In letzter Zeit wache ich immer erst mit der Klingel auf (oder später). So wie heute… mit 5 Minuten Verspätung beeilte ich mich doppelt und kam tatsächlich noch pünktlich, nein so gar als erster aus unserer Gruppe unten an. Kurz darauf kamen Christopher, der ständig rumtrödelt und noch später Max, auf den wir ein paar Minuten warten mussten. Unser Shifu fragte uns, ob wir den Berg hochlaufen wollten. Christopher und ich nickten, während Max wieder nicht mitmachen konnte. Wir gingen also alleine Richtung Berg und sahen heute ausnahmsweise mal Yuans Gruppe, die sonst nie den Berg hochlaufen, die sich ebenfalls auf dem Weg machten. Da sich einige aus Yuans Gruppe ziemlich toll fühlen, haben wir ihnen beim Laufen mal gezeigt, wie toll sie sind. Nach dem wir alle überholt hatten, ging es noch weiter und wir holten sogar fast die Sanda-Gruppe auf, die einige Minuten vor uns gestartet ist. Viele aus Yuans Gruppe gaben schon nach ein paar Metern auf und fingen an zu gehen oder kehrten sogar direkt um. Das kommt davon, wenn man jeden Abend nur 2 Runden laufen will. Als wir dann wieder runtergingen und dann den Weg Richtung Schule einschlugen, fanden wir unseren Shifu mit der Kindergruppe in den Straßen auf aus wartend. Zusammen gingen wir wieder zur Schule zurück und übten die Form weiter. Dann noch kurz die Stockform und dann war endlich Ende. Während der ganzen Aktion vor der Schule konnte ich einen Blick in die Schulküche werfen, da die Seiteneingangstür offen stand. Das gibt mir wieder zu denken… zumal das Frühstück nahte. Nichts desto trotz ging es dann zum Frühstück runter und lies es mir so wie immer schmecken. Das Frühstück ist glaub ich die beste Mahlzeit des Tages hier. Denn die Brötchen sind meistens sogar warm. Mittags kann ich den Reis schon nicht mehr sehen. Noch nicht mal der Ketchup kann das verhindern. Und abends gibt’s meist kaltes Essen. Niko lieh sich den Haartrimmer von Christopher aus und dann war wieder Training. Ich nahm mein Jian mit (wie mit meinen Shifu abgesprochen) und das freie Training begann. Mein Shifu zeigte mit die Basics mit dem Jian, die ich die ganze Zeit übte. Die Basics waren unter anderem eine vorwärts und eine rückwärts Kreisbewegung mit dem Schwert, bei der man einen Schritt vor bzw. Zurück macht und die zweite Hand dabei passend zur Bewegung hin und her Bewegen muss. Dann gab‘s noch einen Wirbel, den ich schon vom Gum aus kannte und einen Stoß bei dem die Klinge flatterte. Nach kurzer Zeit waren meine Hände wund und ich lies Sie von Max tapen, der gerade damit beschäftigt war seine Kettenpeitschen zu tapen. Dann ging es weiter mit den Übungen. Nach dem Training stand normalerweise Buddha Class an. Aber ich war einfach zu müde und ich schlief die ganze Zeit, während Christopher zockte. Nach einer guten Stunde wurde ich von lauten, kleinen Chinesen, die auf den Gang rumrannten und rumschrien aus dem Schlaf gerissen und schrieb darauf den ersten Teil meines Tagesberichtes fertig. Bis zum Essen war dann noch mal ausruhen angesagt. Beim Essen versuchte ich eine neue 20 Liter Flasche Wasser zu kaufen (für den Boiler). Leider ausverkauft. Heute Nachmittag soll es wieder neue geben. Nach dem Essen half ich Niko beim Haare schneiden. Auf 8mm durften Sie runter und wir erledigten diese Aufgabe innerhalb von 10 Minuten auf dem Dach. Christopher hatte sich Yuens UMTS-Stick ausgeliehen um irgendwas mit den Steuern nachzuschauen, da er noch immer von seinem ehemaligen Arbeitgeber bezahlt wurde. Er wollte so verhindern, die ganzen Steuern bezahlen zu müssen. In Dänemark kann man das alles über das Internet abwickeln. Man hat nämlich eine spezielle Identifikationsnummer, die jedem Computer zugeordnet ist, so dass nur man selber Zugriff drauf hat. Ich wollte gerade schlafen, da klopfte es an der Tür. Christopher meinte, es könnte Yuen sein, der seinen UMTS-Stick wiederhaben wollte. Als ich jedoch die Tür öffnete, gab es eine böse Überraschung. 