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Chinablog

- Meine Reise nach China -

16. August 2010

Montag, 16.08.2010

Nach nur 5 ½ Stunden Schlafenszeit klingelte mich die Schulglocke wach. Schnell gingen wir zum Meeting und ich war ein wenig überrascht, denn es war ganz schön leer geworden. Neben uns drei waren noch 2 Kinder dabei. Ein anderer Kindershifu hatte fast seine ganze Gruppe behalten. Wir machten uns warm und gingen dann alle zusammen zum Berg, den es hoch zu rennen galt. Das hatte ich ganz vergessen… Zudem war die Luft heute sehr kühl. Ich fror beinahe schon. Unser Shifu trug sogar einen Pullover. Wir rannten den Berg hoch und ich hab Vollgas. Oben angekommen, tat mir dann aber mein Hals weh von der ganzen kalten Luft die ich eingeatmet hatte. Es fühlte sich an, als ob meine Luftröhre angeschwollen war. Es schmerzte die ganze Zeit, aber als ich wieder mit den beiden Kindern aus unserer Gruppe unten ankam, war es wieder besser. Nach 20 Kniebeugen und 20x Rumanda gingen wir zur Schule zurück und trainierten Ma-Bu / Gum-Bu in allen Variationen. Unser Shifu war nicht wie sonst so aggressiv drauf. Selbst mit den verliebenden zwei Kindern ging er freundlich um. Sie waren nun Bestandteil unserer Gruppe und bekamen kein gesondertes Training mehr. Wir ergänzten Ma-Bu und Gum-Bu um eine mir neue Technik wobei man in den Pu-Bu geht. Dann war das Training beendet und wir gingen zum Frühstück. Ben und Niko(teilen sich seit über 5 Monaten ein Zimmer) saßen mit am Tisch. Ben verlässt die Schule in 2 Tagen und ist froh, dass er Niko dann endlich los ist. Er wird nämlich schnell nervig und rafft so einiges nicht auf Anhieb. Nach dem Frühstück aß ich noch ein Wassereis (die Verpackung ist wirklich gut, denn man isst es wie aus einer Tube Zahnpasta. Cooles Gefühl; fast wie Slusheis) und Christopher 3. Christopher ist echt süchtig nach dem Zeug. Unser Shifu bemängelte das gestern Abend auch und hat ihn eigentlich verboten das zu essen, weil er meint, dass das der Grund für seine vielen Stuhlgänge sind. Deswegen musste ich es vorbei an unseren Shifu ins Zimmer schmuggeln. Ich stutzte mir dann den inzwischen recht langen Bart auf 6mm und war damit bereit für das Fotoshooting heute Nachmittag. Dann begann das (freie) Training. Ich tapte mir wieder die Finger und die Wunde zu und schnappte mir mein Jian (Schwert). Unser Shifu zeigte mir dann nochmal gründlich die Basics, die ich üben sollte. Christopher zeigte er neue Bewegungen der Stockform und Max durfte ebenfalls die Basics mit dem Säbel üben. Ein Basicmove war der Stich, bei dem die Klinge einen Knall in der Luft erzeugen soll. Die Details, wie die Stellung, die Position der zweiten Hand und das zurückziehen der Klinge waren wichtig und wurden genau kontrolliert. Auch den Wirbel übte ich. Mir fiel dann dank Max auf, dass ich einen anderen Wirbel machte, als unser Shifu. Ich haute nämlich noch eine weitere Umdrehung hinein. Das ist schneller, sieht aber nicht perfekt flüssig aus. Ich eignete mir darum den flüssigen Wirbel an und war froh, nun beide zu können. Nach 1 ½ Stunden war das Training zu Ende und wir gingen aus Zimmer. Unser Shifu besuchte uns wieder und wir zeigten ihn die Fotos, wo Christopher und ich in den Yuntai-Bergen waren. Zudem fragte er nach einer Kopie der Bilder von gestern, die wir ihn natürlich überließen. Dann war Buddha-Class und wir mussten quasi hin, da unser Shifu uns dazu aufgefordert hatte. Als wir uns aufstellten, sahen wir aber nirgendwo Max. Die Französin wurde von Yuen herbeigerufen und Sie meinte dann, dass Sie nicht zur Buddha-Class geht. Christopher und ich vermuteten dasselbe: Max ist bestimmt bei der Französin im Zimmer. Wenn das unser Shifu erfährt… Max Bu Hao. Wir zogen die Buddha-Class durch und ich fing anschließend meinen Tagesbericht an. Bei der Buddha-Class war heute nicht viel los. Gut so, denn so war eher Ende, weil sich nicht so viele Verbeugen mussten. Christopher lieh sich „Der Herr der Ringe“ von Harry aus und wir legten los mit Teil 1. Ich schlief dabei wieder ein und wachte gegen halb. Um 3 machten wir uns dann fertig und zogen unsere orangene Mönchskleidung an. Christopher kaufte sich noch ein neues Paar Schuhe von Feivue und mit 15 Minuten Verspätung war er dann so weit angezogen. Max kam noch kurz vorbei und fragte, ob wir und schon umziehen. Als ich die Tür öffnete, hatte ich mich bereits passend umgezogen und das beantwortete seine Frage. Als alle anderen schon zur Trainingshalle aufgebrochen sind, konnten wir uns endlich raus wagen und kassierten nicht so viele seltsame Blicke. Nur ein paar Chinesen in der Eingangshalle sahen uns. Unser Shifu schickte eines der Kinder los um seine Kleidung aus dem Zimmer zu holen. Dann gingen wir mit 2 Kindern, dem Bad-Boy-Shifu, der die ganze Zeit grinste unserem Shifu sowie 2 Chinesinnen zur Bushaltestelle. Wenige Minuten später, als wir auf den Bus warteten, kam ein Chinese von der Bushaltestelle gegenüber zu uns und wollte ein Foto mit uns machen. Christopher und ich, die als Mönche „verkleidet“ waren (Max hatte sich doch noch nicht umgezogen, sondern nur die Hose unter seiner Hose an und unser Shifu trug seine Tracht in einer Plastiktüte mit sich) mussten als für ein Foto mit dem Tourist herhalten. Dann kam auch schon der Bus und wir stiegen mit all unseren Waffen ein. Die Touristen gucken uns die ganze Zeit blöd an, aber das waren wir ja schon gewohnt. Einmal weil wir Ausländer waren und einmal weil wir aussahen wie Shaolin-Mönche. Auf der Busfahrt durch die Berge erzählte mir mein Shifu, dass die Frauen, die mitgekommen waren (sie saßen übrigens einfach bei uns in der Eingangshalle) hier sind, weil Sie Ausländer mögen. Klingt etwas skurril aber nun gut. Dann erzählte er uns noch, dass er nicht schwimmen kann. Ha! Ich wusste es! Meine Vermutung, dass der Großteil der Chinesen nicht schwimmen kann, hat sich somit bestätigt. Denn der Pan-Shifu kann auch nicht schwimmen. Wir stiegen an einer Bushaltestellte mitten auf der Strecke zum Eingangsbereich des Parks aus und liefen an einem Fluss entlang. Wir kletterten darauf eine Felswand hinunter und machten vor einer Schlucht mit dem Fluss im Hintergrund Fotos in verschiedenen Posen. Max und unser Shifu zogen sich um dazu um, während der Bad-Boy-Shifu die Fotos schoss. Die Chinesinnen blieben mit den Kindern oben und beobachteten das geschehen. Die steile Felswand runter und wieder rauf zu klettern, wäre ihnen nicht zumutbar gewesen. Zumal trugen Sie auch kurze Röcke, was die ganze Sache in gewisser Weise erschwerte. Nach einiger Zeit kamen Touristen zu den Chinesinnen und Kindern dazu und schauten neugierig wie wir für die Fotos posten. Nach einigen Fotos und zwischendurch ein paar Klettereinlagen auf andere Felsen, ging es dann weiter zum nächsten Ort um weitere Fotos zu machen. Wir fanden ein neues Örtchen an einem Fluss mit vielen dicken Felsen im Wasser auf die es zu klettern galt. Man musste dazu etwa 2 bis 3 Meter tief Springen, was ein wenig Überwindung kostete. Der Bad-Boy-Shifu sprang aber einfach runter, als ob es gerade mal ein paar Zentimeter wären. Es folgte unser Shifu und Max. Dann dachte ich mir, dass kannst du auch und sprang. Nur Christopher war noch etwas unsicher und brauchte ein wenig länger. Wir krakelten auf die Felsen und posten nacheinander bzw. zusammen mit unserem Shifu oder dem Bad-Boy-Shifu. Sehr geil. Etwas später schafften es auch die Kinder und sogar die Chinesinnen hinunter (fragt mich nicht wie), die dann das Fotoschießen übernahmen. Als wir gerade alle am posen waren, überlies ich meine Kamera den Bad-Boy-Shifu der die Fotos schoss. Danach legte er Sie auf dem felsigen Boden und spielte mit seinem Handy herum. Die Kinder sprangen neugierig zu ihm um auf sein Handydisplay zu schauen. Eines der beiden Kinder stieß dabei versehentlich meine Kamera um, die auf einen Felsen fiel und anschließend ins 1-Meter tiefe Wasser fiel… 🙁

