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Chinablog

- Meine Reise nach China -

20. August 2010

Das Leben geht weiter

Es gibt gute Neuigkeiten: Meine Kamera konnte ich in Jiaozou für 170 Yuan reparieren lassen. Das heißt, ich kann nun wieder Fotos schießen.

Der Trip zum Konfuziustempel der angesagt war, wurde auf den 23. oder 25. August verschoben, da das Wetter und die Reisebus-Firma nicht mitspielten. Ansonsten kann ich nicht viel neues berichten. Das Training hat sich wieder auf einem normalen Level eingependelt und wir lernen weiter fleißig die Formen. Zwischendurch (so wie heute Morgen) zeigt uns unser Shifu immer wieder neue Kung Fu-Übungen.

Mir bleiben gerade mal gut 2 Wochen in China. Die Zeit geht also dem Ende nahe…

Heute mal nur ein paar Bilder von Christopher, da meine Kamera ja kaputt war.

19. August 2010

Donnerstag, 19.08.2010

Ich wache auf und habe gut geschlafen. Draußen ist es ungewöhnlich dunkel. Christopher und ich gehen zusammen runter in die Eingangshalle und ich bemerkte, dass sich alle in der Halle anstatt draußen aufhielten. Das konnte nur eins bedeuten: Es regnete. Als ich nach draußen schaute regnete es tatsächlich und die Straßen waren nass. Wir stellten uns zu unseren Shifu in den Gang und es hieß „Break“. Ich ging wieder aufs Zimmer und hatte erst mal gut Rücken- und Nackenschmerzen und konnte deswegen nicht mehr liegen. Ich schaute deswegen seit langem meine Serie weiter und bald schon klopfte es an der Tür. Mein Shifu kam herein und wollte uns die Betten machen, damit es für die Zimmerkontrolle top aussieht. Aber als er Christopher noch im Bett schlafen sah, meinte er, er kommt später wieder. Bis zum Frühstück passierte nichts außergewöhnliches mehr. Selbst das Frühstück war wie immer. Jedoch war unser Tisch heute sehr leer. Harry ist seit 2 Tagen krank und liegt die meiste Zeit im Bett, Max kam nur kurz gucken und ging dann wohl wieder aufs Zimmer. Nach dem Frühstück lagen wir erst mal wieder in den Betten und machten nichts. Kurz nach 8 klopfte es wieder. Diesmal war es nicht unser Shifu, sondern 2 Kinder aus unserer Gruppe. Der 15 jährige Kommandogeber war auch dabei. Unser Shifu schickte Sie, um uns die Betten zu machen. Ich lies Sie mein Bett machen, was Sie wirklich sorgfältig hinbekommen haben. Christopher lag immer noch im Bett und lehnte die Großzügigkeit unseres Shifus ab und wollte es stattdessen selber machen. Da die Zeit bis zur Room inspection knapp wurde, fingen wir nun auch an unser Zimmer aufzuräumen, das schon wieder wie ein Saustall aussah. Diesmal zwar nicht so ordentlich wie beim letzten Mal, aber ich denke es war gut genug. Kurz nach dem Klingel, aber noch vor der Kontrolle kam unser Shifu kurz mit den Kindern zusammen gucken und bemängelte die eigentlich sehr sauber gefaltete Bettdecke von mir. Er gab ihnen einen Arschtritt und er sollte es nochmal machen. Da die Bettdecke in sich zusammenfiel, fragte der 15 jährige nach einem Buch zum darunterlegen, damit es eben aussieht. Christopher gab sein einziges Buch dafür her aber es reichte nicht. Sie gingen in Ihre Zimmer und holten 3 Schulbücher. Danach sah es besser aus. Wir machten weiter mit dem Aufräumen und dann kamen die Shifus herein. Alles soweit ordentlich. Bei der Staubkontrolle wurden Sie auch nicht fündig, da ich vorher schnell trocken drüber gewischt hatte. Einzig und allein den vollen Mülleimer haben Sie bemängelt. Den haben wir in der Zeit nicht mehr rausbringen können. Dann ging’s zum Meeting runter. Nach dem Vorlesen („Help yourself“) gingen wir dann zur Trainingshalle. Einer der vier Teppiche war durch den vielen Regen nass geworden und wurde umgeklappt, da auch der Boden da drunter nass war. Mit der Gruppe vom Pan-Shifu sind wir zusammen mit den Kindern dann 2 große Runden laufen