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Chinablog

- Meine Reise nach China -

30. Juni 2010

Mittwoch, 30.06.2010

Ich wache mit der Schulglocke auf, trinke schnell mein Pflichtwasser (damit ich beim Training nicht vertrockne) und machte mich soweit fertig. Auf dem Flur und vor allem Draußen war es jetzt schon total warm und ich wusste, dass der Tag noch ein paar Grad  mehr bringen würde. Man sah heute sogar Wolken und das ist hier ein Zeichen dafür, dass es warm ist oder wird. Beim Morgentraining schwitzte ich verdammt viel und die anderen blieben auch nicht davon verschont. Aber nach dem freien Tag, konnte ich heute mal ganz gut mithalten. Unser Shifu erwähnte nach dem Training, dass wir heute Nachmittag unsere Form präsentieren sollen. Wie ich bereits einmal erwähnte, gibt es hier alle paar Wochen eine Art Prüfung, in der geguckt wird, was man in der Zeit so alles gelernt hat. Ich vermute diese Prüfung ist heute Nachmittag. Beim Frühstück meinte Tobias zu mir, dass er jetzt gleich Duschen geht, da er ziemlich verschwitzt war. Kurze Zeit später ging es ja schon mit dem Vormittagstraining weiter. Also meine Sachen zusammengesucht (die Kamera war auch dabei) und dann hieß es wir haben heute Sanda. Hätte ich meinen Stock ja gar nicht mitnehmen brauchen. Zudem war das eintapen der Hände damit auch recht sinnlos, da ich beim Sanda meinen Stock nicht brauche. Jedenfalls gingen wir wieder in einer Reihe zur Halle runter, machten uns warm, dehnten intensiv (wie üblich) und machten ein paar Kicks und Schläge in die Luft. Ein chinesisches Kamerateam war wieder dabei und drehte passiv Ihre Videos. Der Mönch, den ich einige Male in der Schule gesehen habe war auch dabei und gab ein Interview. Ebenso einige Shifus und ein kleiner Chinese sprach zur Kamera. Der Mönch begutachtete alles sehr aufmerksam und die dummen Hornissen und Fliegen die überall umschwirrten schienen ihn nicht im Geringsten zu stören. In der Pause machte ich ein paar Videos und Fotos und versuchte Christian (den Neuen aus Deutschland) auf Anfrage den Kip-Up beizubringen. Mit mäßigem Erfolg… wie immer. Nach der Pause machten wir Powertraining. Dieses bestand aus sehr vielen verschiedenen Liegestützen, Sit-Ups, Klappmesser. Rückenbeugen, usw. Danach stieg uns der Sanda-Shifu auf dem Rücken und wir konnten den Rest der Stunde entspannen und schauten den anderen beim Formlaufen zu. Dabei machte ich einige Fotos und natürlich auch Videos. Das Training war hart und die Hitze sorgte dafür, dass ich geschwitzt habe wie noch nie zuvor. Meine Trainingsklamotten (aus Polyester, und das ist nicht wirklich saugfähig) haben sich komplett vollgesogen und waren so schwer wie nasse Baumwolle. Deswegen duschte ich im Anschluss zum ersten Mal zwischen den Trainingseinheiten und schrieb endlich meinen Bericht von gestern zu Ende. Nach einer Erholungspause im Bett ging es dann weiter im Programm. Draußen war es wiedermal viel zu warm und allein den Weg runter zur Halle zu laufen brachte uns tierisch ins Schwitzen. Dann hieß es erst einmal Pause und wir gammelten alle gut 1 ½ Stunden in der Halle rum. In der Zeit machte ich viele Videos von den Leuten und insbesondere den Shifus, die ein wenig Akrobatik machten. Waren ein paar coole Sachen dabei. Schließlich finden wir dann doch noch an zu trainieren. Wir machten uns zum 3. Mal warm (bevor wir mit der Pausen anfingen durften wir uns erst mal warm machen…) und dehnten uns auch zum 3. Mal. Wir fingen mit unserer Form an und ich durfte schließlich wieder mit meinen Gun rumfuchteln. Mir wurde eine neue Wirbeltechnik gezeigt, die ich dann verinnerlichen sollte. Dann kamen wir zum Powertraining. Wir fingen mit Push-Ups an und gingen rüber zu den Gewichten. Dann durften wir Kniebeugen mit einer Langhantel auf den Schultern