Der Tag beginnt und fängt mit dem Morgentraining an (wie immer). Heute ging es wieder den Berg rauf. Wir sammelten uns unten und machten uns ein wenig mit den Kindern warm. Dann gingen wir mit dem Shaolin-Shifu und seiner Gruppe Richtung Berg. Mit all meiner Kraft bewegte ich meine Füße vorwärts und konnte so nach etwa einer viertel Stunde als erster den Gipfel erreichen. Dann wartete ich noch kurz auf Tobias und Christian (aus der Sanda-Gruppe) und wir gingen langsam wieder Bergab. Pit machte während des ganzen Laufs Fotos und Videos von uns. Das werde ich sicher auch bald nachholen. Am Fuße des Berges warteten wir auf Christopher, den wir weder beim aufstieg, noch beim Abstieg gesehen haben. Irgendwann kam er dann aber doch unten an und wir gingen gemeinsam zu unseren Shifu, der gerade mit der Kindergruppe in der Nähe war. Dann ging es in Reih und Glied zurück. Dann gingen wir an die Tischtennisplatten zum dehnen. Anschließend gingen wir mit den Kindern wieder das Grundprogramm (Stellungen, Stellungswechsel, Handtechniken) durch. Wir dienten dabei unserem Shifu als Vorführobjekt, denn wir müssten es für die Kinder vormachen, damit Sie raffen wie es geht. Dann liefen wir noch kurz unsere Form durch und dann war schon Trainingsende. Beim Frühstück gab es denselben Fraß wie immer. Gut das ich mich schon dran gewöhnt hab. Da heute Freitag ist, stand die kleine Stadt Fangzhuan (Ich weiß echt nicht wie man das schreibt) zur Auswahl. Christopher blieb in der Schule und wollte schlafen. Bevor dem Meeting legte ich mich auch noch eine Weile aufs Ohr. Um 8:20 Uhr wachte ich auf und merkte, dass ich verschlafen hatte. Das Meeting war nämlich um 8:10. Dennoch war noch nichts zu spät ich und packte meinen Kram zusammen, als wär ich von einer Wespe gestochen worden. Unten in der Halle waren zum Glück noch alle da. Ich trug mich in die Liste ein und wartete auf das erste Taxi. Die Menschenmasse in der Schule wollte alle in die Stadt und ich wollte nicht der letzte sein, der ankommt. Also dreist fährt besser und direkt ins erste Taxi gequetscht. Der Inderjunge wollte sich auch noch dazu quetschen, wurde aber von einem Ausländer rausgeschmissen. Niemand mag ihn… richtig so! In der Stadt ging ich mir Pit und Ben Richtung Supermarkt. Ich wollte jedoch nicht hinein, da ich noch genug Zeug auf dem Zimmer hatte und wollte stattdessen nur schauen ob der Teigtaschenverkäufer seinen Stand heute aufgebaut hatte. Ich wurde leider wieder enttäuscht aber Ben entdeckte einen anderen Stand mit warmen, runden Fladenbrot. Wir stellten uns an (wir waren die einzigen) und warteten 5 Minuten, in der wir der Bäckerin beim zubereiten zuschauten. Irgendwann kam sie dann auf die Idee uns zu fragen wie viele wir wollten. Da wir alle keine ekelige und undefinierbare Füllung wollten, zeigte Ben „4“ und wir bekamen nicht die frischen, gerade fertig gebackenen Dinger, sondern alte, aus einem Beutel. Naja, geschmeckt haben Sie trotzdem und ich nahm mir vor nach dem Internetcafé mehr davon zu kaufen. Danach ging es schnurstracks ins Internetcafé. Dort sprach ich ein letztes Mal mit Max, der morgen aus Deutschland nachkommt. Wird bestimmt lustig. Dann gingen Tobias und ich gegen halb 12 zurück zu den Taxen. Ich wollte ja ein paar der Fladenbrote kaufen, doch der Stand war schon abgebaut und es war keiner mehr anzutreffen, der mir vielleicht die alten Dinger hätte verkaufen können. Zu Schade… der Geschmack liegt mir noch auf der Zunge. Dafür trafen wir noch ein paar andere Ausländer und wir beschlossen gemeinsam ein Taxi zurück zu nehmen (ist halt billiger). Auf dem Weg zu den Taxiständen gingen wir noch in ein Bettwäschegeschäft hinein. Der Eingang lag im Obergeschoss und war nur durch eine wackelige Treppe erreichbar. Es gab aber keine Tigerbettwäsche, wie auf dem Schild beworben und so gingen wir wieder von dannen. Am Taxistand wartete zufällig das Schultaxi, da 2 der neuen Ausländer dort am Geldautomaten das Geld für die Schule abhoben. Wir stiegen nach einer kurzen Wartezeit ein und fuhren zurück zur Schule (2 Yuan pro Person). Pünktlich zum Essen kamen wir an. Christopher erzählte mir noch, dass unser Shifu wohl wieder irgendwas kaputt gemacht hat (eine Toilette?) und deswegen von seinen Eltern richtig angeschrieben wurde. Als Christopher dann an ihm vorbei