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Chinablog

- Meine Reise nach China -

20. Juli 2010

Dienstag, 20.07.2010

Der Tag beginnt mit ausschlafen. Jedoch schlief ich nicht all zu lang, da ich ja noch bis um kurz nach 12 meinen Tagesbericht geschrieben hatte. Zum Frühstück um 7:10 ging ich mit Schokolade bewaffnet zum Speisesaal. Heute gab es überraschenderweise doch noch das Brot. Meine Schokolade brauchte ich also nicht, da das Brot auch so gut genug schmeckt. Heute allerdings nicht. Es war recht geschmacklos. Ich aß, was ich essen musste und ging wieder hoch und bereitete meine Kamera mit ein paar Bildern und meinen Berichten vor. Dann packte ich meinen Kram zusammen und ging zum Meeting. Dann stiegen Tobias, Christoper und Max mit ein paar anderen in eines der ersten Taxen ein und fuhren los. Christopher und Tobias ging es wieder schlecht. Als wir ankamen ging es deswegen in Eiltempo mit dem Taxi zum Mc Donalds und dort die Toilette aufzusuchen. Max kam mit und somit war das Taxi auch schon voll. Nach dem ich 3x Cola anstatt 3x Pommes bekam (ich wies die gute Dame auf ihren Fehler hin), wartete ich auf die anderen, die sich nach den Toilettengang ebenfalls etwas bestellten. Tobias ging es von Minute zu Minute schlechter und benötigte deswegen noch öfter die Toilette. Wir gingen dann direkt weiter ins Internetcafé. Nach dem ich meine Kamera anschloss und die 40 Fotos vom Tempel hoch lud, meine Mails checkte und so weiter, meinte Tobias irgendwann, dass er mit Christopher zurück zur Schule fährt. Offensichtlich hat es nun seinen Höhepunkt erreicht. Max und ich blieben noch da und erledigten unseren Kram im World Wide Web. Die Dänin, bekam Christophers Internet-ID-Card, um doch noch surfen zu können, da Sie weder Ihre ID-Card noch ihren Reisepass bei sich trug. Gegen kurz nach 2 verließen wir das Cafe und gingen zu Fuß weiter zum Pizzaladen. Auf dem Weg kamen wir an einer Filiale der Bank of China vorbei, wo ich wieder Geld abhob und etwas davon Max zusteckte, damit er weiterhin über die Runden kommt. Am Pizzaladen (genannt Champions Pizza) gingen wir beide ins Obergeschoss und setzten uns hin. Ich bestellte mir die gleiche Pizza wie beim letzten Mal, was auch problemlos klappte. Nur leider hatten Sie die Pizza nur im Medium mit 10“ Durchmesser. Die 12“ große war scheinbar ausverkauft. Die Bedienung war wie immer nur blöd am kichern, doch wir ließen uns davon nicht beirren und warteten Geduldig auf die Pizza. Max hatte keinen Hunger und bestellte sich nichts. Tee gab es dann aber trotzdem für ihn. Der Tee wurde natürlich wie gewohnt immer sofort nachgeschenkt, wenn er leer war. Der Tee ist nämlich im Preis enthalten. Gerade als die Pizza korrekt serviert wurde, fragte ich nach einer weiteren, um sie mit in die Schule zu nehmen und später zu essen. Natürlich verstand man uns nicht und so bekam ich erst 2 Gabeln, dann einen Plastikhandschuh und dazu wollte man mir die Pizza einfach wegnehmen und einpacken. Aber irgendwann haben Sie es dann doch gerafft und ich aß zufrieden meine Pizza auf. Max gab mir den Tipp, mit den Finger eine Schreibbewegung in der Luft nachzuahmen, um so nach der Rechnung zu fragen. Klappte hervorragend und ich bezahlte die beiden Pizzen und bekam Sie in einen hochwertigen Pizzakarton mit samt Plastiktüte drum herum in die Hand gedrückt. Wir verabschiedeten uns von den Kichererbsen und gingen hinaus um das erste Taxi am Straßenrand anzuhalten um damit zum Supermarkt zu fahren. Der Fahrer des Taxis schaute erst eine Weile auf das Foto meiner Kamera (ich habe den Supermarkt von außen fotografiert) und winkte uns dann zu einzusteigen. Problem war, dass er sich total verfahren hat und uns an irgendeinem Supermarkt, weit weg von den bekannten Straßen raus lassen wollte. Da wir unter Zeitdruck standen, weil wir noch Einkaufen wollten, bezahlte ich etwas mürrisch den Fahrer mit seinen 7,5 Yuan (er rundete aber auf 7 ab) und wir stiegen ins nächste Taxi. Der Fahrer fuhr uns wieder zurück zur bekannten „Hauptstraße“ und dann anschließend in genau die verkehrte Richtung. Ich zeigte ihn mit Fingern und Handbewegungen, dass er Falsch fuhr und doch Wenden sollte, doch er meinte einfach kacken dreist „No“ und winkte in eine ganz andere Richtung. Nach vielen hin und her, haben wir ihn deutlich gemacht, dass wir keine weitere Zeit mit ihm vergeuden wollten und dann raffte er endlich, wo wir hin wollten und trat aufs Gas. Er fuhr außen herum zum Supermarkt und wir kamen mit insgesamt einer halben Stunde Verspätung am Supermarkt an. Das Taxameter zeigte 14,5 Yuan. Frechheit. Normal zahlt man für die Strecke gerade mal 5. Ich hab jetzt wegen den inkompetenten Fahrern insgesamt 21,5 Yuan bezahlt. Also mehr als das 4-fache. In den letzten 10 Minuten rannten wir in den Supermarkt, gaben unsere Rucksäcke ab und liefen in Eiltempo zum 2. Stock, wo es alles Mögliche an Essbaren zu kaufen gab. Wir irrten auf der Suche nach Honig, Erdnussbutter und Marmelade durch die Gänge, bis wir irgendwann fündig wurden. Dazu kaufte ich mir noch eine neue 1,5 Liter-Flasche Wasser von Nongfu Spring, da bei meiner alten Flasche der Henkel zum Tragen abgerissen ist. Zusätzlich kaufte ich mir neue Schokopilze, ein paar Äpfel und Reiscracker. Ich ging schon mal vor und schaute mich in Hektik noch kurz im 1. Stock nach einen Haar-Rasierer um, wurde aber nicht fündig. Christopher wollte sich nämlich einen kaufen, damit wir nicht immer Francois (so heißt der Franzose, dessen Namen ich nicht