machen, Bankdrücken und schließlich Sit-Ups und das beliebte (das ist Ironie) Klappmesser. Danach waren wir fertig mit der Welt und ließen das Training ausklingen. Auf dem Rückweg fing es zwischendurch ein paar Mal an zu tropfen. Regen bahnte sich an. Zudem waren wir alle aufs übelste  verschwitzt und ich duschte mich erneut kurz ab. Vor lauter Hunger aß ich mich beim Abendessen an den geschmacklosen Dampfbrötchen und der geschmacklosen roten Suppe satt. Leider wieder ein Fehler… denn beim Abendtraining fand mein voller Magen das Laufen nicht so toll. Das Training war aber wie jeden Abend recht locker. Nach dem Dehnen und den Basisstellungen durfte ich wieder mit dem Stock hantieren. Ein scheinbar neuer (Aushilfs-?) Shifu zeigte mir ein paar Tricks mit dem Stick und ich übte fleißig weiter. Gegen Mitte des Trainings fing es dann an zu Gewittern. Erst ohne Regen und schließlich mit.  Aber passend zum Regen war das Training dann auch vorbei. In der Halle sah ich wieder ein neues Gesicht oder besser gesagt direkt 3: Einen alten Mann (westlicher Herkunft), einen jüngeren Ausländer (ebenfalls Westlich und vermutlich um die 16) und ein schwarzes Kind (maximal 6). Ich ging aber weiter Richtung Zimmer, da ich einfach nur Duschen wollte (war wieder gut verschwitzt). Es wurde jetzt mit dem Regen zwar etwas kühler, doch es war immer noch viel zu warm. Auf dem Zimmer angekommen, trank ich erst einen halben Liter Wasser nach und dann kam mein Shifu kurz darauf rein und meinte irgendwas von wegen Geld. Da heute der 30. des Monats ist, konnte ich mir aber denken, dass es um das Schulgeld ging, dass ich letztens extra von der Bank abgehoben habe. Ich gab meinen Shifu die 3100 Yuan in die Hand, die ich in meinen Koffer versteckt hatte (da sonst mein Portemonnaie nicht mehr zu geht mit den ganzen 100er Scheine) und dann just in dem Augenblick fiel der Strom und damit das Licht aus. Ich sollte dann runter in die Halle kommen. Warum stellte sich erst später heraus: Ich bekam eine Quittung. Das ganze ohne Strom. Erst als ich wieder auf mein Zimmer gehen wollte, ging der Strom wieder an. Dann wollte ich endlich duschen und der Strom fällt erneut aus. Die Shifus schlichen auf den Gängen rum und die meisten Ausländer warteten dort ebenfalls, dass etwas passiert. Manche gingen aufs Dach und bekamen so eine „Naturdusche“ ab. Da sich ohne Licht aber schlecht duscht, lieh ich mir Tobias sein Gameboy aus und erleuchtete so das Bad. Ich duschte und mitten drin ging der Strom wieder an. Na endlich. Kaum Blitzt es mal ein wenig, bricht hier gleich das gesamte Stromnetzt zusammen. Und dabei haben wir doch kaum elektrische Geräte angeschlossen. Der Sanda-Shifu zog sogar bei mir im Zimmer extra die leere Mehrfachsteckdose raus um ein paar Watt zu sparen. Jedenfalls Leistete mir meine Taschenlampe in der Zeit gute Dienste. Aber ich konnte Christopher ja auch nicht im Dunkeln sitzen lassen, während ich duschte. Anschließend gab ich Tobias seinen Gameboy zurück und Christoper erkundigte sich bei Yuen nach seinem Gepäck. Das Ergebnis war, dass es im Moment nicht auffindbar ist oder sich keiner drum gekümmert hat (wie so oft in China üblich). Daraufhin machte Yuen den Schulcomputer an und meinte zu Christopher, er soll seinen Eltern Bescheid sagen, dass Sie mithelfen es aufzufinden. Jedenfalls ein lustiger Abend mit dem ganzen Chaos hier. Einer der neuen scheint ein Deutscher namens Benjamin zu sein. Ich hab das in einem Reisepass gelesen, als ich mir meine Quittung abholte. Naja, morgen beim Morgentraining oder spätestens beim Frühstück weiß ich dann auch mehr. Die Klimaanlage wurde jetzt nach dem Gewitter doch noch eingeschaltet und ich hoffe ich kann heute Nacht endlich mal durchschlafen. Seit ich hier bin habe ich es nämlich noch nicht geschafft.

