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Chinablog

- Meine Reise nach China -

23. Juli 2010

Schulalltag

Der Alltag kehrt nun wieder ein. Wir haben unseren Shifu wieder für uns alleine, da die kleinen Kinder nun einen neuen, eigenen Shifu haben. Es ist heute recht kühl und ein wenig windig, was mir aber ganz recht ist. Habe genug vom heißen Wetter.

Tobias ist am Dienstag spontan nach Hause gefolgen, nachdem sich sein Krankheitsbild weiter verschlimmert hat.

Heute gibt es zur Abwechslung mal die ganzen Gruppenfotos von der Longmen Grotte und so. Ich habe nämlich Yuens Speicherkarte bekommen und konnte so an die Bilder kommen.

Ansonsten gibts nicht viel neues (ich liebe diesen Satz). Das Essen ist ein wenig erträglicher geworden (dank Ketchup aus dem Supermarkt) und mit dem Training gehts nun auch wieder weiter Bergauf.

Bis dann!

Freitag, 23.07.2010

Wieder hätte ich heute fast verschlafen, wenn Christopher mich nicht geweckt hätte. Heute ging es zunächst zusammen mit den Kindern eine große Runde laufen. Dann gingen wir mit den anderen zum Berg und rennen war angesagt. Ich lief so schnell mich meine Füße trugen den steinigen Weg hinauf, immer auf meine Füße achtend um nicht auch noch hinzufallen. Kurz vor dem Ziel wurde ich von Harry überholt und ging damit nur als Zweiter ins Ziel. Naja, nicht mein Tag heute. War aber auch schon kurz vor dem Kreislaufkollaps und musste es deshalb ein wenig langsamer angehen als ich den Großteil hinter mir gelassen hatte. Oben angekommen ging ich wieder den Berg runter und dann mit unseren Shifu und den Kindern (die aber scheinbar nicht mit hochgelaufen sind) zurück zum Platz wo wir Ma-Bu / Gum-Bu durchgingen sowie Fauststöße aus der Reiterstellung hinaus. Dann noch schnell einmal die Form und Ende aus. Zum Frühstück gab es heute das gute Brot, dass ich mit den gekauften Honig genoss. Der Inderjunge saß wieder mit am Tisch und nervte. Aber Montag fliegt er nach Hause. Yippie! Dann machte ich mich fertig für die Stadt indem ich meinen Rucksack packte. Wir nahmen direkt das erste Taxi, gingen in den Supermarkt wo ich mir KETCHUP, Schokolade, Kartoffelchips und eine Cola kaufte. Christopher kaufte fast das gleiche und zusammen kauften wir noch eine Packung Waschpulver für 6 Yuan. Gemeinsam mit der Dänin gingen wir noch an einem Fressstand das warme und runde Fladenbrot kaufen und dann weiter in Richtung Internetcafé. Auf dem Weg kamen wir an einem weiteren Stand vorbei, der frittierte Teigtaschen mit Zucker verkaufte. Ich konnte nicht nein sagen und kaufte mir auch davon ein paar. Mit viel Essen in der Hand ging es dann vorbei an Obstständen (die Dänin kaufte Bananen und Äpfel für sich und andere) zum Internetcafé um die Ecke. Wir bezahlten alle 5 Yuan und setzen uns am PC. Ich beantwortete wie immer meine Emails, stellte meine Artikel online und verbrachte Zeit mit Skype. Als ich gerade am surfen war, ging dann auch schon mein Rechner aus. Die Zeit war abgelaufen. Christopher und die Dänin bezahlten noch 1 Yuan um noch eine halbe Stunde länger bleiben zu können. Christopher buchte in der Zeit einen Flug von Peking nach Bangkok, da er vor hat, am 24. August nach Thailand zu fliegen um sich dort ein Motorrad zu liehen und durch die Lande zu heizen. Er hat nämlich gehört, dass man in Thailand keinen Führerschein brauch um ein Motorrad zu fahren (für Roller allerdings schon. Seltsam oder?).