Mein Gedanke, als ich die Kamera fallen sah, war: Ich hoffe nicht, dass es meine Kamera war? … Leider erkannte ich sehr schnell, dass es meine war und mir blieb erst mal die Sprache weg. Mit der Kinnlade unten und großen Augen auf das Wasser gerichtet, war erst mal Funkstille. Mein Shifu meinte nur „Bu hao“. Ja, das trifft es wohl. Er schimpfte danach kurz mit dem Kind und dann wurde erst mal überlegt was gemacht werden sollte. Meine SD-Karte schwamm oben auf dem Wasser, während mein Akku und die Kamera auf dem Grund lagen. Das Wasser war sehr klar und man sah Sie eindeutig auf dem Boden unter Wasser liegen. Mein Entsetzen war groß und ich war zu geschockt um etwas zu unternehmen. Ich wollte schreien und heulen und hinterher springen, doch ich tat nichts davon und saß nur auf dem Fels und schaute blöd. Christopher sah dann mein entsetztes Gesicht und entschloss die Kamera raus zu fischen. Es klappte allerdings nicht so einfach und der Bad-Boy-Shifu stützte sich im Spagat zwischen zwei Felsen um Sie zu erreichen. Dann sank die SD-Karte allerdings zu Boden und Christopher hatte sich gerade die Schuhe ausgezogen und stieg ins Wasser und fischte erfolgreich alle Teiler heraus. Bevor die Shifus die Kamera wieder anmachen konnten, schrie Max von oben, der gerade eine andere Kamera holte, um damit die Fotos zu machen „STOOOOOOOOOOOOP“, da sonst wahrscheinlich ein Kurzschluss entstanden wär und Sie völlig hinüber gewesen wär. Ich ließ Sie erst mal aus und verstaute Sie in der Tragetasche. Ich war ganz schön traurig. Ich probierte die SD-Karte in Christophers Kamera aus, der das Nachfolgermodell meiner Kamera besaß und die Bauart demnach sehr ähnlich ist. Alle Bilder waren noch da. Immerhin… Nichts desto trotz machten wir weiter. Das Kind entschuldigte sich auf seiner Weise, aber das machte die Kamera auch nicht wieder heile. Wir machten noch ein paar weitere Fotos, aber es war schwer wieder fröhlich zu gucken. Dann sprangen Christopher, Max und ich noch ins Wasser und „schwammen“ eine Runde. Das Wasser war nicht gerade tief und die Steine sehr glitschig. Zudem waren einige Insekten auf dem Wasser. Die Temperatur war OK. Es war zunächst sehr kalt aber dann ging es. Wir spritzen uns nämlich vorher mit dem kalten Wasser nass und dann war es eh egal. Die Kinder haben auch ordentlich was abbekommen. Sie spielten eine Etage höher auf einem kleinen Wasserfall und waren danach pitschnass und kamen zu uns ins Hüfthohe Wasser. Wir posten kurz auf einen Stein im Wasser und dann mussten wir wieder zurück zur Schule. Also wieder die Klamotten angezogen und zurück zur Bushaltestellte gegangen. Die Chinesinnen schossen die ganze Zeit Fotos mit Christophers Kamera, die ich mir übrigens morgen für das Internetcafé ausleihen muss, da ich ja nun keine mehr habe um meine Fotos und Artikel zu transportieren. Mein Shifu wollte morgen den Taxifahrer nach Jiaozou aber sagen, dass er mich bzw. uns jemanden fahren soll, der das für wenig Geld reparieren kann. Roland, der vor ein paar Wochen hier noch trainiert hat, hat sein Handy für ein paar Yuan reparieren lassen. Aber mit etwas Glück funktioniert es morgen auch so. Ich werde es erst mal über Nacht trocknen lassen und es morgen früh dann ausprobieren. Mit nassen Hosen fuhren wir mit dem Bus zurück zur Schule. Die Touristen in den Bussen staunten wieder nicht schlecht als Sie uns sahen. Irgendwie ganz lustig so angestarrt zu werden. Jeder, wirklich jeder im Bus schaute uns an. Total seltsames Gefühl. In der Schule angekommen, gingen wir auf unser Zimmer. Yuen, der mit Ben in der Eingangshalle sprach, klappte die Kinnlade hinunter als er uns in der Mönchskleidung sah. Yan Lin, der daneben stand, war unbeeindruckt. So als ob er es Tagtäglich sieht. Aber nun war es uns egal, was die anderen dachten. Vor allem mir… nach dem ganzen Desaster.  Trotzdem war es ein sehr lustiger Tag und unser Shifu hat mal wieder bewiesen wie cool er doch ist. Kein anderer Shifu würde das so ohne weiteres  mit seinen Schülern machen. Ich würde schon behaupten, dass uns nun etwas wie Freundschaft verbindet. Bin schon ganz traurig, wenn ich dran denke, dass ich bald hier weg muss. Beim Essen erzählten wir von unseren Erlebnissen und das tragische Schicksal meiner Kamera und gingen aufs Zimmer. Ich trauerte meiner Kamera nach und räumte vor lauter Verzweiflung das Zimmer auf. Dann war Meeting. Nach dem Meeting wusch ich meine Wäsche, da meine Mönchskleidung schon dreckig geworden war und sich ein erstaunlicher Haufen Wäsche angesammelt hatte. Ich zog dann noch die Fotos auf mein Netbook und schaute die Bilder durch. Christopher schaute währenddessen „Der Herr der Ringe“ weiter und legte dazu Teil 2 ein. Beim Meeting half ich einer Deutschen ein wenig beim Pandae-Dollyo-Chagi, die ihn gerade versucht zu lernen. Sie macht offenbar ebenfalls Taekwondo. Vielmehr habe ich aber nicht erfahren, da wir die ganze Zeit mit dem Kick beschäftigt waren und dann mein Shifu mich zu sich rief. Nach dem letzten Meeting holte ich meine Wäsche aus der Maschine und kaufte Christopher noch Eis. Er hat nämlich Eis-Verbot von unserem Shifu bekommen, weil er ja sonst eventuell wieder Bauchschmerzen bekommt. Deswegen muss ich das nun immer für ihn kaufen. Und Sein Eis-Konsum ist wirklich erstaunlich. Ich musste dazu an die Tür klopfen, da der Shop normalerweise geschlossen hat um diese Uhrzeit. Der Second-Headmaster,  bediente mich diesmal, anstatt Fiona (seine Freundin) oder die andere Frau. Er dachte zunächst, dass ich Geld wechselt wollte (man braucht Münzen für die Wäsche), da ich mit meiner Wäschetüte in der Hand rumrannte. Ich bemerkte auf dem Zimmer dann, dass ein paar Wäschestücke ein paar üble Flecken aufwiesen, die vorher definitiv nicht da waren. Auf manchen Kleidungsstücken ließen Sie sich einfach abreiben und auf anderen (wie z.B. meinen Trainingshosen) war rein gar nix zu machen. Ich sortierte die nicht ganz so saubere Kleidung raus und entscheid Sie nochmal per Hand zu waschen. Ich bereitete das Wäschefass mit Wasser vor und als es nicht mal halb voll war, stellten Sie wieder das Wasser ab. Grrrr. Ich mischte ein bisschen Handwaschmittel dazu und stopfte die 2 Hosen hinein und wollte dann bis Morgen warten. Denn ohne Wasser macht es irgendwie wenig Sinn das Zeug zu waschen. Christopher schaute noch Herr der Ringe weiter und ich fing an meinen Tagesbericht zu Ende zu schreiben. Max kam noch aufs Zimmer und wollte sich die Fotos abholen. Aber irgendwie klappte das nicht so ganz und wir entscheiden das morgen zu machen. Dann schrieb ich noch die restlichen Postkarten und war erst mal fertig für heute. Müde und ein bisschen traurig war es dann auch Zeit zum schlafen. Morgen werde ich vermutlich zunächst meine Kamera in die Reparatur bringen, dann mit Christopher zu Mc Donalds fahren und dann zur Massage und anschließend ins Internetcafé gehen. Meine Kamera habe ich übrigens in ein Tuch eingewickelt und mit Trockentütchen (kennt man vielleicht aus Schuhkartons) bestückt, so dass es morgen hoffentlich komplett ausgetrocknet ist.

