Nach gut 3 Stunden machten wir die erst richtige Pause. Auf dem Weg war etwa jeder erste bis zweite Kilometer ein Souvenirstand zu finden. Die Leute, die hier ihr Zeug bei Nacht und Regen verkauften, taten mir schon ein wenig Leid. Sie schienen hier förmlich zu leben. Es brannte elektrisches Licht, teilweise Feuer, Planen schützen vor dem Regen und ihre dicken Wintermäntel vor der Kälte. Denn es war deutlich kühler als unten. Ich fror in meinem nassen T-Shirt, wenn ich längere Zeit anhielt. Wir machten wie gesagt an einer Art Tempel Pause, wo ich mit der Französin auf Yan Lin, Niko (Schweizer sind halt nicht so schnell) und meinem Shifu wartete. Unser Shifu trug die ganze Zeit sehr große Räucherstäbchen mit sich rum (ca. 1 Meter lang), von denen ich dachte, dass es ein großer Regenschirm wäre. Yan Lin zündete eins am Feuer an und verneigte sich in einer Art Buddhistischem Gebet vor einen Altar und steckte den Räucherstab in den Sand. Danach gingen wir zusammen weiter. Eine gute Stunde später machten wir eine weitere Rast. Yan Lin spendierte uns gelbe Äpfel, die er an einem der Stände kaufte und er organisierte irgendwie Hocker von dem Verkäufer, der mit seinem Laptop und Fernseher unter einem Abdach saß und über Internet ein simples Spiel zockte. Wir setzten uns zu ihm und schauten ein wenig in die Glotze und aßen dabei Unsere Äpfel auf. Yan Lin rückte dann noch mit Erdnüssen heraus und wir machten etwa eine halbe Stunde Rast. Es wurde langsam richtig kalt und ich begann zu frieren. Yan Lin war aber dagegen, dass wir unsere nassen Klamotten wechselten. Er meinte, es wäre besser bis oben zu warten und dort die trockenen Klamotten anzuziehen, damit Sie jetzt auf dem Weg nicht auch noch nass werden. Niko peilte mal wieder gar nix und zog sich einfach um. Ich ließ mein T-Shirt an und erhöhte das Tempo, um schnell auf Temperatur zu kommen und nicht mehr zu frieren. Die Treppen fielen mir ungewohnt einfach. Hatte einfach schon zu viel Übung darin glaube ich (man denke an Yuntai). Ich fand die Treppen hier übrigens wesentlich einfacher, da es nicht steil bergauf ging, sondern alle 10 bis 30 Stufen (zumindest in der Regel) ein paar Meter Eben waren. In Yuntai sah es damit ganz anders aus: Stufen bis zum abwinken. Zudem gab es dort keine Souvenirstände alle paar Kilometer. Bevor ich es vergesse: Auf der anderen Seite des Berges konnte man eine Seilbahn hoch nehmen. Das war uns bewusst und wir wählten absichtlich den schwereren Weg, da es einfach cooler ist. Denn Seilbahn kann ja jeder. 5 Stunden einen Berg hochlaufen und das in völliger Dunkelheit und dazu noch die ganze Zeit Regen traut sich nicht jeder. Nach etwa weiteren 2 Stunden kamen wir endlich oben an. Es war sehr nebelig und man konnte die Hand kaum vor Augen sehen. Ich schenkte es mir Fotos zu schießen, da es ersten viel zu dunkel und zweitens viel zu nebelig war. Wir suchten den Rest der Truppe, die eigentlich schon längst hätten wir sein sollen. Zufällig trafen wir Francois und Alis, die wohl weiter oben waren. Die oberste Plattform war offenbar gesperrt bzw. nicht passierbar. Alis erzählte ganz voller Aufregung, dass er ganz alleine und verlassen war und echt schiss hatte, bis Francois aus dem Neben auftauchte und ihn sozusagen rettete. Seltsamer Typ, aber meistens ganz nett. Sie wussten aber auch nicht wo der Rest war. Niko fand Sie zufällig in der Eingangshalle eines Hotels sitzen. Wir gingen herein und der Pförtner empfing uns. Wir sollten doch bitte leise sein. Der Rest sitze dort und schlürfte Tee, den Sie für wirklich viel Geld gekauft hatten (240 Yuan). Ich bekam auch eine Tasse ab. Ich zog die schlimmsten Sachen aus (Schuhe, Regencape) und bereitete mich zum trocknen vor. Yan Lin organisierte dann aber Betten, damit wir ein wenig schlafen konnten. Er buchte 4 Dreierzimmer und teilte zu jedem Zimmer 4 