Dann ging er noch zur Bank um Geld abzuholen, doch der Automat war außer Betrieb. So fuhren wir mit dem Taxi zurück zur Schule. Das Taxi hatte im Cockpit nicht einmal eine Geschwindigkeitsanzeige, so verschlissen war es. Auf halber Strecke schaltete der Fahrer das Taxameter aus um uns später abzuziehen. So bezahlten wir 15 statt vermutlich knapp 7 Yuan… naja egal. War ja zu erwarten von den Chinesen. Genau das gleiche Spiel erlebte die Dänin am Obststand. 4 Leute gaben ihr 4 verschiedene Preise an. Ich ging nicht zum Essen, da ich noch ziemlich satt von dem Teigtaschen und dem Brot war und nutzte die Zeit lieber um meine Berichte zu schreiben. Anschließend schlief ich fast wie ein Stein. Also eigentlich ganz gut, da ich auf meiner Bettdecke lag und so die harte Matratze etwas milderte. Beim Nachmittagstraining blieben hatten wir wieder mit den Kindern Training. Es hat über Mittag die ganze Zeit stark geregnet und es hörte auch nicht wirklich auf. Zur Abwechslung trainierten wir heute mal draußen vor der Schule. Mit den Kindern liefen wir ein paar sehr kleine Runden in einer Doppelreihe. Der dicke Chinese neben mir japste dabei was das Zeug hielt während ich nicht mal durch den Mund atmen musste um genug Luft zu bekommen. Ich hatte gegen Ende des Laufens schon Angst, dass er gleich mit einem Herzinfarkt zusammenbricht. Dann dehnten wir uns gemeinsam und die ersten Touristen kamen mit ihren Reisebussen wieder auf den Platz gefahren und schauten neugierig dem Training zu. Als wir dann die Kicks durchgingen und anschließend Ma-Bu/Gum-Bu-Stellungswechsel liefen Sie sogar zwischen uns her, was uns und unserem Shifu nicht gefiel. Stört ja auch nur. Dann gingen wir auf Kommando synchron die Form mit den Kindern zusammen durch. Der Regen hatte meine Trainingskleidung inzwischen völlig durchnässt und ich wusste nicht mehr ob ich schwitzte oder nicht. Irgendwann war dann auch Pause. Da wir ja direkt vor der Schule trainierten, konnten wir unsere Pause auf dem Zimmer verbringen. Ich zog meine nassen Sachen aus und aß einen Apfel. Nach nicht mal 20 Minuten war die Pause vorbei, ich zog mir trockene Sachen an und ging wieder herunter. Christopher hing auf der Toilette fest und kam später nach. Draußen sollten wir wieder Laufen. Diesmal liefen wir im „Vorgarten“ der Schule herum. Max und ich machten uns einen Spaß daraus, kreuz und quer zu laufen. Die Kinder folgten uns dabei auch Schritt und Tritt und machten sogar unsere Bewegungen nach, wenn wir z.B. über einen Stein sprangen. Voll die Lemminge. Dann stellten wir uns im Kreis um unseren Shifu auf, der auf einer kleinen Erhöhung (ähnlich einem Bürgersteig) stand und dehnten uns. Dann liefen wir in der Kreisformation unsere Form. Plötzlich zogen sich binnen Sekunden die Wolken zu und unser Shifu schrie nur noch „Run!“ und deutete auf das Schulgebäude. Ohne zu wissen was los war, ging ich langsam Richtung Schule. Plötzlich begann es heftig zu Regnen. War ja irgendwie klar. Unter dem Abdach meinte mein Shifu dann „Go Room, Break“.  Da wieder das Wasser abgestellt wurde, konnte ich aber leider nicht duschen und schrieb stattdessen lieber mein Tagesbericht weiter. Zum Abendessen gab es heute was Altes im neuen Gewand. Altes, frittiertes Brot, von dem ich lieber die Finger lies. Zum Glück gab es aber auch normale Brötchen dazu, die man gut mit Schokolade oder Honig essen kann. Leider hatte es aufgehört zu regnen und alle hofften darauf, dass trotzdem kein Training stattfand, weil die Straßen zu rutschig waren. Beim Meeting sah dann zunächst alles danach aus. Doch dann gingen wir doch los und fingen mit dem Training an. Ich ließ es wie alle sehr low angehen und wedelte nur ein wenig mit dem Stock herum während ich mich mit Christopher unterhielt. Dann duschte ich zum 3. Mal heute und schloss meinen Bericht für heute ab. Christopher kopierte mir mit seinem Programm namens „TeraCopy“ noch die Videos von Harry von der Shaolin Performance auf meine SD-Karte, damit ich Sie auch auf meinem Netbook anschauen kann. Seltsamerweise konnte ich im Internetcafé nämlich nichts auf die Speicherkarte kopieren. Mit dem Programm geht’s aber. Ich habe Halsschmerzen, die von Stunde zu Stunde schlimmer werden. Auch Husten ist grade dazu gekommen. So wie es aussieht, werde ich krank…

