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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Mittwoch, 28.07.2010

Nach einer unruhigen und warmen Nacht erwache ich 10 Minuten vor dem Klingeln. Ich machte also noch mal kurz die Augen zu und dann waren die schönen 10 Minuten auch schon vorüber und es ertönte die Schulklingel. Ich fühlte mich Fit genug zum Trainieren. Auch wenn meine Nase ständig lief und mich der Husten zwischendurch plagte, ging ich alleine runter zum Meeting. Christopher hatte sich auf der Toilette verschanzt. Mit Max und den Inderjungen (Jan oder Joe oder Chewy, wie Chewbakka aus Star Wars), sowie der Kindergruppe (die komischerweise deutlich kleiner geworden ist) liefen wir dann in einer Zweierreihe einige Male um den Block. Nach einer halben Runde gehen, ging es dann weiter mit laufen. Die Kinder waren schon wieder am japsen und auch ich musste durch den Mund atmen (liegt aber daran, dass meine Nase ständig lief). Dann hieß es Stretchen. Ich bin aber lieber zu meiner Flasche gegangen und hab mir mit meinem mitgebrachten Toilettenpapier die Nase geputzt. Dann war das Stretchen auch schon vorbei. Ging ja fix, denn so lange hab ich eigentlich nicht gebraucht. Mit den Kindern gingen wir die Dehnübungen und Stellungen durch. Dann folgten Fauststöße und Handflächenschläge. Der Psychojunge mit den verdrehten Augen (ich werde ein Bild nachreichen) nervte mich wieder indem er versuchte meine Hände anzufassen, während wir mit Fauststößen und Handflächenschlägen beschäftigt waren. Da half leider nur noch ein sanfter Push-Kick um ihn loszuwerden. Alle guten Worte versagten und selbst das oft Wirkende „Bu Hao“ hatte keinen Erfolg. Das Kind ist definitiv gestört. Es hört nämlich nicht mal auf die Shifus und läuft ständig weg und spielt im Dreck. Außerdem hat er eine perverse Ader und grapscht immer alles an. Mit Vorliebe Mädchen. Nach dem wir einige Male unsere Form gelaufen sind (die ohne Gun) war dann auch Trainingsende. Mein Shifu fragte, ob mir das Morgentraining gut getan hat. Ich bejahte seine Frage und ging auf mein Zimmer um zu Duschen. Denn ich kam aus dem schwitzen gar nicht mehr raus. Hat sich wohl einiges angesammelt die letzten Tage. Dann war Frühstückszeit. Das warme „Shit Bread“ (so nennt Christopher es; also das Nicht-so-gute-Brot-,-dass-es-eigentlich-jeden-Tag-gibt) half dabei meine Schokolade zu schmelzen, die ich reintat um nicht nur Teigmasse zu essen. Dann ging ich wieder hoch (Christopher klemmte sich das Frühstück) und legte mich bis zum Trainingsbeginn ins Bett. 20 Minuten vor Beginn, klopfte es an der Tür und unser Shifu kam herein, um uns zu sagen, dass Morgen Room inspection ist und wir aufräumen sollen. Dann demonstrierte er mir noch an meinem Bett, wie man die Decke richtig faltet (natürlich nach chinesischer Art) und ging grinsend raus. Christopher meinte nach der „Vorführung“ nur noch „Don’t open it“ zu mir und deute auf die Decke. Denn ob ich das so wieder hinbekomme ist fraglich. Beim Meeting vor dem Schulgebäude durften die Chinesenkinder dann das tolle Plakat im Fenster lesen. Auf dem Plakat stand in Englisch und Chinesisch (mit Umschrift) der Satz „All you need is just rest“. Die Kinder „durften“ ihn auf Kommando von Yuen und Yan Lin einige Male laut aufsagen. Dann gingen Sie herein und