Nachdem wir ein wenig verschlafen hatten gingen wir erst einmal wieder zum Frühstück. Max und ich bestellten uns erst einmal ein Käse-Baguette vor, damit wir es mit zum Ausflug zur Großen Mauer nehmen konnten. Zum Frühstück aß ich endlich wieder Cornflakes mit echter Milch (keine Sojamilch!). Sehr lecker. Ich wollte dann eigentlich noch normales Wasser im Supermarkt kaufen gehen, da wir nur Wasser mit Geschmack hatten (eigentlich zu Süß). Der Supermarkt und viele andere Läden hatten aber noch geschlossen und ich wollte nicht so viele Miniflaschen mit mir rumschleppen, die es hier überall zu kaufen gab. Das alles ein wenig unter Zeitdruck, da wir ja ein paar Minuten zu lange geschlafen hatten. Denn eigentlich hatten Max und ich noch vor Morgens in den Park zu joggen und den Rentnern beim Tai Chi zuzuschauen. Daraus wurde aber nix, da wir einfach zu Müde waren. Grund dafür war, dass wir gestern noch so lange der weiblichen Gesellschaft Videos vorführen mussten, bevor Sie uns Eiskalt sitzen ließen. Wenn es nach mir gegangen wäre, wär ich erst gar nicht dazu gekommen und wär somit fitter gewesen. Aber nun ist es ja auch zu spät. Ich packte meinen Rucksack mit wichtigen Sachen voll und schlang mein Frühstück hinunter (wieder Cornflakes). Dann war es schon Zeit aufzubrechen und wir setzten uns noch für eine Minute an die Rezeption. Mit ein paar anderen Touristen ging es dann wieder Richtung Bus. Wir hatten einen halbwegs modernen Reisebus mit Klimaanlage. 3 Stunden Fahrt lagen vor uns, Zum Glück hatte ich einen Doppelsitz und damit eine bequemere Position als ein paar andere. Die Fahrt verlief wenig spektakulär. Erst als wir der Mauer näher kamen wurde es interessant. Durch die Fenster sah man wie sich die Große Mauer eindrucksvoll durch das Gebirge schlängelte. Ich wurde neugierig. Wenige Minuten später kamen wir an und stiegen aus. Wir haben unser Ziel erreicht: der antike Teil der Großen Mauer. Mit dem chinesischen Reiseführer vom Hostel ging es dann gemeinsam die Treppen rauf (vieeeele Treppen). Naja… nicht ganz: ein ziemlich breiter Kerl kam nämlich nicht mit dem Tempo klar und kam erst gut 5 Minuten später an. Zugegeben: es war nicht leicht; zumal die Sonne ordentlich pralle. Aber wir waren jetzt ja schon deutlich schlimmeres gewohnt. Der Führer erzählte uns ein paar Takte zur Mauer und der Geschichte und erklärte uns dann, dass wir Sie nun 3 Stunden lang selbstständig erkunden dürfen. Er gab uns noch eine Anleitung wie weit man in den 3 Stunden kommen kann, da man ja auch noch den Rückweg einplanen musste. Treffpunkt war nämlich wieder der Anfang, wo wir gerade standen. Wir drei eilten die vielen ungleichmäßigen Stufen empor und waren schnell mit Abstand am schnellsten. Alle paar hundert Meter stand ein kleiner Wachturm, den man als Orientierungspunkt nutzen konnte. Bis zu 6 Türme könnten wir in dem Tempo schaffen. Die Mauer war sehr unterschiedlich erhalten. Teilweise gut restauriert und teilweise nicht mehr als eine alte Ruine. Teilweise war sie dich bewachsen und dazu bis auf einer Reihe Steine total verfallen und teilweise halt nicht. Sieht man auf den Bildern glaub ich recht gut. Die Landschaft war wirklich schön. Oder besser gesagt die Mauer, wie Sie sich über die Hügel schlängelte. Genauso wie man es sich halt vorstellt. Nur halt noch eine Nummer cooler. Dagegen kann die Verbotene Stadt einpacken 😉
