Chinablog

Der Tag beginnt mit dem Morgentraining. Heute Nacht hatte ich einen Alptraum und habe nicht so gut geschlafen. Das Training war mäßig, aber meine Beine sind immer noch sehr müde. Wird Zeit das ich neue Energie bekomme. Meine Arme werden auch immer schwerer. Dafür hält sich nun mein Muskelkater in Grenzen. Immerhin etwas. Zu Essen gibt es echt immer das gleiche Zeug, egal welche Tageszeit. Es wird nicht zwischen Frühstück, Mittagessen und Abendessen unterschieden. Es kommt nur wenig Variation rein. Das erste was ich machen werde, wenn ich wieder zuhause bin, ist mich vollzufressen mit allen leckeren Sachen die es hier nicht gibt. Ich nehm hier ganz sicher mindestens 5 Kg ab. Ich mache mir ein wenig Sorgen, dass ich hier Taekwondo verlerne, habe aber auch kein bisschen Energie übrig, um mal ein paar Sachen aus dem Taekwondo-Training zu wiederholen. In 11 Tagen will mein Zimmerkollege von hier verschwinden. Dann werde ich erst mal gründlich sauber machen. Vor allem das Bad ist verdammt süffig. Wir reden nicht viel miteinander. Er wirkt auch immer sehr müde und schlapp. Er ist nun schon 2 Monate hier. Irgendwie ein seltsamer Kerl. Das Vormittagstraining fing erst entspannt an. Also das übliche. Dann ging es wohl Richtung Akrobatik, denn wir übten Sprünge, Rollen und Hüpften hin und her. Das ganze sehr flott, so dass mein Herz anfing zu rasen. Nach jeder Übung musste ich mich schließlich 5 Sekunden hinsetzen und regenerieren. So lang war etwa die Pause, in der mein französischer Trainingspartner an der Reihe war. Dann kamen wir zum Kip-Up. Und zwar direkt ohne Hände. Obwohl ich so aus der Puste war, klappte er immer noch. „Kip-Up-Test“ also bestanden 😉

Mein französischer Trainingspartner (Tristian) konnte ihn nicht, so dass mir mein Shifu verdeutlichte, ich sollte ihn Ihm auf Englisch erklären, was ich auch tat. Hat trotzdem weiterhin nicht geklappt. Dann war Pause. Die Zeit nutzte ich und legte mich lang auf den Teppich zum schlafen, wie fast alle hier. Das muss ein seltsames Bild sein, wenn hier so 30 Schüler wie Leichen mit den Armen und Beinen ausgestreckt auf dem Teppich liegen und sich nicht viel bewegen. Nach der Pause wieder warm gemacht. Zu meinen bedauern stellte ich fest, dass mein Schienbein schmerzte. Typische Überlastungserscheinung bei mir. Meinen Shifu ist aufgefallen, dass ich leicht am humpeln war und holte mich zu such und fragte nach, ob ich Schmerzen hätte. Ich bejahte seine Frage und wies auf mein Schienbein hin. Dann meinte er, ich sollte für den restlichen Tag Pause machen, da Kung Fu mit Schmerzen nicht gut sei. Er massierte mir noch kurz das Schienbein und ich dehnte mich nach einer kurzen Pause, um nicht nichts zu tun. Ich freute mich auf die (Zwangs-)Pause, denn die war auch mal nötig geworden, um neue Kraft zu schöpfen. Stattdessen hatte ich heute dann Chinesischunterricht. Naja was soll‘s. Ich begann nach dem Dehnen Sit-Ups zu machen und da Tristian ebenfalls welche machen musste, rief mich mein Shifu zu sich und wir machen Sie gemeinsam. Erst 50 Stück im Wechsel, dann 100 und dann nochmal 100. Das haut rein. Das ganze wurde gefolgt von einer ähnlichen Rückenübung. Hätte nicht gedacht, dass die Chinesen wissen, dass man wenn man den Bauch trainiert auch den Rücken trainieren sollte. Diesmal 2x 100 Stück. Zwischendurch stieg uns unser Shifu mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Rücken. Dann war draußen Gesicht waschen angesagt. Sehr erfrischend bei der Hitze. Dann war Relaxen dran. Also rumliegen und nix tun und dabei über unsere Form nachdenken, wie es unser Shifu wollte. Schließlich machte ich ein paar Handstände und Kip-Ups und wir gingen zurück zur Schule. Ich muss sagen, ich hab echt einen guten Shifu erwischt. Das meinen auch die anderen Ausländer. Allerdings spricht er nur gut 100 Wörter Englisch. Seine Lieblingswörter sind: Relax, Faster, Slower, Harder, More Power, Pain, Me, Running, Straight, Think, go Room, Good, No. Viel mehr kommt dann meist auch nicht. Deshalb versucht mein französischer Kollege ihn auch ein paar Wörter Englisch beizubringen. Bezweifle aber, dass das klappt. Heute habe ich seine Narbe im Oberschenkel gesehen, die von einer Speerspitze stammt. Diese hat er sich wohl versehendlich beim Qi Gong in den Oberschenkel gerammt. Sah übel aus. Das Essen mit Stäbchen klappt immer besser. Und wo ich grad beim Essen bin: In chinesischen Restaurants bestellt nicht jeder für sich, sondern einer für alle. Das kommt dann in die Mitte des Tisches und jeder pickt sich das runter was er essen möchte. Der Tisch sieht danach aus wie sau. Beim Duschen heute Mittag  kam dann irgendwann kaum noch Wasser mehr aus dem Duschkopf. Und wenig später war es nur noch ein dicker Tropfstrahl. Dann war das Wasser ganz weg. Gut das ich da schon fertig war, wär echt blöd gewesen. In Zukunft weiß ich eine gute Dusche zu schätzen.