15. August 2010

Sonntag, 15.08.2010

Der Tag beginnt gespannt mit dem Morgentraining. Noch war alles recht normal. Unser Shifu hatte recht gute Laune und man merkte, dass die Kinder sehr bald gehen würden, denn er schrie die Kinder nicht mehr so an wie zuvor. Er scherzte noch mit den Kindern, indem er mit dem Knie vorwärts auf einen der älteren, dicken Jungen zusprang und dabei lachte. Ich glaub er wollte damit auf seine Art sagen, dass er Sie vermissen wird. Wer aber alles geht wird sich erst später raustellen, da gestern Abend ja auf einmal nur noch 6 Stück gehen wollten. Wir marschierten erst eine halbe Runde mit den Kindern zusammen und begannen dann das Laufen. Die vielen Touristen und Busse machten es schwer einen Weg zu finden ohne einen Touristen umzurempeln oder vor einem Bus zu laufen. Christopher kam übrigens später dazu, da er seit langem mal wieder einen Durchfall-Angriff bekam. Als er nach dem Dehnen dazu kam, entschuldigte er sich nur noch bei unseren Shifu, der darauf nur sagte „I know, Thomas speak“. Es folgte ein lachen. Wir gingen die Stellungen durch und unser Shifu sagte uns dann, was wir heute machen müssen: Faustschläge, Handflächenschläge, Ma-Bu mit Faustschlägen, Shao-Form mit den Kindern zusammen und die Stickform alleine. Die Kinder sollten Sie dann separat laufen. Wir übten also alles, was wir uns vorgenommen hatten mit Ausnahme der Stockform. Denn ein paar Minuten vor Ende sammelten sich alle und alle Schüler sollten sich auf dem Platz verteilt aufstellen. Nachdem ein bisschen herum justiert wurde, wurden ein paar Fotos gemacht (wir sollten unter anderem alle in Ma-Bu gehen) und dann war das Training zu Ende. Was ich vergessen habe zu erwähnen ist, dass als ich heute Morgen zum Meeting runterkam, trugen alle Shifus ein einheitliches, gelbes Polo-Shirt mit der Aufschrift „Shao Lin Kung Fu“. Sehr schön. Dann war erst mal wieder Frühstück. Nach meinen 5 Brötchen ging ich wieder aufs Zimmer hoch und Christopher beschloss, dass er einen Haarschnitt brauchte. Also schnell den Haartrimmer geschnappt und aufs Dach gespurtet. Denn viel Zeit blieb uns ja nicht mehr. Christopher hockte sich auf einen Stein und ich begann. Nach nicht einmal der Hälfte, versagte aber der Akku, da wir ihn nicht aufgeladen hatten. Also wieder aufs Zimmer runtergegangen und aufgeladen. Machte jedoch keinen Sinn, da er einfach nicht genug Power bekam. Ich bin dann bei Francois fragen gegangen, aber sein Rasierer ist kaputt. Ich ging dann runter in die Eingangshalle und fand unseren Shifu und gab ihn Bescheid, dass uns der Akku beim Rasieren ausgegangen ist. Er ging mit mir zu Yuen Zimmer und borgte sich Yuens Haartrimmer. Die ganzen Chinesen haben heute nämlich auch alle einen neuen Haarschnitt (Glatze) bekommen. Als er Christopher mit halber Frisur sah, musste er aber zunächst einmal laut lachen. Er schloss den Rasierer ans Stromnetz an und rasierte Christopher den Kopf, der sich über den Mülleimer beugte. Dann wurde es langsam Zeit. Unser Shifu verliest das Zimmer und ich versuchte mein Haar auch noch etwas mit Christophers leeren Rasierer nachzuschneiden. Nach 30 Sekunden war der Akku aber sowas von erschöpft, dass ich es aufgab. Zum Glück sah man das Unglück bei mir nicht so, da meine Haare eh sehr kurz sind. Dann war es auch schon Zeit, denn es klingelte. Wir zogen uns an und packten unsere Kameras ein. Beim Meeting war alles noch wie gewohnt. Wir gingen gemeinsam zur Trainingshalle und die Kinder aus unserer Gruppe durften wieder Stühle schleppen. Vor der Halle angekommen, sah man dann die ersten Eltern, die sich wie ganz normale Chinesen verhielten. Irgendwie langweilig. Habe irgendwie was anderes erwartet. Jedenfalls setzten wir uns dann hin, während die Shifus und das andere Personal alles soweit aufbauten. Die Lehrerinnen waren auch in der Halle anwesend und trugen wie die Shifus ein einheitliches Shirt in rosa. Nach und nach trudelten immer mehr Eltern ein, die auf den mitgebrachten Stühlen platznahmen. Dann begann die Show auch und alles verlief soweit nach Plan. Das meiste kannten wir ja schon, da es wie gestern bei der Generalprobe ablief. Zunächst waren wieder die Kinder dran mit ihrer Englischvorführung. Zuvor wurden noch ein paar Reden gehalten, die man kaum verstand, wenn man Sie denn überhaupt verstand. Nach der Kindershow begann Yuens Gruppe mit ein paar Formen. Dann kam Harry mit Tai Chi dran und kurz darauf wir. Ich übergab die Kamera an Ben, der freundlicherweise für mich weiterfilmte, während wir uns draußen vorbereiten sollten. Nach 2 Minuten Vorbereitungszeit stellten wir uns auf und gingen in Reih und Glied in die Halle. Wir begannen mit Fauststößen und fuhren mit den Handflächenschlägen fort. Dann kam Ma-Bu mit Faust dran. Dann unsere Shao-Form, die wir mit den Kindern zusammen auf Kommando liefen. Alles soweit ganz gut. Dann waren die Kinder mit ihrer Stockform dran. Anschließend wir… jedoch nicht Christopher. Er hat zuvor mit unseren Shifu gesprochen, dass er lieber nicht laufen möchte. Als unser Shifu fragte warum, sagte er nur „My Stickform Bu Hao“. Als unser Shifu dann noch mal kurz vor unserer Vorführung nachhakte, und Christopher bestätigte, dass er nicht laufen möchte und dabei sagte, dass seine Stockform schlecht ist, klopfte unser Shifu Christopher nur auf die Schulter und meinte „I know“. Hihi. Lustig war’s aber. Max und ich liefen unsere Stockform. Bis auf die Tatsache, dass Max kein Platz hatte, war alles ganz okay soweit. Er meinte ich rückte ihn zu sehr auf die Pelle, da ich ja weiter links hätte stehen müssen. Das hätte aber nichts an der Tatsache geändert, dass ER auf seiner Seite mehr Platz gehabt hätte. Denn zu seiner rechten war kein Platz und nicht zu seiner linken. Er war sichtlich angepisst und gab mir die Schuld für seine angeblich verhunzte Form. Bleib mal locker auf dem Hocker, Max. Die Restliche Show wurde durchgezogen und ganz zum Schluss legten die Shifus los. Kung Fu vom feinsten war zu sehen. Von allem habe ich ein Video gemacht. Erst Akrobatik (Salti, Schrauben, Kicks, Sprünge, …), dann zwischendurch immer wieder Kung Fu- oder Tai Chi-Formen (solo und mit mehreren Shifus synchron) und dann ging es mit Qi Gong weiter. Ein Shifu zeigte, wie er 2 Eisenstangen an seiner Stirn zertrümmert und ein anderer Shifu zerlegte drei Backsteine mit der Handkante. Respekt. Backsteine sind ein ganz anderes Kaliber als Holzbretter. Dann war unser Shifu an der Reihe. Er sammelte sein Chi, zog sein Shirt aus und wurde von den anderen Shifus hochgehoben und auf 4 Speeren gehievt. Ein Speer verrutschte dabei und man sah an seinem Gesichtsausdruck, dass es ziemlich weh getan haben musst. Aber dann ging doch alles glatt und unser Shifu landete sicher auf dem Boden. Nach einigen Formen war die Performance vorbei und die Kinder erhielten eine Art Zeugnis. Leider war alles in Chinesisch und ich konnte nichts lesen. Es waren übrigens nicht so viele Eltern gekommen, wie ich erwartet hatte. Wenn man bedenkt, dass hier nahezu 70 – 80 Kinder waren sind verhältnismäßig wenige Eltern erschienen. Würde sagen um die 30 – 40. Liegt vielleicht daran, dass die meisten jetzt doch für 1 Jahr bleiben. Wir gingen dann wieder zur Schule hoch und hatten bis zum Mittagessen Pause. Nach einer kurzen, kalten Powerdusche (Dusche mit Druck in der Wasserleitung; ist hier nämlich meist nicht der Fall)  schaute ich die Videoaufnahmen an und begutachtete unter anderem meine Formen. Gar nicht so schlecht wie ich gedacht habe. Zum Mittag gab es wieder Reis und ansonsten passierte eigentlich nichts Besonderes. Nach dem Essen schauten Christopher und ich dann Avatar weiter und ich schlief dabei ein. Irgendwann machte Christopher dann auf Pause und schlief ebenfalls. Ich stellte mir sogar den Wecker um meinen Tagesbericht noch schreiben zu können, bemerkte aber später, dass mein Handywecker auf Deutsche Zeit eingestellt war, ich aber die Chinesische Zeit angab. Ich wunderte mich also, warum es nicht klingelte. Trotzdem wachte ich rechtzeitig auf und schrieb los. Leider wurde ich nicht rechtzeitig bis zum Training. Ich bewaffnete mich nur mit dem Schwert, da unser Shifu uns ja versprochen hatte uns die Formen zu zeigen, wenn die Kinder nach Hause fahren. Zum Trainingsbeginn waren tatsächlich keine bzw. kaum noch welche da. Es war richtig leer. Lediglich 2 kleine Kinder waren noch da. Am Dienstag kommen noch zwei weitere, die für ein Jahr bleiben. Als wir zur Halle aufbrachten, fragte uns unser Shifu ob wir zum Yuntai Mountain wollten. Jetzt. Der Pan-Shifu mit seinen chinesischen Schüler ging nämlich und fragte unseren Shifu wohl, ob er mit wollte. Wir stimmten zu und eilten zur Schule zurück um unsere Waffen abzulegen und unsere Kameras zu holen. Wir gingen zur Bushaltestelle und ich filmte Jin Da Bao, wie er wieder Abschießen spielte. Demnach waren wir alle schon dreißig Mal tot. Wir stiegen in den Bus ein und fuhren los. Wir waren eine kleine Truppe. Nur Max, Christopher, unser Shifu, die zwei verbliebenden Kinder aus unserer Gruppe, der Pan-Shifu, der Aerial-Chinese, Jin Da Bao, der kleine Uhren-Chinese und natürlich ich. Wir stiegen wieder oben am See aus, wo man nicht bezahlen musste und gingen über dem Damm. Wir setzen uns auf die Mauer und machten Fotos. Ich musste dabei auf Jin Da Bao aufpassen, der Angst hatte runterzufallen. Dann spielte er mit meiner Kamera und machte etwa jede Sekunde ein Foto. Auch die Touristen blieben nicht verschont. Die fanden es aber süß, wie der Kleine wie besessen Fotos von ihnen schoss. Dann gingen wir zurück zur Bushaltestelle und machten noch ein paar Fotos. Leider mussten wir dann schon mit den Pan-Shifu aufbrechen, da wir ja noch Chinese-Class hatten 🙁 Unser Shifu blieb mit dem Rest noch da. Zudem trafen wir auch noch 3 andere Shifus (Deutschland-Trikot-Shifu, Bad Boy-Shifu [Weil er so aussieht wie ein Bad Boy in einem Kung Fu Film] und Boygroup-Shifu). Das Psychokind (alias Strange Kid) war auch dabei. Sie blieben noch ein Weilchen da und schossen Fotos. Mein Shifu fragte mich, ob ich ihn meine Kamera ausleihen konnte. Ich überließ ihm meine Kamera und wir fuhren mit den Pan-Shifu zurück zur Schule. Max quatsche ein bisschen mit dem Pan-Shifu und wir erfuhren, dass er 19 ist und das die meisten Shifus zusammen im Shaolin-Tempel Kung Fu trainiert haben. Als wir ankamen hatten wir erst mal noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Unterrichtsbeginn. Christopher und ich aßen Eis und schauten Avatar weiter. Dann waren wir zu Faul um zum Unterricht zu gehen und blieben einfach da und guckten zu Ende. Kurz vor Unterrichtsende klopfte es an die Tür und unser Shifu stand davor mit meiner Kamera in der Hand. Er fragte mich aber zunächst „No Chinese Class?“. Mir fehlten die Worte. Ich sprach spontan „Sleeeeeep“ und deutete auf Christopher, der wie angewurzelt im Bett lag. Unser Shifu kam herein und fragte Christopher das ganze nochmal. Er meinte dann, er wäre die ganze Zeit auf Toilette gewesen. Er verpasste Christopher einen Klaps auf dem Hintern und kniff ihn wie ein Baby in die Wangen und lachte dabei. Dann war das Übel vorbei und ich blieb verschont 😉

