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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Mittwoch, 07.07.2010

Ich quäle mich aus dem Bett und mache mich zum Training bereit. Beim Meeting fragte Tobias ob wir heute wieder den Berg hochlaufen (warum auch immer). Unser Shifu meinte „no“ und damit war es dann erst einmal erledigt. Etwas später deutete er wieder auf dem Berg und schaute uns mit einen fragenden Blick an. Wir drei nickten und Tobias ging schnell aufs Zimmer um seine Schuhe zu wechseln (er hatte Kung Fu-Schuhe an). Da Christopher eh immer seine „normalen“ Schuhe trug und ich immer meine Kung Fu-Schuhe, warteten wir kurz auf Tobias und gingen mit der Sanda-Gruppe Richtung Berg. Die Sanda-Leute joggen nun jeden zweiten Tag den Berg rauf und so wie es aussieht dürfen wir dann jederzeit mitkommen. Es ist zwar deutlich anstrengender als einfach nur um den Block zu laufen, aber deswegen sind wir ja auch hier. Unser Shifu trainierte in der Zeit die Kinder. Die große Kindergruppe (25 Stück) wurde geteilt und ein neuer Shifu (der Boygroup-Shifu, er heißt so weil er aussieht wie ein Mitglied einer chinesischen Boygroup, der seit ein paar Tagen in der Schule mit dabei ist und unseren Shifu teilweise beim Training unterstützt) übernahm die andere Hälfte der Kinder. Wir liefen also den Berg hinauf und ich raste als Zweiter ins Ziel (also auf dem Gipfel), legte mich aber dafür einmal auf die Fresse. Hatte aber Glück, dass ich nicht auf einen spitzten Stein gefallen bin, sondern auf einen flachen. Der ganze Sturz dauerte inklusive aufstehen etwas unter einer Sekunde. Runter ging es dann lieber etwas vorsichtiger, da man hier schnell zu schnell und unkontrollierbar wird. Dann sollten wir wieder im Dorf angekommen das Stück bis zur Schule sprinten. Ich lies es aber langsam angehen, da ich weiß, was passiert wenn ich eine solche Strecke auf dem harten Betonboden sprinte (meine Sprunggelenke vertragen das nicht). Dann gingen wir wieder zurück in unsere Gruppe, stretchten uns kurz und gingen die Stellungen durch. Dann folgten ein paar Handtechniken und dann unsere Form. Vor uns stand die ganze Zeit die Kindergruppe, die aber separat trainiert wurde. So ist es okay. Nach dem Training entschuldigte sich unser Shifu dafür, dass er die Kinder trainieren muss und wir gingen hoch aus Zimmer und anschließend zum Frühstück. Wieder saß ein Neuer an unseren Tisch und machte Christophers Platz streitig. Das Problem wurde mit einem weiteren Stuhl gelöst. In der Pause bis zum Vormittagstraining schlief ich fast und kam nur schwer wieder aus dem Bett hoch. Wir hatten heute Vormittag Sanda. Skeptisch machte mich aber, dass wir Besen, Schüppen und Spitzhaken mitnahmen. An der Halle angekommen durfte die Sanda-Gruppe, in der wir ja heute auch waren, tatsächlich den Garten umgraben und alles Unkraut (es war vieeeeeel Unkraut) zupfen. Unglaublich. Und dafür bezahlt man hier auch noch Geld. Lustig war es dann irgendwie trotzdem, weil es keiner so wirklich wahr haben wollte was hier jetzt abging. Einige machten Fotos + Videos und wir zupften was das Zeug hielt. Unsere Hände waren danach total im Sack, da Handschuhe in China ein Fremdwort ist. Nach der Pause kam dann noch eine Kung Fu-Truppe dazu, die sich tierisch drüber aufregten, dann aber doch mitmachten. Wir hatten immerhin schon 1 ½ Stunden gearbeitet und haben anschließend noch weitergemacht.  Von uns meckerte aber keiner so. Wir entdeckten ein Spinnennest und mehrere große Heuschrecken. Der Wannabe-Chinese hatte die ganze Zeit keinen Finger krumm gemacht, trotz mehrmaliger Aufforderung, und wurde dafür von einem Ausländer mit einer Spinne beworfen. Irgendwann zogen sich die Sanda-Leute und wir uns zurück und ließen den Kung Fu-Leuten den Rest machen.  Wir saßen noch eine Weile in der Halle und ich übte ein wenig Akrobatik. Dann ging es wieder hoch und der Sanda-Shifu meinte nur „Good“. Frag mich was als nächstes kommt. Den Dreck an den Händen habe ich anschließend gar nicht mehr abgekommen, weswegen Sie jetzt noch gelb-bräunlich sind. Nach dem Essen schlief ich fast direkt ein und wachte erst wieder mit der Klingel auf. Toll. Geschlafen habe ich wie ein Stein, doch erholsam war das nicht. Die Betten sind einfach zu hart und die Metallfedern drücken einem ständig in den Rücken. Unten in der Halle gingen wir mit den ganzen Kindern in einer Zweierreihe runter zur Halle. Beim warm laufen, liefen die Kinder ebenfalls in einer Reihe. Hier geht es teilweise zu wie beim Militär. Die Kinder stellen sich in einer Reihe auf, dann links um und marsch. Dabei wird laut geschrien. Da wir in der Halle im Kreis laufen, bildete sich durch die ganzen Kinder ein fast geschlossener Kreis. Es sind einfach zu viele. Die Fläche im Hof der Halle, die wir heute Vormittag vom Unkraut befreit haben, wurde nun auch zum Training von der anderen Chinesenkindergruppe genutzt. Eine Gruppe mit Ausländern trainierte draußen vor der Halle, weil es einfach zu eng wurde. Wir blieben drinnen. Beim Stretching lernen wir jetzt die Brücke. Im Moment noch mit Hilfe, indem uns unser Shifu am Shirt packt und wir langsam Richtung Boden gehen und bald dann ohne Unterstützung. Dann sollten wir uns selbstständig aus der Brücke wieder hochpushen und aufrecht stehen. Unmöglich (im Moment). Dabei sah das bei unseren Shifu so einfach aus. Das ist eine Vorübung für den Flick Flack oder auch BHS (Back Hand Spring), den wir bald auch lernen sollen. Das kann ja was werden. Wir übten zunächst Basis-Kicks (ohne die Chinesen) und dann fortgeschrittene Kicks (gesprungene / gedrehte). Dann war Pause und wir waren fertig. Nach der Pause fragte Tobias nach Powertraining und das bekamen wir dann auch. Und zwar so intensiv wie nur selten. Die ganze zweite Trainingseinheit hieß es ständig Push-Ups, Sit-Ups, Kniebeugen (mit und ohne Gewichten), Bankdrücken, Wadenheben, Klappmesser, Rückenpresse, etc. Danach waren wir alle fix und fertig. Dann sollten wir noch unsere Form üben. Ich dann noch zusätzlich mit meinen Stock. Ich wirbelte ein bisschen vor dem chinesischen Kinder-Publikum herum und überstreckte mir bei einer zu hastigen Bewegung den rechten Mittelfinger. Trotzdem brauchte mir mein Shifu noch einen neuen Move mit dem Stock bei, bei dem man das Ende des Stocks möglichst schnell links und rechts auf dem Boden aufschlagen lässt. Dann war das Training zu Ende und wir gingen hoch und anschließend auf unser Zimmer und warteten auf das Essen. Ich duschte vorher noch kurz. Der Speisesaal ist echt voll. Es passt kaum noch jemand herein. Und es herrscht inzwischen ein riesen Gedränge beim Essen. Bei der Suppe war eine Schlange von bestimmt 20 Chinesen. Auch beim Reis bildete sich eine ähnlich lange Schlange. Dann war wieder Zeit fürs Abendtraining… 🙁