29. Juni 2010

Die Tage vergehen…

Die Tage vergehen und es geht mir zur Zeit noch recht gut. Aber viele Leute verletzten sich in letzter Zeit beim Training, so dass es wohl nur eine Frage der Zeit ist, bis es mich erwischt. Im Moment lerne ich gerade den Umgang mit dem Kampfstab. Ich habe einen neuen Zimmerkollegen und ich finde mich immer besser alleine zurecht. Die Shifus sind echt cool drauf und die anderen Ausländer ebenfalls. Es gibt wie immer wieder ein paar neue Bilder. Heute werde ich mich noch an der Post nach den Preisen für Packete und Postkarten bzw. Briefe erkundigen und alles notige dafür kaufen (Umschläge, Kleber, Verpackung, etc.). Hoffe mal das ich ab nächster Woche dann die ersten Karten abschicken kann. Die Temperaturen steigen im Moment wieder ins unerträgliche und ich hoffe, dass bald endlich die Regenzeit anfängt und es damit kühler wird. An das Essen hier habe ich mich gewöhnt, aber Mäcces ist immer noch Pflicht 🙂

Bis zum nächsten Mal!

Dienstag, 29.06.2010

Die Nacht war äußerst heiß und lies mich nicht gut schlafen. Ich stand schließlich um 6 Uhr auf und hörte Musik um mir die Zeit bis zum Frühstück zu vertreiben. Christopher schlief noch etwas und war dann aber auch wach. Beim Frühstück lies ich es mir schmecken (es gab aber das gleiche wie immer: Dampfbrötchen, rote Suppe, Kartoffelstreifen mit Chili) und plauderte mit Christian (so war der Name von dem neuen Deutschen). Netter Kerl auf jeden Fall. In Deutschland geht er ins Fitnessstudio (welch Wunder bei dem Körperbau…), Laufen und macht seit einem Jahr Escrima. Dann ging es dann ne Stunde später in die Stadt. Heute ging es mal zügig los, so dass ich fast überrascht war wie schnell wir da waren. Auch die Route war wieder die alte und wir fuhren nur ne gute halbe Stunde nach Jiaozou (Name der Stadt). Dann nahmen wir (Tobias, Christopher, Lex aus Holland und ich) ein Taxi zum Mc Donalds. Doch leider verstand uns der Taxifahrer nicht richtig und fuhr uns zum KFC (Kentucky Fried Chicken). Den Rest des Weges mussten wir dann laufen. Das waren etwa 10 Minuten, die bei der Hitze gestern echt zur Qual wurden. Durchgeschwitzt kamen wir bei Mäcces an und bestellten uns erst mal was zu essen. Heute wurde ich zum ersten Mal richtig verstanden und bekam auch das was ich bestellt hatte. Lex, der ein wenig Chinesisch spricht, frage zudem noch mal nach meiner Bestellung, da ich zunächst vermutete, wieder 3x Ketchup oder so zu bekommen. Dann gingen wir vorbei an Holiland und ich deckte mich mit Gebäck ein. Weiter ging es dann zügig in Richtung Internetcafé. Tobias und ich zeigen lediglich unsere Plastikkarte vom letzten Mal vor und konnten direkt lossurfen. Lex und Christopher hatten sich jedoch wie wir bei letzten Mal einer fast 1 Stündige Prozedur mit Pass und allen drum und dran unterziehen müssen. Ich checkte zunächst wieder mal Postfach, stellte meine Berichte online, lud Fotos hoch und telefonierte schließlich etwas mit Skype herum. Um Lex scharrten sich 2 jüngere Chinesen und Sie unterhielten sich mit Hilfe eines Übersetzungsprogramms fast die ganze Zeit. Lex war ganz stolz, dass er chinesische „Freunde“ gefunden hatte und verabredete sich für nächste Woche zur gleichen Zeit hier mit Ihnen. Zum Schluss, als wir gingen, wollten Sie noch ein Foto machen und drückten Ihn anschließend eine Werbebroschüre in die Hand. Haha, so sind Sie die Chinesen. Ich bin ja mal gespannt, was da nächste Woche läuft. Zu viert gingen wir wieder zum Mc Donalds zurück um erneut zu essen. Da trafen wir Niko (Schweiz) mit den wir anschließend zum DVD Store (wie auf dem Trödelmarkt,  nur das hier überwiegend Raubkopien verkauft wurden) und zum Gitarrenladen gingen (Tobias wollte sich eine billige Gitarre kaufen). Am Gitarrenladen angekommen, hatte dieser zu und es war auch schon Zeit wieder aufzubrechen weil wir ja noch alle shoppen wollten. Also gingen wir zunächst zur Bushaltestelle, da Niko wusste, welche Buslinie man nehmen muss um zurück zu kommen. Wir stiegen nach kurzer Wartezeit und einer (lebensgefährlichen) Straßenüberquerung in Linie 21 ein und verfuhren uns. Gut gemacht Niko. Falsche Linie erwischt. Dann nahmen wir ein Taxi , ich zeigte mit meiner Kamera den Fahrer ein Bild vom Supermarkt und wir stiegen zu fünft ins Taxi. Die Fahrt kostete uns 10 Yuan und war eigentlich abzocke. Aber da 10 Yuan grad mal ein Euro sind bezahlten wir einfach und waren eigentlich glücklich angekommen und vor allem am Leben zu sein. Bevor wir vom Mc Donalds wieder zurück gingen, machten wir noch ein Foto vom Logo von Mc Donalds, damit wir es beim nächsten Mal einfach dem Taxifahrer zeigen können. Die Idee stammte übrigens von mir 😉