schreiben konnte) Ding ausleihen müssen. Dann spurtete ich im Erdgeschoss noch an einen schönen Hemd vorbei, von dem mir Tobias letzte Woche erzählt hat und dass ich in aller Eile extra bezahlen musste. Endlich an der Kasse angekommen, waren wir 5 oder 10 Minuten über die Zeit hinaus, aber sahen noch Francois und Jochen fast gemütlich herumschlendern. Wir schnappten uns wieder unsere Rucksäcke und gingen zu den Taxen. Ein Taxi war fast voll und hatte nur noch ein Platz frei. Max sprang kurzerhand rein und ich durfte mit den anderen beiden auf die Kasachen warten, die aber nie erschienen sind. Nach einer halben Stunde Wartezeit, in der mir Jochen von seinen Tag in Jiaozou erzählte, wie Sie ein Aquarium besucht hatten (mit Fischen zum beschauen und so) und über einen alten Perversling, der Sie einfach im Park über obszöne Dinge ausgefragt hat (ich bekam ein Video zu sehen, dass Sie versteckt aufnahmen und es war wirklich unglaublich). Irgendwann rief Francois Yuen an und fragte nach, ob die Kasachen nicht schon in der Schule angekommen wären. Darauf gab es keine klare Antwort, weswegen die Warterei weiterging. Mir wurde angeboten mit einem der Taxifahrer zurück zur Schule zu fahren und nahm das Angebot dann auch wahr. Alleine mit einen der Fahrer ging es durch die Berge (also die lange Route) zurück nach Yuntai Shan und damit zur Schule. Die Fahrt dauerte wieder ewig, doch ich nutzte die Gelegenheit und nahm von fast der gesamten Fahr ein Video auf. An der Schule angekommen, traf ich Christopher in der Eingangshalle, der mir sagte, dass Tobias gleich nach Hause fliegt. Verdutzt schaute ich ihn ins Gesicht und glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Doch als dann unser Shifu mit einer großen Tasche die Treppe herunter kam und wenig später auch Tobias selbst, traute ich dem Braten. Ich fragte Tobias noch kurz ob es ihn besser ging und er meinte nur, dass er sich vorgenommen hatte nach Hause zu fliegen, wenn er noch anfängt zu erbrechen. Es war wohl so weit. Wir schüttelten kurz die Hände und verabschiedeten uns innerhalb von ca. 5 Sekunden und dann ging er zum Taxi, dass vor der Eingangstür wartete. Ich musste dringend auf die Toilette und verpasste somit die Abfahrt. Als ich wenig später wieder in die Halle ging, war er schon weg. Max und Christopher konnten es auch nicht fassen, dass er weg war. Max war ganz überrascht, dass er sich nicht verabschiedet hat. Christopher hatte auch noch mit etwas mehr gerechnet. Wir setzten uns auf den Stühlen in der Eingangshalle und warteten. Unser Shifu setzte sich zu uns und schaute uns ganz komisch an. Dann fragte er uns nacheinander ob es uns gut geht und fühlte dabei meinen Bauch. Jin Da Bao (der kleine Chinese) spielte währenddessen mit seinem Spielzeug am Tisch in der Halle. Und gab dabei coole Geräusche von sich. War süß anzusehen. Irgendwann spielte er dann noch „Krieg“. Er imitierte eine Pistole und zielte damit auf uns. Nett wie wir waren, spielten wir sein Spiel mit und ergaben uns. Doch gnadenlos erschoss er uns und wir mussten demnach tot spielen. Dann packte er noch die schweren Geschützte aus: Maschinengewehre, Uzis, Raketenwerfer. Aber die Krönung war, als er sich 2 Fetzen Taschentücher schnappte, sie mit den Zähnen den Ring zweier Handgranaten zog (Aufpassen! Das ist alles nur gespielt und der kleine hatte keine echten Waffen!) und sie wie Rambo auf uns warf. Ich glaube der kleine hat zu viel Krieg gespielt. Witzig war es trotzdem. Irgendwann gingen wir dann wieder aus Zimmer. Ich packte meinen Kram aus und räumte ein wenig auf und sprach dabei mit Christopher über Tobias, der ja so plötzlich abgereist ist. Niko klopfte irgendwann an die Tür und wollte Fotos von Yuens Speicherkarte haben. Mein Computer erkannte die Karte zwar, wollte sie jedoch formatieren. In Christophers Laptop, kamen ein Haufen Virenmeldungen und wir nahmen Sie schnell wieder raus und gingen zum Schul-PC (der war ja schon verseucht genug). Ich erkannte schnell, dass sich auf der Karte ein Virus eingeschlichen hatte, der vorgab ein Ordner zu sein, jedoch in Wirklichkeit ein Programm war (getarnt als Ordner mit Icon und Co.), dass beim Starten (also Doppelklick) lediglich den Unsichtbaren Bilderorder öffnete. Ich löschte die Datei von der Speicherkarte und machte die versteckten Dateien wieder sichtbar. Die Bilder kopierten wir dann auf den Schul-PC und die Chinesinnen, die drum herum saßen kreischten rum und wollte nicht, dass die Bilder auf dem Schul-PC gelagert wurden (aber ebenso nicht auf irgendeinen anderen PC). Müssen ja schreckliche Sachen bei gewesen sein. Dann gab Niko nach und wir verschoben das auf später. Ich leerte meine Speicherkarte und irgendwann, eine Stunde später kam Niko wieder herein und fragte, ob er seine Bilder auf mein Netbook laden konnte, da Yuen mit seiner Festplatte gerade in sein Zimmer war. Da mein USB-Anschluss aber immer noch Defekt ist, musste Christophs Laptop herhalten. Er zog ein paar Bilder von der Lomgmen-Grotte, so wie ein paar Gruppenfotos auf den Computer und anschließend auf seinen USB-Stick. Ich schnappte mir die Bilder ebenfalls und packte sie anschließend auch auf meinen Stick drauf. Nach den Meetings aßen wir die letzten Stücke Pizza (ich gab Christopher ordentlich was ab, also eigentlich alles, wenn er gewollt hätte, da er ja leider keine Pizza essen konnte, weil er Tobias zurück begleitet hat)  und ich fing mein Bericht an zu schreiben. Dann war auch schon längst Schlafenszeit und ich fiel müde ins Bett.