gegangen. Der Weg führte durch ein Mini-Kaff und vorbei an der Straße zur Schule. Ich vermute eine Runde war etwas mehr als 3 KM lang. Teilweise war der Weg sehr matschig. Leichte Steigungen waren auch vorhanden. Ich hatte richtig Spaß am Laufen und ging sogar als einer der ersten ins Ziel. Nach dem Laufen sollten wir dann in die Halle gehen und uns dehnen. Nach dem kurzen Dehnen an der Dehnstange ging es dann auf dem Teppich weiter mit Power-Stretching. Ich wurde auserkoren die armen Kinder mit einem Bein am Boden festzuhalten, während unser Shifu das andere Bein soweit streckte bis man die Schmerzensschreie vernahm. Max und ich blieben dann auch nicht verschont und wurden gequält. Christopher ging es irgendwie nicht so gut und ging darauf zurück aufs Zimmer. Wir dehnten uns noch dann selbstständig weiter. Die 16-jährige Chinesin Yang Uih (oder so) wollte dann sehen, wie tief ich bei einer bestimmten Übung hinunter komm. Sie selbst konnte die Übung ohne Probleme und kam auch sonst ziemlich tief runter. Sie half mir dann beim Dehnen, indem Sie mich weiter runter drückte und dergleichen und ich bemerkte, dass ich wirklich sehr flexibel geworden bin. Beim Frontspagat fehlt nicht mehr viel. Wir wechselten uns dann mit dem Dehnen ab und irgendwann waren wir dann fertig. Unserem Shifu ging es offenbar auch nicht so gut, denn er lag die ganze Zeit nur regungslos auf dem Teppich rum. Auch die anderen Gruppen machten nicht viel mehr als wir. Nur die Gruppe vom Pan-Shifu hatte reguläres Training. Nach dem Dehnen passierte nicht mehr viel und wir konnten quasi machen was wir wollten. Ich stieg Max darauf auf den Rücken und massierte ihn mit einem Stock. Eines der Kinder machte das gleiche mit mir. Ich verpasste jedem der Kinder aus unserer Gruppe dann auch eine der Spezialmassagen und erhielt zum Ausgleich gleich mehrere zurück. Die beste und längste Massage bekam ich von dem Mädchen aus unserer Gruppe. Danach war ich wieder fit wie ein Turnschuh. Ich massierte Sie dann auch noch und dann war das Training auch schon zu Ende. Viel gemacht haben wir heute nicht, aber viel mehr hätte ich auch nicht gekonnt. Während ich duschte kam unser Shifu aufs Zimmer und wollte wissen ob ich nach Fangshuang muss um Geld für den Trip morgen abzuholen. Ich war mir nicht sicher und konnte auch nicht nachgucken, da ich wie gesagt unter der Dusche stand. Ich finishte also fast und schaute nach wie viel Geld ich noch besaß. Es reichte für den Trip aber ich ging wirklich out of Money. In der Eingangshalle suchte ich meinen Shifu und sagte ihn Bescheid, dass ich noch genug Geld habe. Er wollte aber nach dem Essen noch mal beim Elektroladen anrufen und dann mit mir nach Jiaozou fahren um die Kamera abzuholen. Ich beeilte mich also mit meinen Berichte schreiben und dann war es schon Essenszeit. Ich aß so schnell ich konnte und schrieb den ersten Teil meines Berichtes zu Ende. Dann war es Zeit aufzubrechen. Auf dem Weg runter traf ich meinen Shifu, der mich gerade holen wollte. Wir warteten unten auf das Taxi, dass etwa 15 Minuten auf sich warten ließ. Ich zeigte meinen Shifu noch mein Visa, dass bald abläuft und er klärte ihn, dass ich 3 Tage mehr brauch. Der Second-Headmaster sagte mir, dass der Preis für 3 Tage und 1 Monat der gleiche ist. Nämlich 300 Yuan. Dann ging es los. Zusammen mit meinem Shifu, dem Taxifahrer und den 15 jährigen Chinesen aus unserer Gruppe fuhren wir nach Jiaozou. Der Taxifahrer fuhr uns direkt an die Straße wo der Elektroladen war. Er kannte sich scheinbar gut aus, denn ich zeigte ihn nur den Wisch den ich bekommen hatte. Zu dritt gingen wir in den Elektroladen und mein Shifu klärte das mit der Verkäuferin. Tatsächlich war die Kamera repariert worden und funktionierte wieder tadellos. Sogar den Preis konnte mein Shifu noch