Im Supermarkte kaufte ich mir ein lustiges T-Shirt, einen Klebestift für die Postkarten, Batterien  für meine Taschenlampe und deckte mich mit Äpfeln, Muffins und Schokopilzen ein. Da die Zeit knapp war und unser Fahrer uns sogar im Supermarkt suchte (hatte es wohl eilig), hatte ich keine Zeit mehr mich im Postamt um die Ecke nach den Preisen für Packte zu informieren. Naja, dann halt beim nächsten mal. Die Engländerin hatte sich in der Stadt die Haare schneiden lassen und Niko war in einer Art Tabledancebar, chinesischer Art. Ganz Stolz sagte er, er hätte eine hübsche Chinesin kennengelernt und zeigte uns Ihre Visitenkarte, wie wohl jeder Tourist bekommt 😀

In der Schule angekommen, packte ich erst einmal meine Tasche aus, jagte ein paar Fliegen und dann war quasi Essenszeit. Am Tisch saß heute wieder ein Neuer. Sein Name war Harry, er kommt aus den USA und spielt dort Football. Beim Abendmeeting, vernahm ich, dass er Tai Chi wählte. Das passte irgendwie nicht zusammen fand ich. Ich hätte eher auf Sanda getippt. Nach dem Meeting, lieh ich mir den Haartrimmer (Rasierer?) von einem Franzosen aus, dessen Namen ich nicht schreiben kann. Aussprechen ist kein Thema, doch ich hab keine Ahnung wie man das schreibt. Naja jedenfalls stellte ich mich dann mit der Waschschüssel vorm Spiegel und versuchte mein Glück. Als dann der Strom ausfiel und damit auch das Licht, war das Drama perfekt. Ich fragte Christopher, ob er mir zur Hand gehen konnte und ich leuchtete mit der Taschenlampe, während er den Job übernahm. Nach ein paar Minuten war er fertig, ich hielt meinen Kopf unter die Dusche und wir jagten gemeinsam Mücken und Fliegen und waren sehr überrascht wie viele es doch waren. Kurz vor dem letzten Meeting, wir hatten gerade so gut wie alle Insekten getötet, kam Yuen herein und fragte Christopher nach seinen Reisepass, da Yan Lin Ihn für morgen benötigt, um sein Gepäck vom Flughafen abzuholen. In dem Moment wo ich die Tür öffnete, kamen bestimmt 10 neue Mücken herein und ich biss mir innerlich in die Hand. Beim Meeting anschließend, kam Tristian zu spät und musste deswegen 100 Kniebeugen machen. Wieder auf dem Zimmer angekommen, killten wir wieder die Mücken, ich duschte und dann quatschen Christopher und ich noch ne ganze Weile und er erzählte mir was von sich und seiner „Vergangenheit“. Nach der Schule machte er eine Art Ausbildung, so wie es in Deutschland üblich ist. Und zwar als Farmer. Er hatte viel mit Tieren wie Hühner, Schweinen, Kühen und Schafen zu tun und musste sich auch um die Ernte und das Sähen kümmern. Er erzählte mir auch, dass er in der Zeit alleine in einer Art Baracke gewohnt hat und er nur selten Kontakt zu anderen Menschen hatte. Er meint er weiß auch nicht warum er sich das alles antat  und er würde es definitiv nicht nochmal machen, aber er hat in der Zeit auch viel Brauchbares fürs Leben gelernt. So schaute er sich die Lampe bei uns im Bad an und meinte zu mir, dass er Sie mit den passenden Werkzeug so manipulieren kann, dass man lediglich den Lichtschalter betätigen muss und  nicht alle 30 Sekunden Geräusche von sich geben muss, damit das Licht an bleibt. Zudem meinte er, er hat in der Zeit viel geraucht und getrunken und in der Schule war er dann irgendwann auch nicht mehr, hat aber vor einen Monat komplett damit aufgehört und ganz knapp seine Abschlussprüfung bestanden. Jetzt versucht er  sein „Glück“ hier in China und er weiß, dass er kein Farmer werden möchte. Etwas später als sonst schlief ich ein und wachte aber die ganze Nacht durchgehend auf, da es viel zu warm war. Jedenfalls bin ich aufgewacht und das T-Shirt, das ich trug, war klatsch nass. Glaube das war die heißeste Nacht die ich je erlebt habe.