19. Juli 2010

Montag, 19.07.2010

Nachdem ich um 5:40 Uhr zum Meeting aufgestanden bin, legte ich mich anschließend wieder bis zum Frühstück ins Bett. Da mir nicht klar war, ob es heute ein vorgezogenes Frühstück gab, stand ich abermals um halb 7 auf und ging nachschauen. Frühstück fand aber zur normalen Zeit im 7:10 Uhr statt. Also nochmal weitergeschlafen. Beim Frühstück aß ich die Dampfbrötchen mit meiner Schokolade, die noch übrig geblieben ist. Anschließend ging ich aufs Zimmer um meine Sachen für Shaolin zu packen. 5 Minuten später klopfte Max und wenig später der Inderjunge an die Tür und meinten Meeting. Also rasend schnell alles zusammengesucht, schnell die Zähne geputzt und runter. Immer diese unnötige Hektik. Da es heute Morgen ziemlich stark regnete, wollte ich eigentlich noch Regenkleidung mitnehmen oder zumindest nen Pullover. Aber den hab ich in der Eile natürlich ganz vergessen. Ich hatte nur mein Netbook bei (um die Speicherkarte der Kamera leerzuziehen sobald sie voll wurde), Toilettenpapier, meine Gürteltasche mit Handy, Sprachführer, Portemonnaie, Schlüssel und Reisepass und ein wenig zu Essen in Form von Süßigkeiten. Zudem bekamen wir alle noch ein Lunchpaket bevor wir abreisten. Es enthielt eine 0,5 Liter Flasche Wasser, eine eingeschweißte, chin. Wurst, irgendeine eingeschweißte Pflaume, eine Tüte Knabberzeug (kann man wohl mit Chips am ehesten vergleichen), eine Art Reispuffer mit seltsamen Geschmack, eine Packung Kekse und eine Art Biskuit. Bei strömenden Regen stiegen wir in den Reisebus, der anschließend bis auf den letzten Platz besetzt war. Ich saß ganz vorne links, neben Christopher. Die Fahrt führte über die bröckligen, mit Schlaglöchern übersäten Straßen Chinas. Die Fahrt vertrieben wir uns mit Musik hören. Als Begleitung waren der Tai Chi-Shifu, der Sanda-Shifu und der Second Headmaster dabei. Die Fahrt dauerte recht passend 4 Stunden… allerdings fuhren wir eigentlich nie schneller als 50 Km/h, da es der Straßenzustand nie zuließ. Sehr Nerv tötend war, dass die Hupe des Busses verdammt laut war. Und wer schon mal in China war, weiß auch, dass die Hupe hier seeeeehr oft benutzt wird. Ab der Hälfte der Strecke wollten Christopher und den Busfahrer einfach nur noch dafür töten, ständig auf die Hupe zu drücken. Ist ja nicht so das einmal Hupen ausreicht… nein, man muss ja mindestens 3 bis 5x für jeden Scheiß hupen oder am besten gleich für 5 Sekunden gedrückt halten. Meine Geduld war bald erschöpft und ich war immerzu kurz vorm ausrasten, wenn er es wieder tat. Wir passierten auf der Fahrt den Gelben Fluss, von dem ich aus dem Bus heraus auch einige Fotos geschossen habe. Dann fuhren wir durch Dengfeng und kamen wenig später in Shaolin an. Wir hielten auf einen Parkplatz und gingen zu Fuß zum Tempelkomplex. Erst einmal wurde man wie üblich erschlagen von Touristenständen und Kommerz. Wir warteten im Hof des Eingangsbereichs, dass der Second Headmaster die Eintrittskarten kaufte und verteilte. Währenddessen schossen wir einige Fotos, da auch schon der Eingangsbereich einiges zu bieten hatte. Dann ging es endlich rein. Zunächst musste man eine lange Straße folgen, die bestimmt an die 2 Km lang war. Zu Fuß natürlich. Es fuhren zwar auch Elektrobusse, aber das war es den Shifus wohl nicht wert. Vorbei an schönen Gärten, am „Blauen Fluss“ (so stand es zumindest da geschrieben), Pagoden und unter chinesischen Bäumen kamen wir dann am Tempelvorplatz an. Auf dem Weg befand sich noch ein Gebäudekomplex, der unter anderem eine Waffenschmiede des Shaolin-Tempels, sowie eine Show-Halle mit natürlichen vielen Geschäften beherbergte. Wir gingen jedoch zunächst vorbei, da die Shifus erst mit uns zum Tempel wollten. Wir zeigten erneut die Eintrittskarten vor und traten ein. Der Tempel an sich war sehr schön und es gab viel Kultur zu bestaunen. Ganz am Anfang des Tempels, direkt nach dem Eingang, standen dicke Bäume, in den die Mönche im Laufe der Jahre tiefe Löcher mit Ihren Fingern gebohrt haben. Ziemlich cool muss ich gestehen. Natürlich gibt’s davon auch Fotos. Weiter im Tempel hinein, liefen  auch einige Mönche rum. Nicht zu vergessen ist, dass überall im Tempel Touristen rumliefen. Überwiegend chinesischer Herkunft; aber auch Ausländer waren da drunter zu finden. Jedenfalls mehr als in der Longmen Grotte, wo wir als fast einzigen Ausländer rumliefen. Die Tempel-Pagoden waren bunt bemalt und leuchteten wunderbar im Licht der Sonne. Vor dem Pagoden, die meist irgendwelche Statuen von Göttern oder so enthielten, war nicht selten ein Räucherwerk zu finden, dass vor sich her stank. Manche Pagoden waren auch Souvenirläden mit völlig überzogenen Preisen. So verlangte man in einem, 200 Yuan für ein kleines Armband. In Deutschland vielleicht Okay, doch nicht in China! Ich erkundete den Tempel alleine bzw. teilweisemit Christopher, der mir immer wieder über den Weg lief und machte natürlich ordentlich Fotos. Im Tempel fand ich auch einen richtig dicken, chinesischen Tourist. Also ich hab ja schon dicke Chinesen gesehen, aber er setzte den Maßstab ein ganzes Stückchen höher, so dass mir gar nichts anderes übrig blieb, als ein Foto zu machen. In den Souvenirläden, waren teilweise auch Mönche, die dort auf Stühlen saßen und schliefen. Manche waren sogar als Verkäufer tätig. Auf jeden Fall ist mir aufgefallen, dass die Shaolin-Mönche die gleichen Schuhe tragen wie wir (Kung Fu-Schuhe von Feivue). Die Mönche hatten entweder eine braune oder seltener auch eine graue Kutte an und dazu kurz geschorenes Haar. Nach nicht einmal einer Stunde haben wir praktisch schon alles vom Tempel an sich gesehen und gingen hinaus um den Rest des Geländes weiter zu erforschen. Es gab nämlich noch eine Kung Fu-Performance, den Pagodenwald, Teehäuser und vieles mehr. Wir bekamen gut 2 Stunden Zeit um uns das anzusehen was uns interessierte und sollten uns dann um 16 Uhr wieder vor dem Tempel treffen. Noch was zu den Souvenirläden oder Ständen: Wie ich es vermutete, verkaufen Sie alle praktisch das gleiche. Das wären vor allem Waffen wie Schwerter, Hellebarden, Armbrüste, Messer, Dolche, Schlagringe, Wurfsterne, Wurfmesser, Nunchakos (?), Elektroschocker. Aber auch harmlose Sachen wie T-Shirts und andere Kleidung, Fächer, Schmuck, Musik-CDs oder Bücher und Schriftstücke. Aber keine Postkarten!!! So wie es aussieht, muss ich wohl Briefe anstatt Postkarten versenden. Hoffe das macht nix. Ich rannte mit Max und ein paar anderen zur Kung Fu-Show, die in 12 Minuten anfangen sollte und wir kamen leider zu spät an. Denn alle Plätze waren bereits belegt und so mussten wir eine Stunde auf die nächste Show