Erstmals vor weg: Ich kann nicht alles erzählen, was heute passiert ist, denn es bleibt keine Zeit um alles im Detail zu beschrieben.
Nach dem aufstehen um 5:40 Uhr ging es zum Meeting. Keiner aus unserer Gruppe trainierte heute. Christopher und ich brauchen mehr Schlaf für den harten Tag der bevor stand und Max brauchte Pause für sein Sprunggelenk. Wir schliefen also weiter und die Kinder hatten somit unseren Shifu für sich. Nach dem Frühstück packten wir dann unsere Sachen zusammen, für Tag Nummer 2 in den Yuntai-Bergen. Als ich gerade aus der „Dinning hall“ kam, hörte ich meinen Shifu schon meinen Namen rufen. Er wartete seit 10 Minuten auf mich, damit ich mich in die Liste eintragen kann, da ich ja die Schule für den Trip verlassen muss. Diesmal packten wir Badelatschen ein, um damit besser durch das Wasser waten zu können (haben wir aber nie gebraucht). Auch Brot war wieder mit im Gepäck. Ich zog mein rotes Trainings-Shirt an (ist besser bei dem ganzen geschwitzte, da es aus Polyester ist und sich nicht so vollsaugt) und nahm vorsichtshalber noch ein normales T-Shirt mit, falls uns die Touristen noch komischer angucken sollten als gestern. Dann ging es mit dem gleichen Bus wieder hoch zum gleichen Eingang. Bei der Ticketkontrolle gab es ein Problem und unsere Karten wurden irgendwie nicht erkannt. Man lotste uns dann aber durch den Mitarbeitereingang und die Sache wurde so unkompliziert gelöst. Wir gingen den Weg Richtung „Großer Wasserfall“ entlang und sahen, dass die Mitarbeiter hier unter Polizeiaufsicht irgendwas Festliches aufbauten. Es gab roten Teppich, goldene Statuen (allerdings waren Sie mit Luft aufgepumpt), bunten Blumen und so weiter. Wir gingen aber weiter, da wir uns für heute viel vorgenommen hatten. Wir kauften uns Tickets für das Elektroauto, das und ein paar Meter weiter hochbringen sollte (5 Yuan pro Person für eine Strecke von vielleicht 1 bis 2 KM) und stiegen als einzige Passagiere ein. Christopher bemerkte, dass wir 3 statt 2 Tickets bekamen. Ich meinte zu ihm, er soll lieber Stillschweigen bewahren, da wir eh noch selbst genug abgezockt werden würden. Leider fiel der Irrtum kurz darauf auf und man nahm uns unter großem „Sorry“ die 3. Karte ab. Zu schade… aber eigentlich egal. Als wir weiter oben ankamen, stiegen wir aus und liefen den Weg entlang von Flüssen, in den Felsen wie Felsen standen. Wir nutzten wieder ein paar gute Gelegenheiten und posierten auf den Felsen, während die Green Guards (Chinesen in grünen „Uniformen“, die den ganzen Tag nichts machen außer zu schlafen und ab und zu mal sagen, dass man da und da nicht lang gehen darf) nichts sehen konnten. Die Landschaft war wieder sehr, sehr schön. Es gab viele Seen, Berge, Felsen, Stege, Wasserfälle und was da so halt dazu gehört. Das Wasser war glasklar und sogar Fische schwammen drin herum. Kann also gar nicht so schlecht sein. Als wir den großen Wasserfall näher kamen und die Stunden vergingen, kreuzten auch immer mehr Touristen unsere Wege. Natürlich wurden wir wieder gut angestarrt und man machte ständig heimlich Fotos von uns. Immer gaaaaaanz unauffällig. So zum Beispiel, machte einer erst ein Foto von seiner Freundin (mit uns im Hintergrund) und schwenkte dann die Kamera ein klein wenig mehr zur Seite und schoss erneut ein Foto, auf dem wir vermutlich voll zu sehen waren. Das ganze geschah mehr als einmal. Wir haben irgendwann aufgehört zu zählen. Man zeigte mit den Fingern auf uns, während wir eine Pause machten und aßen und tuschelte und kicherte in unserer Nähe. Christopher gefiel das gar nicht und er regte sich