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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Donnerstag, 01.07.2010

Der neue Monat beginnt und die Nacht war zum ersten Mal seit langem wieder sehr angenehm kühl, da die Klimaanlage die ganze Nacht eingeschaltet gelassen wurde. Ich fror sogar und machte Sie für eine Stunde aus. Dann wachte ich nämlich wieder auf, weil mir zu warm war und schaltete Sie wieder ein. Kurz vor dem Klingeln zum Morgentraining bin ich wieder erwacht und machte mich mit müden Beinen und Armen fertig zum trainieren. Wir haben einen kleinen farbigen Jungen (ca. 5- 6 Jahre) neu in unserer Gruppe und es kommt mir so vor als ob er ADS hat, denn er ist extrem nervig. Er selbst sagt, dass er aus keinem Land kommt, aber aus der Nähe von Indien. Das klingt ja wirklich ganz toll. Er spricht Englisch und ich glaub sogar etwas Chinesisch. Er sieht so ein bisschen so aus wie der Sohn von Will Smith, der jetzt diesen Karate Kid-Remake gedreht hat. Irgendwie seltsam. Jedenfalls stellt er sich ein bisschen dumm bei den Übungen an und labert die ganze Zeit irgendein Quatsch und gehorcht nicht aufs Wort so wie die kleinen Chinesen. Dann haben wir noch einen kleinen Touristen-Chinesen seit einigen Tagen bei uns in der Gruppe. Die Touristen-Chinesen geben halt ihre Kinder für ein paar Tage einfach in der Schule ab und lassen Sie mit trainieren. Die Luft draußen beim Training war jedenfalls echt tropisch warm und feucht und lies einem schlecht Atmen bekommen. Das morgendliche laufen fiel allen zur Qual. Selbst das Dehnen war somit anstrengend. Zudem Schwitzt man bei dem Klima noch mehr als sonst und ich war nach dem Training klatsch nass. Beim Training machten wir aber auch nicht viel: Grundstellungen, den „Flattermann“ und unsere Form. Ich freute mich auf das Frühstück und wurde wieder überrascht: es gab wieder das Fladenbrot. Ich wusste, dass es nicht gut wär, sich jetzt damit vollzustopfen, doch ich tat es trotzdem und war anschließend satt. Dazu gab es wieder die rote Suppe. Ich habe etwas Erbsenähnliches darin gefunden und vermute, dass davon der geschmacklose Geschmack stammt. Der neue, deutsche Ausländer soll ein seltsamer Typ sein meinte Tobias, der sich gestern Abend noch mit ihm unterhalten hat. Als Tobias ihn fragte, ob er vorher schon Sport gemacht hat, guckte er Ihn mit starren Blick an und sagte dann ganz stumpf: „Football“. Auf den Kommentar, dass das Training hier anstrengend ist, meinte er nur „Nö, ich denke nicht.“. Na der wird sich noch wundern. Beim Vormittagstraining stellte er sich an wie ein Körperklaus. Auch der alte Mann saß wieder am Frühstückstisch und war sogar beim Tai Chi Training zu sehen. Jedoch mehr als Zuschauer. Er hatte zwar Trainingsklamotten an, doch er schaute halt überwiegend nur zu. Ich schätze Ihn auf um die 70. Vor dem Vormittagstraining stand dann noch Room Inspection, also Zimmerkontrolle an. Unser Shifu kam 20 Minuten vorher herein und meinte wir sollten etwas aufräumen, damit die anderen Shifus (Alle Shifus gehen gemeinsam in ein Zimmer herein) sehen wie sauber es hier doch ist. Also schnell den groben Dreck weggeräumt und den Staub weggepustet und fertig. Bei der Zimmerkontrolle gab es zwar kleinere Mängel, doch Yuen meinte nur „Not Bad“ und unser Shifu später nur „Beautiful“. Nur Tristians Zimmer gefiel ihm wohl wieder nicht und es endete in einem lustigen Gespräch. Dann ging es runter zur Halle. Die Luft war immer noch tropisch und lies einem kaum Atmen. Wir begannen wie immer mit Laufen mit anschließendem Dehnen. Erst krüppelte ich meine Runden, doch dann bekam ich irgendwoher neue Energie und ich lief wieder wie ein König 😉 Der Australier macht immer seine paar Tricks und kann dann nicht mehr und sitzt nur noch rum. Schwache Leistung. Während wir mit Kicks durchstarteten, kam der kleine, dicke Chinese von letzter oder vorletzter Woche wieder in Trainingsklamotten rein und machte wieder mit. Sofort verspürte ich den Drang in seine Wangen zu kneifen 😀 Aber er ist nicht so nervig wie der Inderjunge (so nenn ich Ihn jetzt einfach, da er ja behauptet aus der Nähe von Indien zu stammen). Der Inderjunge meinte jedenfalls, dass er ein Monat bleibt… Die ganzen kleinen Kinder halten echt das Training auf. Aber so wie ich unseren Shifu kenne, ist es  nur