Wir klärten noch ab, dass wir morgen Nachmittag in die Berge gehen mit der Shaolin-Kleidung, die wir uns noch besorgen mussten. Zum Essen berichteten wir Harry und Max davon, die nur blöd lachten. Nach dem Essen kauften wir uns jeder noch zwei Eis, die es erst mal zu essen galt. Dann war Training. Unten erfuhren wir, dass kein Training stattfindet und stattdessen der Film von heute geguckt wird. Wir harkten bei unseren Shifu noch wegen der Mönchskleidung nach, die es zu kaufen galt und er schickte uns schnell auf unsere Zimmer hoch um Geld zu holen. Wir spurteten (wirklich!) los und holten Geld. In der Waffenkammer suchte uns unser Shifu die passenden Größen heraus und gab uns zu der orangenen Kleidung ein Paar gelbe Überziehstrümpfe, einen Gürtel und ein langes Band für die Füße. Ich kaufte mir bei der Gelegenheit eine Peitsche dazu und wir bezahlten beim Finanzmeister. Wir brachten unser Zeug uns Zimmer und gingen runter in den Speisesaal wo der Fernseher aufgebaut war und alle schon gespannt zuguckten. Wir setzten uns dazu und schauten uns die Videoaufnahme an. Christopher verpasste Mao, der auf allen 10-Yuan-Geldscheinen (Naja, eigentlich auf ALLEN Scheinen) abgebildet ist eine Schönheits-OP, indem er ihn so faltete, dass man seine dicken Backen nicht sah. Sehr schön. Dann war der Film zu Ende und wir grüßten ab. Auf dem Zimmer probierte ich erst mal die Peitsche auf und schwang Sie herum. Der Knall, der dabei erzeugt wurde, war laut genug, um das Licht im Badezimmer anzumachen. Man muss nämlich immer laute Geräusche von sich geben, um das Licht einzuschalten und anzubehalten. Ich schwang die Peitsche aber außerhalb des Bads. Knallte also ordentlich. Dann probierten wir unsere Mönchskleidung an. Es dauerte eine Weile, bis mir das System verstanden und dann gingen wir auf den Flur um Max zu besuchen. Problem war, dass wir uns nicht sehen lassen wollten, da es irgendwie bestimmt lächerlich ausgesehen hätte. Wir versuchten den Flur entlang zu schleichen, wurden dabei aber immer wieder gestört, da die Shifus wohl eine Art Party feierten. Zumindest hörte man laut Musik von einem Ende des Ganges und ständig Shifus hin und her rennen. Nach ein paar Minuten gaben wir es auf, da wir es wirklich nicht riskieren wollten damit gesehen zu werden. Morgen wird es sich aber nicht vermeiden lassen…

Wir waren bei der ganzen Aktion nicht sehr leise, da wir uns immer wieder auf den Gang schubsten und die Tür schlossen um uns gegenseitig erwischt werden zu lassen. Mit lauten lachen in Verbindung, klopfte es dann an unserer Tür, als wir grade aufhörten. Unser Shifu stand davor mit einem der Kinder aus unserer Gruppe. Er kam herein und wir erzählten uns fast eine ganze Stunde 6was. Hier ein paar Ausschnitte:

Sein Bruder ist tatsächlich der „berühmte“ Ocean-Shifu.

Er kommt ursprünglich aus einer anderen Provinz und sein Vater hat dort ein Haus (gebaut?).

Unser Shifu fragt seine Eltern immer wenn er Geld brauch, da er selbst kaum was hat.

Er ist sehr traurig, wenn wir die Schule verlassen und nach Hause fliegen. Wir sollen ihn unbedingt Emails schreiben und bald wiederkommen. Er ist aber froh, dass die ganzen kleinen Kinder endlich nach Hause gefahren sind.