senken. Von den  angeschlagenen 180 Yuan musste ich „nur“ 170 bezahlen. Yeah. Wir gingen wieder nach draußen zu der Stelle, wo uns das Taxi raus lies. Mein Shifu musste noch Medizin für seine Mutter besorgen und ging in die Apotheke. Er schickte den Jungen los zu einem Fast Food Restaurant und er sollte einen Burger kaufen. Dann fuhren wir zurück. Auf dem Rückweg machten wir noch Halt bei einer Bank, da ich Geld brauchte. Der Bankautomat in Jiaozou funktionierte nicht. Deswegen hielten wir in Fangshuang und ich hob mein Geld ab. Mein Shifu schlief auf dem Rückweg sogar ein. Für mich unmöglich, da das Taxi rappelte wie verrückt. Straßenzustand sei Dank. Nach meiner Ankunft in der Schule hatte ich genau 1 Minute Zeit bis zum Meeting. Ich zog mich schnell um und wir gingen anschließend los zur Trainingshalle. Wir begannen nach dem Aufwärmen mit dem Dehnen auf dem Teppich. Dann fuhren wir mit den Kicks fort und ließen schließlich noch einmal die Shao-Form bevor wir mit unseren Waffenformen fortfuhren. Mein Shifu zeigte mir wieder den nächsten Teil der Form. Problem dabei war, dass ich das Schwert zum flattern bringen musste, während ich einen Hieb damit ausführte. Das gelang mir erst nachdem die Stunde beendet war und wir uns auf dem Rückweg machten. Unser Shifu drängte uns dann noch zum Chinesischunterricht. Wir sagten ihn, dass die Lehrerin doof ist und wir kein Bock darauf haben und lieber schlafen würden. Er wollte mit ihr drüber reden. Als dann der Unterricht anstand, redeten sich Max und Christopher irgendwie raus. Nur ich durfte darauf hin noch gehen. Während Max und Christopher schlafen durften, wurde ich genötigt hinzugehen. Mit Musik und Wörterbuch ging ich los und traf meinen Shifu auf dem Flur der mir ganz hysterisch applaudierte, weil ich tatsächlich zum Unterricht ging. Hatte er wohl nicht erwartet. „Hao hao hao…“ hieß es darauf (also „gut“). Während der Stunden hörte ich Musik und blätterte in meinen Büchlein herum. Es fing an zu Gewittern und zu regnen. Zwischendurch fiel der Strom immer wieder aus. Nach der Stunde ging ich aufs Zimmer und ärgerte mich über den fehlenden Strom. Denn für morgen wollte ich gerne noch meine Kamera aufladen, die halb leer gezogen wurde. Beim Essen gab es dann doch warme Brötchen. Hätte ich nicht erwartet, denn ohne Strom ist es für gewöhnlich nicht möglich Sie aufzutauen bzw. zu erwärmen. Nach dem Essen gab es dann auch wieder Strom und ich konnte endlich meine Geräte aufladen. Beim Meeting stand dann fest, dass kein Training ist. Es regnete nämlich immer noch ein wenig. Zudem waren die Straßen wieder halbvoll mit Wasser. Bis zum nächsten Meeting hatten wir noch ungebetene Gäste auf dem Zimmer. Christopher lieh sich vorher noch Filme von Harry aus und wollte Sie gucken. Die 3 bis 4 Chinesen, die wir dann auf unserem Zimmer hatten verhinderten das. Sie spielten mit all unseren Sachen herum und sorgen für ein mittelmäßiges Chaos. Christopher drehte schon fast wieder durch, da er einfach nur seine Ruhe haben wollte. Als Sie dann alle verschwunden waren, ging es auch schon bald zum nächsten Meeting. Danach sollten alle die morgen zum Ausflug wollen in einen der Klassenräume gehen und warten. Yuen, der Second-Headmaster und unser Shifu kamen hinein und Yuen erklärte uns, dass der Trip verschoben wurde, da das Wetter nicht mitspielen würde und die Bus-Firma, von der wir den Reisebus bekommen hätten noch nicht fest zugesagt hat und deswegen nur einen Gammelbus bereitstellen hätte können. 2 Ausländer haben deswegen extra Ihren Flug umgebucht, damit Sie noch mit zum Konfuzius-Tempel können. Nun war alles umsonst. Der Trip soll stattdessen am 23. Oder 25. August stattfinden. Ich ging aus Zimmer zurück und schrieb meinen Bericht zu Ende, während Christopher schon schlafen durfte. Voll frech.