eine Frage der Zeit, bis er Sie wieder an andere abschiebt. Wir übten den Flattermann („Rumanda“), die Endlosbewegung mit Wurf und unsere Form. In der Pause machten Tobias und ich Videos von ein paar Taekwondo-Techniken und übten diese anschließend ein wenig (war ja Pause und wollten uns nicht überanstrengen). Ich habe das Gefühl, deutlich flexibler geworden zu sein. Zumindest was den Längsspagat angeht. Mal schauen, vielleicht komm ich ja in ein paar Wochen auf dem Boden wenn ich so weiter mache. Nach der Pause ging es dann wieder mit der Form weiter und schließlich sollten wir Sie einzeln vor unserer Gruppe aufführen. Mein Shifu forderte mich auf, Videos mit meiner mitgebrachten Kamera aufzunehmen und das tat ich nur all zu gerne. Jeder führte seine Form auf und ich durfte zum Schluss noch zeigen, was ich bereits mit den Stock gelernt habe. Also wirbelte ich damit in den verschiedenen Arten so schnell ich konnte herum und erntete mein bisschen Applaus. Beim Wirbeln wäre mir aber fast der Stock aus der Hand gerutscht, da meine Hände so verschwitzt waren. Aber ist ja noch mal gut gegangen. Dann fragte unser Shifu uns noch, was wir denn als nächstes (also nach dem Gun) lernen möchten. Ich wählte das Darn Jian-Schwert (flexibles, gerades Schwert) und Tobias ebenso. Christopher wollte wohl Säbel (Dao) lernen. Aber vorher kommt eh erst mal der Stock dran. Wenn ich also in etwa einen Monat mit dem Gun fertig bin, fange ich mit dem Schwert an zu trainieren. So nass wie wir waren gingen wir zurück zur Schule, grüßten ab und ich nahm erst einmal eine kalte Dusche (gibt ja eh kein warmes Wasser). Das Wasser schoss nur so aus der Leitung und ich war danach gut erfrischt. Beim Flaschen auffüllen, stellte ich fest, dass der Wasserboiler wieder leer war. Den letzten hat Christopher erst am Montag gekauft. Schon heftig wie viel Wasser getrunken wird. Beim Mittagessen gab es wie immer Reis. Schnell beendete ich den Essensvorgang und ging auf mein Zimmer, ruhte mich aus und aß dabei ein Eis. Das Nachmittagstraining war heute nur halb so lang wie normal, da noch Chinesisch auf dem Plan stand. Wir übten Kicks und unsere Form. Es war tropisch warm und wir waren anschließend wieder patsch nass geschwitzt. Als es dann zurück ging aufs Zimmer, war natürlich wieder kein Wasser vorhanden um sich damit mal waschen zu können oder so. Also nur die Kleidung gewechselt, da nasse Klamotten nicht grade angenehm zu tragen sind und dann schön verschwitzt ins Klassenzimmer gesetzt. Heute habe ich den Unterricht mal sinnvoll genutzt und habe einige Postkarten geschrieben. Damit ging die Zeit sogar recht schnell um. Das mach ich in Zukunft immer, wenn ich welche habe. Beim anschließenden Abendessen, war wieder eine neue Person zu sehen. Eine Frau um die 30 aus den USA soweit ich weiß. Da es anfing zu Regnen und ein Gewitter aufzog, fiel das Abendtraining ins Wasser (im wahrsten Sinne des Wortes). Stattdessen machten wir einen Spaziergang durchs Dorf. Was das sollte, wusste keiner. Wir standen die ganze Trainingszeit draußen herum und machen quasi nix. Ich laberte mit Tobias und „durfte“ irgendwann noch den Inderjungen den Flattermann zeigen. Nach 5 Minuten hatte ich darauf kein Bock mehr, weil er wirklich extrem nervig dabei ist. Dann war das Training vorbei und wir gingen hoch. Zuvor meinte unser Shifu noch zu Christopher, dass er wenn er wieder nicht schlafen kann wegen den Mücken im Zimmer doch über die Form „nachdenken“ soll und lachte dabei (Ich zitiere: „You no sleep, think about form“). Schon cool. Dann ging es halt hoch aufs Zimmer, Christoper und ich lachten noch darüber und dann kam er mit einer Pumpsprühflasche mit irgend ein giftigen Insektenspray, dass jede Fliege oder Mücke direkt beim drüber fliegen den Löffel abgibt. Ich wusste erst nicht warum er es auf den Boden sprühte aber dachte mir nix weiter dabei. Dann fing er an nachzupumpen, damit mehr Sprüh rauskam. Er pumpte und pumpte und dann machte es PEEEEENG. Die ganze Flasche platze und das Zeug spritzte durchs ganze Zimmer. Christopher, der direkt daneben stand rannte mit den Händen an den Ohren aus dem Zimmer. Das Ding platzte direkt neben sein Ohr und er hörte eine Weile nichts mehr drauf. Unser Shifu, Christopher und ich bekamen einiges von den Zeug ab. Unser Shifu war anschließend