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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Samstag, 10.07.2010

Ich wachte mit dem Klingeln auf und bin direkt hellwach. Ich zog meine Sachen an und ging schon mal vor, in die Halle, da Christopher sich noch die Zähne putzte. Unten angekommen standen alle in der Halle statt normalerweise Draußen. Es regnete nämlich. Beim Meeting (Christopher war noch nicht da) sagte unser Shifu, dass kein Training sei (da alles nass ist und damit zu rutschig). Fröhlich ging ich aufs Zimmer zurück und übermittelte die frohe Botschaft an Christopher, der gerade sich gerade auf dem Weg machen Wollte. Ich nutzte die Zeit und holte meinen Tagesbericht von gestern nach und dann war schon Frühstückszeit (ich brauchte 1 Stunde!!!). Nach dem Frühstück gingen wir ohne die Kinder zum Training. Unser Shifu fand die neue Frisur von Christopher natürlich klasse und grinste dabei die ganze Zeit und meinte zunächst nur „Good“. Ich habe gestern Abend zu Christopher gesagt, was unser Shifu heute alles zu seiner Frisur sagen wird. Z.B. „Beautiful“ oder das er zu Tobias sagen wird, dass auch er sich die Haare abrasieren soll. Genau das ist dann in der Halle auch eingetroffen. Er meinte zu Tobias, er soll auf sein Zimmer gehen und sich die Haare abrasieren (ich zitiere: „Tobias, go room *brrrrzzzzzzzz* (und machte dabei die passende Handbewegung)“ und lachte die ganze Zeit dabei). Das halbe Training hat er mich dafür angegrinst und kam gar nicht mehr aus dem grinsen heraus. Allein das war es für Christopher schon Wert 😀

Die erste Hälfte des Trainings bestand aus Kicks, die wir zusammen mit der Gruppe vom Shaolin-Shifu absolvierten, da ein wenig Platzmangel herrschte. Dann ging unsere Gruppe zu einigen Sprungkicks über und dann zu dem Fußfeger. Der Fußfeger war das schwierigste. Die Drehung klappt zwar schon ganz gut, doch mein Bein ist noch zu sehr in der Luft anstatt auf dem Boden. Dann lernten wir eine zweite Variante vom Fußfeger. Die alte Variante war Rückwärts mit einer halben Drehung und die neue bestand aus einer ganzen Vorwärtsdrehung. Das drehen fiel mir hierbei deutlich schwerer, da der Teppich in Kombination mit den Schuhen nicht selten die Bewegung abstoppt. Nach der Pause ging es mit meiner Stockform weiter. Christopher setzte aus, er war zu kaputt. Ich lernte 3 neue Bewegungen der Form und Tobias begann das wirbeln mit dem Dao unter Anleitung von unserem Shifu. Dann ging das ganze zum Powertraining über. Während der Tai Chi-Shifu mit den Ausländern ringte und dabei immer als Sieger hervorging, machte ich weiter meine Übungen für den Bauch und Rücken und war danach völlig geschafft. Zudem kommt jetzt noch Muskelkater in den Armen dazu. Unser Shifu ist immer noch krank und klagt über Kopfschmerzen. Beim Essen kaufte ich mir einen Snikers und aß im Anschluss noch eine Suppe. Den Reis kann ich so langsam nicht mehr sehen. Dann sah ich dass mir Max aus meine „Willkommens-SMS“ geantwortet hat und Yan Lin nirgends zu sehen ist am Flughafen. Ich ging in die Halle und fragte Yuen-Shifu, ob Yan Lin am Flughafen sei und sagte auch, dass Max dort auf ihn wartet. Er rief ihn direkt an und gut 2 Stunden später, pünktlich zu Trainingsbeginn fuhr ein Schultaxi mit Max vor. Wir begrüßten uns kurz und tauschten ein paar Worte aus und dann musste ich leider los zum Training. Wir machten draußen, im Hof der Halle ein paar Kicks und irgendwann sagte mir mein Shifu „Money, Yuen“. Mein erster Gedanke war „Hä? Wieso Geld? Ich hab doch letztens noch bezahlt!