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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Samstag, 26.06.2010

Christopher und ich wachen pünktlich zur schrillen Schulglocke auf. Anziehen, kurz Wasser nachtanken, Toilette und dann runter. Beim morgendlichen Laufen hielt ich heute gut durch. War also gar nicht mal so kaputt. Tobias ging noch „kurz“ zur Toilette und erschien erst nach dem Laufen. Christopher ist bei uns in der Gruppe und wir teilen somit nicht nur das Zimmer, sondern auch den Shifu. Aber nach dem Laufen, übernehm komischerweise Yan Lin unser Training. Er erklärt viel und achtet peinlich genau auf Fehler, drückt einem aber mindestens genauso feste runter beim Dehnen. Als er mir dann beim Schultergelenkdehnen richtig schön die Arme nach hinten bog, dachte ich da bricht mir gleich was. Aber alles halb so wild. Das Training war gut und bestand aus sehr intensivem Dehnen, Basiskicks, Lockerungsübungen (zwischendurch), die aber genau so Anstrengend waren wie der Rest und Faustschläge. Alles wurde streng beobachtet und jeder noch so kleine Fehler ausgemerzt. Er meinte, da wir alle nur so kurz bleiben (6 Monate = kurz), müsste man Kung Fu von Anfang an richtig lernen, damit sich keine Fehler einschleichen, da wir nur so auch zuhause weitertrainieren können ohne uns die Dinge falsch anzueignen. Wo er recht hat, hat er recht. Dann war das Training zu Ende und unser Shifu wirkte etwas angepisst. Zum Frühstück gab es wieder Dampfbrötchen, die aber heute sehr groß ausfielen. Schmeckten aber halbwegs okay. In der restlichen Zeit, laberten Christopher und ich noch ein wenig und machten uns langsam bereit für das nächste Training. Kurz nach dem Schellen zum Training, ging ich mit Stock runter in die Halle. Dann entschied ich mich noch den Stock ein wenig zu kürzen, eile hoch in mein Zimmer, nahm die Säge von meinem Taschenmesser und sägte was das Zeug hielt. Mein Stock ist nun gut 20cm kürzer und genau auf Augenbrauenhöhe. Unten in der Halle wartete mein Shifu schon mit einer Kneifzange, um den Stock zu kürzen. Als er sah, dass ich es schon erledigt hatte, begutachtete er ihn nochmal und kniff die scharfe Kante ab, die in der Hektik entstanden ist. Dann war er wohl fertig und wir gingen zur Halle. Warmlaufen, Dehnen, Grundstellungen. Beim Dehnen drückte unser Shifu heute ganz besonders viel nach, so dass Tobias vor Schmerzen schrie, als er in den Seitspagat gedrückt wurde… Auch ich wurde gut weit runter gedrückt und wir beide lagen lachend auf dem Boden (damit wir nicht weinen mussten) und schauten uns an. Aus mir lachte fast schon der Wahnsinn. Dann folgen Kicks, die nach dem Dehnvorgang kaum noch möglich waren. Vor allem Tobias fielen Sie danach besonders schwer. Dann, kurz vor der Pause rief mich mein Shifu zu sich und erklärte mir, dass ich mit Christopher und Uli (Schweizer) in die Stadt mitfahren sollte um Geld zu holen. Und zwar jetzt, da Yuen an der Schule mit dem Schultaxi wartete. Also schlenderten wir hoch, holten unsere Sachen und fuhren anschließend in die kleine Stadt. Dort stellte ich mich an eine lange Schlange am Geldautomaten an und hob in 3 Zügen 3200 Yuan ab. Man kann nämlich nur 2000 Yuan auf einmal abheben. Erst hob ich 200 ab, weil ich mich vertippte, dann 2000 und dann nochmal 1000. Die anderen ebenfalls und dann ging schon wieder zurück und wir konnten uns ausruhen, da das Training eh in 20 Minuten vorbei wär. Ich ging an den Schul-PC, der jetzt von Viren verseucht ist und kaum noch funktionierte, suchte Bilder und Videos, die auf dem Rechner gespeichert sein sollen, fand auch welche und dann stürzte er ab… naja egal. Ich werde später noch mal schauen, wenn er wieder funktioniert. Der Ocean-Shifu ist übrigens nicht in der Schweiz, sondern in Deutschland. Und das für 6 Monate. Also werde ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Schade. Ein Ausländer meinte, wenn man Ihn als Shifu hat, wird man hier zur Kampfmaschine. Der Ocean-Shifu trainierte nämlich im Shaolin-Kloster seit er 4 