18. August 2010

Mittwoch, 18.08.2010

Die Glocke läutet und scheucht mich aus dem Bett. Wie jeden Morgen musste ich wieder auf Christopher warten, der wie immer wieder rumtrödelte. Ich statte meine Hände noch mit Tape aus, um zu verhindern, dass mein Schwert meine Haut durchscheuert und wir gingen runter. Heute Morgen war ein weiteres Mitglied in unserer Gruppe. Eines der Kinder ist nämlich wieder da und bleibt für ein Jahr. Er schaute ganz fröhlich und schien sich zu freuen hier sein zu können. Er ist übrigens 15 und war sozusagen der Aushilfs-Shifu oder de Kommandogeber unserer ehemaligen Kindergruppe. Eigentlich sollte heute aber noch das 16 jährige Mädchen hier sein, das neulich nach meiner nicht vorhandenen QQ-Nummer gefragt hat. Kommt vielleicht später. Jedenfalls ging es dann mit dem Training los. Zunächst 5 Runden warm laufen. Irgendwie fühlten sich meine Beine nicht richtig an. Liegt vielleicht daran, dass wir wieder eine etwas längere Pause hatten (mehr oder weniger jedenfalls). Nach 2 Runden ging es aber dann doch wie gewohnt. Nach dem stretchen begannen wir kurz mit den Basisstellungen und übten dann mit unseren Waffen. Mein Shifu zeigte mir die ersten paar Bewegungen der Schwertform. Max zeigte er auch die ersten Bewegungen der Säbelform und Christopher durfte die Stockform weiterlernen. Ich muss sagen, der Anfang der Schwertform ist ganz schön fies, da man direkt mit einer Art tiefen Kniebeuge beginnt. Da man beim üben der Form den Anfang jedoch immer am meisten machen wird, habe ich bald viele Kniebeugen vor mir. Da hat Max es mit seinen Handbewegungen einfacher. Nach ein paar Versuchen sah mein bisschen Form wohl schon ganz gut aus, denn mein Shifu meinte „beautiful“. Nach dem Trainingsende gingen wir zum Frühstück. Christopher und ich hatten uns gestern im Supermarkt zudem Haferflocken gekauft und nahmen uns eine Schüssel voll zum Frühstück mit runter. Ich gab heißes Wasser und Schokoladenstücken dazu und hatte damit eine vollwertige Mahlzeit. Zudem gab es ja auch noch die Brötchen. Muss aber schon sagen, dass ich Haferflocken mit kalter Milch doch dem Wasser bevorzuge. Aber möglich ist es. Nach dem Frühstück holte ich wie vorgenommen meinen Bericht nach und dann war wieder Trainingszeit. Ohne die 3 Kinder gingen wir zur Trainingshalle und begannen das Training. Die meisten der Shifus hatten übrigens nie eine Trainingshalle, in der sie hätten trainieren können. Outdoor-Training war angesagt. Das macht hart. Wir begannen mit intensiven Stretching und ich kam dem Frontspagat schon sehr nahe. Das hat mich echt verwundert. Dafür hapert es aber umso mehr am Seitspagat. Dafür geht aber die Grätsche wunderbar gut. Denke mal die Trainingspause hat meinen Muskeln genug Zeit gelassen um zu entspannen. Es folgten alle möglichen Kicks. Erst die Basis-Kicks, dann gesprungene. Ganz schön kraftraubend das Ganze. Deswegen schenkte uns unser Shifu eine ganze Minute Pause!!! Danach ging es mit Ma-Bu / Gum-Bu weiter. Danach war auch die letzte Kraft aus den Beinen gezogen. Glücklicherweise folgte dann die Pause. Unser Shifu meinte er gehe zurück zur Schule um die Schuhe zu wechseln, da er schmerze hatte. Wenn er nicht rechtzeitig wiederkomm sollen wir beim Pan-Shifu mitmachen. Nach der Pause war unser Shifu tatsächlich noch nicht wieder da und wir wärmten uns mit dem Pan-Shifu auf. Dann hatten wir freies Training mit den Waffen. Ich übte die Basics und das Förmchen. 4 Bewegungen kann man ja noch nicht Form nennen. Unser Shifu kam aber einfach nicht wieder. Ich weitete das Training mit etwas Akrobatik aus und begann mit Radschlägen, Headflips und so ein Kram halt. Mit Max Hilfe übte ich auch die Radwende, die ich immer noch nicht kann. Das Training beendete ich mit ein wenig Powertraining (Bankdrücken), weil es schon so lange her ist. Mit dem Pan-Shifu und seiner Gruppe ging es dann zurück. Christopher sprach Yuen noch auf den Ausflug an. Wir erfuhren, dass er Ausflug tatsächlich 2 Tage lang ist, 700 Yuan kostet, wir nicht schlafen werden die ganze Zeit, weil wir Nachts den Berg hochklettern werden um den Sonnenaufgang zu sehen. Zudem besuchen wir noch 3 andere Orte. Unter anderem der Konfuzius-Tempel und seine Ruhestätte (?). Ich besuchte Max auf dem Zimmer und schaute in meinem Reiseführer nach, den er noch bei sich hatte und erfuhr daraus, dass man angeblich 11 Stunden brauch um den Berg zu Fuß hochzugehen. Und ich denke das werden wir. Heftig. Hört sich eher nach verdammt hartem Training an. Zumindest, wenn es die ganze Zeit Stufen sind so wie in Yuntai shan. Nach dem Essen schrieb ich meinen Bericht weiter und Christopher lieh sich einen neuen Film von Harry aus. Zudem sah ich auch das Mädchen, was ich heute Morgen vermisst hatte auf den Flur rumlaufen. Auch sie schaute ganz glücklich. Die restliche Mittagspause schlief ich und packte kurz vor Trainingsbeginn die Kleidung, die bei der Wäsche nicht sauber geworden ist nochmal in die Waschmaschine. Beim Training war nun auch das Mädchen dabei. Jedenfalls begannen wir nach dem (intensiveren) dehnen mit Akrobatik. Wir fingen mit einfachen Lockerung- und  Aufwärmübungen an und starteten anschließend mit den typischen Kung Fu-Kicks. Ich hatte das halbe Training lang Herzrasen. Warum weiß ich auch nicht. Es folgten Räder. Heute klappten Sie erstaunlich gut. Ich probierte noch ein paar Mal den Aerial dazu, aber ließ es dann doch zu liebe meiner Beine sein. Die Kinder durften den Kip-up üben, der ihnen jedoch nur mäßig gut gelang (wenn überhaupt). In der Pause übte ich Rollen, Windmill, Handstand und ein paar andere Moves. Alles wozu ich gerade Bock hatte. Die zweite Runde hatten wir mehr oder weniger freies Training. Unser Shifu zeigte uns unsere Formen weiter und half den Kindern mit ihrer Stickform. Die Schwertform hat es ganz schön in sich, da man ständig in einer sehr tiefen Position geht. Da ist es eine echte Erleichterung, wenn man in den Ma-Bu geht. Form klappt soweit gut und morgen geht es weiter. Am Ende durften wir dann noch vor unserer Gruppe unsere Form vorführen und dann ging es ab zurück. Beim Essen gab es heute Nudeln. Direkt im Anschluss holte ich meine halbnassen Sachen aus der Waschmaschine und hing Sie auf. Dann eilte ich in die Eingangshalle, wo mein Shifu rumstand und zeigte ihn den Zettel von gestern, wo ich meine Kamera abgegeben habe. Denn er drängte mich schon den ganzen Tag dazu ihm die Telefonnummer vom Laden zu geben, damit er da anrufen kann um zu sagen, dass die Kamera bis Morgen fertig sein muss. Schließlich geht es am Freitag wieder auf einen 2 tätigen Ausflug. Ohne Kamera ist er nur halb so viel wert. Er rief an und erkundigte sich. Er solle morgen nochmal anrufen und dann können Sie sagen, ob Sie die Kamera repariert bekommen haben oder nicht. Ansonsten muss ich mir wohl eine neue kaufen…