28. Juni 2010

Montag, 28.06.2010

Ich wache auf, schaue auf die Uhr und denk mir nur: „Mist! Verschlafen!“. Dann fragte ich Christopher, der auch gerade erwacht ist, ob er die Schulglocke gehört hat. Ich hab Sie nämlich nicht gehört. Ernüchternd stellte ich dann fest, dass die Glocke erst um 5:40 Uhr ertönt und nicht um 4:40 Uhr. Also war ich mit 5:15 Uhr noch recht früh dran. Ich legte mich noch für 5 Minuten hin und setzte mich dann probeweise mal aufrecht hin, um den Kreislauf etwas in Schwung zu bringen. In der Zeit bis zum klingeln hörte ich etwas Musik und zog mich langsam um. Dann ging es runter in die Halle und denn liefen wir den Berg hoch, anstatt unsere Runden um den Block zu drehen. So wie es aussieht, wird das jetzt jeden Montag und jeden Freitag gemacht. Soll mir recht sein. Tobias klagte über seine Schulter, die vorgestern beim Training überstreckt wurde. Er kann den Arm nur mit Mühe heben. Tristians Rücken geht es wohl wieder etwas besser, denn er lief mit den Berg rauf. Heute war der Himmel sehr klar und die Aussicht vom Berg aus wunderbar schön. Ich bereute meine Kamera nicht mitgenommen zu haben. Runter ging es dann etwas langsamer als rauf. Das frühere Aufstehen und aufrechte sitzen hat meinen Kreislauf gut getan und ich war gar nicht so müde und kaputt wie sonst morgens. Als unser Shifu versuchte Tobias Schultern wieder zu richten, machte er es nur noch schlimmer und Tobias setze beim Training wieder aus. Auch Tristian hatte wieder Schmerzen im Rücken und pausierte. So standen wieder nur Christopher und ich da beim Training. Wir drehten nach dem Berglauf noch eine Runde um den Block, dehnten kurz und machten nach dem Grundprogramm ein wenig Formen. Beim Frühstück sagte Tobias mir, dass er seinen Vater (Arzt) angerufen hat und Ihn gefragt hat was es sein kann, warum seine Schulter so schmerzt. Seine Diagnose war, dass er einen Nerv eingeklemmt hat und ein paar Tage Trainingspause ausreichen sollten damit es wieder besser geht. So jetzt Tobias heute den restlichen Tag aus und morgen ist ja sowieso frei. Vor dem Frühstück machte ich noch ein paar Fotos vom „Heißem-Wasser-Raum“, den Speisesaal und der Küche (heimlich). Das Vormittagstraining war heute sehr Spezial. So gingen wir nicht zur Halle, sondern spielten zunächst vor der Schule Basketball und anschließend sollte ich meine Form üben und dann mit dem Stock trainieren. Nach dem Training mit dem Stock, waren meine Hände ganz Wund und beschloss sie später einzutapen um die Haut so etwas zu schonen. Das „Training“ war aber im Ganzen sehr entspannend und wir hatten auch viel Zeit zum ausruhen. Zudem machte ich zwischendurch ein paar Fotos. Dann ertönte die Schulglocke und wir gingen erst mal auf unser Zimmer. Dann stand Buddhismus aus dem Programm. Also lediglich das T-Shirt gewechselt (eine lange Hose und Schuhe hatte ich ja bereits vom Training an) und dann in der Reihe aufgestellt. Die vielen Neuen kannten die Regeln nicht und waren teilweise barfuß, hatten kurze Hosen an oder verstanden den Ablauf nicht und drehten sich einfach um und gingen zurück zu Ihren Plätzen, nachdem Sie sich vor Buddha verbeugt hatten anstatt rückwärts zu gehen. Heute war es aber mal nicht ganz so warm und stickig im Raum, so dass ich nicht fast Ohnmächtig wurde wie beim letzten Mal… Dann hatten wir erst mal knapp 1 ½ Stunden Zeit bis zum Mittagessen und danach ja regulär bis 15:20 Uhr Zeit bis zum nächsten Training. Beim Mittagessen erzählte mir Tobias, dass unser Shifu und sein Vater bei Ihm im Zimmer waren und seine Schultern behandelt habe… mit Feuer. Dies ist eine traditionelle Art der chinesischen Medizin. Der Vater unseres Shifus (wusste bis dato noch gar nicht, dass es sein Vater war der auch in der Schule wohnt und hier rumläuft) übergoss seine Hand mit Alkohol und zündete