22. Juli 2010

Donnerstag, 22.07.2010

10 Minuten nach dem Klingeln wache ich gemeinsam mit Christopher auf. Wir haben beide die Klingel überhört und einfach weiter geschlafen. Doch unser Rhythmus machte uns dann schließlich doch wach. Wir beeilten uns (ich zumindest) und gingen runter. Unser Shifu hat aber wohl noch nicht so lange auf uns gewartet, weswegen es auch keinen bösen Blick gab. Der Inderjunge hatte seinen Stock wiedergefunden und nach dem Morgentraining übrigens direkt wieder verloren. Beim Morgentraining haben wir heute nicht viel gemacht.  Nach dem warmlaufen und dem anschließenden Dehnen, wurde nämlich ein großes Gruppenfoto mit allen Schülern (Ausländer und Chinsen) sowie den Shifus und sonstigem Personal gemacht. Grund war die Schweizer „Familie“, die in Wirklichkeit nur zum Teil eine Familie ist. Es ist nämlich eine Familie und ein paar Mitglieder einer Kampfkunstschule aus der Schweiz bei Wattwil. Der Fotograf schoss nachdem wir uns gut eine halbe Stunde lang aufgestellt hatten ein paar Fotos und dann ging es ab aufs Zimmer. Nachdem was Yan Lin gesagt hat, können wir alle das Foto bekommen. Bin ja mal gespannt. Da der Koch auch mit auf dem Foto musste, gab es heute später Frühstück. Zur regulären Frühstückszeit um 7:10 Uhr trafen wir Yuen im Flur, der meinte, dass es heute das Frühstück 20 Minuten später gibt. Also wieder aufs Zimmer und in der Zeit habe ich mir die Shaolin-Performance-CD, die Christian am Montag für 10 Yuan gekauft hat, mit Christophers Unterstützung auf meine SD-Karte gezogen. Das Video hat zwar eine schlechte Qualität, ist aber trotzdem sehenswert. Dann war Zimmerkontrolle. Wir hatten es voll verpennt und räumten schnell das gröbste auf. Auch die Flaschen landeten im Flaschenraum. Ein paar Sekunden vor der Kontrolle mit den andern Shifu schaute unser Shifu in unser Zimmer und sein Gesichtsausdruck war dabei etwas erschrocken. Wir haben zwar nicht das ordentlichste Zimmer, doch unordentlich kann man es auch nicht nennen. Die Shifus gingen kurz durch und bemängelten den Staub, der sich wieder angesammelt hatte, ohne dabei ein Wort zu sagen. Dann war Zeit fürs Training. Total müde und ausgelaugt ging ich runter und setzte mich auf die Stufe vor der Tür und wartete darauf, dass wir losgingen. So müde war ich echt seit langem nicht mehr. Ich war kurz davor mich auf dem dreckigen Boden zu legen. Jedenfalls fühlte ich mich, als hätte ich 3 Tage nicht geschlafen. In der Halle fingen wir dann mir warmlaufen und dehnen an, wie sonst auch. Bei den Grundstellungen habe ich dann aufgehört, weil ich mich vor Müdigkeit nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Ich durfte mich hinsetzen, was mir aber sehr schnell zu anstrengend wurde. Also legte ich mich auf den Teppich und machte die Augen zu. Christopher setzte kurz darauf auch aus. Vermutlich wegen seinem kaputten Handgelenk. Nachdem mir mein Shifu auf den Rücken stieg meinte er dann auch „Class over“, also Trainingsende. Das hieß für uns, wir hatten eine gute Stunde Pause, bis es mit der nächsten Einheit weiterging. Genau die Pause brauchte ich. Ich ruhte mich weiter aus und stretchte mich dann mit Christian und Max. Das Dehnen bestand daraus, dass sich jeder ein Bein packt und es runter drückt (Seitspagat). Es tut zwar weh, aber effektiver geht es in der kurzen Zeit nicht. Ich kam erstaunlicherweise weiter runter als ich je gedacht hätte. Bin scheinbar doch nicht so ungelenkig in der Hüfte. Dann ging irgendwann das Training weiter. Ich war nicht mehr ganz so ausgebrannt wie zu vor und konnte wieder normal, wenn auch langsam, laufen. Dann ging es an den Stock und wir übten wieder Basics und Form. Das Ganze war etwas langweilig für mich, da ich gerne meine Form erweitern möchte, ich aber nur wiederholen ohne Ende sollte.  