“. Dann rief er Yuen an und sein erstes Wort am Telefon war „Wait a moment“. Dann war Max am Hörer und ich erinnerte mich wieder. Da er keine Kreditkarte hat,  haben wir abgemacht, dass er mir sein Geld aufs Konto überweist und ich dann für Ihn das Geld von meinem Konto abhebe. Da Max das Schulgeld bezahlen sollte, brauchte er natürlich meine Unterstützung. Ich ging also alleine zurück zur Schule und die „Sekretärin“ (wenn man das so nennen kann) in der Eingangshalle deute auf das Finanzbüro hinter der Ecke. Dort saß Max, Yuen und der Finanzmeister (der zudem auch der schlechteste Fahrer hier ist) und waren gerade mit dem Reisepass von Max beschäftigt. Ich holte mein Zeug (u.a. meine Kreditkarte) und wir fuhren kurz darauf mit Yan Lin’s Auto zur kleinen Stadt um dort Geld abzuheben. Der Fahrer war natürlich Herr Finanzmeister. Heute fuhr er aber gar nicht sooo schlecht. Er würgte nur ein paar Mal ab. Sonst lässt er auch gerne mal den Gang raus und gibt Vollgas oder vergisst zu schalten. Am Bankautomaten angekommen, hob ich 4000 Yuan ab (Yuen wollte, dass ich mehr abhob, damit er direkt für 2 Monate bezahlen kann, doch ich meinte als Ausrede, dass ich ein Limit habe und zur Zeit nicht mehr abheben kann) und fuhren wieder zurück. Auf der Fahrt erzählte ich Max ein bisschen von den Zuständen hier. Dann kamen wir wieder sicher an der Schule an und ich wurde wieder zum Training geschickt, während Max sich ausruhen konnte. Sein Training beginnt Morgen früh. Wieder an der Halle, hörte ich von Christopher, dass er die Kinder richtig angeschnauzt und gequält hat. Er nahm wohl ein paar Kinder in die Brücke und schüttelte Sie so lange, bis einige von Ihnen weinten. Dann stieß er Sie mit der Hand zu Boden, so dass Sie in den Dreck fielen. Die dicken Kinder mussten unter Tobias Anleitung Liegestützen machen, weil Sie zu fett waren (kein Witz). Danach ist aber wieder scheinbar Normalität eingetreten, denn ich konnte keine schlechte Laune oder dergleichen erkennen. Er grinste nur als er mich wieder sah. Ich übte mit meinen Stock und Tobias mit seinen Säbel, während Christopher einigen kleinen Chinesen die Shao-Form beibringen „durfte“. Dann gingen wir 3 zum Powertraining über. Noch ganz fertig vom Powertraining heute Vormittag, quälten wir uns weiter, so dass absolut nichts mehr möglich war. Selbst mein Kip-Up-Test (Vorsicht, Insider) schlug fehl. Dann war Ende und wir gingen zurück zur Schule. In der Halle traf ich Max, der auf das Essen wartete. Es war wirklich schon kurz vor 7 und damit Essenszeit. Wir waren heute spät dran. Ich wusch mich kurz und ging runter, um noch Platz am Tisch zu finden. Beim Essen (Igitt) plauderten wir ein wenig und gingen dann auch wieder auf unsere Zimmer. Max lud uns in sein Zimmer ein um uns mit seinen Gaben aus Deutschland zu beglücken. Sehr nett. Ich staubte Müsliriegel, Fertigsuppe, Waffelkekse (?) und seine Spezialüberraschung „Delikates Frühstücksfleisch“ ab 😀