Währenddessen begann es übrigens zu Regnen und ich hoffte schon wieder auf Trainingsfrei. Beim Meeting war es dann soweit und es fiel tatsächlich aus. Ich schrieb meine Berichte und lag ansonsten nur so im Bett rum und mir war dabei zu warm. Der Regen wurde heftiger und die Klimaanlage war nicht eingeschaltet, da ein Gewitter aufzog. Folge wäre wieder ein schöner Stromausfall gewesen. Soltan, der freundliche Engländer  ist nun bei Niko eingezogen. Wir schauten einen Film, den uns Niko empfohlen hatte im Fernsehen (Englischer Untertitel) und ich schrieb derweilen meine Berichte zu Ende. Beim zweiten Meeting hatten wir (also unsere Gruppe) kein Meeting. Trotzdem gingen wir runter um auf Nummer sicher zu gehen. Es war tatsächlich keins und ich ging aufs Zimmer zurück. Unser Shifu klopfte wieder und wollte, dass ich Soltan und Harry frage, ob Sie mit zum Ausflug kommen, da sein Englisch ja nicht so gut ist. Soltan nicht aber dafür Harry. Christopher wird wahrscheinlich nicht mitkommen, da er es sich nicht leisten kann. Er braucht sein verbliebenes Geld für Thailand. Das Gewitter zog vorbei und die Klimaanlage wurde eingeschaltet… zum Glück. Es war nämlich viel zu warm auf dem Zimmern. Während Christopher den seltsamen Film weiterguckte, beendete ich meinen Tagesbericht und legte mich aufs Ohr. Ich denke morgen muss ich mal Yuen oder Yan Lin wegen mein Visum fragen. Ich brauch nämlich 2 oder 3 weitere Tage und weiß nicht wie man es am besten verlängern lassen kann. Max hat übrigens mit dem Schreiben seiner Berichte aufgehört und will nun nur noch Wochenberichte veröffentlichen. Grund ist der große Aufwand. Ich werde es aber weiterhin durchhalten, auch wenn es mich echt ankotzt. Man hat einfach weniger Zeit zum erholen, da man seine Schlafenszeit dafür opfert.