Sie an. Dann klopfte er Tobias mit der brennenden Hand mehrmals auf die Schulter und drückte ein wenig rum. Tobias meinte ganz begeistert, dass es tatsächlich geholfen hat. Hätte ich ja nicht gedacht, aber so wie es scheint erweitert die Wärme die Blutgefäße und löst so wohl auch irgendwie den (vermutlich) eingeklemmten Nerv. Lustig war auch, dass etwas Alkohol aufs Bett tropfte und auf seine (ausgezogene) Boxershorts die danebenlag. Diese fing Feuer und unser Shifu warf sie auf dem Boden und stampfte drauf herum. So wie ich gehört habe, durfte auch Tristian diese Heilmethode erfahren. Das will ich auch mal gerne erleben. Aber es kommt bestimmt noch der Tag, an dem ich mich richtig verletzten werde… Im Moment geht’s mir wieder ganz gut und habe auch meine Hände eingetapt, damit ich wieder etwas in die Hand nehmen kann ohne Schmerzen zu haben. Das Nachmittagstraining begann und ich sollte Tristian aus seinem Zimmer holen, da er nicht zum Meeting erschienen ist. Ich traf ihn bei offener Tür im Bett an und sagte Ihn Bescheid. Dann wartete ich draußen. Er kam in Schlappen. Wir gingen gemeinsam runter zur Halle, da die andern bereits vorgegangen sind. Tobias setzte immer noch aus. An der Straße rief uns unser Shifu zu, wir sollten uns beeilen und rennen. Erst tat sich so als würde ich ihn nicht hören, da ich keine Lust hatte mich jetzt schon verausgaben. Aber als er nicht locker lies, lief ich schneller. Unten angekommen drehten wir erst einige wenige Runden in der Halle und dehnten uns kurz. Kurz darauf gingen wir raus unter die naheliegende Brücke, da es zu heißt war, und machten eine lange Pause im Schatten. Dort machte ich einige Fotos von der Landschaft und der Brücke und anschließend forderte uns unser Shifu auf für Fotos zu posen. Unser Shifu, Christopher und ich posen etwas im Gelände und machten abwechselnd Fotos. Coole Sache. Irgendwann waren dann auch Soldaten zu sehen, die ebenfalls unter der Brücke rumgammelten. Nach etwa einer guten Stunde gingen zur zurück zur Halle und machten reguläres Training. Ich übte wieder mit meinen Stab und meine wunden Hände waren anschließend noch wunder und ich bekam Blasen an den Händen, obwohl ich sie mir eingetapt hatte. Zum Schluss stand etwas Powertraining auf dem Programm, bei dem Christopher total versagte. So blieb es an mir seinen Teil mitzumachen, was mich aber nicht störte, da ich noch einiges an Kraft besaß (war ja auch ein lockerer Tag). Zwischendurch machte ich immer wieder Fotos und Videos und dann ging es wieder ab. Tristian wurde übrigens ins Bett geschickt, da er immer noch ein wenig Rückenschmerzen hatte. Es ist übrigens wieder ein neuer Ausländer angekommen. Seinen Namen habe ich aber wieder vergessen. Jedenfalls kommt er aus Deutschland, ist geschätzt Mitte 20, muskulös und macht Sanda. Bisher nen ganz netter Kerl. Beim Abendessen unterhielt ich mich ein wenig mit ihm. Anschließend brachte ich mit Christopher den Müll raus (damit er weiß wohin mit dem Dreck) und kauften einen neuen Wasserkanister für den Wasserspender. Neuer Rekord: Leer in 2 Tagen. Ach ja: von der Brücke aus konnte man ein großes Feuer sehen. Unser Shifu meinte dort wird der Müll verbrannt (muss ich dazu noch etwas sagen?!). Da das Abendtraining heute wieder ausfüllt (Juchu!) duschte ich erst mal nach dem Meeting und schrieb meine Berichte weiter und suchte schon mal ein paar Fotos für Morgen raus. Meinen Weisheitszähnen geht es übrigens wieder besser. Nur mein rechtes Ohr schmerzt noch immer. Unser Shifu ist wieder bester Dinge und macht Witze über Tristian von wegen „No Town; Tristian go sleep.“ weil er ja verletzt ist. Oder sowas wie „Tomorrow no pain, go town“ (lacht dabei und macht eine fröhliche Bewegung als ob er nur simuliert). Irgendwie ganz witzig. Morgen erst mal zu Mäcces! Und Ausschlafen!