Leute zu. Dass hieß, einer hatte kein Bett. Ich kam mit Harry, Jochen und Francois auf ein Zimmer und es gab sogar eine heiße (!!!) Dusche, Die Zimmer waren klein aber sauber. Jochen brachte ein Opfer und verzichtete auf ein Bett und setzte sich stattdessen lieber in einen der Sessel. Wir duschten alle nacheinander (natürlich heiß!!!) und legten uns Schlafen. Das war die erste heiße Dusche seit fast 3 Monaten. Ein geiles Gefühl! Meine nassen Sachen legte ich irgendwo hin, wo Platz war und lies sie so gut wie möglich trocknen. Schnell schlief ich ein und wachte gegen halb 6 wieder auf. Sie Sonne war schon aufgegangen und der Rest schlief noch. Bis auf Jochen, der schon (oder noch?) war wach. Wir waren einer Meinung und hatten vor uns mal nach den anderen umzusehen. Wir zogen uns wieder an und schlichen leise aus dem Zimmer. Keiner war draußen zu sehen und es war immer noch verdammt nebelig. Wir warteten eine Weile in der Eingangshalle und hofften jemand würde auftauchen. Doch nichts geschah. Jochen und ich entschlossen wieder zu den Zimmern zu gehen und mal an einer der Türen zu klopfen, von den wir wussten, dass Sie zu uns gehörten. Im Assi-Zimmer (mit Alis) wurden wir unfreundlich empfangen und gingen daraufhin wieder hinaus. Peter kam allerdings später raus und checkte ebenfalls die Lage. Da keiner von uns wusste, wo das Zimmer von Yan Lin oder meinem Shifu war, mussten wir wieder warten. Irgendwann trafen wir auf Nils, der wusste wo das Zimmer von Yan Lin, Max und Mathild war. Wir klopften und scheuchten Sie aus den Betten. Der Rest wurde dann irgendwann ebenfalls von Yan Lin aus den Betten gescheucht und dann checkten wir im Hotel aus. Draußen sah man die Hand vor Augen nicht und die Sonne stand eh schon am Horizont. Deshalb entschlossen wir uns den Berg wieder hinunter zu gehen. Oder besser gesagt die Seilbahn zu nehmen, denn keiner hatte mehr so wirklich Lust die ganzen Stufen hinunterzulaufen. Nach ein paar hundert Metern kamen wir an der Seilbahn-Station an. Gesperrt und damit geschlossen. Damit blieb uns nur eine Möglichkeit: die Treppen zu nehmen. Ich schoss noch ein paar Fotos auf dem Rückweg (sofern es der Neben zuließ) und verlor damit wieder an Anschluss an der Gruppe. Mit Yan Lin und Niko (Schweizer sind eben nicht die schnellsten) stieg ich den Berg hinab. Weiter unten lichtete sich der Nebel und es wurde auch wieder etwas angenehmer (=wärmer). Wir gingen gut 1 ½ Stunden den Berg hinunter und kamen an eine Busstation, die den restlichen Weg bewältigt. Niko und ich warteten dort auf Yan Lin und kauften uns dann für 30 Yuan ein Ticket hinunter. Im Bus zeigte mir Yan Lin eine Art Schweizer Taschenmesser in Kreditkartenform, dass er offensichtlich aus der Schweiz hat. Der Bus fuhr eine ganze Weile und als wir dann ausstiegen, landeten wir in irgendeiner Stadt und mussten einen Bus zurück zu unserem Taxibus nehmen, da wir irgendwo anders rausgekommen sind (vermutlich auf der anderen Seite des Berges). Nach einem kurzen Fußmarsch kamen wir dann endlich an. Wir waren fast die letzten am Bus. Wir warteten auf die anderen und fuhren dann los. Yan Lin meinte, wir fahren nun zunächst einmal Essen. Nach ein paar Stunden Fahrt kamen wir an einem Ort umgeben von Maisfeldern an. Erinnerte mich ein wenig an Deutschland. Dort standen 2 oder 3 Pavillons und in der Mitte war ein netter Garten angelegt. Yan Lin erwähnte dann, dass er hier einen alten Kung Fu-Bruder trifft und das. wir hier etwas zu essen bekommen. Wir folgten ihn in dem Keller und man servierte uns an einen edlen Tisch reichlich Essen. Das Essen war wie immer natürlich Chinesisch. Es gab viel zu viel ekeliges (ich war nicht der einzige mit der Meinung) und viel zu wenig „normales“ Essen, wovon man auch satt werden kann. Fazit war, dass nicht alle satt wurden, obwohl es wirklich viel zu essen gab und wie