hatten Ihren Unterricht. Leider zu früh gefreut. Denn jetzt waren die Ausländer an der Reihe und „durften“  den chinesischen Satz vorlesen. Der Tai Chi-Shifu sprach ihn dazu einige Male laut vor und der Haufen murmelte etwas mit. Kein Vergleich zu den Chinesen. Dann ging es los zum Training. Max blieb wegen Bauchschmerzen (?) in der Schule. Wir liefen uns einige Runden warm und dann kam Max doch noch dazu. Nach dem Dehnen (Man bin ich steif geworden) sollten wir zuerst Akrobatik machen. Aber keiner fühlte sich so wirklich in der Lage dazu (No Power und so) und so gingen wir die Kicks im Schnelldurchgang durch. Meine Nase lief die ganze Zeit und ich musste zwischendurch immer unterbrechen und mir die Nase putzen. Das ging so lange, bis mir das Papier dazu ausging. Ich stand vor einen Problem… keine Ahnung wie ich es löste. Nach den Kicks war dann auch schon Pause. Die Zeit ging diesmal Schnell um. Ich erfuhr noch von Christian, dass sich die Kasachen heute Morgen geprügelt haben. Als Christian den Berg heruntergelaufen kam, schrien sich 2 der Kasachen (der älteste Bruder und ein jüngerer) an, was dann in Prügel endete. Der Jüngere rannte davon und der ältere nahm einen dicken Stein in die Hand und wollte ihn nach ihm werfen. In dem Moment kam der neue Neuseeländer (Wortspiel, merkste?) und verpasste ihn einen Bodycheck. Der Sanda-Shifu (die Kasachen machen Sanda, wenn Sie nicht gerade gelangweilt rumstehen und nichts tun) war danach ziemlich sauer, was die ganze Sanda-Gruppe ausbaden durfte. In der Pause des Vormittagstrainings lag ich eigentlich nur rum und dehnte dann doch noch ein wenig meine Hüfte. Dem Sanda-Shifu ging es offenbar besser und er hatte scheinbar keine Rückenschmerzen mehr. Denn er machte Tricks ohne Ende. Nach dem Laufen gingen wir mit unseren Shifu 2x die Form durch und schnappten uns dann unsere Stöcker und gingen auf Wunsch von Christopher unter die Brücke (im Schatten). Draußen war es nämlich noch unerträglicher als in der Halle. Dort gingen wir zunächst die Basics durch (mein Stock fühlte sich irgendwie anders an) und kamen dann zur Stockform. Endlich zeigte mir mein Shifu auf verlangen ein paar weitere Bewegungen, die ich die ganze Zeit üben konnte. Dann gingen wir nach einer guten Stunde zurück, grüßten vor Buddha ab und gingen zurück zur Schule. Christopher unterhielt sich mit unseren Shifu über Kaffee und erfuhr so, dass auch er Kaffee mag (aber wahrscheinlich anders als Christopher). Irgendwie kam er dann über Kaffee zu den Inderjungen und dessen Hautfarbe. So zeigte er auf seinen Arm und kniff sich selbst in die Haut und meinte dazu „Joe *In die Haut kneif* Coffee“. Er spielte also darauf an, dass er eine dunkle Hautfarbe besaß. Dann sagte er „Me *In die Haut kneif* Yellow“. Sehr interessant. Jetzt wüsst ich gerne noch welche Hautfarbe wir anderen haben 😉