Dann gab es eine kurze Pause und dann die Shao-Form (ohne Gun). Schließlich folgten noch 200 Sit-Ups und das Training war überstanden. Ich brauchte jetzt mein Bett. Nachdem wir auf dem Zimmer waren, klopfte es an der Tür und der Inderjunge mit Vater stand davor. Sein Vater wollte sich nach Christopfers Handgelenk erkundigen. Er ist Doktor in Biologie und hat ein paar nützliche medizinische Grundkenntnisse. Er empfahl Christopher meine Pferdesalbe und sich das Handgelenk zu bandagieren und fortan nicht mehr zu benutzen, bis eine Besserung in Kraft tritt. Genau das gleiche habe ich Christopher aber auch schon vorher gesagt. Ich rieb sein Handgelenk mit der Salbe ein und band eine Kompresse drum herum (hatte keine Bandage). Fürs erste sollte es reichen. Im Shop kaufte sich Christopher noch eine Bandage und die Sache war erst mal erledigt. Zum Mittagessen gab‘s wieder Reis (mit Ketchup). Da der Ketchup aber schon fast leer ist, hoffe ich mal, dass wir den morgen in Fangshuan (?) kaufen können. Ich kaufte einen neuen Wasserkanister und ging aufs Zimmer, wo ich endlich meine Ruhe fand. Gegen halb 3 klopfte Max noch an der Tür. Wir wollten meine Treiber für den USB-Anschluss meines Netbooks per Bluetooth von meinen USB-Stick, auf mein Netbook übertragen. Wir gingen dazu in den Computerraum. Max ging vor und machte die Tür hinter sich zu, so dass ich nicht sah in welchen Raum er ging. Alle Türen hatten eine Zimmernummer und da ich nicht so oft im Computerraum bin, wusste ich nicht gleich welche Tür ich nehmen sollte. Ich versuchte eine Tür und war auf einmal im Zimmer von zwei Frauen. Ich hörte nur eine wütende Stimme fragen „Who is coming in?“ und begann mich rasch und leise direkt wieder raus, als ich meinen Fehler bemerkte. Beim zweiten Versuch klappte es dann und ich war im Computerraum. Der Inderjunge und sein Bruder wollten mich mit den Worten „There is no Internet“ raus zerren. Ich riss mich aber los und ging zu Max und wir übertrugen die Treiber erfolgreich auf mein Netbook. Nach der Installation klappte es aber leider trotzdem nicht, so dass ich jetzt mit Gewissheit sagen kann, dass es nicht an den Treibern liegt, sondern an der Hardware. Dann ging ich wieder auf mein Zimmer und ruhte mich noch kurz vor dem Training aus. Beim Meeting erschien unser Shifu heute zur Abwechslung mal nicht und der Shaolin-Shifu meinte, dass er krank sei und wir mit ihm gehen sollten. Gesagt, getan. Nach dem warm laufen gingen wir mit unseren Stöckern nach draußen um dort unser Können zu verbessern. Keine 10 Minuten später kam unser Shifu mit frommer Miene angerannt und konnte es kaum abwarten uns was beizubringen. Wir gingen die Basics durch und kamen dann zur Form. Ich konnte meine Form wieder um eine neue Technik erweitern und habe damit 25 von 55 Bewegungen (habe in einem Video nachgeguckt). Aber ich denke der Schwierigkeitsgrad erhöht sich mit der Dauer der Form. Aber ich denke auch, dass ich Ende des Monats die Form gelernt haben werde. In einer kurzen Verschnaufpause, ging ich zu Christopher, dessen Finger drohte abgeklemmt zu werden, da die neu erworbene Bandage aus dem Shop seinem Finger das Blut abschnitt. Er löste es und musste daraufhin erst mal pausieren. Zumal ein kaputtes Handgelenk und der Stock sich nicht besonders gut vertragen. Mein Shifu sagte mir, dass er Schmerzen in der Daumengegend hat und fragte nach dem „Wundermittel“ (Eisspray). Mit Freude sprühte ich drauf los und seine Reaktion war etwa so: „Woooooow, gooooood“. Es macht Spaß anderen Leuten zu helfen 😀