2 kleine Chinesen standen davor und kamen direkt rein und belagerten wieder unser Zimmer und wollen an Christophers Laptop spielen. Er war aber noch lange nicht fertig und wollte Sie nicht so recht spielen lassen. Ich natürlich auch nicht und versuchte mein Handy zu verstecken. Zu spät, denn Sie hatten es bereits entdeckt und versuchten die Tastensperre raus zumachen. Ratlos gaben Sie es an mir weiter und ich sollte es machen. Ich stellte mich dumm und tat so, als ob es kaputt wär. Irgendwann gaben Sie dann auf und belagerten weiterhin Christopher. Wir beide versuchten den beiden Kleinen dann 1 ½ Stunden zu erklären, dass Sie später wiederkommen können um zu spielen. Das klingt einfacher als gesagt, denn Sie sprechen nur ein paar Brocken Englisch und wir nur ein paar Brocken Chinesisch. Zumal wollte sich einer der beiden (der Anführer) nicht so leicht abwimmeln lassen. Der andere war schon drauf und dran zu gehen, wurde aber vom Anführer zurückgehalten. Mist! Auch der Versuch von Christopher Sie im Zimmer von Harry und Christian abzugeben schlug fehl. Das ganze fand ich irgendwie wieder witzig, aber irgendwie auch nicht, da ich wirklich schlafen wollte. Aber die Chinesen waren harte Brocken und man wurde Sie einfach nicht los. Christopher war schon richtig sauer, lies sich es aber vor den Kindern nicht anmerken. Selbst mit Hilfe des Übersetzungsprogramms auf seinem Computer rafften es die Kleinen nicht. Aber irgendwann (wie gesagt nach 1 ½ Stunden) haben Sie es dann doch gecheckt und verließen das Zimmer. In 20 Minuten sollten Sie wiederkommen, wie vor 1 ½ Stunden von uns beschlossen. Jedoch haben wir da noch nicht erwartet, dass es so lange dauern würde die Kleinen los zu werden. Grrrr. Ich legte mich hin und kurze Zeit später klopfte es wieder und die Kinder kamen wieder rein. Dann lies Christopher Sie auch bald spielen und Sie blieben wie erwartet wieder bis zum Trainingsbeginn. Während die beiden Spielten (eigentlich durfte nur der Anführer wieder spielen) hauten wir uns noch eine halbe Stunde aufs Ohr und genossen die Spielgeräusche…
Dann ging es runter. Mit Jian (Schwert) und Gun (Stock) bewaffnet gingen wir nicht zur Trainingshalle, sondern trainierten wieder vor der Schule. Zunächst liefen wir ein paar langsame Runden und dehnten uns dann eine ganze Weile. Unser Shifu hatte ganz offensichtlich gute Laune, denn er unterhielt sich mit uns und den Kindern an der Tischtennisplatte, während wir uns alle dehnten. Die Kinder quatschten uns wieder zu und es entwickelte sich ein sehr witziges Gespräch. Max, der von einem der Kinder beobachtet wurde, wie er ständig mit einer neuen Französin flirtet, wurde dann zum Hauptgesprächsthema. Denn der Kleine hat unseren Shifu davon berichtet und nun sagen alle immer „Hodie (Max sein chinesischer Name; weiß leider nicht wie man das schreibt) buchhao“. Also „Max nicht gut“, weil er sich mit Mädchen abgibt. Als ich dann Kuss-Geräusche machte, ging das Gelächter