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Chinablog

- Meine Reise nach China -

Donnerstag, 12.08.2010

Wie in letzter Zeit immer reißt mich die Schulglocke aus dem Schlaf. In der Nacht wurde ich wieder reichlich von Mücken genötigt und dabei total zerstochen. Wir gingen jedenfalls rasch runter zum Training. Die Shifus hatten noch ihr Meeting und 2 oder 3 Shifus kamen sogar zu spät, weil Sie verschlafen hatten.  In der Nacht hatte es offensichtlich wieder ordentlich geschüttet, denn die Straßen waren nass. Wir stellten uns wieder mit den Kindern in einer Dreierreihe auf (sonst Zweier) und zogen unsere Runden. Nach ein paar Runden war wieder keiner hinter uns beiden (Christopher und mir). Zu zweit zogen wir unsere 5 Runden zu Ende und dehnten uns an den Platten. Unser Shifu schickte dann eines der Kinder um uns zu holen und dann begannen wir mit den Stellungen. Dann gingen wir einmal die Shao-Form durch. Diesmal wieder mit neu gewürfelten Bewegungen pro Kommando. Die Verwirrung war uns anzumerken und wir fragten unseren Shifu warum das ständig geändert wird. Die Antwort war simpel: Es sieht nicht gut aus (er benutzte das Wort „beautiful“ dafür). Aber es wird jetzt auch garantiert nicht mehr geändert. Na dann…

Während wir mit dem Stock weitermachen durften, hatten die Kinder weiter die Form zu lernen. Zwischendurch sollten wir dann jeder einzeln die Stockform vor unserem Shifu durchführen. Wir hatten dann mehr oder weniger freies Training und standen vor der Seiteneingangstür der Schulküche. Christopher bemerkte eine Maus oder Ratte, die an der Tür vorbeihuschte, während gerade das Frühstück vorbereitet wurde. Wir hatten gerade davon gesprochen, dass es uns nicht wundern würde, wenn wir in der Küche eine tote Ratte auf dem Boden finden würden. Hätten wir das mal lieber nicht so laut gesagt…  Dann war das Training zu Ende und nach einer Turbodusche gingen wir zum Frühstück. Während ich duschte, räumte Christopher schon mal ein bisschen für die Zimmerkontrolle heute auf. Frühstück war soweit okay, denn die Dampfbrötchen waren warm und ich habe nirgends eine Ratte gesehen. Nach dem Frühstück waren wir die ganze Zeit damit beschäftigt unser Zimmer Tip Top herzurichten um vielleicht die Flow Flag zu ergattern und damit den Strebern Jochen und Francois eins auszuwischen 😉