17. August 2010

Ein trauriger Tag…

Gestern war ein trauriger Tag… meine Kamera ist ins Wasser gefallen. Beim Fotoshooting in den Bergen mit Shaolin-Kleidung mit unserem Shifu, haben die Kinder einen unvorsichtigen Schritt gewagt und dabei meine Kamera, die von dem Shifu auf den Boden abgestellte wurde angestoßen. Die Kamera fiel zunächst auf grausamste Weise auf einem Felsen und dann ins Wasser. Ich war ziemlich traurig.

Ansonsten war das Fotoshooting super und mein Shifu hat wieder mal bewiesen wie cool er ist.

Die Postkarten habe ich heute abgeschickt. Hoffe mal, dass Sie auch alle ankommen.

Wie immer gibts ein paar Fotos. Schaut selbst!

Dienstag, 17.08.2010

Erstmals musste ich bis zum Frühstück schlafen, da ich so spät ins Bett gegangen bin, da ich noch meinen Tagesbericht schreiben musste. Beim Frühstück gab es heute überraschenderweise wieder das „gute“ Brot. Ich hätte das normale Brot allerdings bevorzugt. Danach ging ich wieder aufs Zimmer zurück und packte meine Tasche soweit fertig. Unser Shifu kam noch auf unser Zimmer und wollte die Fotos von gestern abholen und auf seinen USB-Stick kopiert haben. Dann sagte er noch wegen der Kamera und das er mit Yuen sprechen wird, der mir erklären soll, wo ich Sie reparieren lassen kann. Nach dem ich mich fertig gemacht hatte klingelte es auch schon und wir gingen zum Meeting, bezahlten 20 Yuan und tatsächlich Sprach mich Yuen auf meine Kamera an. Er sagte mir, dass in der Nähe von Mc Donalds ein Elektronikladen sei, der sowas wahrscheinlich reparieren kann. Oder ich sollte die Leute fragen. Witzig mit meinem Chinesisch. Wir fuhren dann mit dem Taxi nach Jiaozou und ließen auf dem Weg Ben, der heute seinen letzten Tag hat, in Fangshuang raus. Als wir dann später in der Stadt angekommen waren, ging ich mit Christopher  in den Supermarkt und ich kaufte mir neuen Ketchup und neue Schokolade und dazu ein neues Toastbrot. Nebenbei suchte ich noch erfolglos nach einer Münzbörse, da mein neues Portemonnaie kein Münzfach hat. Weiter gingen wir dann zur China Post und ich gab meine Postkarten auf. 2,4 Yuan das Stück. Beim letzten Mal habe ich genau 3 bezahlt. Ich erkundigte mich zudem auch nach den Paketpreisen für ein Päckchen nach Deutschland. Man gab mir den Grundpreis und den Preis pro zusätzliches Kilo an. Grundpreis betrug um 140 Yuan für das erste Kilo und für jedes weitere 19 Yuan. Also deutlich, deutlich billiger als bei EMS. Das Paket würde dann per Zug verschickt werden und wäre in 4  bis 8 Wochen da. Luftpost geht natürlich schneller, ist aber auch deutlich teurer. Das alles zu erfahren, war nur mit meinem Sprachführer möglich und selbst damit schwer genug. Aber inzwischen habe ich ja genug Übung in solchen Sachen. Mit dem Taxi fuhren wir zum Mc Donalds und Frühstückten erst mal ausgiebig. Dann suchten wir den Elektronikladen von dem Yuen sprach. Max gab mir vorher noch eine Wegbeschreibung, die aber nicht so ganz hinhaute. Fakt war, dass wir es nicht fanden und stattdessen nach einer kurzen Suchaktion in einen anderen Elektronikladen ging, der überwiegend Handys verkaufte. Ich fragte nach einer Reparatur und irgendwann verstand man mich auch (Sprachführer sei Dank). Man erzählte mir wieder irgendwas auf Chinesisch und ich verstand nur Bahnhof. Die Frau hinter den Tresen rief darauf mit ihrem Handy eine Freundin oder so an, die eigentlich ganz gut Englisch sprach. Problem war allerdings, dass ich kaum was verstand, da die Umgebung so laut war und das Handy dazu noch so leise. Aber ich erklärte der Frauenstimme, dass ich meine Kamera reparieren wollte. Anschließend erklärte man mir, dass man es hier nicht kann und ich frage