Es war aber auch recht anstrengend die Mauer ständig hoch und runter zu laufen, da der Zustand wie gesagt manchmal sehr zu wünschen übrig ließ. Irgendwann kamen wir an Turm 6 an und beschlossen hiernach umzukehren, da die Zeit auch schon fast um war und wir ja noch den Rückweg einplanen mussten. Nach und nach kamen die anderen Touristen nach. Ich muss dazu sagen, dass wir die einzigen Touristen weit und breit waren, da es ein antiker Teil der Mauer war. Hier kommen kaum Touristen hin, weil es ihnen zu anstrengend oder zu gefährlich ist (man kann hier leicht 10 Meter in die Tiefe stürzen). Wir machten Pause und ich aß eine Hälfte meines Baguettes. Wir machten wieder ein paar Posing-Fotos und gaben den anderen Ausländern Tipps zu Kung Fu-Posen (wir waren nun bekannt als die Kung Fu’ler). Max meinte, er müsse unbedingt einen Stein von der Großen Mauer runter werfen und nahm einen Stein in die Hand. Dann schleuderte er ihn rüber auf die Mongolisch Seite und verlor dabei sein Armband. Denn als er den Stein mit all seiner Kraft schleuderte, dachte sich das Armband, dass es einfach mal mitfliegt. Es hat schon ein wenig gedauert, bis er realisiert hatte, dass sein schmuckes Armband nun im Gesträuch der Mongolischen Seite der Großen Mauer lag. Ich fands lustig und die anderen auch. Nur Max schien ein wenig bedrückt. Leb wohl, Armband.
Wir machten uns auf dem Rückweg und trafen noch auf die restlichen Touristen, die es nicht so weit geschafft hatten. Immer wieder hielten wir wieder für Fotos an. Fabian holte sich zuvor noch einen Dorn in die Finger, da er unachtsam von einer Anhöhe der Mauer in ein Dornengebüsch gesprungen war und war von nun an damit beschäftigt sich den Dorn aus dem Finger zu puhlen. Nach einer guten Stunde kamen wir wieder am Startpunkt an. Auch der dicke Tourist war da. Er hatte es sicher nicht einmal zum ersten Turm geschafft, da war ich mir sicher. Wir sammelten uns dort und der Reiseführer sagte uns nun, dass wir einen anderen Rückweg zum Bus nehmen und dann in ein Restaurant fahren um dort zu Mittag zu essen. Nach ein paar Minuten Wanderung fuhren wir ein paar Minuten zum Restaurant (wie vermutet ein Chinesisches). Ich kann Chinarestaurants nicht mehr sehen. Die anderen ausländischen Touristen waren natürlich begeistert chinesisches Essen zu bekommen. Uns ging es wirklich zum Hals raus. Es war ein typisches Restaurant: weiße Fliesen, irgendwie kahl und von der Atmosphäre her wie ein Badezimmer. Dazu dann das typische Essen. Als wir ankamen war alles schon direkt startklar. Alles wurde frisch aufgetischt und sah zu meiner Überraschung gar nicht mal so schlecht aus. Es wurde offensichtlich deutlich an westliche Bedürfnisse angepasst. So gab es auf Anfrage sogar Messer und Gabel und es gab keine ekeligen Ganz-Tier-Suppen, die sicherlich jeden hier abgeschreckt oder zum reiern bewegt hätten. Das Essen war einfach aber gut. Die anderen Ausländer waren wieder begeistert wie gut wir mit Stäbchen essen konnten. Tja. Ich fand es cool. Während alle mit ihren Stäbchen versuchten irgendwas von den Tellern in der Mitte zu picken konnte ich mir den Bauch vollschlagen. Wir plauderten mit einem älteren, bayrischen Ehepaar und dann ging es auch wieder los. Gut 2 ½ Stunden später kamen wir wieder in Peking City an und wurden nahe des Hostels raus gelassen. Zunächst war wieder duschen angesagt. Max und ich wollten den restlichen Tag noch unbedingt nutzen und noch einmal zum Schwarzmarkt