Danach zeigte er mir seine mit Schwielen übersäten Hände. Er meint das kommt vom Dao (Säbel), da der Griff sehr scharfkantig ist. Dann war auch kurz darauf Ende und wir gingen mit dem Sanda-Shifu und seiner Gruppe zurück zur Schule. Wie immer meinte er beim Meeting, als wir oben angekommen sind, dass wir zum Chinesischunterricht gehen sollten. Max meinte aus Spaß „Sleep“ und der Sanda-Shifu verdeutlichte uns, dass er nach uns schauen wird… Ohje. Als es dann so weit war, versteckten Christopher und ich uns auf dem Zimmer und hörten ständig den Sanda-Shifu schreien und hin und her laufen. Sehr aufregend, aber es passierte nix weiter. Nicht mal geklopft hat er. Trotzdem verhielten wir uns so still wie möglich. Beim Essen nervte uns der Inderjunge, indem er sich immer zu an unseren Tisch setzen wollte. Sein Gelaber nervt einfach, so dass wir bei erster Gelegenheit seine Schüssel und seine Packung Fertignudelsuppe auf einen anderen Tisch gestellt hatten. Auch sein Stuhl stellten wir beiseite, doch das hielt ihn nicht auf, so dass wir zu härteren Mitteln greifen mussten. Wir versteckten seinen Kram unterm Tisch und er suchte die ganze Zeit danach, bis er es endlich fand. Gott sei Dank holte er sich dann heißes Wasser für seine Suppe und brauchte dafür die ganze Zeit, in der wir aßen. Das Abendtraining begann und Christopher und ich liefen ein paar schnelle Runden, bevor uns unser Shifu zu sich rief zum Stretchen. Danach ging es ohne zu zögern an den Gun. Ich schwang ein wenig den Stab und übte ein paar Mal meine Form. Dann lies ich das Training mit weiteren Stabgeschwinge ausklingen. Da man um die Uhrzeit eh nichts mehr sieht, macht es auch ohnehin nicht viel Sinn etwas anderes zu machen. Nach dem Duschen war dann auch Schlafenzeit angesagt. Endlich…

Christophers Handgelenk tut immer noch sehr weh. Aber viel kann man da ja nicht machen. Morgen geht es zunächst den Berg rauf und danach in die Stadt Fengshaun (ich werde versuchen morgen nachzuschauen wie es denn nun wirklich heißt). Freu mich irgendwie schon ein wenig (auf beides).

