte. Bei dem Haufen Kinder kann das schon mal ne Weile dauern. Danach waren wir fix und fertig, ich duschte mich und dann war Abendessen. Es gab das gefüllte Brot, das ich echt nicht mehr sehen kann. Der Hunger trieb es aber rein und ich beeilte mich damit sogar, damit ich mehr Zeit zum ausruhen habe bevor das Abendtraining begann. Nach 20 Minuten Pause auf dem Zimmer (Echt zum heulen, man wartet nur auf das nächste Training) ging es dann wieder weiter. Ich nahm mir vor NICHT mehr zu rennen. Das hatte ich heute nämlich schon zu genüge getan, so dass die Füße qualmten. Meine Füße waren wie die von Max plattgelaufen. Christopher beschwerte sich auch schon die ganze Zeit pausenlos über das Training. Aber man geht ja trotzdem immer wieder hin, obwohl man nicht mehr will. Da Max wahrscheinlich sein Handy verloren hat, als er auf dem Rückweg von Fangshouang im Taxi saß, erzählte er es unserem Shifu und er wollte gleich überall rumtelefonieren lassen. Christopher und ich wurden darauf zum Sanda-Team geschickt um uns mit ihnen zusammen warm zu machen. Nach dem wir die Stellungen mit der Sanda-Gruppe durchgegangen sind, kam Max wieder dazu und dann war laufen angesagt. Aber nicht mit uns! Wir liefen nur bis um die Ecke und wandelten den Rest der Runde dann zu einem Spaziergang um. Ich beschwer mich ja sonst immer über die ganzen Spaziergänger, aber heute Abend bin ich auch mal einer. Nach ein paar gefakten Runden sollten wir dann stretchen. Nachdem das dann erledigt war, fragte unser Shifu bei uns nach, ob wir nicht Tai Chi machen wollten. Irgendwie stimmten wir dem zu und begannen mit ein paar Übungen. Die Übungen waren mir bereits gut bekannt und wir führten Sie in der Dunkelheit (die Straßenlaternen fielen ständig aus) mitten zwischen den Touristen auf. Dann zeigte uns unser Shifu noch eine Tai Chi-Form. Sie ging gefühlte 5 Minuten lang und war sehr eindrucksvoll, so dass ich echt mit dem Gedanken spiele nicht auch mal Tai Chi zu machen. Problem bei der Geschichte ist, dass so eine lange Form sicherlich viel Zeit in Anspruch nimmt, wenn man Sie lernen möchte. Harry aus der Tai Chi-Gruppe meinte, dass er 2 Wochen gebraucht hat, um 1/5 seiner Form zu lernen. Das ist natürlich viel. Jedenfalls führte unser Shifu die Form wunderbar durch und war danach klatsch nass geschwitzt, atmete aber die ganze Zeit sehr ruhig; so wie man es beim Tai Chi auch soll. Die Stellungen, die er dabei machte, hätten sicherlich jedem die Oberschenkel zum Krampfen gebracht. Sie waren wirklich verdammt tief und eigentlich war er permanent in einer solch tiefen Position. Der größte Unterschied zwischen dem Tai Chi-Training bei unserem Shifu und dem Tai Chi-Shifu ist, dass unser Shifu uns beibringt viel tiefer zu stehen. Das macht beim Training nicht so viel Spaß, ist aber deutlich cooler. Zudem gibt das dicke Oberschenkel. Soll mir also recht sein. Dann übten wir den Anfang der Form und dann hieß es „Class Over“. Erinnert mich immer irgendwie an „Game Over“. Nochmal geduscht und dann ab ins Bett. Die Spinne ist nicht mehr aufgetaucht… das ist bedenklich. UND: Ich bin übrigens MÜDE FÜR 10!!!