darauf irgendwie, wo man es Sie denn reparieren lassen kann. Nach einem weiteren Gespräch mit dem Telefon und der englischen Stimme, gab man mir ein Adresse durch, die von der Frau hinter den Tresen in chin. Schriftzeichen aufgeschrieben wurde. Ich war mir aber nicht sicher, ob sich der Ort überhaupt in Jiaozou befand, da ich beim Gespräch der Frauen untereinander immer wieder was von Zhengzhou raus hörte. Wir gaben dann auf und gingen zum Internetcafé. Ich beschloss meine Kamera in einem der kleinen Elektroläden auf dem Weg abzugeben. Auf der Brücke trafen wir Max und die Französin. Ich fragte nochmal nach dem Laden, den wir suchten und wir sind offenbar 2x dran vorbei gelaufen ohne es bemerkt zu haben. Wir gingen dann zusammen mit Max und der Französin zu einer Art „Apple-Shop“, der keiner war. Aber man konnte immerhin ein iPhone dort kaufen. Der Laden war nicht weit entfernt und somit war es auch kein großer Zeitverlust. Ich fragte die Französin, die mehr oder weniger Chinesisch sprich, ob Sie für mich nach der Adresse fragen kann, die ich aus dem anderen Elektronikladen bekommen habe. Der Typ im Laden meinte jedenfalls, dass der Ort ganz in der Nähe ist und man nur etwa 500m die Straße entlanglaufen müsse. Das schenkte ich mir aber, denn ich wollte es zunächst bei einem der kleinen Läden versuchen. Wir gingen dann weiter zum Internetcafé und ich ging kurz davor noch in den Elektronikladen hinein und konnte da meine Kamera tatsächlich abgeben. Die Französin half mir wieder beim übersetzten und nach gefühlten 15 Minuten klappte es auch und ich bekam eine Art Bestätigungsschreiben. Die Kamera sprang wieder an, was Sie heute Morgen nicht getan hat, allerdings war die Linse ganz verschwommen und man konnte kaum was erkennen. Die Reparatur sollte 3 Tage dauern und 180 Yuan kosten. Die Frau des Elektroladens wollte zudem eine Telefonnummer haben. Ich gab ihr die Telefonnummer der Schule und Sie rief an und quatschte dann irgendwas in Chinesisch ins Telefon. Dann war alles geklärt und ich ging mit der Französin zusammen zum Internetcafé. Max und Christopher sind nämlich schon vorgegangen weil Sie nicht länger warten konnten. Ich lieh mir Christophers Kamera aus, um so meine Berichte und Bilder von meiner SD-Karte auf den PC zu ziehen. Nach den üblichen Aufgaben am PC gingen Christopher, Max und ich dann zu einem Waffenladen, der eine Straße weiter sein soll. Nach einen 5 minütigen Fußmarsch fanden wir tatsächlich einen kleinen Waffenladen (Kung Fu-Waffen wohlbemerkt) und ich schaute mich um. Ein paar andere Ausländer haben auch bereits hier hin gefunden und stöberten schon fleißig. Der Laden war wirklich sehr klein und schmal und man konnte kaum den Gang passieren. Hier gab es reichlich Schwerter, Säbel, Stöcker, Peitschen und vor allem Klamotten. Die Kleidung war aber teilweise nicht speziell für Kampfsportler sondern teilweise auch ganz normales Zeug. Ich probierte eines der Schwerter aus und war kurz am überlegen, ob ich mir nicht eins kaufen sollte. Aber dann legte ich es wieder zur Seite und Max, Christopher und ich fuhren  mit dem Bus die Straße zurück (1 Yuan pro Person). Dann gingen wir zum Mc Donalds und aßen noch einmal nach, damit wir später nicht Hunger bekommen. Dann wollten wir endlich zur Massage. Wir gingen aus dem Mc Donalds hinaus und gingen Richtung „Taxistation“ (da wo die Taxen meist standen). Auf einmal rannte Max los und ich wusste gar nicht was los war. Er nahm den Bus zurück. Christopher und ich waren verwirrt, da er so plötzlich losgerannt war um den Bus zu erwischen, der gerade angekommen war. Wir nahmen jedoch ein Taxi zurück zum Supermarkt. Von dort aus