warten. Ich machte deswegen erst einmal eine Pause und aß ein paar Sachen aus meinem Lunch-Paket und schaute mich dann in den Souvenirläden um und kaufte dabei ein T-Shirt und ein traditionelles Hemd. Die Preise waren Fixpreise und recht moderat für Ausländer, so wie bei allen Souvenirläden hier. So bezahlte ich für ein T-Shirt 30 Yuan (= 3 Euro) und 80 Yuan (Naa? Wie viel ist es wohl?) für das Hemd. Während ich shoppte, verschwanden die anderen ohne ein Wort zu sagen (ich hab mich jedenfalls noch abgemeldet). Ich schaute mich darauf hin alleine etwas um, um mir die Zeit zu vertreiben und fand Sie wenige Meter weiter beim Trainingsgelände, wo es Holzpfähle, Steinmauern und Statuen gab, um seine Balance zu trainieren. Wurde damit natürlich höchste Zeit für ein paar Posing-Fotos und wir erklommen die Pfähle um ein paar Fotos zu schießen. Der Versuch einen Handstand auf den Pfählen zu machen, vergaß ich schnell wieder, da es mir dann doch zu wackelig war. Dafür muss ich erst lernen, mich langsam von unten in den Handstand zu drücken, so wie es ein Neuer gemacht hat. Als wir die Touristen aus dem Ausgang der Vorführungshalle strömen sahen, gingen wir schnell wieder zum Eingang zurück und stellten uns an. Kurz darauf waren wir in einer Art Lobby und gingen dann in einem Raum, mit einer Tribüne in der Mitte. Wir setzten uns hin und warteten auf die Vorführung. Schon vor der Vorführung kamen Mönche auf die Bühne um für Touristen auf einem Foto zu posen (gegen Geld natürlich). Man sah ganz deutlich, dass Sie es schon einige tausend Mal gemacht haben, so schnell wie das ging. Touristen konnten auf die Bühne springen, sich eine Waffe schnappen und sich zu den Mönchen stellen, die sich dann entsprechend cool in eine Pose begeben haben. Das Foto wurde von einem „professionellen“ Fotographen gemacht. Das ganze dauerte nie länger als 10 Sekunden. Dann ging pünktlich um 15 Uhr die Show los. Erst war alles dunkel und dann kamen die Shaolin-Mönche rausgesprungen und wirbelten mit ihren Schwertern herum. Dann kam einer mit einer Lanze dazu, der damit ein paar coole Sachen machte. Dann wurde es wieder dunkel und drei Mönche führten nacheinander eine Art Form vor. Natürlich sehr spektakulär. Sie packen die feinsten Sachen aus ihrer Trickkiste aus und so gab es natürlich entsprechenden Applaus. Dann durften 3 Touristen auf die Bühne und mit den Mönchen zusammen Kung Fu ausprobieren bzw. üben. Das Ganze war ziemlich lustig, da die Touristen allesamt Frauen waren, die sich wohl noch nie zuvor so bewegt haben. Nacheinander zeigte jeder Mönch eine mehr oder weniger komplexe Bewegung, die die Frauen nachmachen sollten. Keiner der Frauen vermochte auch nur eine der Bewegungen nachzunahmen. Spätestens als einer der Mönche mit einem Radschlag loslegte, kapitulierten die Touristen und es ging ins Comedy über, da Sie es immerhin so weit wie möglich versuchten nachzuahmen. Nach dem alle Frauen durch wahren mit ihren „Übungen“ ging es weiter im Programm. Und zwar mit Qi Gong. Die Mönche demonstrierten, wie man einen Speer unterhalb des Kehlkopfes verbiegen kann, Eisenstangen auf den Kopf zerschmettert, Handstand auf 2 Fingern macht, wie biegsam der Menschliche Körper sein kann oder wie man Nadeln durch Glasscheiben wirft. Alles funktionierte tadellos und war sehr beeindruckend. Da meine Speicherkarte drohte voll zu werden (ich nahm die ganze Show als Video auf), unterbrach ich die Aufnahme bei den langweiligen Stellen wo nur von der Moderatorin kommentiert wurde und konzentrierte mich auf die Showeinlagen. Zum Schluss ging es dann noch mal richtig ab. Alle Mönche kamen auf die Bühne und setzten ihre Waffen in Szene. Die Peitsche, die nur so durch die Luft knallte, die doppelte Kettenpeitsche (sehr gefährlich), Schwerter, Stöcke und Hellebarden. Leider war nach gut 2 Minuten meine Kamera voll und mir fehlen so die besten Parts. Schon ein bisschen blöd. Aber Harry aus LA, Kalifornien, hat soweit ich weiß das Ganze mit seiner Kamera aufgenommen. Werd mir die Videoaufnahme mal bei Gelegenheit besorgen. Dann war die Show auch schon zu Ende und man konnte erneut mit den Mönchen Fotos schießen. Wir gingen wieder hinaus aus der Halle und Richtung Tempel zurück, da wir auch schon 20 vor 4 hatten. Ich ging noch vorbei an den Souvenirläden und kaufte mir weitere 2 Hemden in anderen Farben. Die anderen gingen wieder einfach vor und ließen mich allein. Ich nutzte die Zeit und packte mein Netbook aus um meine Speicherkarte leer zu ziehen, um so mehr Fotos und Videos drehen zu können. Da die Zeit knapp wurde, machte ich mich mit Netbook in der Hand auf dem Weg zum Platz. Dort angekommen, war ein Meeting mit anschließendem Gruppenfoto. Ich gab den Tai Chi-Shifu meine Kamera, damit er damit ein Foto für mich schießen konnte. Dann gingen wir zurück zum Ausgang. Auf dem Weg unterhielt ich mich mit Christopher und der anderen Dänen, die nicht mit zur Show waren. Sie waren stattdessen einen Tee trinken im Teehaus und dazu (leckere) Nudel essen. Beim Tee trinken, konnten Sie jungen Mönchen beim Training zusehen, wie Sie gegeneinander kämpften und von Ihrem Meister korrigiert wurden. Dazu gab es noch die Halle der tausend Gesichter, wo sehr viele Statuen mit völlig verschiedenen Gesichtern und Körpern ausgestellt waren. Christopher nahm das Sparring der jungen Mönche auf Video auf und gab es mir mit samt den Bildern die er heute geschossen hat später im Bus. Zudem waren Sie im Pagodenwald. Also ein Wald mit vielen Pagoden. Später stellte sich heraus, dass Sie nur einen winzigen Teil davon gesehen haben. Ich glaub man brauch hier einfach mehr Zeit um alle zu sehen. Man konnte sogar den Berg hochlaufen und andere Tempel besuchen. Dafür brauch man aber ein wenig mehr Zeit. Auf dem Rückweg traute ich dann meinen Augen nicht: Hunderte, wenn nicht tausende Chinesen trainierten Kung Fu, so wie ich es aus Dokumentationen und Filmen gesehen habe. Alle in der gleichen Kleidung. Auf einen riesen Feld (aus Sand), gingen viele verschiedene Gruppen ihr Training durch. Alle hatten Sie rot-schwarze Uniformen an mit Shaolin-Aufdruck drauf. Die einzige Kung Fu-Schule, die den Namen Shaolin benutzen darf, ist nämlich im Besitz des Shaolin-Tempels. Wir haben Sie gefunden. Einige der Gruppen übten Sprünge, einige mussten Sprinten, einige trainierten eine Stockform, andere mussten Wasserkanister schleppen, andere gingen Grundtechniken durch. Alles sah verdammt anstrengend aus. Ich konnte gar nicht aufhören Videos zu machen, doch drängte der Sanda-Shifu zum weitergehen. Ich wär zu gerne noch länger geblieben um mir das ganze länger ansehen zu können…

