Heute ist der letzte Tag für Christopher. Es klingelt und ich bin einfach nur tot müde. Von den 1 ½ Stunden Extraschlaf habe ich nicht viel gemerkt. Als einer der ersten ging ich zum Meeting runter. Christopher hing stattdessen auf der Toilette fest. Wir stellten uns auf und gingen erst mal laufe. Heute mal ausnahmsweise nicht den Berg rauf. Meine Beine hätten es aber auch wahrscheinlich nicht verkraftet. Hatte nämlich schon genug Probleme die Beine auf einer ebenen Straße anzuheben. Wenn es dann noch den Berg rauf über Stock und Stein geht, wäre ich sicherlich mehr hochgestolpert als gelaufen. Unser neuer Krieger (Alis(e)) hielt ganz gut mit, war danach aber auch ganz schön aus der Puste. Er ist übrigens 28 und kommt ursprünglich aus Montenegro. Heute gingen wir die Basics durch, damit Alis (von nun an ohne „E“) auch alles von Grund auf lernen kann. Sprich Fauststöße, Handflächenschläge, Ma-bu / Gum-Bu und zwischendurch immer Push-Ups. So wie es sich halt gehört. Dann beendete die Klingel das Training und es ging zum Frühstück. Niko und Alis unterhielten sich dabei im gemächlichen Schweizerdeutsch. Wir sprachen übrigens über den Ausflug zum Konfuzius-Tempel. Er soll am Mittwoch und Donnerstag stattfinden. Ich muss morgen also genug Wasser einkaufen (4 Liter-Kanister von Nongfu-Spring). Nach dem Essen fing ich an meinen Bericht von gestern nachzuholen und dann war es Zeit fürs freie Training am Montagmorgen. Mit Stock und Schwert ging es hinunter und dann zu den Tischtennisplatten. Max brachte seine Kettenpeitschen mit und wir spielten ein bisschen mit herum. Als ich irgendwann mit meinem Stock weiterüben wollte, merkte ich richtig, dass es schon eine ganze Zeit her ist, dass ich ihn das letzte Mal in der Hand gehalten hatte. Ich verlor ihn nämlich ständig aus den Händen. Welch eine Schande! Das Mädchen mit dem Zopf bekam noch eine Kettenpeitsche an den Kopf ab, da der 15 jährige Kommandogeber kurz nicht mit Max seinen Ketten aufgepasst hat. Sie weinte kurz und ich checkte ihren Kopf. Zum Glück war nichts Schlimmeres passiert, denn ich konnte keine wunde Stelle oder dergleichen finden. Nachdem alles wieder halbwegs in Ordnung war grüßten wir ab und hatten eine halbe Stunde Zeit bis zur Buddha Class. Ich blieb mit Max und ein paar anderen noch unten, während Christopher aufs Zimmer ging. Das Mädchen mit dem Zopf setzte sich später noch zu mir an der Tischtennisplatte und wollte nochmal ihren Kopf von mir checken lassen. Immer noch nichts zu finden. Dann gingen wir auf unsere Zimmer und Buddha Class begann kurz darauf. Unser Shifu leitete die Zeremonie. Heute war es noch leerer als beim letzten Mal. Danach schrieb ich bis zum Mittagessen meine Berichte weiter und spielte Christopher ein bisschen meiner Musik vor. Nach dem Essen ging es mit Fight Club und meinen Berichten weiter. Max und der Police Man kamen auf unser Zimmer und wollten noch was wegen Peking klären. Christopher gab mir später noch eine Internetadresse von einer Hostel-Kette in Peking, die ich den Police Man (Fabian) vorschlug. Wir schauten uns beide die Webseite der Kette an und informierten uns über Preis, Lage und Service. Danach war noch ein bisschen Zeit, zu wenig um zu schlafen, aber genug um eine Suppe zu essen. Christopher begann währenddessen mit dem Packen seines Koffers. Er suchte seine Sachen zusammen und überlegte, was er sich in den Rucksack für Thailand packte und was nicht. Christopher hatte vor, nicht mit zu trainieren, um so weiter packen zu können. Nach dem Meeting ging es dann los. Wir gingen zur Halle und machten uns zunächst wieder warm. Heute stand Akrobatik auf dem Plan. Wir bereiteten unsere Körper auf die Belastungen vor, indem wir uns „einsprangen“, rumhüpften und sprinteten. Alles begann dann wie üblich mit dem Radschlag. Die (heute) kleine Gruppe vom Pan-Shifu kam zu uns dazu und machte unsere Übungen mit. Es ging weiter mit einhändigen Radschlägen, Aerials und Butterfly-Kicks. Jeder sollte das machen, wo noch am meisten