27. Juni 2010

Sonntag, 27.06.2010

Ich stehe auf, ziehe mich an und gehe zum Training. Tobias setzt heute aus, weil Sonntag ist und er so Gläubig ist, dass er Sonntag unbedingt ruhen muss. Tristian hat Rückenprobleme, da er gestern vom Shifu überstreckt worden ist. Also hatte unser Shifu Christopher und mich ganz für sich alleine…

Nach dem Laufen ging es ans Dehnen und dann folgten Basisstellungen, Grundschläge und zwischendurch immer wieder Liegestützen. Bei Christopher versagten erst die Beine und anschließend der Kreislauf. Er ging zurück auf Zimmer und ich wurde alleine weitertrainiert. Alleine ist das echt doof, da man so die volle Aufmerksamkeit genießen darf und somit die Intensität des Trainings deutlich angehoben wird. Müde machte ich mich nach dem Training auf dem Weg zum Zimmer. Christopher lag wie halb Tot im Bett und trank Wasser. Ihm ging es aber schon wieder besser. Zum Frühstück gab’s wieder Fladenbrot. Diesmal sogar noch leckerer als sonst und so kam es wie es kommen musste: ich aß zu viel. Mit Bauchschmerzen ging es dann zum nächsten Training weiter. Tristian und Tobias setzten wieder aus, Christopher hat sich wieder erholt. Zum Glück hatten wir dann Tai Chi und ich musste mich nicht ganz so sehr quälen lassen wie sonst. Auf dem Weg zur Halle quatschte mich die englische Frau zu, da Sie ja auch Tai Chi macht und erzählte irgendwas von Ihren Flug nach China, was mich aber nicht sonderlich interessierte. Jedenfalls nahm das erst ein Ende, als wir in der Halle waren und das Training begann. Nach einen kurzen Aufwärmprogramm ähnlich… nein quatsch… exakt wie das vom Kung Fu, begannen wir wieder mit der ersten, typischen Tai Chi-Handbewegung. Erst die linke Hand, dann die Rechte, dann Beide. Dann sollte ich, während Christopher die Bewegung weiter verinnerlichte eine neue Bewegung lernen. Diese Bewegung ist Bestandteil einer Form aus dem Tai Chi. Man hebt langsam sein linkes Knie an, setzt es langsam etwa Schulterbreit wieder ab, rutscht dann auf der Ferse etwa 1 ½ Schulterbreiten weiter in eine tiefere Position, wechselt aus der Position in die Gum-Bu-Stellung (lange, tiefe Stellung), bewegt aber dabei das Knie nur ganz langsam und geschmeidig. Dann lehnt man sich etwas mit dem Oberkörper zurück, und lässt das vordere Bein so weit vom Boden abheben, dass nur noch die Ferse den Boden berührt. Dann verlagert man sein Körpergewicht etwas nach vorne und setzt dabei den vorderen Fuß schräg wieder auf dem Boden auf und hebt anschließend (mit einen großen Schritt) wieder das Knie an. Dann macht man das ganze mit der anderen Seite und dann wieder mit der vorherigen Seite und so weiter. Also immer erst nach links die Bewegung ausführen und dann steht man automatisch richtig, damit man die Bewegung mit Rechts ausführen kann. Das Ganze ist entweder endlos oder geht solange, bis die Form etwas anderes sagt. Aber so weit bin ich noch nicht. Jedenfalls folgte anschließend wieder die Startbewegung mit den Händen und dann wurde uns die Bewegung kampfmäßig demonstriert. Sie ist nämlich dafür da, einen Gegner zu Boden zu werfen. In der Pause, quatschte mich die Engländerin wieder voll. Ich wollte mich doch nur ausruhen. Sie erzählte irgendwas davon, dass Sie das Chi spüren kann und so nen Müll. Völliger Schwachsinn. Dann quatschte Sie aber Christopher zu und ich hatte meine Ruhe. Leider war die Pause auch schon kurz danach zu Ende 🙁