Er ist mit einem der Kinder aus unserer Gruppe auf einem Zimmer. Er hat den Kleinen übrigens mitgebracht und er kann schön Flöte spielen. Der Kleine meint aber, dass er nicht gut spielt, was meiner Meinung aber nicht stimmt. Unser Shifu schickte ihn seine Flöte holen und wir bekamen sogar ein kleines Konzert.

Er hakte nach, ob es uns hier gefällt und ob wir wirklich wiederkommen wollen.

Er meinte auch, dass man im Kindesalter am schnellsten Flexibel wird und es auch bleibt, wenn man nicht aufhört sich zu dehnen. Das stimmt auch. Nach 3 Jahren Kung Fu, sieht es zudem „beautiful“ aus.

Morgen begleitet er uns wohin wir wollen um Fotos zu schießen. Wir sollen aber unsere Waffen mitnehmen. Übrigens: er korrigierte noch unsere Kleidung, die wir teilweise falsch bzw. unschön angelegt hatten.

Wir sprachen noch über Geld und Essen: In China gibt es viel einfaches Essen für wenig Geld und in Deutschland (das wusste er von seinem großen Bruder, der offenbar gerne Steak isst) ist es umgekehrt.

Yuen ist übrigens 24. Und der unser Shifu hat am 01.09.1990 Geburtstag. Einen Tag später reisen Max und ich ja schon ab.

Leider fällt mir grade nicht mehr ein aus dem Gespräch. Es war aber sehr lange und ich hätte nicht gedacht, dass er so lange auf unserem Zimmer bleiben würde. Der Kleine ist schon vorher abgedampft, da er müde war. Gegen 20 nach 10 verließ uns auch unser Shifu.

Er mag uns wirklich sehr und wir (ich zumindest) ihn auch. Werde ihn sicher sehr vermissen, wenn ich wieder nach Hause fliege. Schon irgendwie traurig. Ich spielte für einen Moment mit dem Gedanken mein Studium um 1 Jahr aufzuschieben und einfach hier zu bleiben. Aber das ist glaub ich keine so gute Idee. Ich denke ich werde einfach so bald wie möglich wiederkommen. Immerhin möchte ich schon gerne nach Hause. Andererseits würde ich auch gerne hier bleiben. Als unser Shifu unser Zimmer verließ, machte ich mich an meinen Tagesartikel, der immer noch nicht fertig war. Ich hing gut nach und hatte einiges von heute aufzuholen. Christopher und ich alberten noch ein bisschen mit unserer Mönchskleidung herum, versuchten Brücken und allerhand. War auf jedenfalls sehr lustig. Als ich nichts ahnend im Bett lag und meine Texte weiterschrieb, zeigte mir Christopher die verdammt dreckige Unterseite des Pümpels und mir kam fast die Kotze hoch. Ich verkroch mich unter der Decke und als ich nach ein paar Sekunden wieder schaute, hielt er ihn mir immer noch vor die Augen. Ich schrie und verkroch mich wieder. So gemein mir sowas fieses anzutun. Aber kurz darauf rächte ich mich als ich zur Toilette ging kam ich mit dem Pümpel in der Hand zurück und hielt ihm die appetitliche Unterseite vor die Augen. Rache ist süß. Dann schrieb ich endlich zu Ende  und legte mich schlafen. Es war kurz vor 12 und ich war müde. Heute war ein toller Tag und morgen wird vielleicht noch besser.

