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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Mittwoch, 21.07.2010

Müde erwachte ich 2 Minuten vor dem Klingeln und wollte eigentlich nur noch weiterschlafen. Aber Hilft ja nix und so stand ich auf und machte mich fürs Training fertig. Draußen wartete bereits unser Shifu mit den Kindern auf uns. Max und Christopher waren auch pünktlich da und so ging es in einer Doppelreihe mit den Kindern zum Warm-Up. Anschließend liefen wir in der Doppelreihe mit den Kindern um die Häuser. Christopher und ich gaben dabei das Tempo vor. Nach 1 oder 2 Runden waren von den etwa 20 bis 30 Kindern nur noch 4 hinter uns. Meine Magenkrämpfe kamen im 10-Minuten-Takt. Würd mal gern wissen was ich denn falsch gemacht hab, dass es mich nun auch erwischt hat. Es ist aber noch erträglich. Nach der 3. Runde, durften wir dann alleine laufen und damit auch etwas schneller als mit den Kindern. Dann wurde gedehnt und wir gingen so das Grundprogramm durch. Dann sollten wir unsere Stöcke holen und die Basics lernen. Zumindest Max und Christopher. Ich ging die Stockform einige Male durch. Dann war Ende und es ging nach einer Verschnaufpause schließlich weiter zum Frühstück. Max brachte den ganzen Kram mit zum Frühstückstisch, den wir gestern gemeinsam gekauft haben (Honig, Marmelade, Ketchup und Erdnussbutter). Ich hingegen hatte darauf keinen Appetit und begnügte mich mit den Dampfbrötchen und Schokolade dazwischen. Müde legte ich mich danach noch kurz ins Bett, bevor das nächste Training begann. Mit meiner neuen Flasche und den Stock bewaffnet, stellten wir uns vor unserem Shifu auf und gingen zur Halle runter. Heute begannen wir nach dem Aufwärmen mit Akrobatik. Wir fingen an mit Sprinten und einfachen Sprüngen um warm zu werden und kamen dann zu (Sprung-)Rollen und dem Radschlag. Ich war zwar müde und kaputt, doch konnte doch ein Feeling dafür aufbauen. Deswegen ging es gleich weiter mit dem Aerial. Auch Christopher, versuchte sich an diesen Trick und landete dabei blöd auf einer Hand, die ihm danach die ganze Zeit schmerzte. Vermute mal er hat sich das Handgelenk verletzt. War aber noch ertragbar, so wie es rüber kam. Dann übten wir den Butterfly-Kick, der mir heute eigentlich ganz gut gelang. Auch der Aerial klappte besser (aber noch nicht gut). In der Pause war ich heute mal zu kaputt um mich richtig zu dehnen und beschränkte mich deswegen nur auf die Hüfte (da ist halt der größte Bedarf). Zudem probierte ich mich aus dem sitzen heraus in den Handstand zu drücken, was mir beim zweiten Versuch auch gelang. Es war ziemlich Anstrengend und ein weiteres Mal wollte es danach nicht mehr klappen. Nach der Pause gingen wir mit unseren Stöckern nach draußen und Max und Christopher übten die Basics, während mein Shifu mir die Form weiter beibrachte. Ich werde jetzt ein wenig drängen, sie so schnell wie möglich zu vollenden, damit ich dann auch bald schon mit dem Jian-Schwert (Ich glaube Jian heißt Schwert) anfangen kann. Immerhin hab ich den Stock schon seit knapp 3 Wochen und eigentlich nur die Stock-Basics und ein paar Bewegungen der Form gelernt. Aber Yuen meinte ja auch, dass die Basis gerade beim Gun sehr wichtig ist. Geschadet hat es mir also nicht. Irgendwann machten wir dann eine Pause im Schatten (ja, heute war tatsächlich die Sonne zu sehen, die einen sogar blendete!) und sprachen ein wenig mit unseren Shifu, der uns erzählte, dass er in ein paar Monaten nach Deutschland reist. Sein Bruder (Er hat einen Bruder!?!?) ist  oder war (das konnten wir irgendwie nicht so ganz verstehen) ebenfalls in Deutschland. In meinen Kopf entsteht ein seltsamer Verdacht: Ist der Ocean-Shifu vielleicht der große Bruder unseres Shifus? Schließlich ist er im Moment ebenfalls in Deutschland. Dann ging es auch wieder zurück zur Schule. Ich duschte und das Wasser wurde dabei immer weniger, weswegen ich mich beeilen musste und nachher nicht wieder ohne Wasser dazu stehen. Zum Mittag gab es natürlich wieder Reis. Aber heute hatten wir Ketchup, den wir gestern in Jiaozou gekauft haben! Es war der beste Reis seit langem. Pit und Ulli wollen gegen 15 Uhr hier abreisen und sich Peking abschauen. Ulli fliegt dann nach Thailand weiter um Muay Thai zu lernen und Pit fliegt nach Schweden oder Finnland (hab’s vergessen) um dort Urlaub zu machen. Ich denke Thailand muss ich mir auch noch mal ansehen. Aber nicht auf dieser Reise. Dafür bleibt leider keine Zeit. Nach dem Essen behandelte ich noch Christophs Handgelenk mit Salbe und einer Bandage (OK es war eine Kompresse aber immerhin besser als nichts) und dann doch noch mit Eisspray. Christopher meint jedenfalls es hat viel geholfen. Nach der Pause gingen wir alleine mit unseren Shifu zur Trainingshalle. Die Kindergruppe hat einen neuen Shifu bekommen und wir haben nun unseren Shifu ganz für uns alleine. Soweit ich das richtig verstanden habe, haben wir jetzt auch Sanda und Tai Chi bei ihm. Hört sich ja lustig an. Wir und vor allem unser Shifu waren deswegen sehr froh. Beim Training liefen wir uns zunächst in der Halle warm. Heute Nachmittag war es wieder sehr, sehr warm. Dafür war die Sonne nun wieder vom Smog bedeckt. Max glaubt immer noch nicht, dass der Dreck in der Luft Smog ist und hält es für Nebel. Jaja, der wird sich noch wundern. Er ist auch felsenfest davon überzeugt, dass das Zirpen Grillen sind und nicht die allgegenwärtigen Strommäste. Nach dem Aufwärmen gingen wir nach draußen vor die Halle und gingen die Kicks durch. Der sandige Boden erschwerte das Ganze ein wenig. Dann folgte unsere Form (ohne Gun) und zwischendurch immer einige Verschnaufpausen. Dann gingen wir rein und es war Pause. In der Pause dehnte ich mich wieder nicht, dafür zeigte mir aber Sebastian, ein kräftiger Schwarzer Franzose wie man sich in den Handstand drückt. Es zwar sehr schwer, doch schaffte ich es ein oder zwei Mal, indem ich seine Tipps befolgte. Ein Tipp war unter anderem, dass ich meine Beine dafür einsetzen müsste umso Kraft zu sparen. Aber ich muss trotzdem noch einiges Üben. Handstandliegestützen sind der Ideale Weg dazu um die nötigte Kraft aufzubauen meint er. Aber das wusste ich ja schon. Grade als ich damit anfangen wollte, ging das Training weiter. Wir fuhren fort mit Tai Chi – bei unseren Shifu natürlich. Wir gingen die Handbewegungen durch, die aber um einiges Anstrengender waren als beim Tai Chi-Shifu. Das lag daran, dass wir deutlich tiefer stehen sollten. Wir standen quasi die ganze Zeit in einer breiten Reiterstellung und sollten dabei möglichst einen 90° – 100° Winkel in unseren Knien haben. Da schmerzen nicht nur die Knie, sondern auch die Oberschenkel fangen an zu brennen. Als wir uns gerade kurz vom Tai Chi erholten, kam ein Mädchen aus dem Hof gehumpelt und ging zu unseren Shifu. Sie ist wohl umgeknickt, aber ihre Beine, waren übersät von einem Ausschlag. Da ich Christopher mein Eisspray zur Verfügung gestellt habe und er es mit zur Trainingshalle nahm, um regelmäßig nach zu kühlen, kamen wir auf die Idee, dem Mädchen mit dem Eisspray zu helfen. Christopher holte es aus seinem Rucksack und fing an es auf dem Fußknöchel zu sprühen. Es schien zu wirken, denn das Mädchen hörte langsam auf zu weinen. Neugierig schauten die kleinen Chinesen und die Shifus dabei zu. Der Sanda-Shifu war sofort begeistert