Weiter oben, Richtung Eingang, trafen wir wieder auf Shaolin-Kung-Fu-Schüler. Einige davon machten gerade Pause und andere mussten hinter einem Zaun rennen, Sprünge üben oder Liegestützen machen. Sehr eindrucksvoll. Einen so großen Haufen kämpfender rot-schwarzer Punkte habe ich noch nicht gesehen. Dann waren wir leider schon am Eingang. Wir gingen noch für 10 Minuten in einen Souvenirladen und schauten uns um. Hier gab es wieder alle möglichen Waffen und Kleidungsstücke, Fächer und was weiß ich noch alles… aber jedenfalls keine Postkarten. Ich machte ein paar Fotos von den Waren, bis mich eine Verkäuferin böse anfauchte und meinte „No, no, no“. Dann war es Zeit zu gehen. Wir gingen zurück zum Bus und stiegen ein. Wir nahmen etwa die gleichen Plätze wie auf der Hinfahrt ein und fuhren los. Die blöden Holländer, die um mich rum saßen, sowie Max und der Polizist sangen ganze 3 Stunden lang irgendwelche beschissen Lieder. Und zwar so laut, dass ich mein eigenes Wort nicht mehr verstand. Die ersten 10 Minuten war es ja noch lustig, aber irgendwann war es echt genug und Sie hörten nicht auf. Christopher, der Busfahrer, der Second Headmaster und der ganze restliche Bus waren richtig angepisst deswegen und auch mir, bzw. besonders mir platzte fast der Kragen. Das Nerv tötende Hupen war nichts dagegen! Ich bekam Kopfschmerzen vom ganzen Lärm und überlegte, wie ich es Ihnen heimzahlen kann. Nach gut 2 Stunden hörte Max auf und es wurde etwas ruhiger. Die behinderten Holländer allerdings kennen kein Ende und wurden nur noch lauter. Der Bus bebte vor Bosheit. Ich schaute mich einige Male nach hinten um und sah nur in sehr finstere Gesichter. Irgendwie überlebte ich die Fahrt und wir machten gegen 21 Uhr halt am Restaurant in Fangshouan (richtig geschrieben?). Ich hatte ziemlichen Kohldampf, da ich seit dem Frühstück nix richtiges mehr gegessen hatte und wartete ungeduldig auf das Essen. Es gab dann endlich ein paar Gerichte zur Auswahl. Nicht so üppig wie sonst wenn wir hier sind, doch immerhin waren wir ja auch ein paar mehr Leute (ein ganzer Bus voll um genau zu sein). Ich aß Reis mit Süß-Sauer-Soße dazu und Tofu-Scheiben mit irgendeiner scharfen Soße. Nach einer guten Stunde fuhren wir endlich wieder weiter und wir erreichten 5 Minuten später die Schule. Unser Shifu empfing uns mit einen grinsen im Gesicht und fragte ob es gut war und ob wir morgen nach Jiaozou wollen. Natürlich wollten wir und so trugen wir uns direkt schon mal aus. In der Halle saß ich eine ganze Familie, die offensichtlich neu war. Sie bestand aus 6 oder 8 Personen und war westlicher Herkunft. Ich glaube sogar  eine davon hat Deutsch gesprochen… Bin ja mal auf morgen gespannt. Die sehen nicht so aus, als ob Sie Kung Fu mitmachen. Ich traf Tobias noch auf dem Flur, der meinte, dass Sie noch mal das Geld für das Einzelzimmer haben wollten, dass er aber längst bezahlt hat. Er regte sich ein wenig auf und ich ging aufs Zimmer um meinen Tagesbericht zu schreiben, während Christopher direkt ins Bett fiel. 2 Stunden später war ich fertig und damit auch fertig fürs Bett.