Nach dem Abgrüßen rief er uns noch „Afternoon Training Power“ zu und ich ging mit Christopher aufs Zimmer, duschte mich und aß meine Pizza, die ich gestern gekauft hatte. Christopher aß seine ebenfalls und zockte dann an seinen Laptop weiter, während ich meine Berichte schrieb. Direkt danach schlief ich ein und blieb es auch, bis mich hämmernder Lärm weckte. Das war gegen 20 vor 3. Hörte sich so an, als ob Sie unten irgendwas abreißen oder Nägel in die Wand kloppen (macht man hier ganz gerne). Ich hatte aber ansonsten ausgesprochen gut geschlafen und musste mich erstmal aufrecht hinsetzen, damit mein Kreislauf wieder langsam in Schwung kam. Denn es gibt hier nichts schlimmeres, als müde und verschlafen zum Training zu gehen. Damit macht man es sich nur selber schwer. Draußen beim Meeting gingen wir dann mit den Kindern in einer Zweierreihe zur Halle hinunter. Nach dem aufwärmen (durch laufen) ging es mit Dehnen an der Stange weiter. Die dicken Kinder „durften“ weiterlaufen, weil Sie eben dick sind. Das Psychokind wurde direkt wieder in den Flaschenraum der Halle eingesperrt und versuchte fortan die ganze Zeit auszubrechen. Das Kind wurde von Zeit zu Zeit immer dreckiger und sah aus, als hätte es eine Woche im Dreck gelegen. Nach dem Dehnen folgte Dehnen. Fast die ganze erste Einheit haben wir mit einem Partner gedehnt. Meine Nase lief wieder ständig, aber diesmal hatte ich vorgesorgt und genug Papier mitgenommen. Leider schwitzten wir alle dazu unaufhörlich, was nicht so angenehm war. Ich hab echt den ganzen Tag geschwitzt. Die einzige Unterbrechung war, die Mittagspause, da Sie da die Klimaanlage angeschmissen haben. Zudem haben wir heute intensiv den Rücken gedehnt, indem wir ständig in die Brücke gehen sollten. Mein Shifu hob mich dann in der Brückenposition hoch und ich fühlte einen Schmerz, der echt nicht ohne war. Mir wurde dabei schwarz vor Augen und ich wurde benommen, bzw. fast Ohnmächtig. Den Schrei den ich dabei los lies, hat Christopher echt in Angst und Schrecken versetzt, da ihm danach das gleiche blühte. Aber als mich mein Shifu wieder los lies war alles wieder OK und ich fühlte mich lockerer. Nach dem wir dann doch mit dem Dehnvorgang fertig waren, sollten wir unsere Beine lockern, indem wir sie im Wechsel immer hochschwangen und dabei unterhalb des Beines klatschen sollte. Auf Dauer ganz schön anstrengend. Und wir haben es auf Dauer gemacht, weil man in China alles möglichst oft machen muss. Dann übten wir noch unsere Form und gingen dann mit den Kindern unter die Brücke um mit dem Stock zu trainiere. Dazwischen war noch eine mehr oder weniger kure Pause, in der die Kinder alle ein Foto mit uns dreien wollten. Auch das Psychokind drängte sich immer wieder dazu. Es versuchte übrigens Christopher zu küssen, wovon ich auch ein Foto hab. Sehr lustig das Ganze. Sind ein paar coole Fotos bei.  In einer Doppelreihe standen wir unten, während unser Shifu auf einen Vorsprung stand und Anweisungen gab. Max wollte davon unbedingt ein Foto und ich eilte zur Kamera um ein paar zu machen. Als wir dann bei einer Stockübung unsere Stöcker mehrmals schnell auf den Boden schlagen sollten, zerfetzte es die Spitze meines Sticks und ich musste von nun an vorsichtiger damit umgehen. Die Spitze ist nämlich gesplittert und nicht mehr sehr stabil. Dann gingen wir unsere Stockform durch (wir dienten dabei als Vorführobjekte für die Kinder). Mein Shifu erzählte mir, dass er uns heute Abend beim Training ein paar neue Bewegungen beibringen will. Kurz vor Schluss, zeigte uns unser Shifu noch einen coolen Qi Gong-Move, indem er seinen Stock mit dem einen Ende gegen die Wand und mit dem anderen Ende unterhalb seines Halses ansetzte und dann mit seinen Hals soweit gegendrückte, dass er sich wirklich heftig dabei verbog. Auf