Der Morgen beginnt im neuen Zimmer und dank meinem Wecker wachen wir rechtzeitig vor der Schulglocke auf, so dass wir genug Zeit hatten wieder umzuziehen oder gegebenenfalls etwas aus dem Zimmer zu besorgen (Trainingsklamotten z.B.). Ich bin erst mal vorgegangen um zu riechen ob alles wieder normal war. Es war schon etwas besser, aber noch nicht vollständig verzogen. Ich ging zurück, sagte Christopher Bescheid und packte meine Sachen zusammen und nahm dabei die Bettwäsche mit, da diese sauberer war als meine. Heimlich brauchte ich anschließend meine alte Bettwäsche ins neue Zimmer und zog meine Trainingssachen an, trank mein Pflichtwasser und ging mit Christopher runter. Da heute Freitag ist, rennen wir normalerweise den Berg hinauf. Heute jedoch nicht, da alles voller Matsch war und wir so nur ausgerutscht wären. Stattdessen liefen wir wie sonst auch um den Block. Dann Dehnen und Stellungen, Grundtechniken (Hand) und das war es eigentlich schon. Auch der dicke Junge war wieder dabei. Sein Gesicht kann keine Emotionen zeigen. Voll geil. Vor dem Frühstück packte ich meine Wäsche zusammen. Ich nahm Tobias Wäsche mit und schmiss Sie in die Waschmaschine. Dann ging’s zum Frühstück und anschließend in die Stadt. Leider kam wieder nur ein Taxi zur Schule und Tobias, Christopher, zwei Franzosen und ich mussten solange warten, bis das Taxi die anderen abgesetzt hatte und zurück zur Schule gekommen ist. Das nahm ne gute halbe Stunde in Anspruch. Schließlich kamen wir doch noch an und ich ging erst mal zum Bankautomaten. Leider war die Schlange davor lang und die Chinesen dazu noch unfähig den Automaten zu bedienen. So wartete ich 10 Minuten und der Chinese vorne wurde nicht fertig. Er gab ständig irgendeine Zahl ein und die Meldung die Ausgegeben wurde besagte, dass der Betrag ungültig sei (der Betrag hatte über 8 Stellen). Dann ging ich frustriert raus aus dem Laden und wir (Tobias und Christopher) gingen weiter zum Supermarkt. Ich kaufte zwei Essschalen und chinesische Löffel dazu, Schokolade, Kekse und eine Flasche Cola und wir gingen weiter zum Internetcafé. Der Teigtaschen-Verkäufer war heute mit seinen Stand leider nicht da 🙁 Im Internetcafé strapazierte die Dame am Empfang unsere Geduld, da Sie überhaupt nicht reagierte und gemütlich ihre tausende Chipkarten über einen Magnetstreifen jagte. Dann kamen wir doch noch dran und bezahlten unsere 3 Stunden. Ich machte das gleiche wie immer (Emails, Blog, Skype+ICQ) und wir blieben noch ein wenig länger, da Tobias noch etwas klären musste. So verpassten wir das Taxi, das uns pünktlich zum Mittagessen bringen sollte und wir fuhren mit einer Stunde Verspätung mit ein anderes Taxi wieder zur Schule zurück. Der Taxifahrer zeigte uns bevor wir einstiegen die Zahl 10 als Fahrpreis und als wir ankamen machte er eine 15 draus. So eine verarsche. Wir bezahlten trotzdem, da es sich nur um 50 Cent handelte und wir immerhin lebendig abgekommen sind. Christopher kaufte sich in der Stadt noch einen Schraubenzieher und eine Schneidezange mit der er nach dem Trip versuchte das Mikrophon aus der Badezimmerbeleuchtung zu bauen, damit wir nicht immer Klatschen/Stampfen müssen um das Licht an zu halten. Leider war es ohne die passenden Ersatzteile nicht möglich das Ding ohne Mikro zum Laufen zu bringen und so baute er es wieder so ein wie es war. Dabei ging aber die Glühbirne von Innen kaputt und wir brauchten eine neue. Christopher ging runter um eine neue zu besorgen und traf dabei unseren Shifu. Er redete sich raus, dass die Glühbirne einfach kaputt gegangen sei und er sie schon mal ausgebaut hat, befürchtete aber, dass er mit aufs Zimmer kommt und dann die Baustelle im Bad sieht. Dies war nicht der Fall und unser Shifu wollte uns nachher eine neue Birne besorgen. Zunächst sollten wir aber schlafen gehen („Go sleep, fast, ah?