Wir räumten allen Krempel der so rumflog in die Schubladen und Schränke, die wir normalerweise nicht benutzten, brachten den Müll raus, wischten überall Staub, säuberten den Boden so gut wie möglich mit den Mitteln die wir hatten (der Pringels-Deckel, mit dem man so toll über den Boden kratzen kann) und machten unsere Betten so schön wie möglich. Wir hingen sogar unsere Klamotten von den Fenstern und kurz  bevor die ganzen Shifus unseren Raum betraten, benutzten wir das Kältespray (gegen Sportbedingte Erwärmungen) als Raumspray um den Raum einen Hauch von Minze zu geben (das Kältespray roch nämlich nach Minze). Als dann alle reinkamen, lachten Sie nur und zeigten auf unsere Betten. Die sahen eigentlich Tip Top aus, aber ihnen war die Decke wohl nicht schön genug gefaltet, denn Sie war zu flach. Die Chinesen (und natürlich die Streber) hatten es dann wohl doch schöner. Wir bekamen aber nicht einmal einen Daumen hoch oder ein „Goooooood“. Sehr traurig. Beim nächsten Mal haben wir uns vorgenommen nicht aufzuräumen und stattdessen zu schlafen aber dafür das Bett sehr schön zu machen. Mal gucken was sie dann sagen. Christopher erzählte mir noch, dass er bis halb 1 „The Last Samurai“ geguckt hat. Ganz schön heftig, wenn man bedenkt, dass man um 5:40 Uhr aufstehen muss um Sport zu treiben. Wir gingen dann zum Training runter und nach dem Vorlesen („keep in touch“ stand heute auf dem Schild) ging es los. Es war recht nebelig und man konnte nicht weit sehen. Normal verhindert es der Smog, aber heute war es eindeutig Nebel. In der Halle machten wir uns zunächst wie immer warm und unsere Gruppe und die Gruppe vom Pan-Shifu machten zusammen Akrobatik, da nicht genug Platz in der Halle war. Wir begannen mit verschiedenen Sprüngen und Lockerungsübungen und kamen dann zum Cardwheel. Erst mit, dann mit einer und dann ohne Hände. Ohne Hände klappte bei mir einfach nicht und ich blieb beim Einhändigen. Danach war Pause, die ich mit Christian und Christopher damit verbrachte uns zu dehnen. Christian hat heute seinen letzten Tag. Er kommt nun schon fast in den Spagat, aber man muss sagen, dass er schon vorher sehr flexibel war. Ich bot ihn noch das „Split in one Day“-Programm an, aber er lehnte dann doch lieber ab… 😉 Der Frontsplit geht bei mir schon in die Richtige Richtung. Aber ob ich es in der verbleibenden Zeit hier noch schaff ist fraglich. Nach der Pause dehnten sich Christopher und ich noch ein wenig mit der Unterstützung unseres Shifus weiter und beobachteten, wie Max wieder mit der Französin flirtete. Unser Shifu wies mich drauf hin und gab das Kommando „Yi – Er- San – Hodie (Max) Bu Hao!“ Dann liefen Christopher und ich wieder in der Runde während Max irgendwas mit Yuen besprach. Ich drehte es so, dass ich unserem Shifu sagte, der gerade nach Max suchte, dass er draußen was mit der Französin hat. Das fand unser Shifu wieder lustig „Max Bu Hao!“. Wir kickten uns danach mit der Pan-Shifu-Gruppe warm und gingen zu Drehkicks über. Klappte heute hervorragend bei mir. Wir fuhren mit dem Butterfly-Kick fort und fuhren mit dem Butterfly-Twist fort. Ich blieb dann aber lieber beim B-Kick, denn der B-Twist war noch ne Nummer zu groß für mich. Irgendwann schickte mich mein Shifu nach Draußen um mit dem Gun zu trainieren. Christopher schenkte sich den B-Kick und begann schon vorher mit dem Stick. Max blieb in der Halle und übte vermutlich weiter den B-Twist oder so. Aber wer weiß…

Draußen übte ich die Basics weiter (kann nie schaden) und führte dann einmal die Form vor meinem Shifu vor. Dann hieß es „Class Over“. Auf dem Rückweg, machten Christopher, unser Shifu und ich uns noch auf Max Kosten lustig. Wir zogen ihn mit der „Woman“, wie unser Shifu so schön sagt auf. „Max Woman, no tired“. Da er gestern gesagt hat, dass er nach dem Abendtraining nicht müde sei, versucht er also der Französin zu imponieren. Unser Shifu fand klasse und lobte uns beide (scherzhaft), dass wir uns nicht von den Frauen ablenken lassen. „No Speak Hodie“ meinte er. Schon ganz witzig. Als wir vor der Schule angekommen sind, gab ich unseren Shifu noch dem Tipp mal in der Pause in Max Zimmer zu schauen. Er lachte nur und meinte er wird ein paar der Kinder losschicken um nachzuschauen. Hihi. Als wir in unser Zimmer kamen, waren wir erst einmal überrascht, wie sauber es doch war. Wir duschten und gingen zum Essen. Zum Essen sag ich jetzt mal nichts. Anschließend schrieb ich meinen Tagesbericht, während Christopher einen Film schaute, den er sich von Harry ausgeliehen hat. Als Christopher wieder ins Zimmer wollte (die Tür hat er ins Schloss fallen lassen), fragte ich nach dem „Zeichen“, dass wir ausgemacht hatten, damit keine kleinen Kinder hineinkommen. Im fiel es aber nicht mehr ein und ich überlegte erst ob es eine gute Idee wäre, jetzt die Tür aufzumachen. Ich entschied dann aber doch, die Tür zu öffnen und er eilte hinein, denn ein Kind war in Anmarsch. Ein paar Minuten war es dann Still und dann klopften wieder kleine Kinder an die Tür. Wir machten aber nicht auf und irgendwann gaben Sie dann auf gegen die Tür zu bollern. Nach dem Mittagsschlaf gingen wir dann wieder runter zum Meeting. Für unsere Gruppe fand das Training heute vor der Schule statt. Immer noch war es sehr nebelig. Grund für das Training vor der Schule war, dass die Kinder heute wieder Unkraut jährten durften. Nicht nur unsere Kindergruppe, sondern auch die anderen Kindergruppen. Wir liefen alleine 5 bzw. 5 ½ Runden um den Block, stretchten uns und dann gingen wir die Shao-Form durch. Unser Shifu überwachte das Geschehen und korrigierte uns. Vor allem den Kampfschrei bemängelte er. Max schreie wie eine Frau („like a woman“). Max bekam auch extra einen Trainingsplatz, damit er die Französin gut im Blick hatte, die in der Schule gerade Chinesisch hatte. War jedenfalls wieder lustig, aber ich glaub Max hat sich ganz schön gedissed gefühlt. Unser Shifu zeigte uns nachdem wir die Shao-Form geübt hatten einen neuen Move. Eine Technikabfolge, die schnell ausgeführt verdammt cool aussieht. Er zeigte Sie uns, damit wir wen wir zu Hause sind, mal was Cooles zeigen können, anstatt immer nur die Formen. Sehr nett, Herr Shifu 😉