unseren Wunsch hin, machte er es noch einmal und wir nahmen ein Video (ich) sowie ein Foto (Max) davon auf. Dann war auch schon bald Trainingsende und wir gingen in die Halle zurück, verbeugten uns vor Buddha und gingen zurück zur Schule. Das Psychokind rannte von nun an immer Christopher hinterher und nannte ihn Papa. Die ganze Gruppe lachte, aber Christopher fand das gar nicht so lustig ständig von ihm an gegrapscht zu werden. Schließlich war er dreckig für 10. Unser Shifu fand das natürlich überaus komisch und machte dazu immer Anspielung von wegen „You Baby“ oder ähnlich. Christopher musste nach dem Abgrüßen sogar rennen, um ihn loszuwerden. Ich musste dann noch auf Befehl von unserem Shifu den Chinesen den Englischen Satz, der im Fenster hang vorlesen, damit Sie ihn nachsprechen mussten. Christopher war schon vorgerannt um dem Psychokind zu entkommen. Das Psychokind ist übrigens wirklich Psycho. Aber nur ein bisschen. Sagt zumindest unser Shifu. Ich duschte zum 3. Mal heute und dann gingen wir mit 10 Minuten Verspätung runter zum Essen. Die anderen hatten uns schon alles weggefressen (es gab Nudeln) und so gingen wir enttäuscht auf unser Zimmer zurück und aßen das Toastbrot, das wir gestern gekauft hatten. Sehr lecker übrigens. Liegt aber wahrscheinlich daran, dass alles andere einfach scheiße schmeckt (leicht übertrieben). Christopher jedenfalls kann das Essen hier absolut nicht leiden. Wir waren anschließend beide Müde und kaputt und wollten ja eigentlich noch für Morgen aufräumen, da ja Zimmerkontrolle anstand. Aber keiner von uns beiden hatte da jetzt noch die Nerven zu. Ich tapte schnell meinen Stock, der ja zersplittert ist und ging dann mit Christopher zum Abendtraining, in der Hoffnung, dass es heute ausfallen würde. Aber Fehlanzeige. Ich lief 2 langsame Runden, dann 2 mittel-schnelle Runden und zum Schluss noch 2 schnelle Runden. Dann wurde an den Tischtennisplatten gestretcht und nach dem wir die Stellungen durchgegangen sind übten wir wieder mit dem Stock weiter. Unser Shifu zeigte uns allen noch ein paar neue Moves mit dem Stab und dann war auch schon Schluss. Der Inderjunge hatte somit sein letztes Training absolviert, da er morgen in aller Früh die Schule mit Vater und Bruder verlässt. Deswegen gab es noch ein kleines Abschiedsfoto für ihn (uns 3 + unser Shifu), bei dem ich ihn Hasenohren verpasste. Rache ist halt süß… für all das was er mir angetan hat 😉

Wieder duschte ich (4.x heute) und wir räumten dann noch ein klein wenig auf, indem wir ein Beutel Müll rausbrachten und die Kleider von der Wand nahmen, die dort zum trocknen hangen. Als ich gerade die neu geschossenen Bilder ansah, klopfte der Inderjunge an der Tür und wollte sich noch verabschieden. Wir gaben Ihn noch unsere Email-Adressen und sagten Goodbye. Er schien irgendwie traurig. So wie ich mitbekommen habe, kommt er aber schon nächstes Jahr in Februar wieder. Er fliegt morgen zunächst nach Hongkong und bleibt dort ein Tag in Disneyland mit seinen Vater und Bruder und fliegt dann zurück nach Madagaskar. Gute Reise und damit auch gute Nacht! Denn ich bin verdammt müde und will endlich schlafen und nicht diese verdammten Berichte schreiben.


Info:
Mittwoch, 28.07.2010
Erstellt:
28. Juli 2010
Kategorien:
China
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