Als wir nach der Pause mit der „Selbstverteidigung“ des Tai Chi fortfuhren, fing Sie uns auch noch an zu belehren wie man es denn richtig (also falsch) macht. Wir übten noch unsere Bewegungen und zum Schluss förderte ich noch meine Beweglichkeit in der Hüfte, in dem ich mich dort intensiv dehnte. Zum ersten Mal seit ich hier bin, habe ich das Gefühl, endlich etwas beweglicher geworden zu sein. Einmal in der Hüfte, dank den Dehnen heute und dann noch etwas der Vorwärtsspagat sowie die Sehnen und Bänder in den Kniekehlen, die z.B. für das Fassen der Zehen erforderlich sind. Das kommt aber glaube ich davon, dass unser Shifu sich immer auf unsere Rücken setzt, wenn wir die Zehen fassen sollen. Das tut zwar verdammt weh und man hat kurz das Gefühl nie wieder laufen zu können, doch einige Zeit später merkt man dann doch Fortschritte. Man kann es aber auch echt übertreiben … siehe Tristian. Dann ging es halt zurück und Christopher war wieder gut fertig von dem bisschen Tai Chi. Ich frage mich ob er die nächsten Tage durchhält. Im Moment sieht es nämlich nicht danach aus. Christopher ist übrigens erst 17. Heute gibt es wieder einen neuen: Lex aus Holland und gebürtiger Russe. Er ist 16 Jahre alt. Nach dem Mittagsschlaf ging es wieder zum Training in die Halle. Heute war es wieder recht warm. Da nur die Hälfte der Leute trainiert, da der Rest erst mal Chinesisch hat, spielten wir heute wieder das „Bingau“-Spiel. Die kleinen Chinesen gingen dabei richtig ab und hatten Ihren Spaß wie Ich es noch nie zuvor erlebt habe. Ganz zum Schluss trainierten wir dann doch noch ein wenig und dann ging es wieder hoch und die andere Gruppe hatte Training. Dann hörte ich, dass wir eventuell einen neuen Chinesisch-Lehrer  bekommen, da die erste Gruppe heute Unterricht bei 3 Lehrern gleichzeitig hatte und Sie dann entscheiden dürfen wer der neue Lehrer wird. Leider hatten wir Unterricht bei der alten Lehrerin und der Unterricht war so langweilig wie noch nie. Hoffe sie verschwindet bald. Ein Monat Chinesischunterricht und man dreht durch oder ist anschließend ein Pflegefall. Während des Unterrichts schlich sich Uli aus dem Klassenraum, da er es nicht mehr ertragen konnte. Kurze Zeit später versuchte mich die Lehrerin zu fragen wohin er verschwunden ist (schon blöd wenn man kein Englisch spricht, ne?) und ich zuckte nur mit den Schultern. Dann schickte Sie einen Chinesen los um Ihn zu suchen, aber ohne Erfolg. Dann kam der Sanda-Shifu rein und versuchte mich ebenfalls auszufragen. Irgendwie meinte er dann, ob er Bauchschmerzen hatte und deswegen gegangen ist und ich nickte nur mit dem Kopf. Dann ging alles wie gewohnt weiter. Bin mal gespannt was das gegeben hat. Zum Abendessen stopfte ich mich voll und hatte ein schlechtes Gewissen, da ja noch Training auf dem Plan stand. Als dann die Glocke zum Training läutete, hieß es, dass das Abendtraining heute ausfällt. Ich habe mich gefreut wie ein Schneekönig und bin erst mal duschen gegangen. Heute Abend spielt Deutschland gegen England. Allerdings erst um 22 Uhr (hier zumindest) und das ist normal die Zeit wo ich ins Bett gehe. Aber eigentlich interessiert es mich eh nicht so. Mir reicht das Ergebnis 😉