Übungsbedarf ist. Alis (heißt wirklich so) schlug sich besser als ich gedacht hatte. So ein massiger Körper macht es sicher nicht leicht. Aber für die ersten Versuche sah es gar nicht mal so verkehrt aus. Es folgte eine Pause in der Max und ich und später noch Harry Handstände machten. Ich übte mit Max zusammen den Front-Hand-Spring (Handstandüberschlag), der mir besser gelang, als ich es zunächst vermutet hatte. Trotzdem aber noch nicht gut genug. Nach der Pause fragte uns unser Shifu ob wir Tai Chi oder Kung Fu machen wollten. Einige antworteten mit Tai Chi und andere mit Kung Fu (ich z.B.). Somit machten wir beides zu 50:50. Wir begannen mit den Grundlagen von Tai Chi (für Alis) und übten die Knie- und Armbewegungen. Harry machte heute übrigens auch wieder bei uns mit, da sein Shifu wieder verhindert ist. Zwischendurch zeigte unser Shifu den Alis wie man einen Stock mit seinem Hals verbiegt. Er war ganz begeistert und wollte es auch versuchen. Klappte jedoch wie erwartet nicht. Dann ging es mit Kung Fu weiter. Wir übten unsere Formen weiter. Das Nachmittagstraining war ganz gut. Durch den Regen gingen wir zur Schule zurück und nass kamen wir an. Christopher war noch mit dem Packen beschäftigt als ich aufs Zimmer kam. Nach einer Dusche gingen wir zum Abendessen. Als ich fertig gegessen hatte kaufte ich uns noch 10 Eis. Harry und die Verkäuferin staunten nicht schlecht, als Sie mich mit dem Eis sahen. Jetzt mussten wir es nur noch in unser Zimmer bringen ohne das unser Shifu es mitbekommt (Eisverbot und so). Mit Max vernichteten wir wieder die 10 Eis bis zum Meeting. Ich bin nun der neue Eiskönig, da ich noch vor Christopher mit meinen 4 Eis fertig geworden bin. Zum Meeting stellten wir uns in der Halle und den Gängen auf, da es draußen scheinbar regnete. Christopher ging danach ins Computerzimmer und sendete eine Email zu Yuen, der dann einen Zettel für Yuen ausdrucken wollte. Max und ich waren stattdessen auf meinem Zimmer und quatschten, während ich meinen zweiten Koffer durchwühlte und überlegte, was ich alles per Post nach Deutschland verschicken muss. Beim zweiten Meeting am Abend sollet Christopher noch das Check-Out-Formular ausfüllen, dass wir ebenfalls ausfüllen wenn wir nach Jiaozou oder Fangshuang wollen. Er musste stattdessen aber „Go Home“ oder „Airport“ eintragen. Wir machten dann noch ein paar schöne Abschiedsfotos und gingen mit Max zusammen auf unser Zimmer wo wir uns noch bis nach 22 Uhr Bilder von uns anschauten. Unser Shifu kam später auch noch dazu und wir schauten uns zusammen die Bilder an. Unter anderem auch wieder von dem Fotoshooting in den Yuntai-Bergen, wo wir unsere Shaolin-Kleider trugen. Wir fanden zufällig ein witziges Foto dabei, wo unser Shifu wie ein kleines Mädchen steht. Als er es sah wollte er es unbedingt gelöscht haben… von meiner Festplatte. No Way! Er versuchte es immer wieder und es entstand eine Art Kampf. Als er es dann selber machen wollte konnte ich noch schnell den Power-Knopf meines Netbooks erwischen und so das Herunterfahren erzwingen. Wenige Sekunden später, als er gerade das Bild raussuchte um es zu löschen, ging mein Computer aus. Max sagte schnell, dass die Batterie schwach ist und er deswegen runterfährt. Unser Shifu glaubte es scheinbar und meinte, ich soll es morgen löschen. Wir gucken noch weiter Fotos und auch die Videos von der Shifu-Performance. Der Deutschland-Trikot-Shifu kam auch noch ins Zimmer und schaute mit, verließ es aber auch wieder als erstes nach geschätzten 20 Minuten. Dann zog sich unser Shifu noch ein paar Bilder auf seinen USB-Stick und wünschte uns eine gute Nacht. Christopher fiel auf, dass er noch nicht alle Bilder von mir hat und wir tauschten einige aus. Aber irgendwann waren wir beide zu müde und gingen ins Bett. Christopher verlässt morgen früh gegen 10 Uhr die Schule und fliegt für einen Monat nach Thailand. So wie es aussieht, habe ich jetzt erst mal für ein paar Tage ein Einzelzimmer. Hört sich irgendwie langweilig an.