oder 5 Jahre alt war und ist nun auch Shaolin-Mönch. Aber auch ein anderer Shifu war ja für 11 Jahre im Kloster. Yan Lin glaube ich auch, bin mir aber nicht sicher. Nach dem Essen gab es dann erst mal eine Pause. Beim Nachmittagstraining gingen wir zunächst zur Halle und dort angekommen gingen wir zum ausgetrockneten bzw. aufgestauten Fluss, unter eine Brücke, weil es angeblich zu warm war zum trainieren. Aber es war heute sogar echt mild. Das hätten Sie mal vor  einer Woche machen sollen, da war es nämlich echt zu warm. Jedenfalls chillten wir ne gute Stunde unter der Brücke und plauderten ein bisschen. Zwischendurch sollte ich dann mit den Stock rumwedeln. Klappt inzwischen schon ganz gut und ich bekomme so langsam wunde Hände. Ich erfuhr, dass hinter einer ollen Holztür, die sich unter der Brücke befand, unter der wir waren, Sprengstoff gelagert wurde, damit die Chinesen im Kriegsfall die Brücke sprengen können und somit den Weg in die Stadt abschneiden. In Deutschland soll es das auch häufiger geben…  ist mir noch nie so aufgefallen; werde demnächst mal nach Ausschau halten. Dann gingen wir zurück zur Halle und wir fingen das Training an. Wir begannen wieder mit Kicks und Tobias und mir tat wieder alles weh, da wir beim Dehnen wieder aufs übelste gefoltert wurden. Als ich am Vormittag Geld holen war, war Tobias alleine mit dem Shifu, da Tristian Probleme mi t dem Rücken hat und Christopher ja mit Geld holen war. Er beschwerte sich, dass er übelst rangenommen wurde, da er ja alleine war und somit seine ganze Aufmerksamkeit „genoss“ 😉 Ich fand es lustig. Nach dem wir die Kicks durchgegangen sind, begannen wir mit Fauststößen und Handflächenschläge und Tobias mischte ebenfalls mit. Dann durften Tobias und ich uns beim Powertraining verausgaben. Liegestützen, Kniebeugen (normale, mit jemanden auf den Schultern, mit Langhantel über den Schultern), Bankdrücken, Sit-Ups, usw. Danach stieg uns unser Shifu wieder auf den Rücken und das Training war zu Ende. Heute waren wir seltsamer Weise deutlich später wieder zurück an der Schule, so dass nur knapp 20 Minuten bis zum Essen verblieben. Ich füllte meine Wasserflaschen auf und der Boiler war wieder leer. Also schleppte ich vor dem Essen einen neuen aufs Zimmer und zeigte Christopher dabei wie das Ganze funktioniert. Nach dem Essen machte ich mir noch schnell eine Tütensuppe und war wieder glücklich. Dann hörte ich auf dem Flur, wie sich Pit (aus Deutschland) und Uli (Schweiz) über blaues Wasser aus der Leitung beschwerten. Das Blau war ein Mundwasserblau. Sowas kann es echt nur in China geben. Gut das ich das Leitungswasser nie getrunken habe… wer weiß was da noch so alles drinsteckt. Dann war wieder Trainingszeit. Nur Christopher und ich waren diesmal dabei, da Tristian immer noch Rückenschmerzen hatte und Tobias sich weigert abends zu trainieren (er brauch da Zeit zum regenerieren). Also liefen wir unsere Runden und dann durfte ich wieder mit dem Stock hantieren. Es klappt wirklich immer besser, doch es ist auch ziemlich anstrengend den Stock die ganze Zeit schwingen zu lassen. Meine Hände sind nun wirklich Wund und meine gesamte Armmuskulatur müde – vor allem aber die Schultern. Ach ja: Ich sollte heute auch 2 Yuan für das Taxi am Freitag bezahlen und übergab das Geld in Form eines 50 Yuan-Scheins, da ich es nicht mehr kleiner hatte, an meinen Shifu. Er guckte mit großen Augen auf das Geld und meinte nur „Wow!“. Dann lies er das Geld wechseln und wollte es mir in die Hand drücken. Beim Training aber etwas unpraktisch, da die Trainingshose keine Taschen besaß… Also gab er mir das Geld anschließend. Nach dem Training (Christopher war gut kaputt nach seinem ersten Tag) kam Tobias noch kurz raus zum Abgrüßen und spendierte mir (warum auch immer) eine Cola. Dankend nahm ich an und ging Duschen. Dann legte ich mich ins Bett und lies den Abend so wie immer ausklingen.


Info:
Samstag, 26.06.2010
Erstellt:
26. Juni 2010
Kategorien:
China
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