18. Juli 2010

Sonntag, 18.07.2010

Christopher musste mich heute Morgen wecken, da ich sonst verschlafen hätte. Mit 5 Minuten Verspätung zog ich mich an und wir gingen gemeinsam runter. Max hatte wohl auch verschlafen, denn er kam 2 Minuten später, als wir uns gerade warm machten. Tobias hatte komplett verschlafen meinte er. Irgendwie seltsam. Dafür habe ich heute doch tatsächlich das erste Mal die Nacht durchgeschlafen und bekam zum Dank 6 neue Mückenstiche. Nach dem Laufen und dehnen gingen wir mit unseren Shifu und den Kindern das Basisprogramm durch. Zwischendurch standen heute immer wieder Push-Ups auf dem Programm. Zum Schluss ging es noch an die Form (ohne Stock). Ständig wollten Reisebusse durch unsere Gruppe fahren und wir mussten so ständig unterbrechen und ausweichen. Als das Training geschafft war, meinte unser Shifu zu Max und Christopher, dass Sie heute Nachmittag mit dem Stock anfangen sollen. Max hat die Form in gut einer Woche gerusht. Jetzt muss er Sie nur noch so oft üben, dass er Sie nicht mehr vergisst, sonst war alles vergeblich. Aber ich denke mal, jetzt komm ich endlich etwas schneller mit meiner Stockform voran, da die anderen diese jetzt ja auch lernen müssen. Zum Frühstück gab es heute überraschenderweise kein gutes Brot und auch kein Ei. Dafür sehr wenige Brötchen und REIS. Es wird echt immer weniger. Alle waren schon ganz traurig / angepisst und fragten nach dem Ei und Brot, dass es nicht gab. Da Tobias und Christopher gestern zu Yuen über das Essen gesprochen haben und meinten, dass die  Eier eventuell bis wahrscheinlich Salmonellen haben, wurde das wahrscheinlich so an die Küche weitergeleitet, dass es von nun an einfach keine Eier-Produkte mehr gibt. Ganz große klasse. Warum verstehen die Chinesen immer alles falsch. Nach dem Frühstück grummelte mein Magen vor Hunger, da es nicht genug Brötchen gab. Und den trockenen Reis wollte ich mir nicht schon zum Frühstück reinziehen. Davon gibt es mittags ja schon genug. Wenig später, als ich gerade auf dem Zimmer war, grummelte mein Bauch und ich wusste gleich, dass es mich nun auch erwischt hatte. Mit Bauchkrämpfen gingen wir beide zum Meeting und bezahlten die 260 Yuan für den Shaolin-Tempel-Trip morgen. Tai Chi fiel somit für uns drei aus. Tobias hätte das Training mitgemacht, wenn Kung Fu anstatt Tai Chi auf dem Plan gestanden hatte, denn er wollte den Aerial lernen. Schade fand ich, dass heute zur Abwechslung unser Shifu das Tai Chi leitete. Ich hab mich ganz schön geärgert, da ich weiß, dass unser Shifu auch der Tai Chi-Backup-Shifu genannt wird und er es auch drauf hat damit. Ich legte mich also in mein Bett und wartete darauf, dass es mir besser ging. Zum Mittagessen nahm ich nur eine Schale trockenen Reis. Christopher nahm auf Raten von einem Ausländer der Doktor ist doch die Medizin, da es sich dabei lediglich um Lehm mit Zucker und noch etwas handelte. Er meinte zwar, es schmeckt scheußlicher als es schon riecht, aber es hilft. Wir legten uns beide ins Bett und schliefen. Zwischendurch schaute ich meine Serie weiter. Zudem nahm ich Tabletten gegen Magenkrämpfe, die ich aus Deutschland mitgebracht habe. Zum Nachmittag raffte sich Tobias auch wieder auf. Max war auch dabei. Nur Christopher war immer noch „beschäftigt“. Meine Magenkrämpfe haben aufgehört, aber dafür war mir ein wenig schlecht. Das ganze Training über hatten wir freies Training, also „free practies“. Nach dem Dehnen machten Tobias und ich uns ein wenig mit Sprüngen und Radschlägen  warm und übten dann den Aerial. Tobias bekam schnell wieder seine Magenkrämpfe und wechselte zum Powertraining über. Max konnte die ganze Zeit eh nichts anderes machen, da sein Sprunggelenk noch im Eimer war. Nachdem Yan Lin dann vorbeischaute, ich beim Aerial alles und war dann nach einigen Versuchen auch schnell aus der Puste. Zudem schlug ich immer wieder wie ein Stein auf dem Boden auf und zerrte mir so langsam aber stetig meinen linken Oberschenkel. Mein Problem war, dass ab der Hälfte des Moves die Beine einfach zu Boden fallen. Nach dem mir das Bein einfach nur noch weh tat, ging ich auch zum Powertraining über. Tobias und ich erhöhten die Gewichte fürs Bankdrücken und für die Kniebeugen. Da ich heute nicht viel außer Süßigkeiten gegessen habe, war ich schnell kraftlos. Aber was soll man bei den Essen hier machen? Zum Frühstück gibt’s einfach mal nicht genug zu essen für alle und zu Mittag gibt es immer den Reis, der mir schon aus den Ohren wieder rauskommt. Ich kann kaum bis Dienstag waren. Da wird ich mich so was von vollstopfen und mir alles Mögliche zu essen kaufen, dass ich nie wieder Hunger leiden muss. Nach dem wir mit dem Sanda-Shifu wieder hoch zur Schule gegangen sind, nahm ich eine Tropfen-Dusche (kaum Wasser) und blieb auf dem Zimmer, statt mir noch den Chinesischunterricht anzutun. Ich hab nämlich gehört, die alte Lehrerin unterrichtet wieder. Nein danke! Der Sanda-Shifu gab mir noch einen guten Rat für den Aerial: „Jump“ und „Legs fast“. Ein sehr weiser Mann. Vor lauter Hunger aß ich meine letzten Schokopilze auf und war danach immer noch hungrig. Zum Abendessen gab es erst einmal recht leckeren Reis mit Zeug wie Ei und noch was grünem drinnen. Dann gab es noch gefüllte Teigtaschen mit Essensresten (kein Witz). Allerdings noch essbar. Problem war, dass es nicht genug gab. Es gab nicht genug zu essen!!! Nicht mal Reis. Die Teigtaschen wurden richtig ein rationiert. Die gierigen Franzosen, insbesondere Sebastian, der große Schwarze, schnappte sich einen Großteil und lies den Rest blöd da stehen. Hungrig kaufte ich mir mit meinen verbliebenen 2 Yuan in den Taschen ein Eis und Kaugummis, um vielleicht doch noch satt zu werden. Muss man sich mal vorstellen. ICH HAB MIR KAUGUMMIS GEKAUFT UM DAVON SATT ZU WERDEN!!! Hat natürlich nicht geklappt. Wie soll man bei so was noch genug Energie zum trainieren bekommen. Die Spitze ist echt fast erreicht…

Jedenfalls gingen wir dann runter zum nächsten Meeting. Wie ich bereits vermutete, fiel das Training ins Wasser. Ich ging mit Christopher und Max noch einen Stock kaufen und schaute mich ein wenig in der Waffenkammer um. Schon ein paar schöne Stücke bei. Vielleicht kauf ich mir ein oder zwei Pratzen für ein paar Yuan. Auch Doboks gibt es hier zu kaufen; allerdings nur mit schwarzem Rever. Ich holte mein Schweizer Taschenmesser mit Säge aus meinem Zimmer und wir kürzten draußen die Stöcker auf die passende Länge und spielten anschließend ein wenig mit herum. Dann ging ich hoch aufs Zimmer und sprach ein wenig mit Niko, der sich auch diese Erdnusszuckerdinger gekauft hat. Er erzählte mir, dass er für 7 große Tüten nur 50 Yuan bezahlt hat. Ich habe neulich 2 kleine Tüten für 50 gekauft. Ich wurde also richtig, richtig verarscht. Aber hab es mir ja schon fast gedacht. Trotzdem eine unverschämte Frechheit. Denen werd ich demnächst mal einen Besuch abstatten…

Dann bekam ich noch ein Foto von einer riesigen Spinne zu sehen, die einige Ausländer auf dem Dach der Schule entdeckt haben. Die Spinne war etwa 8cm groß und ziemlich dick. Hatte etwa die Proportionen einer Vogelspinne, nur das sie etwas kleiner war und dazu gelb-grünlich. Ich schenkte mir, Sie in echt zu sehen und ging lieber auf mein Zimmer. Dann war wieder Meetingzeit. Beim Meeting erzählte unser Shifu uns, dass wir morgen wie gewohnt zum Meeting um 5:40 erscheinen sollen, dann weiterschlafen können, es dann Frühstück gibt und wir gegen halb 7 abreisen. Ich lud meine Kamera, mein Handy und mein Netbook für morgen auf und ging kurz darauf auch schon schlafen. Ich hoffe morgen gibt es mal wieder etwas mehr zum Frühstück. Ich bin es nämlich Leid immer mit leeren Magen rumzulungern. Und von Kaugummis möchte ich schon gar nicht satt werden.