laufen musste, guckte unser Shifu nur ganz seltsam hin und her und Christopher fiel es schwer sich das Lachen zu verkneifen. Jedenfalls wurde eine kaputte Toilette auf einen Rollwagen weggebracht und es war überall auf der Treppe Blut zu sehen. Oh je. Beim Mittagessen hatte er aber wohl schon wieder gute Laune. Es gab natürlich Reis. Inzwischen ist es echt ein Kampf ums Essen geworden, da die Schlange manchmal unendlich lang sein kann. Deswegen wird hier viel gedrängelt und wer nicht mitmischt hat verloren. Nach der Mittagspause die ich überwiegend mit Schlafen verbracht habe ging es zur Trainingshalle. Wir liefen unsere Runden neben den ganzen Kindern und dann ging es zum Shaolin-Shifu in die Gruppe. Unser Shifu kümmerte sich um die Kleinen und half uns ab und zu bei den Übungen vom anderen Shifu. Wir begannen mit Akrobatik. Das hieß, wir machten uns mit Sprüngen und Bewegungen aller Art warm, die eventuell fürs Akrobatik-Training hilfreich sein können. Dann kamen wir zu den Rollen. Erst normale, dann Sprungrollen. Ich führe einige Rollen über unseren Shifu aus und bekam von Roland, dem Schweizer, mit dem ich zur Post unterwegs war, das Kompliment, dass meine Rollen gut aussehen würden. Immerhin ne? Dann kamen wir schließlich zum Fußfeger. Das ganze Setup dafür ist ja kein Problem, nur der Feger an sich ist ein harter Brocken. Wir stellten uns so auf, dass jeder genug Platz hatte und fingen an zu üben. Die kleinen Chinesen in der Gruppe vom Shaolin-Shifu konnten Ihn natürlich schon (ich mein hier nicht die neuen Kinder) und sollten uns Ihn beibringen. Einer der kleinen Chinesen zeigte Christopher und mir wie man es macht und ich merkte, dass das Geheimnis dabei der Schwung und die tiefe Stellung ist. Nach vielen probieren klappte es anschließend schon deutlich besser als zuvor. Nun heißt es nur noch üben, üben, üben, üben … Beim Vormachen, fegte der kleine Chinese den Inderjungen aus Versehen richtig heftig zu Boden, da er zu nahe gekommen war. Haha, klappt wirklich hervorragend! Nach der Pause fingen wir mit unserer Form an und gingen über ins freie Powertraining. Danach sollten wir unsere Form vor der ganzen Kindergruppe vom Boygroup-Shifu und unseres Shifus vorführen. Wie aufregend! Klappte eigentlich ganz gut, aber unser Shifu meinte wie müssen mehr „Relax“ sein. Also das ganze nochmal. Dann durfte ich noch den Stick vorführen und dann war quasi Ende. Ich zeigte Tobias noch das Wirbel mit dem Schwert, da er morgen mit dem Schwert anstatt den Gun anfangen wollte zu üben (er hat seine Form heute vollendet). Das Wirbeln braucht noch einiges an Übung, aber ich denke in ein paar Tagen hat er es raus. Zum Abendessen gab es heute als Premiere kalte Nudeln (ohne Suppe). Die schmeckten zwar auch nicht gut, aber immerhin was anderes als Reis oder so. Der erste Bissen schmeckte immer wieder total seltsam, aber es machte schließlich satt. Beim Abendtraining powerte ich mich noch einmal richtig beim Sprint gegen einen hoch gewachsenen, schwarzen Franzosen aus. Der Franzose gewann das „Rennen“, hörte danach aber direkt auf zu laufen und ging zum Stretchen. Ich zog noch 2 Runden bei normalem Tempo, bevor ich mich ans Dehnen machte. Beinahe wären mir die Nudeln hochgekommen. Wir machten unser Grundprogramm wieder mit den Kindern zusammen und durften das restliche Training frei unsere Formen bzw. den Umgang mit dem Gun üben. Während ich Tobias weiter das Wirbeln versuchte zu erklären und Christopher seine Faustform lief, wirbelte ich ständig in allen Variationen mit meinen Stock herum. Inzwischen habe ich schon ein recht gutes Gefühl dafür gefunden. Wird Zeit das ich die Form weiter lerne. Ich möchte nämlich nach dem Gun das Schwert lernen, und falls noch etwas Zeit ist die Tigerform (die sieht einfach nur geil aus). Das Training war vorbei und auf Christophers Wunsch hin, rasierte ich ihm die Haare ab (ich lieh mir wieder den Rasierer aus, von dem Franzosen, dessen Namen ich nicht schreiben kann). Der Akt dauerte mindestens eine Stunde, da der Rasierer nach und nach immer leerer wurde und keine Power mehr besaß das dickte Haar zu scheiden. Vielleich sollte der Rasierer mal mehr Push-Ups machen 😉 (das würde ein Chinese zumindest sagen).
Müde gingen wir gegen halb 11 ins Bett und ich nahm mir vor, den Tagesbericht morgen nachzuholen.