folgten wir Harrys Wegbeschreibung zum Massagesalon, der nur ein paar Meter vom Supermarkt entfernt sein sollte. Nachdem wir 15 Minuten umhergeirrt sind und nicht eine Spur vom Salon gefunden haben, entschlossen wir die Straßen systematisch zu durchkämmen. Das dauerte allerdings länger als gedacht und uns war klar, dass wir heute keine Massage mehr bekommen würden. Von Max fehlte auch jede Spur. Wir gingen schließlich eine Straße weiter entlang und kamen an einem künstlichen Fluss vorbei und folgten darauf einer Seitenstraße mehrere Kilometer lang. Von Meter zu Meter wurde die Gegend immer hässlich und irgendwann fühlte ich mich wie in einem Slum. Ganz schön trist hier. Man soll nicht meinen, dass man hier in einer Großstadt ist. Alles war kaputt und ich hätte nie im Traum dran gedacht, dass hier jemand wohnt, hätte ich es nicht gesehen. Alle Leute, die auf den Straßen waren starrten uns an. Zu Recht, denn wir sind vermutlich die ersten Ausländer die diese gammelige Straße entlangliefen. Wir folgten weiter der Straße und hofften, dass Sie uns zurück zum Markt führen würde, was Sie aber auch tat. Wir kamen ein paar hundert Meter vom Supermarkt entfernt an der Straße heraus und gingen zurück zu den Taxen. Es war nun kurz vor 4 und wir fanden Max, den Palm-tree-Guy und Niko im Taxi vor. Kurze Zeit später kam noch der Police man und dann waren wir voll und fuhren zurück. Ich habe auf der Fahrt erfahren, dass Jiaozou für eine bestimmte Tai Chi-Stilrichtung bekannt ist und der Tai Chi-Shifu hier gelernt hat. Die Stadt ist nämlich voll mit Kung Fu bzw. Tai Chi-Schulen. Zurück an der Schule angekommen wurde erst mal ausgepackt und aufs Bett gelegt. Ich war gut kaputt und wir guckten Herr der Ringe Teil 3 weiter bzw. von vorne, da wir beide gestern Abend nicht viel von mitbekommen hatten. Nach dem Film war es ziemlich genau Essenszeit und gingen dazu runter. Ben hatte heute Abend sein letztes Abendmahl, was er sich aber schenkte und stattdessen nur mit am Tisch saß und nicht viel sagte. Nach 5 ½ Monaten heißt es heute Nacht Abschied nehmen für ihn. Nach dem Essen guckten wir den Film zu Ende und dann war Meeting. Ich gab meinem Shifu die Neuigkeiten über meine Kamera bekannt und fing danach an meine verbliebene Wäsche per Hand zu waschen. Eine Hose hatte ich nämlich gestern übersehen und eine andere war nach der Wäsche dreckiger als vorher. Das nahm fast die gesamte Zeit in Anspruch. Es gab nämlich wieder kein Wasser und deswegen musste ich mit meinem Kram in den Waschraum gehen, wo das Wasser noch angestellt war. Als ich dort meine Wäsche wusch, kam das seltsame Psychokind vorbei und machte wieder auf Psycho. Gott sei Dank verschwand es aber kurz darauf wieder und lies mich mit meiner Wäsche alleine. Dann hing ich meine saubere Wäsche im Zimmer auf und ging anschließend zum Meeting. Ben ist nun übrigens abgereist und hat zum Abschied noch einen Shaolin-Anzug bekommen. Ein Zertifikat gab es aber nicht. Niko, sein ehemaliger Zimmernachbar möchte aber eins haben. Dafür muss er aber eine Prüfung ablegen und ich kann mir nicht vorstellen, dass er Sie normalerweise bestehen wird. Denn die 6 Monate Kung Fu merkt man ihm nicht so wirklich an. Er bot mir noch ein paar Sachen von Ben an, für die er keine Verwendung mehr hatte, aber ich konnte mit Regenschirmen, Wasserbehältern und einem Föhn nicht viel anfangen. Nach dem letzten Meeting fing ich an meinen Tagesartikel fortzusetzen, während Christopher sich dabei Blade 2 anschaute, den er sich von Harry ausgeliehen hatte. Irgendwann war ich dann zu müde und schaute mit und schlief kurz darauf auch ein. Ich nahm mir vor morgen zu Ende zu schreiben.