Es fing an zu regnen und wir hofften, dass es so stark werden würde, dass ein Training nicht möglich ist. Tobias vergaß seine Klamotten auf dem Dach der Schule, die er dort trocknete und flitzte hoch um sie in sein Zimmer zu bringen. Wir liefen unsere Runden selbständig und ohne Chinesenkinder und gingen dann gemeinsam mit den Chinesen die Stellungen und Handtechniken durch. Dann durften wir an unserer Form arbeiten. Tobias ist kurz davor seine Form zu beenden und ich half ihn dabei. Ich durfte noch etwas mit dem Stock trainieren und mir wurden endlich die ersten 2 Bewegungen der Stockform beigebracht. Man steht dabei gerade, den Stock in einer Hand aufrecht stehend vor sich, kickt den Stock leicht zur Seite, so dass er sich einmal in der Hand dreht, geht dabei in die Reiterstellung (Ma-Bu) und hält die Hände zum Block bereit. Dann hebt mein sein Knie und steht auf einem Bein mit dem Stock im Anschlag zum Hieb. Morgen geht es dann sicher weiter. Freu mich schon. Endlich eine neue Form. Dann war Trainingsende und ich duschte erneut und schrieb meine Berichte fertig. Ich war sooo müde und Christopher ebenfalls, wenn nicht noch mehr.


Info:
Mittwoch, 07.07.2010
Erstellt:
7. Juli 2010
Kategorien:
China
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