Auch Tobias und Christopher bekamen etwas. Dann war wieder Abendtraining angesagt. Wir gingen runter und zogen unsere Runden. Mich regt es echt auf, dass jede Pfeife hier nur noch einen Abendspaziergang macht anstatt zu laufen. Alle tun Sie so sportlich, doch kaum schaut kein Shifu mehr zu, hören Sie sofort auf irgendetwas zu machen. Ich war nachher der scheinbar einzige der noch seine Runden lief anstatt zu gehen. Ich versteh das nicht. „Football“ (der seltsame Deutsche mit den seltsamen Gesichtszügen) macht auch nix mehr. Die Kinder waren komischerweise heute nicht beim Abendtraining dabei. Umso besser für uns. Wir gingen unser Grundprogramm intensiver als sonst durch und kamen dann zu unserer Form bzw. Stock/Dao (Säbel). Zum Schluss sollte ich noch meine Form vor dem Touristenpublikum vorführen und dann war Ende. In der Halle traf ich noch Max, der meinte, dass Yuen ich wohl in eine andere Gruppe stecken wollte. Ich sprach mit meinen Shifu und versuchte ihn zu erklären was Sache (Max sollte halt in unsere Gruppe und nicht woanders hin). Erstaunlicherweise verstand er es sofort und er wollte mit Yuen reden. Nach dem Shifu-Meeting, rief er mit „Thomas, Okay!“ zu. Damit war die Sache erledigt und wir beide glücklich. Auf dem Zimmer nahm ich eine duschte und machte mich daran meine Berichte zu schreiben. Christopher lag schon im Bett als plötzlich ein riesen Vieh durch die Klimaanlange ins Zimmer gelangte. Ich vernahm es als erstes und hielt es zunächst für einen großen Schmetterling, der durch die Lüfte flog. Leider falsch. Ich sprang auf und holte die Fliegenklatsche. Dann sah ich was es war, als es an der Wand landete: Eine riesige, ekelige Heuschrecke mit Flügeln. Sowas ekeliges habe ich noch nie zuvor gesehen. Mein Gedanke war eigentlich nur: „Verdammt das Ding ist so widerlich, ich kann nicht in seine Nähe“. Leider hatte sich Christopher voller Panik unter der Bettdecke versteckt und so lag es an mir das Biest zu erlegen. Nach einigen wilden aber gezielten Schlägen mit der Fliegenklatsche fiel es auf meine Bettdeckte. Ich erlegte es mit ein paar weiteren Schlägen, bis es unter die Decke fiel. Ich nahm meinen schwersten Schuh und schlug mit voller Wucht auf die Decke, wo ich das Biest vermutete. Als ich langsam die Decke bewegte, bewegte es sich noch sehr lebendig und ich griff erneut zur Fliegenklatsche. Dann fiel es in meinen Wäschebeutel (dachte ich zumindest). Der Ekel war enorm und so griff ich zu meinen Stick, um den Beutel umzuwerfen und den Leichnam zu bergen. Leider Fehlanzeige. Dafür fand ich das Ding unter dem Beutel… scheinbar tot. Es zuckte nur noch sehr ruhig und war wohl dem Tode nahe (leider falsch). Mit einem harten Stoß auf den Panzer der Heuschrecke, wollte ich dem Biest den Todesstoß versetzen und dann ein Foto machen. Doch dann fing es an sich zu bewegen und kroch auf einmal mit erstaunlichem Tempo über dem Boden. Voller Hektik griff ich nach dem Stock und schlug wild drauf los. Als es dann begann den Stock hoch zu kriechen wirbelte ich damit herum, es fiel zu Boden und ich drückte so lange und so feste auf das Ding herum, bis es in mehrere Einzelteile zerfiel. Ganz schön zäh das Biest. Erst dann war es wirklich Tot und ich konnte Fotos machen. Christopher hat das ganze Spektakel miterlebt und half das Biest aus dem Fenster zu entsorgen. Vollgepumpt mit Adrenalin versuchte ich anschließend zu schlafen.


Info:
Samstag, 10.07.2010
Erstellt:
10. Juli 2010
Kategorien:
China
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