21. Juli 2010

Mittwoch, 21.07.2010

Müde erwachte ich 2 Minuten vor dem Klingeln und wollte eigentlich nur noch weiterschlafen. Aber Hilft ja nix und so stand ich auf und machte mich fürs Training fertig. Draußen wartete bereits unser Shifu mit den Kindern auf uns. Max und Christopher waren auch pünktlich da und so ging es in einer Doppelreihe mit den Kindern zum Warm-Up. Anschließend liefen wir in der Doppelreihe mit den Kindern um die Häuser. Christopher und ich gaben dabei das Tempo vor. Nach 1 oder 2 Runden waren von den etwa 20 bis 30 Kindern nur noch 4 hinter uns. Meine Magenkrämpfe kamen im 10-Minuten-Takt. Würd mal gern wissen was ich denn falsch gemacht hab, dass es mich nun auch erwischt hat. Es ist aber noch erträglich. Nach der 3. Runde, durften wir dann alleine laufen und damit auch etwas schneller als mit den Kindern. Dann wurde gedehnt und wir gingen so das Grundprogramm durch. Dann sollten wir unsere Stöcke holen und die Basics lernen. Zumindest Max und Christopher. Ich ging die Stockform einige Male durch. Dann war Ende und es ging nach einer Verschnaufpause schließlich weiter zum Frühstück. Max brachte den ganzen Kram mit zum Frühstückstisch, den wir gestern gemeinsam gekauft haben (Honig, Marmelade, Ketchup und Erdnussbutter). Ich hingegen hatte darauf keinen Appetit und begnügte mich mit den Dampfbrötchen und Schokolade dazwischen. Müde legte ich mich danach noch kurz ins Bett, bevor das nächste Training begann. Mit meiner neuen Flasche und den Stock bewaffnet, stellten wir uns vor unserem Shifu auf und gingen zur Halle runter. Heute begannen wir nach dem Aufwärmen mit Akrobatik. Wir fingen an mit Sprinten und einfachen Sprüngen um warm zu werden und kamen dann zu (Sprung-)Rollen und dem Radschlag. Ich war zwar müde und kaputt, doch konnte doch ein Feeling dafür aufbauen. Deswegen ging es gleich weiter mit dem Aerial. Auch Christopher, versuchte sich an diesen Trick und landete dabei blöd auf einer Hand, die ihm danach die ganze Zeit schmerzte. Vermute mal er hat sich das Handgelenk verletzt. War aber noch ertragbar, so wie es rüber kam. Dann übten wir den Butterfly-Kick, der mir heute eigentlich ganz gut gelang. Auch der Aerial klappte besser (aber noch nicht gut). In der Pause war ich heute mal zu kaputt um mich richtig zu dehnen und beschränkte mich deswegen nur auf die Hüfte (da ist halt der größte Bedarf). Zudem probierte ich mich aus dem sitzen heraus in den Handstand zu drücken, was mir beim zweiten Versuch auch gelang. Es war ziemlich Anstrengend und ein weiteres Mal wollte es danach nicht mehr klappen. Nach der Pause gingen wir mit unseren Stöckern nach draußen und Max und Christopher übten die Basics, während mein Shifu mir die Form weiter beibrachte. Ich werde jetzt ein wenig drängen, sie so schnell wie möglich zu vollenden, damit ich dann auch bald schon mit dem Jian-Schwert (Ich glaube Jian heißt Schwert) anfangen kann. Immerhin hab ich den Stock schon seit knapp 3 Wochen und eigentlich nur die Stock-Basics und ein paar Bewegungen der Form gelernt. Aber Yuen meinte ja auch, dass die Basis gerade beim Gun sehr wichtig ist. Geschadet hat es mir also nicht. Irgendwann machten wir dann eine Pause im Schatten (ja, heute war tatsächlich die Sonne zu sehen, die einen sogar blendete!) und sprachen ein wenig mit unseren Shifu, der uns erzählte, dass er in ein paar Monaten nach Deutschland reist. Sein Bruder (Er hat einen Bruder!?!?) ist  oder war (das konnten wir irgendwie nicht so ganz verstehen) ebenfalls in Deutschland. In meinen Kopf entsteht ein seltsamer Verdacht: Ist der Ocean-Shifu vielleicht der große Bruder unseres Shifus? Schließlich ist er im Moment ebenfalls in Deutschland. Dann ging es auch