und dann wirklich einzukaufen und anschließend noch zur Massage. Denn es war schon halb 6 und die Salons haben ja auch nicht bis in alle Ewigkeit offen. Nachdem wir alle fertig waren mit duschen, gingen wir wieder zur U-Bahn und fuhren zum Silkmarket (so nannte sich der Schwarzmarkt).Als wir da auf die nächste U-Bahn warteten, meinte Max zu Fabian, der ebenfalls ein Armband hatte, er soll mal so tun, als ob er einen Stein wirft. Zuvor hatte Fabian nämlich rumgeprahlt, dass das Armband bombenfest sitzt und gar nicht abfliegen kann. Er holte zum Phantomwurf aus und zielte dabei auf ein Plakat auf der Insel zwischen den Gleisen. Wie vermutet sprang das Armband ab und schmetterte gegen das Plakat und prallte anschließend davon ab und kullerte auf die Schienen. Haha. Ich fand‘s geil. Nach gut 20 Minuten kamen wir an und stöberten diesmal fleißiger als noch gestern. Immerhin war heute unsere letzte Gelegenheit. Max wollte sich Schuhe kaufen und erzählte in seiner Naivität dem Verkäufer alles wahrheitsgemäß was er wissen wollte und hoffe dadurch wahrscheinlich einen guten Preis zu erzielen. Fehlanzeige. Jetzt hatte der Verkäufer ihn in seinen Händen. Ein entkommen war nicht mehr möglich. Fabian und mir wurde das zu langweilig und wir gingen auf eigene Faust los um weiter zu shoppen. Da in der ganzen Etage aber nur Schuhe und Taschen angeboten wurden, wollten wir bald darauf das Stockwerk wechseln. Dazu suchten wir Max auf, der nicht mehr an Ort und Stelle war. Der Verkäufer wies uns in eine Richtung, in der wir dann gingen. Ein anderer Verkäufer, der offenbar alles mitgehört hatte meine darauf „Maybe your friend has gone THIS way?“ und deutete dabei auf seinen Shop. Ein ganz schöner Witzbold 😉
Cool drauf sind die Leute hier ja wohl. Fabian und ich handelten dann noch ein wenig mit den jungen Verkäuferinnen und brachen dabei wieder tausend Herzen. Fabian und ich lassen sich aber nicht so leicht übers Ohr hauen wie es der Max so gerne tut und wir erzielten somit ganz gute Preise. Es machte uns einen Heidenspaß so lange mit den Verkäuferinnen zu diskutieren, bis sie klein bei gaben und uns einen guten Preis machten. So handelten wir jeweils ein Polyester-Fake-Shirt von ehemals 1200 Yuan auf jeweils 70 runter. Problem an der Sache ist nur, dass es immer recht lange dauert sie so weich zu kloppen. So verbringt man nicht selten 20 Minuten am gleichen Stand, obwohl es duzend weitere Stände mit dem gleichen Angebot gibt. Sowas könnte echt mein Hobby werden. Man merkt aber auch, dass alle Verkäufer hier verdammt gerissen und erfahren sind, wenn es um Preisverhandlungen geht. Weist man Sie auf Mängel hin, überdecken Sie es sogleich mit irgendeinem flotten Spruch oder dergleichen. Viele Ausländer lassen sich hier leicht übers Ohr hauen. Man muss aber auch tierisch aufpassen, da hier dicht gedrängt wird. Taschendiebe sind hier sicher auch viele dabei. Bei der Elektronik ist ebenfalls Vorsicht geboten. So erzählte mir Neu-Max vor ein paar Tagen noch, dass er sich einen USB-Stick mit 400 GB Speicherplatz gekauft hat. Als der Verkäufer ihm das Gerät vorführe schien tatsächlich alles zu klappen. Zuhause merkte er aber, dass der USB-Stick ihn verarsche. Er kopierte tatsächlich eine große Menge Daten. Allerdings sinnlos und auf dem Stick war im Nachhinein nur 2 GB Speicher, der mit Schrottdateien gefüllt war. Viele Elektrogeräte sind zudem gefälscht oder geklaut. Besser