darüber ganz schön auf und nahm sich vor Sie irgendwann alle zu verprügeln, aber mir war das eigentlich ziemlich egal. Als wir an einer Felswand vorbeigingen, entdeckten wir einen Haufen toter Rieseninsekten, vor denen wir uns beide ekelten. Deswegen ging es auch schnell weiter. Dann kamen wir zu einer Wasserquelle mit den Namen „Longevity Spring“. Es handelte sich dabei um Trinkwasser aus den Bergen. Da wir durstig waren und dem Wasser ach so magische Kräfte versprochen wurden, tranken wir etwas und hielten unsere Häupter unter den Tropfstrahl aus der Felsspalte. Als wir den großen Wasserfall immer näher kamen, waren wir zunächst erstaunt kein Rauschen zu hören. Es ergab sich, dass der Wasserfall ausgetrocknet ist und vermutlich erst wieder im Frühjahr Wasser führen wird. Trotzdem fotografierten wir die Felswand, aus der aus 90 Metern Höhe normalerweise das Wasser kommen würde. Der Weg dahin war abgesperrt, da es eigentlich eh nichts zu sehen gab ohne Wasserfall. Wir schlichen uns deswegen unter der Absperrung her und schauten trotzdem Neugierig nach, was es dort zu sehen gab. Zumindest so lange, bis wir auf einen Green Guard trafen, den wir gerade beim „ausruhen“ störten. Er schickte uns auf Chinesisch zurück und wir suchten einen anderen Weg. Nachdem wir auf einer Aussichtsplattform waren, gingen wir durch einen Dschungel-ähnlichen Wald wieder über eine Absperrung weiter zu einer anderen Quelle. Diesmal wurden wir nicht erwischt, denn weit und breit war keine Menschenseele. Wir fanden einen wunderbaren Felsen, aus dem das Wasser nur so sprudelte und wir nutzten die Chance zum posen. Ich stellte mich unter das Kalte Wasser und nahm so eine kalte Dusche. Sehr angenehm, aber auch kälter als gedacht. Wir folgten einen Wegweiser auf einen anderen Weg hinter der Absperrung zum großen Wasserfall und fanden ihn dann schließlich. Wie bereits erwähnt war trocken und wir hatten lediglich das ganze drum herum abfotografiert. Wir spielten dann noch kurz mit einem seltsamen Insekt (Tausendfüßler-artig), die hier so rumstreiften und gingen den Weg wieder zurück und betraten wieder „legales“ Gelände. Durch ein Gebiet, in dem es angeblich wilde Affen geben sollte, gingen wir den Weg zurück in Richtung Ausgang. Auf einer Steinbrücke machten wir wieder Pause und hielten unsere Füße in das kalte Wasser des Flusses. Ich schätzte das Wasser hatte eine Temperatur von ca. 5° C, denn schon nach kurzer Zeit wurden meine Füße taub vor Kälte. Wir hatten somit 90% dieses Parks gesehen und gingen wieder zum Ausgang. Dann nahmen wir den Bus zurück zum See. Der Busfahrer war sehr hilfsbereit und vergewisserte sich, ob wir wirklich zurück wollte, indem er uns mit einer Karte ankam auf der wir zeigten sollten wo wir hin wollten. Wir fuhren somit zurück zum See und stiegen an der Haltestellte dort aus. Durch die Touristenmassen gingen wir erst mal etwas essen. Christopher bestellte sich einen skurrilen Mix aus Nudeln, Gurken und anderes Gemüse und ich blieb lieber bei dem Brot, dass wir mitgenommen hatten. Dann gingen wir runter zum See, wo Schnellboote mit Touristen auf den See fuhren. Die Fahrkarten gab es aber ein paar Meter entfernt und wir gingen somit erst wieder hoch und kaufen 2 Karten für 40 Yuan. Dann stiegen wir rasch in eines der Boote und fingen an um unsere Kameras zu bangen. Die Schwimmwesten die wir trugen, sahen zudem nicht sehr nützlich aus. Ich habe gehört der Großteil der chinesischen Bevölkerung kann nicht schwimmen. Das wäre beim kentern des Bootes natürlich nicht so praktisch. Trotz aller Ängste die Kamera zu verlieren, machte