immer mehr als die Hälfte übrig blieb. Mit meinem Shifu und den restlichen Ausländern gingen wir nach Draußen zum Taxibus und durften dort knapp 2 Stunden auf Yan Lin warten, der mit seinen Kung Fu-Bruder ein wenig feierte. Jedenfalls rochen Sie danach nach Rauch und Alkohol (zumindest sein Kung Fu-Bruder mit der Sippe). Dann machten wir noch ein Foto mit den Köchen und den Kung Fu-Bruder und fuhren endlich weiter. In der Pause kam nämlich ganz schön Langeweile auf. Alle waren müde und manche noch hungrig. Ich setzte mich in der Pause in den Bus und unterhielt mich mit ein paar anderen. Einige übten ihre Formen und der Taxifahrer und unser Shifu machten währenddessen den Taxibus von außen sauber. Dann fuhren wir wieder ein Stückchen weiter und kamen bei Yan Lins Elternhaus an, dass in Mitten einer dreckigen, Slum-ähnlichen Stadt / Dorf lag. Wir passierten das Tor und kamen in einen typischen kleinen Hof, wo wir von seiner Mutter und ein paar anderen Chinesen (Verwandtschaft denke ich mal) empfangen wurden. Wir wurden ins Wohnzimmer gebeten und bekamen Sojamilch die keiner trinken wollte und heißes Wasser (heißes Wasser wird hier teilweise anstelle von Tee getrunken). Wir konnten kurz Fernsehen schauen und dann bereitete die Familie draußen im Hof einen Tisch vor, wo wir uns versuchen konnten Teigtaschen herzustellen. Der Tisch war schnell voll und ich ging mit den anderen, die keinen Platz mehr bekamen wieder ins Haus und chillte auf dem Sofa. Im Wohnzimmer hangen Bilder. Auf einigen de Bilder konnte ich einen Mann erkennen, den ich schon mal gesehen hatte: der Finanz-Mann aus der Schule. Es ist Yan Lins Vater. Ich hing anschließend nur noch im Sofa und schlief irgendwann ein. Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen hatte, aber irgendwann wurde ich wach, da jemand zum Essen rief. Ich ging raus und setzte mich im Hof an den niedrigen Tisch auf einen niedrigen Hocker. Auf dem Tisch standen reichlich Teigtaschen (mit Bohnen) und später wurden noch andere Speisen serviert. Ich aß meine Schale auf und war danach sogar wirklich satt. Das Essen war deutlich besser als das im Restaurant. Yan Lin war währenddessen im Haus und schlief. Nach dem Essen lies unser Shifu ihn wecken, damit wir aufbrechen konnten. Wir stiegen wieder in das Auto und fuhren schließlich nach zurück zur Schule. Während der Fahrt wurde es dunkel und die Umgebung lud zum schlafen ein. Es war zwar verdammt ungemütlich und eng, aber die Müdigkeit machte es möglich. Nach 3 oder 4 Stunden machten wir noch einen kurzen Stopp an einer Autobahn-Raststätte. Dort kaufte ich mir eine Packung Kekse und dann ging es weiter. Knapp 3 Stunden später kamen wir an der Schule an. Auf den letzten Kilometern gab der Taxifahrer Richtig Gas und wir bangten schon um unser Leben. Denn anders als in Deutschland fährt man hier ohne Verkehrsregeln. Wer hupt hat recht. Das einzig praktische daran ist, dass man in der Regel immer sehr vorsichtig und mit Rücksicht auf andere fährt. Das klappt allerdings nicht, wenn man rast wie ein Bekloppter. Die fehlenden Sicherheitsgurte und die zu niedrigen Kopfstützen (wenn Sie denn da waren) machten das Ganze nicht erträglicher. Dennoch kamen wir wie gesagt lebendig an. Ich war tot müde und ging rasch hoch in mein leeres Zimmer. Es war inzwischen 22 Uhr, ich packte meine Tasche aus und hing die nassen Klamotten auf Kleiderbügel zum trocknen, lud meine Geräte wieder auf und fiel halb tot ins Bett. Der Trip war sehr anstrengend, da wir nur sehr wenig geschlafen hatten und wenn wir geschlafen haben, war es ziemlich unbequem. Dazu kam das Wetter, dass ab Donnerstag irgendwie scheiße war (permanenter Regen + dichter Nebel + Kalt). Dennoch habe ich viel erlebt und gesehen. So weiß ich nun z.B. wie eine normale chinesische Familie lebt. Morgen geht es regulär mit dem Training weiter.