14. August 2010

Samstag, 14.08.2010

Die Nacht war grausam. Kurz vor dem Schlafen gehen, entdeckte ich wieder ein ekeliges und großes Insekt im Bad, das es zu töten galt. Das der Strom schon die ganze Zeit weg war, machte es uns nicht leicht. Mit einer fast leeren Taschenlampe bewaffnet jagte ich das Tier. Als Christopher mir dabei Unterstützung gab indem er mir leuchtete, fanden wir das das Kriechtier direkt neben uns am Türrahmen hocken. Christopher schrie nur noch auf und rannte voller Panik Richtung Bett, sprang hinein und strampelte mit den Beinen wie ein Baby, während er sich unter der Decke versteckte. Unser Shifu, der zu der Zeit noch auf den Gängen herum lief, hörte wohl den Schrei und klopfte bei uns an die Tür. Wir zeigten ihn das Getier im Bad und drückten ihn dazu die Fliegenklatsche in die Hand. Seine Neugier erlosch, als er das Tier entdeckte. Ein einfaches „Ahha“ und zack; es flüchtete über den Boden zur Zimmertür. Ich konnte es jedoch noch mit einem Stampfer erwischen und erledigte das ekelige Geschöpf somit. Dann wünschte unser Shifu uns noch eine gute Nacht und wir legten uns hin, da man in der Dunkelheit und ohne Wasser oder geschweige denn der Klimaanlage eh nichts machen konnte. Es war trotz des frischen Regens viel zu warm um zu schlafen. Zudem kamen dann die Mücken dazu, die uns bei Laune hielten. Ich weiß nur, dass ich mitten in der Nacht mehrmals aufgewacht bin und es überall juckte. Gegen 5:40 Uhr wachte ich jedoch endlich aus diesem Alptraum auf und ich vernahm die Trillerpfeife, die normal zur Erdbebenwarnung genutzt wird. Da es aber keinen Strom gab, funktionierte auch die Schulglocke nicht. Welch Schande. Ohne überhaupt richtig geschlafen zu haben zogen wir uns an und gingen runter zum Meeting. Auf dem Flur sah ich noch, wie Yuen-Shifu aus dem Zimmer eilte. Er hatte offensichtlich ebenfalls nicht gut geschlafen, denn normal müsste er schon längst beim Shifu-Meeting sein. Wir stellten uns auf und gingen anschließend zu unserer gewohnten Trainingsposition und begannen uns dann zu lockern. Währen unser Shifu sich mit den Kindern beschäftigte, durften wir laufen. Christopher hatte kein Bock und machte sich daraus einen Spaziergang. Er war sauer, weil er nicht richtig schlafen konnte. Max wollte zunächst eine Runde gehen und dann laufen. Ich lief meine 5 Runden also alleine durch und stretchte mich dann kurz an den Platten. Max blieb anschließend dabei während Christopher und ich die Stellungen durchgingen. Dann folgte Grundschule (Faust, Handfläche, usw.) und im Anschluss die geliebte Form. Während wir dann frei mit unseren Stick übten konnte, hatte unser Shifu damit zu tun, den Kindern den letzten Schliff bei der Stockform beizubringen. Dann war Trainingsende. Auf dem Zimmer gab es wie erwartet immer noch kein Strom. Aber das schlimmste war: auch kein Wasser. Das pisste mich echt an, denn ich hätte mich gerne geduscht oder zumindest die dreckigen Hände gewaschen. Stattdessen hockte ich auf dem Stuhl und wartete vergeblich auf Wasser. Ungewaschen ging ich dann wie der Rest zum Frühstück. Da es keinen Strom gab, konnten Sie scheinbar auch nicht die Brötchen auftauen und es gab stattdessen (vermutlich mit Gas) gekochte Nudeln. Eigentlich kein schlechtes Essen, aber zum Frühstück echt unpassend. Ich wollte gefälligst meine verdammten Brötchen!!! Nach dem Frühstück und somit kurz vor dem Training ging zunächst der Strom wieder an. Sogar die Klimaanlage wurde eingeschaltet (unnormal). Natürlich direkt erst mal eingeschaltet. Dazu noch unsere Computer ans Kabel geklemmt und aufgeladen. Dann kam etwas später auch Wasser dazu und ich konnte sogar meine Schüssel und meine Stäbchen abspülen. Welch ein Luxus… nein ehrlich, es wurde echt Zeit. Ich habe nämlich von Niko erfahren, dass es im Februar / März 3 Tage lang kein Strom und kein Wasser gab. Das ist ja mal echt nicht witzig. Wir gingen dann zum Training in die Halle runter. Der Regen, hatte die Halle förmlich geflutet und der ganze Boden war nass. Unter den Matten stand das dreckige Schlammwasser und quoll hervor, wenn man drauf trat. Die Teppiche wurden gestern glücklicherweise noch zusammengerollt. Wir taten was getan werden musste und nahmen den ganzen Teppich von den Matten und bauten dazu noch das gesamte Matten-Geflecht auseinander um es zu trocknen. Unter den Matten fanden sich tatsächlich große, dreckige Pfützen die mit dem Besen (chinesischer Bauart; also Bambusstil mit irgendwelchen dünnen Ästchen dran) weggekehrt wurden. Unser Shifu meinte dann, dass es wohl kein Training geben wird und wir hatten stattdessen „Free Practise“. Ich schwang die ganze Zeit meinen Gun und übte die Basics. Max zeigte mir noch einen simplen Trick, den ich ein wenig üben konnte. Das nächste Mal als wir unseren Shifu sahen (wir übten vor der Halle), kam er mit ALLEN Ferienkindern (also die Chinesenkinder) von der Schule. Alle waren Sie mit Waschschüsseln bewaffnet und ich ahnte was anstand. Die Matten und der Hallenboden sollte gesäubert werden. Die Kinder gingen mit unserem Shifu und ein paar anderen Shifus unter die Brücke und holten Wasser. Einige nahmen direkt ein paar Matten mit um Sie dort abzuwaschen. Unsere Gruppe hatte freies Training (Befehl unseres Shifus). Einige aus der ach so fleißigen Gruppe von Yuen meinte darauf, dass wir faul wären und nicht helfen würden. Ich sagte dazu nur so viel: Wer hat denn die letzten 3x Unkraut jährten dürfen? Unsere Gruppe. Und wo war die Gruppe von Yuen? Unter der Brücke, am Pause machen. Es ist nur mehr als fair, dass Sie jetzt mal an der Reihe sind. Vor allem der Hippie-Australier Pip moserte rum. Ist schon blöd, wenn man sich nicht immer drücken kann, ne? In Gegensatz zu Yuens Team hatten wir zudem Training und nicht Pause. Nach ein paar Stunden war das Geschehen vorbei und wir gingen wieder zurück. Wieder kein Wasser… aber nach 30 Minuten warten wurde es dann doch wieder angestellt. Ich konnte endlich duschen und dann ging es zum Essen. Mit einer größeren Schale bewaffnet machte ich mich an den Reis. In meiner normalen passt nämlich nicht viel rein und es ist auch schwieriger draus zu essen ohne alles daneben zu werfen. Nach dem Essen schauten Christopher und ich noch Kung Fu Panda von gestern zu Ende. Ich zog schlafen dem Bericht schreiben vor und holte es aber nach einer guten Stunde Schlaf nach. Während wir den Film guckten klopften übrigens wieder die Kinder an der Tür und riefen dazu unsere Namen. Diesmal unermüdlich und laut. Dennoch machten wir nicht auf, da wir sie sonst bis zum Training nicht mehr los bekommen hätten. Meine aufgeschlitzte Hand sieht im Moment schlimmer aus als es wahrscheinlich ist. Nach einem Schläfchen klopfte es noch einmal an der Tür. Da es eh nur noch 20 Minuten bis zum Training waren und wir beide bereits geschlafen hatten, machten wir auf. Sofort kam ein kleiner Chinese (ca. 5 Jahre) hinein, schaute sich um und entdeckte das Cover von Kung Fu Panda, dass er ganz gebannt anstarrte und irgendwas in Chinesisch sagte, was wir nicht verstanden. Als ich nach der offenen Tür schaute, sah ich einen noch kleineren Chinesen (3 bis 4 Jahre alt). Die kleinste Kleidergröße der Trainingskleidung war ihm zu groß und hing nur so an ihn herab. Der andere kleine Junge zog ihn hinein, da er zu schüchtern war im das Zimmer von selbst zu betreten. Die beiden standen da und schauten sich zu zweit das Cover an. Als ich Fotos machte, bekam die Kamera das gesamte Interesse. Ich erlaubte ihn ein paar Fotos zu machen und dann klingelte es zum Meeting. Sofort stürmten die beiden aus dem Zimmer und wir folgten ein paar Minuten später, nachdem wir uns umgezogen hatten. Gemeinsam gingen wir zur Trainingshalle. Wir warteten vor der Halle und hatten dann sozusagen wieder „Free Practise“, denn die Halle wurde von den Shifus und vor allem den Kindern wieder hergerichtet (also Matten aufbauen, Teppich drüber und sowas). Nach einer guten Stunde und vielen Stockschwingen und rumalbern mit Christopher, Max und ein paar der Kindern (Stockwerfen z.B.) ging es dann los. Alle fanden sich in der Halle ein und setzten sich hin. Eine Generalprobe der Performance stand an. Es wurden Tische aufgebaut, Lautsprechersysteme und allerhand mehr. Es ging zunächst damit los, dass einige etwas auf Chinesisch / Englisch vorlasen. Dann folgte die Schulaufführung der ganz Kleinen (sehr süß) und gefolgt von den ersten Gruppen (Yuen), die Formen aufführten. Nach der Tai Chi-Gruppe (bestehend nur noch aus Harry), die eine Form aufführte, ging unsere Gruppe mit unseren Shifu vor die Tür und wärmten uns 1 Minute auf, während die Fortgeschrittenen Kinder (unter anderem Jin Da Bao) eine Form vorführten. Das Aufwärmen bestand aus dem rausgehen aus der Halle. Dann war es nämlich schon so weit und wir stellten uns auf. Unerwartet begannen wir mit Fauststößen und Handflächenschlägen, die ebenso unerwartet gut klappten (verdammt schnell). Dann liefen wir mit den Kindern die Shao-Form durch. Dann waren die Kinder mit ihrer Stockform dran. Anschließend wir Drei mit unserer Stockform. Bis auf die Tatsache, dass ich etwas hinterher hing, da ich den Startschuss verpasst habe, lief alles super. Christopher meinte am Ende jedoch, dass er total versagt hat und sogar den Stock verloren hat. Er klang sichtlich unzufrieden und hatte schon die Befürchtung, dass unser Shifu ihn nicht mehr ins Gesicht schauen kann nach dieser Schmach. Aber alles halb so wild 😉 Nachdem die anderen Kindergruppen ihre Formen gezeigt hatten, ging es richtig zur Sache. Die Shifus zeigten was sie drauf hatten und das war einiges. Eine solche Show hatte ich noch nie zuvor gesehen. Diesmal zogen Sie all ihre Techniken und Akrobatik durch, was wunderbar anzuschauen war. Der Deutschland-Trikot-Shifu ging auch Mega ab. Hätte ich nicht gedacht, dass er doch so akrobatisch ist. Auch die anderen Shifus waren super. Ich erfuhr von Soltan, einen Engländer mit Iranischen / irakischen Wurzeln, dass er sich beim Sanda (Rolle machen) die Schulter, den Arm oder das Schlüsselbein gebrochen hat und er im Krankenhaus war deswegen. Im Krankenhaus von Fangshouan, wo er zunächst war, sagten Sie ihm, das es tatsächlich gebrochen ist, er aber seinen Arm ohne Probleme weiterbenutzen kann. Im zweiten Krankenhaus in Jiaozou, sagten Sie aber, dass er auf keinen Fall seinen Arm benutzen soll. Ich glaube Vorschlag Nummer 2 ist deutlich gesünder. Soltan nahm es aber mit Humor. Ein ganz netter Kerl. Er sagte auch, dass er sich freut unsere Formen morgen zu sehen. Naaaja, so toll sind Sie ja auch nicht. Jedenfalls war danach die Show zu Ende und wir brachen wieder zur Schule auf, grüßten ab und dann ging es nach einer Dusche zum Essen. Wieder gab es Nudeln. Diesmal fand ich es nicht so schlimm. Anschließend gab es sogar im Anschluss Brötchen. Da bleibt man doch gerne länger. Als ich mir eine Cola kaufen wollte, kam ich mit der Freundin des Second-Headmasters ins „Gespräch“ (Sie kassiert das Geld wenn man was kauft). Sie heißt Fiona und es gibt im Moment keine Räucherstäbchen gegen die lästigen Mücken mehr. Dafür aber später. Aber nicht morgen. Also entweder heute Abend oder ab Übermorgen. Das war mir dann doch nicht ganz klar. War aber schon lustig. Dann war Abendtraining. Unser Shifu war diesmal nicht da (warum auch immer) und wir gingen mit Yuen und seiner Gruppe los und fingen an zu laufen. Heute schenkte ich mir das Laufen mal, da ich ja morgen Frisch für die Performance sein muss. Stattdessen machten Christopher, Harry und ich einen Spaziergang und unterhielten uns. Wir nahmen uns vor, am Dienstag zur Massage in Jiaozou zu gehen, wo Harry, Christian und die beiden Engländer beim letzten Mal waren. Nach dem dehnen hantierte ich mit meinem Schwert rum und gesellte mich dazu zu Christopher der an seiner Stockform feilte (nach der unendlichen Schmach heute). Im Anschluss spielte ich noch mit Jin Da Bao ein bisschen Metzeln (er schnetzelte alles mit meinem Schwert nieder, dass sogar schießen kann ;-)). Sehr lustig der Kleine. Immerzu spielt er mit Waffen. Dann war das Training zu Ende und wir hörten unseren Shifu vom Eingang der Schule rufen. Wir grüßten ab und sollten uns davor noch bei einigen der Kinder mit Umarmung verabschieden, da Sie morgen die Schule verlassen. Einige Kinder meint hier ca. 5 oder 6. Der Rest (ursprünglich waren es nur 2, die länger bleiben wollten), also etwa 10, bleiben jetzt doch für 1 Jahr. Verrückt!