wieder zurück zur Schule. Ich duschte und das Wasser wurde dabei immer weniger, weswegen ich mich beeilen musste und nachher nicht wieder ohne Wasser dazu stehen. Zum Mittag gab es natürlich wieder Reis. Aber heute hatten wir Ketchup, den wir gestern in Jiaozou gekauft haben! Es war der beste Reis seit langem. Pit und Ulli wollen gegen 15 Uhr hier abreisen und sich Peking abschauen. Ulli fliegt dann nach Thailand weiter um Muay Thai zu lernen und Pit fliegt nach Schweden oder Finnland (hab’s vergessen) um dort Urlaub zu machen. Ich denke Thailand muss ich mir auch noch mal ansehen. Aber nicht auf dieser Reise. Dafür bleibt leider keine Zeit. Nach dem Essen behandelte ich noch Christophs Handgelenk mit Salbe und einer Bandage (OK es war eine Kompresse aber immerhin besser als nichts) und dann doch noch mit Eisspray. Christopher meint jedenfalls es hat viel geholfen. Nach der Pause gingen wir alleine mit unseren Shifu zur Trainingshalle. Die Kindergruppe hat einen neuen Shifu bekommen und wir haben nun unseren Shifu ganz für uns alleine. Soweit ich das richtig verstanden habe, haben wir jetzt auch Sanda und Tai Chi bei ihm. Hört sich ja lustig an. Wir und vor allem unser Shifu waren deswegen sehr froh. Beim Training liefen wir uns zunächst in der Halle warm. Heute Nachmittag war es wieder sehr, sehr warm. Dafür war die Sonne nun wieder vom Smog bedeckt. Max glaubt immer noch nicht, dass der Dreck in der Luft Smog ist und hält es für Nebel. Jaja, der wird sich noch wundern. Er ist auch felsenfest davon überzeugt, dass das Zirpen Grillen sind und nicht die allgegenwärtigen Strommäste. Nach dem Aufwärmen gingen wir nach draußen vor die Halle und gingen die Kicks durch. Der sandige Boden erschwerte das Ganze ein wenig. Dann folgte unsere Form (ohne Gun) und zwischendurch immer einige Verschnaufpausen. Dann gingen wir rein und es war Pause. In der Pause dehnte ich mich wieder nicht, dafür zeigte mir aber Sebastian, ein kräftiger Schwarzer Franzose wie man sich in den Handstand drückt. Es zwar sehr schwer, doch schaffte ich es ein oder zwei Mal, indem ich seine Tipps befolgte. Ein Tipp war unter anderem, dass ich meine Beine dafür einsetzen müsste umso Kraft zu sparen. Aber ich muss trotzdem noch einiges Üben. Handstandliegestützen sind der Ideale Weg dazu um die nötigte Kraft aufzubauen meint er. Aber das wusste ich ja schon. Grade als ich damit anfangen wollte, ging das Training weiter. Wir fuhren fort mit Tai Chi – bei unseren Shifu natürlich. Wir gingen die Handbewegungen durch, die aber um einiges Anstrengender waren als beim Tai Chi-Shifu. Das lag daran, dass wir deutlich tiefer stehen sollten. Wir standen quasi die ganze Zeit in einer breiten Reiterstellung und sollten dabei möglichst einen 90° – 100° Winkel in unseren Knien haben. Da schmerzen nicht nur die Knie, sondern auch die Oberschenkel fangen an zu brennen. Als wir uns gerade kurz vom Tai Chi erholten, kam ein Mädchen aus dem Hof gehumpelt und ging zu unseren Shifu. Sie ist wohl umgeknickt, aber ihre Beine, waren übersät von einem Ausschlag. Da ich Christopher mein Eisspray zur Verfügung gestellt habe und er es mit zur Trainingshalle nahm, um regelmäßig nach zu kühlen, kamen wir auf die Idee, dem Mädchen mit dem Eisspray zu helfen. Christopher holte es aus seinem Rucksack und fing an es auf dem Fußknöchel zu sprühen. Es schien zu wirken, denn das Mädchen hörte langsam auf zu weinen. Neugierig schauten die kleinen Chinesen und die Shifus dabei zu. Der Sanda-Shifu war sofort begeistert und nahm sich die Dose in die Hand und sah darauf ein  paar Kämpfer abgebildet und fragte, ob das Sanda ist, was die da machen. Der Einfachheit halber sagten wir einfach mal ja, da alles