17. Juli 2010

Samstag, 17.07.2010

Ich wache gegen 10 nach 5 auf und schaue aus dem Fenster. Es war sehr dunkel und Nebel (oder Smog?) lag in der Luft, so dass kein Sonnenstrahl durchkam. Ich legte mich noch ein paar Minuten hin und machte mich dann fürs Training fertig. Christopher rief mir im Badezimmer zu, dass wir wieder ein Insekt im Zimmer haben. Ein großes natürlich. Er hatte es gestern Nacht zwischen Fensterscheibe und Fliegengitter eingesperrt, da er dachte dort etwas gesehen zu haben. Heute Morgen kam die Erkenntnis: Ein großer Nachtschwärmer (glaub ich zumindest). Wir ließen das Ding erst mal in seinem Gefängnis und ich ging zum Training. Christopher war sehr, sehr müde und  konnte nicht trainieren vor Müdigkeit. Ich ging dann allein runter und trainierte mit Max zusammen. Tobias hatte immer noch Bauchschmerzen, Magen-Darm, o.Ä. und blieb deswegen auch im Bett. Beim Laufen regte ich mich wieder über die ganzen Ausländer auf, die aus dem Training einen Morgenspaziergang machen. Das sind immerhin knapp 70%. Das spornt mich an, schneller als der Rest zu laufen. Nach dem ich 7 große Runden gelaufen bin, dehnte ich mich kurz an den Platten und wir gingen mit unseren Shifu das Training durch. Stellungen, Fauststoß, Handflächenschlag, Rumanda (?), Ma-Bu / Gum-Bu und dann so ne Art Stellungswechsel zwischen Der Hockposition zum  tiefen Ausfallschritt. Die Übung ist die Killerübung schlecht hin für die Beine. Ich schaffte grade mal 5 Stück davon nacheinander. Dann liefen wir noch ein oder zweimal unsere Form (diesmal kein Gun) und das Training war beendet. Auf dem Zimmer saß Christopher wie ein Häufchen Elend in der Ecke auf dem Stuhl und meinte nur, er könnte kaum die Augen offen halten. Beim Frühstück (ich ging allein, Christopher war zu müde) gab’s wieder denselben Mist wie immer. Allerdings bekam ich etwas Schokolade von Christian, und konnte so etwas Abwechslung in die Brötchen bringen. Max hat jetzt auch Magenprobleme bzw. Bauchschmerzen. Er wollte es ja unbedingt wissen. Nicht dass ich ihn nicht gewarnt hätte 😉

Kurz darauf ging es weiter mit dem Training. Vormittags immer ohne Kinder. Tobias vermutet, dass er sich mit Salmonellen angesteckt hat, durch das nahrhafte und hygienisch unbedenkliche Essen hier. Beim Training fingen wir mit den Kicks an. Bis Pausen mussten wir durch die Luft treten. In der Pause dehnte ich mich wieder wie sonst auch und arbeitete an meiner Hüfte, damit Sie flexibler wird. Nach der Pause gingen wir Ma-Bu und Gum-Bu mit und ohne Faustschläge durch und kamen dann zu unseren Formen. Wir übten Sie draußen, wo es herrlich sanft regnete. Das war echt erfrischend, macht den Stab aber sehr glitschig und dreckig (wenn er auf den Boden fällt). Mein Shifu zeigte mir ein paar weitere Bewegungen der Stockform, die ich die ganze Zeit übte. Dann gingen wir wieder in die Halle und machten jeder noch 100 Sit-Ups und dann war auch schon Ende. Komplett durchnässt gingen wir zur Schule zurück, grüßten ab und gingen auf unsere Zimmer. Während ich duschte, holte sich Christopher heißes Wasser für seinen Kaffee(-ersatz). Er meinte, dass das Wasser heute wohl heiß genug für eine Suppe wäre und machte mir so Appetit auf einen Happen.  Ich ging zu Max, der immer noch meine Suppenschale hatte und er schlug mir vor, Wasser mit seinen Tauchsieder zu erhitzen. Das Wasser war danach fast kochend und die Suppe so gut wie nie zuvor hier. Ich genoss jeden Löffel und ging danach zum Essen. Es gab Reis…

Nach dem Essen besuchte uns die Dänin und gab Christopher ein dänisches Buch und wir unterhielten uns über allerlei Dinge wie z.B. den Kasachischen Jungs, die heute in ihrer Tai Chi-Gruppe waren. Sie meinte, sie wären sehr faul und würden nichts machten. Genau das habe ich auch schon festgestellt. So wie sie sagte wurden Sie von ihren Vätern hier hin geschickt. Für 3 bis 4 Wochen. Kann es kaum abwarten bis Sie verschwinden. Nach der Pause ging ich mit Max zum Training. Tobias und Christopher blieben an der Schule, da Sie beide Bauchschmerzen und Durchfall plagen. Es kommt definitiv vom Essen, da sind wir uns einig. Beim Training gingen wir mit dem Shaolin-Shifu vor und machten uns auf sein Kommando warm. Dehnen geschah dann selbstständig. Unser Shifu kam nach dem Dehnen mit den ganzen Kindern nach. Wir gingen die Basis-Kicks durch und dann die Sprungkicks (einige davon). Max plagten Bauchschmerzen, doch er „opferte“ sich für mich auf und so musste ich nicht alleine das Training durchstehen. Alleine hat man nämlich die ganze Konzentration des Shifus. Das kann verdammt hart werden…

In der Pause dehnte ich mich wieder und bekam ein wenig „Hilfe“ (so nenn ich das jetzt mal) von Pit und Christian, die mir die Beine weiter auseinanderzogen. Unter Schmerzen kam ich aber tatsächlich ziemlich tief in den Spagat runter. Hätte nicht gedacht, dass ich doch schon so weit runter komme. Wenn jetzt noch der Schmerz dabei nicht mehr so heftig wäre, würd ich den Spagat sicher bald können. Die Hüftblockade habe ich auch überwunden. D.h. beim Dehnen des Seitspagats blockiert die Hüfte nicht mehr so stark. Der Dehnvorgang in den Pausen ist aber dafür sehr kräftezehrend. Trotzdem fühl ich mich danach immer besser als vorher. Vor allem ohne Schuhe. Ich hab das Gefühl ich könnte fliegen. Nach der Pause fuhren wir mit den Kicks fort und kamen dann zur Shao-Form (auch für mich). Dann noch ein bisschen Gun, bei dem ich meine Form weiterlernte und zum Schluss noch 200 Sit-Ups für jeden. Als ich auf dem Zimmer ankam, fragte ich, ob Sie mit Yuen gesprochen habe. Tobias und Christopher hatten nämlich vor mit Yuen über das Essen in der Schule zu reden. Denn viele bekommen davon Magenprobleme bis Durchfall. Dann sagte er mir, dass er mit Tobias im Krankenhaus war. Ich traute meinen Ohren nicht. Er erzählte, dass er noch nie SO ein Krankenhaus gesehen hat. Es war eine Drecksbude, wie Sie im Buche steht. Christopher erzählte mir gerade, dass Sie ihn ne Injektion verpassen wollten, gegen die Bauchschmerzen, da kam Tobias rein und fragte ob er die Pillen genommen hat, die Sie beide bekommen haben. Die beiden erzählten mir was Sie dort erlebt haben und mir blieb nichts anderes übrig, als den Kopf zu schütteln. Das Krankenhaus war eigentlich eine verlassene Ruine, bis jemand sich dachte: „Ach, lass hier mal ein Krankenhaus raus machen“. Also ein 20 Jahre altes Holzgestellt mit einem weißen Laken in eine Ecke gestellt, ein bisschen Müll auf den Boden verteilen und fertig ist das Krankenhaus. Nichts war hygienisch oder gar steril. Der „Doktor“ rauchte die ganze Zeit seine Kippen und rotzte mitten im Gespräch auf den Boden. Niemals hat der Medizin studiert meinten Sie. Als er fragte, was sie denn hätten, versuchten beide genau zu beschreiben was denn nun war. Yan Lin, der mitgefahren und sie hingebracht hat, übersetzte das Ganze. Fazit war, dass es am kalten Wasser und der Klimaanlage liegt (woher bitte kaltes Wasser bekommen?). Aber nein, nein… das Essen ganz bestimmt nicht. Als der Doktor ihn eine Direktinjektion verpassen wollte, meinte Christopher, dass er Nadeln nicht mag und nicht wollte. Tobias auch nicht. Dann bekamen Sie Pillen, die Sie nehmen sollten. Sie nahmen Sie mit zur Schule und nahmen Sie natürlich nicht ein. Danach hat man bestimmt ganz andere Probleme…