Wir nahmen die Kinder in den Arm (bzw. Sie uns, denn Sie nutzen die Chance und sprangen uns an wie die Hunde) und sagten „Good Bye“. Schon ein bisschen traurig. Wir waren keine 5 Minuten auf dem Zimmer und schon klopfte es wieder. Einer der Kleinen stand vor der Tür und wollte hinein. Wir ließen ihn rein, aber wussten nicht, ob es eines der Kinder war, die Morgen abreisen oder eines das für 1 Jahr hier bleibt. Es faselte wieder irgendwas auf Chinesisch, dass wir nicht verstanden und dann guckten wir zusammen mit dem Kind „Avatar“, den sich Christopher von Harry ausgeliehen hat. Während ich duschte und mich Bettfertig machte und meinen Tagesbericht schrieb, schlief der Kleine in Christophers Bett ein. Gegen 22 Uhr entschlossen wir ihn dann aber zu wecken. Tja… Fehlanzeige. Der Kleine schlief wie ein Stein. Alles rütteln und schütteln half nichts und so entschlossen wir ihn rauszutragen. Wir überlegten noch, wie das wohl aussehen mag, wenn wir mitten in der Nacht ein Kind auf dem Armen durch die Halle schleppen würden. Zunächst versuchte Christopher sich. Beim Heben hat er sich jedoch überschätzt und er war ihn zu schwer. Nach kurzem rätseln, was man denn noch machen konnte, entschied ich ihn zu tragen und hievte ihn auf meine Arme. Also soo schwer war er jetzt nicht. Vermute so um die 20 bis 25 KG. Als ich gerade aus der Tür hinaus ging, wachte er langsam auf und war total benommen. Auf halben Weg zur Treppe meinte er dann nur noch „Ok, Ok, ok…“ und ich ließ ihn runter. In dem Moment kam Yan Lin die Treppe hoch und schaute ganz komisch rüber. Ich ging so als ob nichts wär zurück ins Zimmer und sah noch, dass Yan Lin den Mini etwas fragte. Vermutlich sowas wie „Warum bist du noch nicht im Bett?“. Christopher und ich kamen aus dem lachen nicht mehr raus und mussten erst einmal tief durchatmen. Warum muss das immer uns passieren. Jedenfalls schrieb ich denn in Ruhe meinen Bericht zu Ende und ging schlafen. Wie gesagt steht morgen die große Performance an. Bin ja mal gespannt.