andere Zeitverschwendung gewesen wär. Der Sanda-Shifu hatte seit ein paar Wochen wohl starke Rückenschmerzen und verdeutlichte uns, dass er das Spray auch gerne mal auf seinen Rücken ausprobieren wollte. Er zog sein T-Shirt hoch und Christopher sprühte kurz etwas auf seinen Rücken. Er zuckte zusammen und meinte nur „Wow, okay“. Christopher sprühte nicht einmal eine Sekunde. Aber der Sanda-Shifu war hellauf begeistert von dem Zeug. Nach dem Abgrüßen vor dem Buddha-Gemälde (3 Minuten später) kam er wieder an und meinte dass das Spray gut ist und ich bot ihn an, nochmal zu sprühen. Er nahm das Angebot an und ich sprühte ihn wieder kurz auf den Rücken. Wieder zuckte er zusammen und es war nach einer Sekunde wieder gut. Als wir dann gehen wollten, kam er noch zu mir und zeigte mir auf sein Handy die Worte „Nice and Cool“, die er mit dem Übersetzungsprogramm geschrieben hatte. Direkt kamen 3 oder 4 kleine Chinesen an, die alle ihr T-Shirt hochzogen und auch etwas auf den Rücken gesprüht haben wollten. Schnell gingen wir deswegen weiter, da unser Shifu auch schon wartete. Lustig, Lustig. Einer der Tiger-Shifus fragte Christopher auch, als er sich gerade sein Handgelenk damit einsprühte, ob er es mal testen kann. Er sprühte sich kurz was auf den Finger und meinte danach nur noch „This is very good medicin“. Da der Tiger-Shifu (der übrigens ziemlich gut Englisch spricht) bald nach Deutschland fliegt, sagte er, er wollte sich sowas auch kaufen, wenn er dort ist. Hier in China gibt es das nämlich nicht so wirklich bis gar nicht. Aber das hab ich mir schon gedacht. Immerhin halten die Chinesen es nun für ein Wundermittel. Zum Abendessen gab es heute wieder kalte, ölige Nudeln. Eigentlich ganz appetitlich, solange man nicht zu viel davon isst. Beim Essen fragte ich Harry, den Amerikaner aus Los Angeles, ob er mir nach dem Essen die Videoaufnahme von der Kung Fu-Show auf meinen USB-Stick packen kann. So kam es, dass ich Christian (Deutschland) und Harry auf ihrem Zimmer besuchte und er mir die Aufnahmen drauf zog. Christian gab mir noch eine CD mit, die er sich in Shaolin gekauft hatte. Sie enthielt angeblich eine 1 ½ Stündige Kung Fu-Show. Harry konnte Sie nur leider nicht abspielen, da er kein Programm hat, um VCDs abzuspielen. Ich ging wieder zurück aufs Zimmer und dann war wieder Zeit zum Training. Wir liefen ein paar Runden und ich machte während der ganzen Zeit immer wieder zwischendurch Radschläge auf der (dreckigen) Straße. Heute sind wieder einige Touristen in der Stadt (Dorf tritt es eher) und es standen Fernseher auf der Straße und die Leute sangen Karaoke, was sich echt verdammt grausig anhörte. Noch nie zuvor habe ich jemanden so schlecht singen gehört. Dann wurde noch irgendwo ein Stuhlkreis gebildet, in dessen Mitte ein Feuer angezündet wurde. Sehr fesch. Wir gingen die Stellungen kurz durch und übten dann 1 oder 2x unsere Form und dann den Stock. Der Inderjunge hatte seinen neuen Stock verloren. Ich erzählte ihm, dass ich ihn vorhin im Feuer habe brennen sehen. Traurig ging er nachschauen, schien mir aber nicht so hundertprozentig zu glauben. War aber auch gelogen. Das Training ging heute recht flott vorbei, ich duschte schnell und schrieb meine Berichte fertig. Ich fühlte mich ziemlich kaputt und war reif für Urlaub. Aber eine erholsame Nacht täte es auch schon. Gute Nacht!

20. Juli 2010

Rückkehr vom Shaolin-Tempel

Gestern waren wir trotz schlechtem Wetter im Shaolin-Tempel.

Da ich jetzt grade die ganze Zeit mit Fotos beschriften besschäftigt war, will ich Sie euch nicht länger vorenthalten und schreib deswegen auch mal nicht so viel wie sonst.

Soll aber nicht heißen, dass ihr mir deswegen auch nicht schreiben braucht 😉