endgültig los und alle ritten auf ihn rum damit. Wir blödelten noch ein wenig (oder auch ein bisschen mehr) rum und dann meinte unser Shifu, dass wir ja auch ein Gruppenfoto machen könnten, da die Kinder ja in ein paar Tagen abhauen. Ich holte also meine Kamera aus dem Zimmer und wir machten ein paar coole Fotos. Dazu posten wir in den verschiedensten Posen und unser Shifu war natürlich auch mit dabei. Dann sollte Max noch Taekwondo vorführen und gegen eins der Kinder kämpfen. Der Kampf war natürlich nicht ernst aber trotzdem witzig anzusehen. Dann war „Break“ angesagt. Statt aufs Zimmer zu gehen blieben wir mit dem Rest unten. Mir kam die Idee doch die Pratzen einzuweihen, die ich gekauft hatte und holte Sie schnell aus dem Zimmer. Nach ein paar Mal gegentreten war es aber auch schon langweilig und wir fragten unseren Shifu lieber nach Formen und Posen. Dann posten wir mit verschiedenen Waffen (Dao, Jian, Gun) und schossen Fotos dazu. Und wir klärten ab, dass wir, bevor wir nach Hause fliegen noch mit unseren Shifus Fotos in den Bergen machen wollen. Unser Shifu war einverstanden, aber wollte das wir dazu Shaolin-Kleidung tragen. Na kein Problem! Gibt’s ja hier im Shop. Er zeigte uns noch ein paar Schwert und Dao Formen und dann ringte mit Max. Max unterlag übrigens 😉
Wir hatten „Free Practiese“ und unser Shifu ging mit den Kindern die Formen durch. Der Dad unseres Shifus war die ganze Zeit auch anwesend und machte zwischendurch ein paar Fotos oder Videos, die aber leider nicht besonders gut wurden. Dann machten wir kurz Tai Chi mit der gesamten Truppe. Im Anschluss zeigte uns unser Shifu noch die Tai Chi-Form. Leider filmte sein Vater das Spektakel nicht. Ne ne ne, sehr schade. Aber wir kriegen ihn bestimmt nochmal dazu, uns die Form zu zeigen, damit wir Sie aufnehmen können. Jeder durfte dann einmal vor versammelter Gruppe die Shao-Form aufführen und am Schluss zeigte lief unser Shifu sie sogar (ich filmte dabei). Dann war schon Ende und wir hatten nicht viel gemacht. Aber es war ganz bestimmt das witzigste „Training“ seit langem oder besser gesagt seit überhaupt. Zudem habe ich was Interessantes erfahren: Die sogenannte Pommesgabel, bekannt aus Metal und Co. (das Handzeichen), bedeutet in China „Ich liebe dich“. Und das ist so: Wenn man die Finger zählt, so zählt man den vom kleinen Finger an rückwärts. Jeder Finger, der dabei ausgestreckt ist wird ausgesprochen. Also 5, 2, 1. Wu, Er, Yi. Wenn man jetzt ein bisschen mit der Sprache schlabbert heißt es „Wu Ai Ni“, also „ich liebe dich“. Und! Wenn man Shifu etwas anders ausspricht heißt es Hochzeit. Neues Wortspiel deswegen: Shifu Sifu (=Shifu Hochzeit). Löst immer einen Lacher unter den Shifus und Chinesen aus. Nach dem Training musste ich mich dennoch duschen, da man es nicht verhindern kann nicht zu schwitzen. Dann gab es Essen und tatsächlich gab es auch wieder neues Wasser. Das Training fiel wie erwartet aus. Dafür hockten wieder die kleinen Chinesen auf unserem Zimmer und belagerten Christophers Laptop bis zum Meeting. Danach wurde Christopher zum Fußball spielen mit den Kleinen genötigt, während ich aufs Zimmer flüchtete. Ich schrieb meine Berichte zu Ende und dann klopfte es an der Tür. Wieder ein Chinese! Ich hatte eigentlich Christopher erwartet. Er spielte einfach an Christophers Laptop, während ich weiterschrieb. Dann war das letzte Meeting für heute. Abgrüßen, fertig schreiben und schlafen. Morgen wieder frei!