und nahm sich die Dose in die Hand und sah darauf ein  paar Kämpfer abgebildet und fragte, ob das Sanda ist, was die da machen. Der Einfachheit halber sagten wir einfach mal ja, da alles andere Zeitverschwendung gewesen wär. Der Sanda-Shifu hatte seit ein paar Wochen wohl starke Rückenschmerzen und verdeutlichte uns, dass er das Spray auch gerne mal auf seinen Rücken ausprobieren wollte. Er zog sein T-Shirt hoch und Christopher sprühte kurz etwas auf seinen Rücken. Er zuckte zusammen und meinte nur „Wow, okay“. Christopher sprühte nicht einmal eine Sekunde. Aber der Sanda-Shifu war hellauf begeistert von dem Zeug. Nach dem Abgrüßen vor dem Buddha-Gemälde (3 Minuten später) kam er wieder an und meinte dass das Spray gut ist und ich bot ihn an, nochmal zu sprühen. Er nahm das Angebot an und ich sprühte ihn wieder kurz auf den Rücken. Wieder zuckte er zusammen und es war nach einer Sekunde wieder gut. Als wir dann gehen wollten, kam er noch zu mir und zeigte mir auf sein Handy die Worte „Nice and Cool“, die er mit dem Übersetzungsprogramm geschrieben hatte. Direkt kamen 3 oder 4 kleine Chinesen an, die alle ihr T-Shirt hochzogen und auch etwas auf den Rücken gesprüht haben wollten. Schnell gingen wir deswegen weiter, da unser Shifu auch schon wartete. Lustig, Lustig. Einer der Tiger-Shifus fragte Christopher auch, als er sich gerade sein Handgelenk damit einsprühte, ob er es mal testen kann. Er sprühte sich kurz was auf den Finger und meinte danach nur noch „This is very good medicin“. Da der Tiger-Shifu (der übrigens ziemlich gut Englisch spricht) bald nach Deutschland fliegt, sagte er, er wollte sich sowas auch kaufen, wenn er dort ist. Hier in China gibt es das nämlich nicht so wirklich bis gar nicht. Aber das hab ich mir schon gedacht. Immerhin halten die Chinesen es nun für ein Wundermittel. Zum Abendessen gab es heute wieder kalte, ölige Nudeln. Eigentlich ganz appetitlich, solange man nicht zu viel davon isst. Beim Essen fragte ich Harry, den Amerikaner aus Los Angeles, ob er mir nach dem Essen die Videoaufnahme von der Kung Fu-Show auf meinen USB-Stick packen kann. So kam es, dass ich Christian (Deutschland) und Harry auf ihrem Zimmer besuchte und er mir die Aufnahmen drauf zog. Christian gab mir noch eine CD mit, die er sich in Shaolin gekauft hatte. Sie enthielt angeblich eine 1 ½ Stündige Kung Fu-Show. Harry konnte Sie nur leider nicht abspielen, da er kein Programm hat, um VCDs abzuspielen. Ich ging wieder zurück aufs Zimmer und dann war wieder Zeit zum Training. Wir liefen ein paar Runden und ich machte während der ganzen Zeit immer wieder zwischendurch Radschläge auf der (dreckigen) Straße. Heute sind wieder einige Touristen in der Stadt (Dorf tritt es eher) und es standen Fernseher auf der Straße und die Leute sangen Karaoke, was sich echt verdammt grausig anhörte. Noch nie zuvor habe ich jemanden so schlecht singen gehört. Dann wurde noch irgendwo ein Stuhlkreis gebildet, in dessen Mitte ein Feuer angezündet wurde. Sehr fesch. Wir gingen die Stellungen kurz durch und übten dann 1 oder 2x unsere Form und dann den Stock. Der Inderjunge hatte seinen neuen Stock verloren. Ich erzählte ihm, dass ich ihn vorhin im Feuer habe brennen sehen. Traurig ging er nachschauen, schien mir aber nicht so hundertprozentig zu glauben. War aber auch gelogen. Das Training ging heute recht flott vorbei, ich duschte schnell und schrieb meine Berichte fertig. Ich fühlte mich ziemlich kaputt und war reif für Urlaub. Aber eine erholsame Nacht täte es auch schon. Gute Nacht!


Info:
Mittwoch, 21.07.2010
Erstellt:
21. Juli 2010
Kategorien:
China
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