Da das Essen hier eintönig ist und es zwischen den Mahlzeiten nichts gibt, muss ich mich mehr mit Essen eindecken. Denn ständig habe ich hier Hunger und Kekse reichen irgendwann nicht mehr zum sättigen. Ich vermisse hier richtiges Essen, wo von man auch satt wird! Und richtiges, elektrisches Licht. Wir haben nur eine Nachtleuchte auf dem Zimmer. Und eine Dusche, aus der genug und wohl temperiertes Wasser kommt. Und Internet zu haben. Sowie meine Freunde und Familie.

Beim Chineischunterricht wäre ich fast eingeschlafen. Ich habe mir satte 3 Stunden lang meinen Sprachführer durchgelesen. In der Pause bin ich dann aufs Zimmer gegangen und wollte auf Toilette. Doch es gab kein Wasser. Also besser nicht… Das Abendessen heute hat mal halbwegs geschmeckt. Die Dampfbrötchen (so heißen die glaub ich) waren warm und es gab dazu Glasnudeln und Kartoffelscheiben (naja). Dann habe ich doch noch beim Abendtraining mitgemacht, da es mein Schienbein inzwischen besser ging. Sofort merkte ich den Regenerationseffekt, obwohl ich nur ein paar Stunden ausgesetzt hatte. Morgen will uns unser Shifu mit Sit-Ups und Push-Ups quälen, damit wir so ein Sixpack bekommen wie er (Er zeigt es immer ganz stolz). Dazu kommt dann Akrobatik. Wir haben das Abendtraining etwas eher beendet, denn heute sind ganz besonders viele Touristen in der Stadt, die uns beim Training zusehen und Fotos machen. Heute haben sich einige Ausländer lustige Muster in den Haaren rasiert. Die kleinen Chinesen wollten das dann auch haben und bekamen es auch. Seit dem Rennen hier alle mit seltsamen Mustern im Haar rum. Später kommt dann der Rest auch ab meinen Sie.

Ich wurde vorgestern, wo das Fenster beim Duschen auf war, von Mücken zerstochen. Sieht echt kacke aus, weil sich die Stellen aufplustern. Dafür jucken die nicht so wie ich es aus Deutschland kenne. Gerne würde ich mit jemand von Zuhause telefonieren. Mal gucken ob ich das irgendwie hinbekomme.