“). Glück gehabt. Ich aß zu Mittag meinen letzten Apfel, ein paar Muffins und machte mir eine weitere Tütensuppe. Ich ruhte mich die Restliche Zeit im Bett aus und dann war es wieder Trainingszeit. Meine Klamotten habe ich inzwischen aus der Maschine geholt und ausgehangen. Trocken waren Sie aber noch nicht. Als wir zum Training zur Halle gingen, hatten wir plötzlich 7 (!!!) Kinder in der Gruppe. Als wir dann noch in einer Reihe laufen sollten, fühlte ich mich wie im Kindergarten zurückversetzt. Christopher und ich lachten uns dabei vor Wahnsinn fast kaputt. Das war ein unvergessliches Bild. Wo die alle herkamen weiß ich auch nicht. Hoffe nur die bleiben nicht zu lang. Ist nämlich extrem nervig mit so vielen Kindern. Zudem halten Sie nur das Training auf (obwohl Sie „Sondertraining“ bekommen). Wir machten beim Training erst mal Kicks mit den Kindern zusammen, die sich dabei selten dämlich anstellten und dann liefen wir unsere Formen. In der Pause brachte ich Christopher erneut den Kip-Up bei und nun klappt er schon deutlich besser. In der Pause schöpfte ich irgendwie neue Kraft und ging nur noch ab. Beim Laufen hab ich permanent Vollgas, beim Dehnen dehnte ich mich weit über die Schmerzgrenze hinaus und machte dabei spürbar Fortschritte. Beim anschließenden Formenlauf ging es ebenso weiter. Unser Shifu erwähnte, dass wir morgen unsere Form präsentieren werden und wir daher mit Power laufen sollen. Im dem Moment war es kein Thema. Energie hatte ich noch genug. Ich machte mit Tobias reichlich Sit-Ups und dann ging es mit dem Stock weiter. Ich lernte eine neue Bewegung, in der man den Stock knapp vorbei am eigenen Kopf vorbeiwirbelt. Sieht echt cool aus, aber ich muss dabei noch schneller und knapper werden (also knapper vorbei am Kopf). Dann war das Training zu Ende und mein Wasserhaushalt aufgebraucht. Vor dem Essen duschte ich mich kurz ab und ging runter zum Nudeln essen (Hätte ich heute nicht mit gerechnet, dass es Nudeln gibt). Ich aß mich satt, da ich ja zu Mittag nix wirkliches bekommen hab und relaxte die restlichen 10 Minuten auf dem Zimmer. Dann war‘s wieder Zeit zum trainieren. Ich hatte kein Bock und wollte eigentlich nur noch schlafen. Aber hilft ja alles nix. Also wieder runter und dann hieß es wieder laufen. Ich legte erst müde und mit vollem Magen los, entscheid mich aber, um meine Kondition noch weiter zu verbessern einen längeren Sprint hinzulegen. Also lief ich eine halbe Runde so schnell ich konnte und trief meinen Puls somit in die Höhe. Mein Magen drehte sich dabei fast quer, doch ich lief permanent weiter. Zwar nicht mehr ganz so schnell, doch schneller als die meisten anderen. Als Tobias aufholte und meinte ich soll mein Tempo halten, zog ich noch einmal an und lief ihm kurz darauf auch schon davon. Das Tempo hielt ich die ganze restliche Zeit und legte gegen Ende sogar noch einen langen Sprint oben drauf. Erschöpft machte ich mich ans Dehnen. Es waren wieder viele Touristen da und beobachteten uns beim Training. Ich kam mir vor wie im Zirkus. Unser Shifu kümmerte sich primär um die Kleinen und wir hatten freies Training und übten unsre Form. Als wir dann vor dem versammelten Publikum der Touristen unsere Form aufführen sollten, legten wir zunächst gemeinsam los und zum Schluss hatte ich dann noch einen Soloauftritt, da ich der einzige von uns war, der die komplette Form beherrscht. Nach einem Applaus sollte ich dann mit dem stock weitertrainieren. Kurze Zeit später war das Training vorbei, ich duschte und ging müde ins Bett, nachdem ich meine Berichte geschrieben hatte.