Die Technikabfolge enthielt mehrere Armwirbel, einen Beinschwung, Rumanda, tiefe Stellungen, Stampfer und alles andere, um es richtig knallen zu lassen. Das schwierigste an der Bewegungsabfolge war die Koordination. Am Ende der Stunde bekam ich es aber auf die Reihe. Jetzt fehlt nur noch die Geschwindigkeit. Wir hatten danach Chinesisch und unser Shifu meinte, dass er gucken geht, ob wir auch da sind. Da er quasi nur wenige Meter von den großen Fenstern zu den Klassenräumen entfernt war, beschloss ich diesmal mit Christopher hinzugehen. Ich nahm meine Postkarten mit und beschäftigte mich überwiegend mit dem Schreiben der Postkarten. Der Unterricht hat sich seit ich das letzte Mal da gewesen bin, ein wenig verbessert. Es gibt mehr Zusammenhänge zwischen den Wörtern und die alte Lehrerin schreib nun auch die englische Übersetzung dazu. Sogar ein simpler Lückentext wurde uns angeschrieben. Sonst ist aber alles noch beim alten. Während des Unterrichts stand unser Shifu auf einmal auf der anderen Seite des Fensters und grinste uns an. Vom innen konnten wir den Kindern beim Unkraut jährten zusehen. Nach dem Unterricht gab‘s dann erst mal Abendessen. Christopher warf sich zunächst aber einfach nur noch ins Bett und meinte nur „nie wieder!“ Sein Gestöhne war herrlich anzuhören. Er wollte was vernünftiges Essen und einfach nur noch schlafen. Vor dem Essen trank ich noch einen kräftigen Schluck Orangensaft und bemerkte dann, dass er sauer war. Den Geschmack kriegte ich nicht mehr so einfach aus dem Mund. Beim Essen gab es nicht, wie von allen vermutet Nudeln, sondern das „Shit-Bread“. Mir war es aber in dem Moment lieber. Danach ging es dann mit dem Abendtraining weiter. Unser Shifu war irgendwie nicht da und wir begannen das Laufen mit Yuens Gruppe. Im Gegensatz zu den Leuten von Yuen, die äußert gemächlich liefen und nur 2 Runden zogen, liefen Christopher und ich wieder mehr (und schneller) bevor wir uns dehnten. Während des Abendtrainings hantierte ich dann mit meinem Schwert herum und ging nochmal Gründlich alle Basics durch. So langsam sitzen sie. Ich übte noch zwischendurch die neue Bewegung vom Nachmittagstraining und bekam mit jedem mal ein wenig besser hin. Mein Shifu zeigte mir dann noch einen neuen Basis-Move mit dem Schwert, der verdammt gut aussah. Allerdings auch verdammt kompliziert. Es stellte sich heraus, dass er schwerer aussah, als er war und nach 10 Minuten üben habe ich ihn schon ganz gut hinbekommen. Der Rest ist Feintuning. Dann war das Training zu Ende und wir verabschiedeten uns noch von Christian, der uns diese Nacht verlässt. Auf dem Zimmer schauten Christopher und ich uns noch die erste Hälfte den Film „Ip Man“ auf seinen Laptop an und gingen dann schlafen. Der Film enthielt viele Kampfszenen und war an sich ganz cool. Morgen schauen wir ihn dann zu Ende. Aber zunächst laufen wir morgen Früh wieder den Berg hinauf. Yeah!


Info:
Donnerstag, 12.08.2010
Erstellt:
12. August 2010
Kategorien:
China
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