komplett nass. Erst lachte er und als er merkte, dass Christophers Ohren schmerzten wie sau, fragte er nach ob alles okay sei und entschuldigte sich. Nach kurzer Zeit kehrte sein Gehör wieder zurück und unser Shifu rannte auch irgendwann aus dem Zimmer. Wir bekamen nach dem Schock den übelsten Lachflash und haben bestimmt 10 Minuten nur gelacht. Ich lag vor Lachen auf dem Boden. Die anderen Ausländer kamen zu uns ins Zimmer und erkundigten sich was geschehen war. Mehrmals erklärte ich es verschiedenen Personen und kam dabei nicht aus dem lachen raus. Das Zeug roch verdammt giftig und wie gesagt, alle unsere Sachen waren nun damit bedeckt. Christophs Bett war komplett damit getränkt. Unser Shifu kam wieder herein und erkundigte sich nochmal ob alles OK sei. Wir wiesen ihn drauf hin, dass alles nass war und es giftig roch. Ich wischte trocken mit einem alten Handtuch das gröbste ab. Unser Shifu kam dann wieder mit einen Raumspray (Ne oder?) herein sprühte damit das ganze Zimmer ein. Ich dachte nur „What the fuck?“, was sollte das jetzt bringen? Jetzt roch das Zimmer nach Gift + Raumspray. Zudem war es auch noch WC-Spray… Jetzt riecht unser Zimmer nach WC. Christopher fragte nach neuer Bettwäsche und bekam Sie auch. Die Mutter unseres Shifus kam mit Vater herein und inspizierte das Zimmer. Sein Vater sah verdammt wütend aus. Sie wechselte die Bettwäsche und sein Vater machte irgendwas anderes, was ich nicht mitbekommen habe. Wir beide und ein paar Ausländer, waren alle auf dem Flur und die Shifus streiften auf den Gängen umher. Als ich fragte, ob ich auch neue Bettwäsche bekommen könnte wurde meine Bitte abgelehnt, da es mein Bett ja nicht voll erwischt hätte. Ich vermute sogar, das Zeug was explodiert ist entzündlich, da es ein wenig nach Alkohol stank. Alle anwesenden im Raum finden nach einer Zeit an zu husten und ich war auch dabei. Unser Shifu und Christopher kam Schleim hoch, den Sie erbrochen (aber aus dem Fenster/Mülltonne). Ich fragte ob wir nicht besser woanders schlafen könnten und mein Shifu schickte mich zu Tobias ins Einzelzimmer. Ich bekam seinen Schlüssel und sagte ihm, dass ich noch vorher duschen wollte und ging wieder auf mein Zimmer. Mein Handtuch, was ich normal zum Duschen nahm, war auch in dem Zeug getränkt und ich steckte es somit lieber direkt in die Wäschetüte und nahm mein letztes sauberes Handtuch zum Duschen. Nach dem Duschen sagte Christopher mir, dass Sie ein neues Zimmer für uns beide haben und ich brachte Tobias schnell seinen Schlüssel zurück. Dann holte ich meine Bettwäsche, meine Taschenlampe, meinen Wecker und mein Handy aus dem Zimmer und ging ins neue Zimmer auf der anderen Seite der Treppe. Es war leer und recht sauber. Während Christopher duschte, holte ich mein Netbook aus dem Zimmer und fing an alles schriftlich festzuhalten. Der Höhepunkt war, dass die Shifus uns doch erst tatsächlich in dem Zimmer schlafen lassen wollten. Auch die Aktion mit dem Raumspray fand ich doch seeehr seltsam. Glauben die Chinesen echt dass das noch hilft? Der Shaolin-Shifu zeigte im Bad auf den Wasserhahn und dann auf dem Teppich, wo das Zeug explodiert ist und meinte „No!“. Sehr seltsam. Soll das nicht mit Wasser in Berührung kommen oder was? Als ich unseren Shifu verdeutlichen wollte, dass ich vorher noch duschen wollte meinte er OK. Und als Christopher verdeutlichte, dass auch er duschen wollte meinte er nur „No!“. Warum? Aber es stellte sich als ein schlechter Scherz heraus und unser Shifu sprühte Christopher mit dem Raumspray ein und lachte dabei so wie immer. Auch cool war der der Kommentar von Yuen Shifu, als Christopher meinte, dass er eine neue Zahnbürste brauch, da es Sie voll erwischt hat: „Use tonight and change tomorrow“. Krank :D. Als ich im neuen Zimmer gucken wollte, ob die Tür zu war, stand Yan Lin mitten im Gespräch mit unseren Shifu davor. Leise schloss ich die Tür und wartete. Was ein Erlebnis… Kaum in Worte zu fassen. Dazu gibt es noch viel zu erzählen, da ich unmöglich alles festhalten kann. Es ist lustig und traurig zugleich. Ich bin jetzt müde und Christopher auch, deswegen gehe ich nun ins Bett und hoffe, dass ich kein Krebs oder so bekomme.


Info:
Donnerstag, 01.07.2010
Erstellt:
1. Juli 2010
Kategorien:
China
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