Finger weg! Ich kaufte mir ein paar T-Shirts, Polyester-Shirts, einen Trainingsanzug und schließlich ein traditionelles Gewand. Das war nämlich so. Wir waren gerade auf dem Rückweg, da die Geschäfte langsam aber sicher schlossen, da zerrte mich eine junge Verkäuferin frech in ihren Laden und fragte ob ich nicht auf China-Style stehe. Ein einfaches „NEIN“ war offenbar zu kompliziert und so schaute ich gelangweilt auf die chinesischen Klamotten und tat ein wenig interessiert. Max und Fabian, die eigentlich schon vorgelaufen waren kamen zurück und schauten direkt mit. Max machte dann einen großen Fehler und zeigte Interesse an einem Stück. Er unterhielt sich in ruhiger Tonlage mit der alten Dame des Standes, die vermutlich die Mutter der jungen Dame war und hoffe offenbar wieder einen guten Preis zu bekommen. Ruck zuck kaufte er es und das nehm ich ihn echt übel. Denn ich hatte ebenfalls vor etwas zu kaufen und wie man Max so kennt, bezahlt er immer viel zu viel. Für ein chinesisches Hemd mit Hose bezahlte er sage und schreibe 150 Yuan!!! Damit stand der Preis fest und mir war klar, dass ich es unmöglich für weniger bekommen kann. Zumindest nicht hier, aber das Problem war, dass die anderen Läden gerade alle am schließen waren. Nur noch ein Bruchteil der Läden hatte offen. Ich sagte der alten Frau klipp und klar, was ich wollte und wie viel ich bereit war zu zahlen. Das passte ihr natürlich nicht, da der Preis deutlich unter den Preis von Max angesetzt war. Sie schickte mich weg und ich ging. Doch dann holte sie mich doch wieder zurück (war zu erwarten) und meinte wir sollten nochmal über den Preis sprechen. Im Nachhinein kaufte ich das Ding für 147 Yuan, was absoluter Wucher ist. Mehr als 50 war es nämlich definitiv nicht wert. Hätte Max mal einen besseren Preis raus gehandelt oder zumindest mir das Handeln überlassen wären wir sicher schon für 50 Kuai rangekommen. Wir machten uns dann durch die abgedunkelten Gänge zum Ausgang auf. Dabei trafen wir noch ein Israelisches Mädchen unseren Alters, die immer noch am Shoppen war (der Sicherheitsbeamte war schon kurz davor Stress zu machen). Wir fragen Sie nach dem Ausgang, da überall die Türen verschlossen waren. Nachdem Sie fertig geshoppt hatte begleiteten wir sie (oder Sie uns) zum Ausgang und wir gingen erst mal wieder nach Mäcces. Max und Fabian schmissen sich wieder voll an Sie ran. Total peinlich was Sie wieder alles von sich gaben. Eine alte Frau bettelte mich an eine sowas von eindeutig gefälschte Rolex von ihr zu kaufen und gab gar nicht mehr auf. Ich musste mich losreißen und davon rennen um sie los zu werden. Mit der U-Bahn näherten wir uns weiter dem Hostel. Auf den letzten paar hundert Metern besorgte ich mir den Schlüssel von Max, da er mit der Israelin noch am rumtrödeln war und ich einfach nur ins Bett wollte. Fabian versuchte sich mit Hilfe vom U-Bahn-Personal sein Armband von den Schienen zu fischen. Ich ging also schnellen Schrittes vor zum Hotel und haute mich nur noch ins Bett. Ich war Tod müde. Morgen steht meine Abreise an. Fabian und Max reisen morgen auch aus Peking ab und fahren mit dem Zug zurück nach Zhengzhou. Max muss darauf hin mit dem Flieger wieder zurück nach Peking fliegen um dann nach Hause zu fliegen, da er unbedingt beide Flüge in Anspruch nehmen muss. Fabian fliegt von dort aus weiter nach Australien um seine Schwester zu besuchen. So trennen sich unsere Wege.