ich vom Bootstrip ein Video, während Christopher Bilder schoss. Das Boot ging ab wie Pommes und fuhr uns in Windeseile über den ganzen See. Das war cool. Die Kameras blieben heile und die Füße trocken und dazu hatten wir eine ganze Menge Spaß. So muss das Laufen. Wir gingen wieder weiter zu den Bushaltestellen und suchten einen Bus, der uns zum Wanshan-Tempel fuhr. Mit freundlicher Unterstützung in „Chinese only“ fanden wir dann aber doch den richtigen Bus und kamen an einem weiteren Eingang ein, an denen wir unsere Eintrittskarten vorzeigen mussten. Diesmal klappte es aber ohne Probleme, was mich irgendwie verwunderte. Jedenfalls gingen wir die paar Stufen zum Tempel hoch und fanden eine Art Kopie des Shaolin-Tempels in klein. Hier brannten Räucherstäbchen, liefen Mönche rum, waren Souvenirstände und bunte Pagoden. In den Pagoden konnte man niederknien und irgendwelche vergoldete Gottheiten anbeten. Wie in jeden Tempel hier, war das Fotografieren innerhalb der Pagoden aber verboten. Wirklich schade, denn die Statuen und Skulpturen waren wirklich schön. In diesem Tempel lebten die Mönche sogar tatsächlich, denn wir verliefen uns in einer der Gassen und kamen an den Unterkünften der Mönche an. In Gefängnissen in Deutschland hat man deutlich mehr als die Mönche hier. Das Bett, was ich sah, würde man nicht mal einem Schwerverbrecher zumuten. Es waren alte Backsteine mit einem Brett drauf. Bestimmt sehr bequem. Wir verließen den Tempel wieder und fanden ein Schild, dass auf ein groß angepriesenes Pavillon in 3 KM Entfernung wies, sowie einen Kaiserpalast in 6 KM Entfernung in gleicher Richtung. Wir nahmen den Weg und fanden eine lange Treppe. Diesen Part kann ich kaum in Wort fassen. Das muss ich einfach erzählen. Aber dennoch werde ich es versuchen…
Die Treppe war die längste Treppe die ich je gesehen habe. Der Weg führte nämlich in 3 KM Luftlinie die ganze Zeit den Berg hoch. Es war einfach kein Ende zu sehen und nach jeder Ecke wurden es immer mehr Stufen. Irgendwann, kam mir dann in den Kopf, dass es wohl die ganze Zeit so weitergehen wird. Es war schwer abzuschätzen wie weit es noch war, denn man sah nur Berge, Bäume und die auch so tolle Treppe. Als uns dann nach einer halben Stunde Treppensteigen (und wir haben nicht getrödelt) das Wasser ausging, hörte das witzig sein auf und es ging eigentlich fast schon ums überleben. Denn weit und breit war absolut nichts. Kein Tourist ist nämlich so doof und nimmt den Weg auf zum Pavillon oder um Kaiserpalast. Die Kurzfassung ist, dass wir nach über 1 ½ Stunden Treppensteigen mit weit über 10.000 Stufen am Pavillon (also die 3 KM Hürde) ankamen. Wir waren nun über den Wolken bzw. mitten drin. Wolken flogen in unsere Richtung und es war wirklich sehr schön anzusehen. Der beschwerliche Weg hatte sich also doch gelohnt. Hier oben waren auch so gut wie keine Touristen und man schaute auch nicht komisch nach uns. Wir stiegen die Pagode hoch und hatten eine wunderbare Aussicht auf die Wolke. Der Boden war nicht mehr zu sehen, denn er wurde von nebligen Wolken bedeckt. Wir hatten fast die höchste Spitze des Berges erklommen und machten uns dann auch auf um etwas zu trinken aufzutreiben. Hier oben gab es nur einen Shop und der wurde von seltsamen alten Leuten geführt, die irgendeinen seltsamen roten Tee verkauften. Dazu gab es dann noch Skorpione zu kaufen (vermutlich zum Essen), sowie Ginseng und anderes Gestrüpp. Aber der Kassenschlager war wieder dabei: die chinesische Gurke. Die gabs hier echt überall zu kaufen. Nur hab ich niemanden gesehen, der sowas kauft bzw. isst.
