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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Donnerstag, 08.07.2010

Der Tag beginnt und ich komme kaum aus dem Bett. Meine Arme und Beine waren so schwer wie lange nicht mehr. Unten in der Halle hatte Tobias seine Gammelklamotten an, was bedeutete, dass er wieder aussetzte. Er hatte Kopfschmerzen. Christopher und ich gingen mit den ganzen kleinen Chinesen ein paar Meter weiter, machten uns mit lockeren Stretching und Kniebeugen warm und liefen unsere Runden. Zunächst gemächlich, da es mir schwer fiel meine Beine vom Boden abzuheben, dann aber immer schneller, bis ich wieder alle anderen überholten musste, da Sie mir nur wieder vor die Füße rannten. Christopher war auch im Sack und ging nach einer Weile ein paar Schritte. Nach dem Stretchen ging es dann mit den Stellungen weiter. Es folgten Handtechniken und dazwischen immer Push Ups (damit man mehr Power hat, ne?). Dann kamen Christopher und ich zu unserer Form, während die Chinesen Ihr eigenes Programm durchführten. Mein Shifu meinte zu mir, dass ich nun zu jedem Morgentraining meinen Stock mitnehmen soll, damit ich schnell die Form damit lerne und zum Schwert übergehen kann. Dann war das Training auch schon vorbei und beim Frühstück gab es wieder das Lauchbrot, das diesmal aber etwas versalzen war. Noch völlig erschöpft gingen Christopher und ich zum Vormittagstraining. Die Chinesen hatten wieder Unterricht und so hatte uns unser Shifu ganz für sich alleine (Tobias war immer noch nicht fit genug). Das Training war einfach nur hart, da wir kaum Pausen zu verzeichnen hatten. Bei dem Kicks verlangte er mehr Speed und mehr Power. Dann kamen wir zum Fußfeger, der kaum noch möglich war, so kaputt wie wir waren. Nach der Pause ging es mit Ma-Bu und Gum-Bu in allen Variationen  (z.B. mit und ohne Fauststöße oder mit Sprengblock) weiter. Zwischendurch immer ein paar Sprungübungen, die die letzten Kräfte in Anspruch nahmen. Nach einer kurzen Pause mit Massage kamen wir zu unserer Form bzw. ich zu meiner Gun-Form. Irgendwann war das Training endlich überstanden und wir gingen hoch zur Schule. Unser Shifu meinte, dass das Vormittagstraining in Zukunft besonders hart sein wird, da wir nur dann nicht von der Chinesengruppe abgelenkt werden. Nachmittags ist dann das Training etwas entspannter, da wir uns größtenteils selber weiterpushen müssen. Eigentlich ganz okay. Zum Mittag saß wieder ein neuer auf meinen Platz. Das NERVT! In einer Schüssel heute, die auf den Tischen stand, war ein nur halb zerlegtes Huhn drin. Mit Innereien natürlich, so wie es die Chinesen mögen. Christopher fand ein Gerippe mit Lunge dran. Na lecker. Danach konnten wir endlich wieder die nötige Pause einnehmen, die wir uns sicherlich verdient haben. Irgendwann ging es dann weiter. Mit den Chinesen gingen wir zur Halle. Ich machte Fotos und Videos vom ganzen Haufen, da man es sich nur schwer vorstellen kann. Wir übten heute mal draußen im Hof der Halle, der ja nun frei vom ganzen Gestrüpp war. Die Chinesen für sich und Christopher und ich für uns. Der Inderjunge war auch teilweise mit dabei. Er war wieder frech wie sonst was und schlug sogar die Chinesen beim Laufen mit einem Stock, der einem der kleinen Chinesen gehörte. Dafür, und für ein paar andere Sachen, wurde er von unserem Shifu mit kleinen Steinen beworfen und richtig heftig zu Boden gestoßen. Richtig so! Ich war nämlich auch schon kurz davor es zu tun, wenn er es nicht gemacht hätte. Der Hof ist von einer Mauer umgeben und uns schauten kleine Chinesen zu, die auf den Hügel nahe der Mauer geklettert waren. Unseren Shifu gefiel das gar nicht, da es immer mehr wurden und nach mehrmaliger Aufforderung zu gehen, blieben Sie dennoch da oben sitzen. Dann kamen wieder die Steine zum Einsatz. Schließlich sprang unser Shifu die Mauer hoch und verscheuchte die Kinder. Wir übten einige wenige Kicks und kamen dann zu einer Tai Chi-Atemübung, um uns zu entspannen. Dann durfte Christopher seine Form üben und ich mit dem Gun hantieren. Irgendwann war das Training dann vorbei und wir gingen mit dem Sanda-Shifu hoch zur Schule, da wir ja noch Chinesisch hätten. Unser Shifu blieb mit den ganzen Kindern an der Halle und trainierte Sie weiter. Christopher und ich nutzten die Gunst der Stunde und schwänzten den Chinesischunterricht, indem wir einfach auf dem Zimmer blieben. Kurz nach Unterrichtsbeginn schlich sich Christopher zum Shop und kaufte sich eine Portion Nudeln und brachte mir ein Eis mit. Da es etwas länger dauerte, da er einen Umweg im Kauf nahm um nicht entdeckt zu werden, dachte ich schon Sie hätten Ihn geschnappt und zum Unterricht gezerrt. Aber er kam ja schließlich doch noch an. In meiner „Extra-Pause“ behandelte ich meine Blasen an Händen und Füßen und schaute meine Serie weiter. Zum Abendessen klingelte es heute mal nicht, weshalb viele Ausländer zu spät zum Essen kamen. Ich jedoch nicht und sicherte mir so einige Stücke des wenig übergebliebenen Lauchbrotes. Da unser Wasserboiler schon wieder leer ist, wollten wir einen neuen kaufen. Leider gab es keine mehr und erst morgen soll es Nachschub geben. Also deckten Christopher und ich uns mit kleinen Wasserflaschen für jeweils 1 Yuan ein. Christopher kaufte sich 5 und ich mir 3, da ich noich etwas auf dem Zimmer stehen hatte. Beim Abendtraining erschien Tobias wieder nicht. Ganz schön faul. So schlimm können Kopfschmerzen doch gar nicht sein, dass man trotz mehrerer Aspirin den ganzen Tag schwänzen muss.  Jedenfalls drehten Christopher und ich unsere sehr lockeren Runden und gingen dann mit der Kinderarmee die Stellungen durch. Die Kinder schreien, laufen und stehen in der Reihe wie echte Soldaten. Ich komm mir vor wie in einem Bootcamp. Davon muss ich unbedingt noch ein Video machen. Und ich sag euch: Hier schreit jeder mit. Wenn nicht, gibt’s nämlich haue oder man darf das ganze Training über in der Liegestützposition verbringen. Da kennt unser Shifu kein Erbarmen mehr. Nach dem Grundprogramm ging es ans freie Training mit der Form bzw. den Stock (in meinem Falle). Ich übte meine Form weiter und mir gelang es endlich den Stock, in der Form, nach vielen Gewirbel in der Richtigen Position zu halten, ohne dass er zu weit nach vorne oder hinten ragt. Dann war Schluss und ich genoss eine lange (kalte) Dusche, bevor ich mich wieder ans Werk machte und meine Erlebnisse festhielt.


Info:
Donnerstag, 08.07.2010
Erstellt:
8. Juli 2010
Kategorien:
China
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