13. August 2010

Freitag, 13.08.2010

Oh mein Gott! Heute ist Freitag der 13. Hoffentlich passiert nichts schlimmes… 😉

Zu spät, denn heute ging es wieder den Berg rauf. Komischerweise fühlte sich mein rechtes Bein schwerer an als mein linkes. Das macht es nicht gerade einfach. Harry war wieder bei uns mit in der Gruppe, da der Tai Chi-Shifu wieder Krankheitsbedingt aussetzt. Wenn es selbst die Chinesen erwischt, muss echt was mit dem Essen nicht stimmen. Einen anderen Grund als das Essen kann es wohl kaum geben. Jedenfalls rannten wir wieder den Berg rauf. Heute erklomm ich ihn mal lieber etwas langsamer, denn für mehr war ich nicht zu begeistern. Oben angekommen ging ich wieder runter. Christopher und Harry rannten den Weg noch weiter (wie weit weiß ich nicht). Max kam etwas später auch oben an und wir gingen zusammen runter. Als wir unten waren schauten wir uns den Berg an und wir hatten beide das Gefühl, dass er sich von uns wegbewegt. Grund war vermutlich der Nebel, der immer noch nicht verschwunden war. Wir gingen durch die Straßen in Richtung der Schule und als wir uns umdrehten kamen Harry und Christopher an. Wir entschlossen noch auf Sie zu warten, damit wir gemeinsam zurück zu unseren Shifu gehen konnten. Als Sie uns gerade eingeholt hatten, flüsterte mir Christopher zu, ich soll mich mal umdrehen. Am anderen Ende der Straße stand unser Shifu in einer ziemlich miesen Laune. Sein Blick war zwar nicht böse, aber seine Haltung sagte alles. Wir waren wohl spät dran… Die Kinder waren schon fleißig am Stock schwingen. Wir dehnten uns zunächst (war absolut notwendig, denn ich war steif wie ein Brett) und dann war es schon so weit und es klingelte und das Training war damit beendet. Unser Shifu kam während wir uns dehnten noch zu uns und wir erzählten uns irgendwas. Er war doch nicht schlecht gelaunt. Nur die Kinder gingen ihn wieder auf die Nerven. Das betont er immer und immer wieder. Er gab uns noch die Checkout-Liste, in der wir uns für Fangshuang eintrugen und dann gingen wir hoch aus unsere Zimmer. Nach einer kalten Dusche ging ich zum Frühstück runter. Ein Tisch wurde aufgelöst und alle Beteiligten setzten sich zu uns am Tisch (inzwischen relativ leeren Tisch). Es wurde nämlich für einen Tisch weniger das Gammelgemüse serviert. Eigentlich kein Problem, da das eh so gut wie keiner frisst. Nach dem Frühstück suchte ich schnell ein paar Fotos raus und packte Sie auf meine Speicherkarte, packte meinen Rucksack und wartete auf das Meeting. Als ich aus dem Fenster schaute, waren die Kinder aus unserer Gruppe damit beschäftigt das Dach zu reinigen. Voll die Sklavenarbeit. Wenig später fand sich auch mein Shifu auf dem Dach ein und rief nach mir. Ich öffnete das Fenster und er grinste mich gewohnt an und meinte ich soll rüber zu ihm aufs Dach springen. Haha. Ich bot ihn an zu mir ins Zimmer zu springen, aber dann wollte er dann doch nicht mehr 😉 Dann ging es nach Fangshuang. Anstatt das Taxi mit 7 Personen (wie sonst auch) zu besetzen, durften auf einmal nur noch 5 Leute hinein. Am Ende mussten wir deswegen auch jeder 3 Yuan anstatt den üblichen 2 bezahlen. Den Sinn dahinter versteh ich nicht. Vermutlich hatten Sie ein Taxi zu viel bestellt und wollten es nicht wieder zurück schicken. Schnurstraks ging ich zum Supermarkt und deckte mich mit einer Flasche Ketchup, einer Flasche Cola und 2 kleinen Tafeln Schokolade ein. Nach einem kurzen Halt am Backbrotstand ging ich dann weiter zum Internetcafé (mit Christopher im Schlepptau). Nach den gewohnten Aufgaben im Internet fuhr ich dann gegen halb 11 alleine mit einem Taxi zurück, da ich schon fertig war und einfach nur noch schlafen wollte. Ich fand sofort ein Taxi, dessen Fahrer sogar von der Ferne erkennen konnte wo ich hin wollte. Er sagte mir auch direkt einen Preis. 10 Yuan. Das ist billig. Sonst bezahl ich immer 15 für die Strecke. Ich stieg ein und dann war ich mir nicht mehr so sicher, ob er nicht doch 30 meinte, da er das Handzeichen für 10 (sieht in China anders aus als in Europa; man kreuzt beide Zeigefinger) dreimal hintereinander zeigte. Ich zeigte ihm während der Fahrt einen 10-Yuan-Schein und tatsächlich wollte er nicht mehr haben. Glück gehabt… An der Schule angekommen ging ich erst mal direkt aus Zimmer und packte meinen Rucksack aus. Ich war nicht mehr so müde wie zuvor und beschloss auf dem Dach eine meiner Kettenpeitschen auszuprobieren. Nach 5 Minuten ging ich aber schon wieder aufs Zimmer und haute mich bis zum Mittagessen aufs Ohr. Allerdings wurde ich dabei von einem lauten klopfen an der Tür gestört. Ich dachte zunächst es sei Christopher, doch als ich die Tür öffnete, kam direkt ein kleiner Chinese herein (vielleicht 5 Jahre alt) und schaute sich im Zimmer um. Dann fragte er nach irgendwas mit „Hodie“, also Max. ich sagte ihn die Zimmernummer von Max auf Chinesisch (2030 = Er Ling San Ling) und er war zufrieden und ging zu seinem Zimmer. Ich wusste aber, dass er noch in der Stadt im Resteraunt essen war. Naja was soll’s. Ich hatte jedenfalls danach meine Ruhe. Beim Essen war es wie je den Freitag recht leer. Ich aß eine Portion Reis und kaufte mir dann eine Cola und ging wieder aufs Zimmer um mein Tagesbericht anzufangen. Christopher kam gegen 2 Uhr wieder und war erst mal Hungrig, so dass wir uns eine Suppe machten. Im Zimmer waren es angenehme 18.5 °C und ich fror wie am Spieß. Will gar nicht wissen wie ich frier wenn ich wieder in Deutschland bin. Wir schauten den Film von gestern Nacht zu Ende (Ip Man). Sehr cool übrigens, aber die Story ist ein bisschen dünn. Dann war wieder Training. Als wir aus unserem kalten Zimmer nach draußen gingen, wurden wir förmlich von der Hitze erschlagen. Mit den Kindern ging es wieder runter zur Halle und wir begannen nach dem Laufen mit gründlichen Stretchen. Heute übten wir wieder die Brücke. Nur Christopher kann Sie. Ich fall dabei immer fast auf meinen Kopf. Aber es wird langsam etwas besser. Mit ein bisschen Übung krieg ich sie bestimmt auch bald hin. Dann gingen wir die Kicks und Ma-Bu / Gum-Bu durch. Christopher und ich schwitzen wie die bekloppten und ich glaub ich hab noch nie so viel Wasser in so kurzer Zeit verloren. Mein Energieverbrauch war mindestens doppelt so hoch wie normal und mich Verliesen nach und nach die Kräfte. Max kam übrigens später nach, da er noch was zu erledigen hatte und dehnte sich lediglich. In der Pause schmiss ich mich einfach nur noch auf dem Teppich und machte gar nix mehr. Die Kinder aus unserer Gruppe kamen dann wieder zu uns und quatschen uns zu. Wir legten uns auf den Bauch und Christopher und ich ließen uns eine sogenannte „Shifu-Massage“ geben, indem die Kinder auf unseren Rücken herumliefen. Das ganze entwickelte sich sogar zu einer richtigen Massage, da die beiden kleinen Chinesen, die die Aufgabe übernahmen freiwillig nachlegten und dabei sogar richtig Freude hatten. Das ging die ganze Pause so (20 Minuten) und danach fühlte ich mich wie neu geboren. Wenn Sie beim nächsten Mal an der Tür klopfen, werde ich Sie garantiert rein lassen, damit Sie uns wieder massieren können. Warum bin ich da nicht eher drauf gekommen. Bezahlung erfolgt dann in Form von Computerspielen (falls überhaupt nötig). Nach der Pause gingen wir unter die Brücke und hatten freies Training. Die Kinder ebenso. Ich machte zwischendurch einen Handstand auf den mit Steinen übersäten Boden und riss mir dabei die linke Hand an einen scharfen Stein auf. Es blutete stark und als Christopher das sah, erzählte ich ihn, dass ich von einer Schlange gebissen worden sei. Er glaubte es mir und meinte ich soll besser ins Krankenhaus, da Sie ja giftig gewesen sein könnte. Ich zeigte meine tropfende Hand lieber nicht meinen Shifu, da er sich sonst nur wieder Sorgen macht. Ich wusch mir das Blut an der Wasserquelle ganz in der Nähe ab und klärte dabei Christopher über die Entstehung der Wunde auf. Nach dem wir weiter unter der Brücke unsere Stöcker schwangen, zeigte ich einen der Kleinen die folgenden Teile der Stockform und dann zog innerhalb von 5 Minuten ein übles Unwetter auf. Unser Shifu rief nur noch „Go Room“, als er die dunklen Wolken in Windeseile auf uns zukommen sah und wir gingen zurück zur Halle um Max dort vom Stretchen abzuholen. Auf dem Rückweg fing es heftig an zu Regnen und zu Gewittern. Der Himmel sah seltsam aber schön aus. Rechtzeitig zum Unwetter waren wir wieder in der Schule und wie vermutet war der Strom natürlich weg. Ich sah kaum etwas in dem Gängen oder im Zimmer, denn der Himmel war so dunkel wie Nachts. Ich nah meine Taschenlampe und duschte kurz. Das Gewitter wurde immer heftiger und auch der Regen hörte gar nicht mehr auf. Schnell waren die Straßen komplett überschwemmt und es war klar, dass das Abendtraining ausfallen würde. Vor der Schule stand über 30cm hoch Wasser und ein Ende war noch nicht in Sicht. Dann war aber erst mal Essen, das wie gewohnt stattfand. Das Gewitter wurde milder und zog vorbei und auch der Himmel klarte auf. Der Regen blieb jedoch bestehen. Nach dem ich fertig gegessen hatte, fragte ich unseren Shifu nach dem Abendtraining. Er lachte nur und meinte „Nein“. Yan Lin, der direkt daneben stand (hatte ihn gar nicht bemerkt) lachte nur. Kurz darauf holte ich meine Kamera und machte ein paar Fotos von den überfluteten Straßen. Draußen spielten die Kleinen im Regen und hatten ihren Spaß. Jin Da Bao war auch dabei, sowie der kleine dicke Junge aus unserer Gruppe. Später kam sogar das Psychokind dazu, das sich aber ungewohnt zurück hielt. Beim Meeting anschließend erfuhren wir dann, dass wir schlafen gehen konnten und kein Meeting mehr stattfindet. Der Strom war immer noch weg und alles war stock duster. Ohne Taschenlampe konnte man nichts mehr auf den Fluren erkennen. Trotzdem irrten reichlich Leute herum. Unser Shifu kam uns aufs Zimmer besuchen und sagte nochmal, dass wir schlafen können da kein Meeting mehr ist. Er konnte aber Max nicht Bescheid sagen, da er nicht die Tür öffnete. Ich sagte scherzhaft, dass er bei der Französin auf dem Zimmer ist und dann wollte er wissen wo ihr Zimmer ist. Das wusste ich jedoch nicht und ich ging auf seinen Wunsch hin mit suchen. Ich klopfte an seiner Tür und niemand öffnete. Dann trafen wir im Dunkeln noch 3 Ausländer die ich nach dem Zimmer der Französin fragte. Keiner wusste aber Bescheid. Kurz darauf öffnete sich gegenüber von Max Zimmer die Tür und Max und die Französin kommen raus. Ich sagte nur noch „Bu Hao“ und unser Shifu war schockiert und wendete sich direkt ab und konnte nicht mehr sprechen. Ich musste Max dann erklären, dass kein Meeting mehr ist und er schlafen gehen. Die Reaktion unseres Shifus war aber sehr schockiert und er zog dann schnell von dannen, nachdem er sich bei mir bedankt hatte ihm beim suchen zu helfe. Wieder auf dem Zimmer liehen Christopher und ich uns noch Kung Fu Panda von Harry aus und schauten die ersten 20 Minuten. Dann war nämlich der Akku von Christophers Laptop leer und wir saßen im Dunkeln dar. Ohne Klimaanlage (wurde wieder wärmer), Wasser (auch abgestellt) und Strom war es ziemlich öde und außer schlafen war nicht viel mehr möglich. Ich schrieb mit meiner verbleibenden Akkulaufzeit noch meinen Bericht zu Ende und hoffte auf Strom während ich im Halbschlaf im Bett lag.

Der große Tag rückt immer näher…

Bald ist es soweit… der Tag der großen Performance der Schule rückt in greifbarer Nähe. Am 15. August wird es soweit sein und jeder darf zeigen was er kann. Wie groß die Show angesetzt ist kann ich noch nicht genau beurteilen, aber es wird auf jedenfall interessant werden. Am Mittwoch hatten wir noch spontan (zumindest für die Ausländer, da uns wieder nichts gesagt wurde) einen Probelauf. Sogar die Shifus hatten einiges vorzuführen. Allerdings kommt das richtige Spektakel erst am Sonntag. Meine Kamera und ich werden jedenfalls dabei sein. Unsere Gruppe muss mit den Kindern zusammen die Shao-Form vorfuehren und dann sind wir Ausländer noch alleine mit unserer Stockform dran.

Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel neues… deswegen auch so wenig Bilder heute.

Grüße aus China!