Am Pavillon gab es noch einen sehr kleinen Tempel in den wir gingen. Hier gab es aber neben den üblichen Gebetsräumen und Räucherwerk, sowie einen einzelnen Mönch (war wohl kein Normaler Mönch, denn er sah irgendwie anders aus als die anderen) nicht viel zu sehen und wir gingen weiter Richtung Kaiserpalast (so hieß es zumindest auf dem Schild). Der Witz war, auf dem Schild stand auf etwas von Parkplatz… innerlich fing ich schon wahnsinnig an zu lachen. Wie sollen Autos denn hier hoch kommen…? Dann kam mir eine Idee. Gibt es vielleicht eine befestigte Straße auf der anderen Seite des Berges? Wir folgten den Weg Richtung Parkplatz, da die Zeit drängte und wir eigentlich um 17 Uhr zurück an der Schule sein mussten. Durch einen europäischen Wald mit allen bekannten Pflanzen und Bäumen gelangten wir nach einer halben Stunde tatsächlich zu einem großen Busparkplatz mit Haltestellen, Shops und alles drum und dran. Wir hatten also den langen, schweren Weg anstelle des schnellen und einfachen Weges gewählt. Schon blöd gelaufen, aber im Nachhinein hat es ja auch Spaß gemacht sich so die Stufen hoch zu quälen. Wir kauften uns erst mal nach langer Zeit was zu trinken und Christopher gönnte sich noch ein seltsames Eis. Dann machten wir Pause und aßen nochmal Eis (diesmal normales mit Stiel). Dann wurde es aber auch Zeit für die Heimreise. Wir stiegen wahllos in einen Bus, da uns in dem Moment alles egal war. Wir bemerkten vorher aber noch, dass hier noch ein anderer Weg zum Kaiserpalast führte. Scheint ja deutlich bequemer zu sein mit dem Bus hochzufahren als die ganzen Stufen auf sich zu nehmen. Haben uns auch schon gewundert, als wir an Pavillon waren, wie so zierliche Mädchen oder dicke Chinesen die ganzen Treppen hochgekommen sind und dabei nicht mal total verschwitzt waren so wie wir. Jetzt war es natürlich klar. Wir fuhren also mit dem Bus runter (der Busfahrer fragte wieder mit Karte nach wo wir denn hin wollten. Im Bus filmte uns ein Chinese gaaaaaaaaanz unauffällig. Er drehte den Rücken zu uns (er saß quasi neben uns) machte seine Kamera an und filmte uns so heimlich. Dachte er zumindest, denn als mir das seltsame Geschehen auffiel schaute ich einfach mal direkt in die Kamera und schon wurde Sie ausgemacht. Die weitere Fahrt über, mied er unseren Blick. Die Fahrt hinunter dauerte eine gute halbe Stunde (und das mit dem Bus!!!) und führte durch zahlreiche lange Tunnel. Wir stiegen direkt in unserem Dorf aus, in dem sich auch die Schule befindet und gingen vorbei an den Vater unseres Shifus, der uns freundlich grüßte auf unser Zimmer. Unsere Oberschenkel waren genauso platt wie unsere Füße und es war erst mal Zeit für Tasche auspacken und die verschwitzen Sachen wechseln. Wir tauschen wieder unsere Bilder aus und ruhten uns bis zum Abendessen aus. Wir erzählten den anderen von unserem Tag und den vielen Stufen und dann war schon das Abendtraining. Mit platten Füßen und müden Oberschenkeln liefen wir ein paar Runde. Der Pan-Shifu lief heute sogar mit. Das sieht man selten. Jedenfalls drehte er mit Kopfhörern in den Ohren seine Runden. Nach kurzem dehnen liefen wir einmal die Shao-Form und konnten dann weiter mit dem Stick üben. Schwerpunkt war die Form, denn man will ja nicht aus der Übung kommen. Bald schon werde ich mit dem Schwert anfangen. Wir erzählten unseren Shifu ein paar Geschehnisse vom Tag (insbesondere die vielen Stufen) und er fragte uns noch, was wir denn nach der Chinareise machen und wann wir denn wiederkommen werden. Dann machten wir vorzeitig Schluss, da Christopher und ich ziemlich müde waren und Max immer noch nicht richtig trainieren kann. Dann war Bericht schreiben für mich angesagt… blöd. Währen Christopher schon schlief und ich noch mit schreiben beschäftigt war, entdeckte ich einen dicken Käfer auf seinen Arm. Ich weckte ihn sanft und sagte ihn mit der Fliegenklatsche in der Hand, er soll eine bestimmte Position einnehmen, damit ich das Vieh killen konnte. Er war total schockiert und müde, aber schlief nach dem Vorfall weiter. Bald schon war ich fertig mit schreiben und durfte endlich schlafen gehen. Vielleicht, aber nur vielleicht, sehen wir uns bald noch mal den Kaiserpalast an.