Da beide unter Durchfall leiden, konnten Sie nicht vermeiden im Krankenhaus auf die Toilette zu gehen. Da aber keine an Papier gedacht hat, musste Yan Lin eine kleine Packung Taschentücher (ich hab Sie gesehen; wirklich sehr kleine Packung) für beide auftreiben. Christopher ging zur Toilette und bemerkte irgendwann, aber spätestens nachdem eine Frau in die Toilette kam und schreiend raus rannte, dass er auf die Frauentoilette gegangen war. Er rief Tobias, der im Herrenklo hockte zu, dass er wohl die falsche Tür genommen hatte. Christopher erschrak richtig, als er aus dem Herrenklo eine Art Explosion aus Tobias Hintern vernahm. So laut habe er noch nie jemanden kacken gehört meinte er nur und war froh, dass er woanders war und so nichts abbekommen konnte (muss sich echt schrecklich angehört haben). Christopher dachte in dem Moment nur, dass er vielleicht gar nicht krank sei. Denn im Vergleich zu Tobias hatte er nicht mal annähernd Durchfall. Ich kann aber bezeugen, dass Christopher, sobald er etwas isst, keine 20 Minuten vergehen, bis er auf die Toilette rennt. Ich kam aus dem lachen nicht mehr raus. Zum Abendessen gab es wieder die Brötchen. Ich kaufte mir eine kleine Tafel Schokolade (sehr klein) und stopfte sie Stückchenweise ins Brötchen, damit es Mal nicht ganz so trocken schmeckt. Christopher aß nicht viel und Tobias ebenfalls nicht. Christopher meint nur, dass er es Leid ist ständig zu kacken. Das geht schon seit Tagen so. Tobias hat es aber glaub ich noch schlimmer. Sobald er sich bewegt, kriegt er Bauchschmerzen und muss wenig später ebenfalls auf den Pott. Ich bin echt froh, dass ich bisher verschont wurde. Am Tisch erzählte Pit, der ja bald seine Ausbildung bei Kuhr Security in Berlin beginnt, dass Sie gerne mal den Sanda-Shifu mit in einen Club nehmen wollen. Er legt sich dann mit einem Türsteher an und wird, sobald er einen Schlag abbekommt nur sagen „No Power“, so wie er es immer tut. In dem Moment fand ich ganz witzig, aber ich merke grade beim schreiben, dass das wohl niemand mit mir teilen wird. Nach dem Essen traf ich meinen Shifu in der Eingangshalle, der mich zu sich rief. Er erzählte mir, dass wir wohl den Shifu wechseln sollten zu Yuen oder den Shaolin-Shifu. Ich verstand erst nicht, aber dachte mir, dass es vielleicht was mit den Krankheitsfällen von Tobias und Christopher zu tun haben könnte, die sich in letzter Zeit häuften. Yan Lin hat wohl davon Wind bekommen. Ich fragte aber warum das ganze und vermittelte ihn so, dass ich das nicht wollte. Er war dann ganz froh und gab mir beide Daumen und meint ich sollte mit Tobias und Christopher drüber sprechen und Morgen dann „Yes“ oder „No“ sagen zu dem Wechsel. Für Tobias, Christopher und mir war es aber klar, dass wir das nicht wollten. Schließlich haben wir den coolsten Shifu. Beim Abendtraining setzte Max heute aus, da er Probleme mit dem Sprunggelenk hat. Christopher ebenso, da er immer noch Durchfall hat. Tobias trotze den Bauchschmerzen und Durchfallanfällen und machte mit und wollte Notfalls schnell aufs Zimmer rennen bzw. immer und überall Toilettenpapier mitnehmen. Er ist ja nun schon einiges gewohnt und kann wenn er in ein Loch scheißen kann, auch im Busch sein Geschäft verrichten. Nach dem Laufen sahen wir, dass Yan Lin mit unseren Shifu sprach und wir gingen beide dazu um das Ganze zu klären. Wir vermittelten Yan Lin, dass wir nicht den Shifu wechseln wollten, in dem wir auf das freie Training, das wir jetzt teilweise haben, bauten. Er wollte den Wechsel auch nur, weil er heute beim Training zugesehen hat und sah, dass er immer zwischen der Kindergruppe und uns wechseln musste. Er wollte uns halt nur einen Gefallen tun, damit wir mehr lernen können, indem wir immer Zugriff auf einen Shifu haben. Aber den haben wir doch bereits und 5 Minuten kommen wir auch ohne Shifu klar. Zudem sind die die einzige Gruppe, neben den Sanda-Leuten, die richtiges Powertraining machen. Er akzeptierte das und alle waren zufrieden. Unser Shifu war richtig verlegen-glücklich und zeigte uns in aufrichtiger „ich-bin-euch-was-schuldig“-Laune alles was wir wollten. So wurde Tobias die Dao-Form weiter beigebracht und mir zeigte er, wie die Stockform weitergeht. Ich glaube wir haben ihn irgendwie den Arsch gerettet. Ich duschte anschließend und erzählte Christopher was es nun ergeben hat mit dem Wechsel, der ja nun nicht stattfand. In dem Moment erschraken wir beide. Dann wir hörten Schüsse, ganz aus der Nähe. Der Himmel leuchtete immer wieder kurz rot-gelb auf und wir dachten echt, draußen wär ein Krieg ausgebrochen. Ich war schon kurz davor mich auf dem Boden zu werfen (kein Witz), dann kam irgendwann vom Flur die Erkenntnis, dass es „nur“ Feuerwerk war. Aber ganz schön heftiges Feuerwerk. Hätte auch Artilleriebeschuss sein können. Und Gewehrschüsse hätte man auch raus hören können. Nach den Sekunden des Schreckens schrieb ich meine Berichte zu Ende und vernahm später noch weitere  Male das „Feuerwerk“. China halt.

16. Juli 2010

Freitag, 16.07.2010

Der Tag beginnt und ich schnappte mir meine Kamera und ging zum Training. Christopher kam wie fast immer etwas später nach. Nach einer kurzen Aufwärmphase gingen wir dann mit dem Shaolin-Shifu und seiner Gruppe zum Berg. Ich nahm mir vor die ganze Zeit Fotos zu schießen und Videos zu drehen. Als die anderen anfingen den Berg hoch zu rennen, schlenderten Christopher und ich den Berg hinauf und benutzten dabei unsere Kameras um die Momente festzuhalten. Oben angekommen und viel Videomaterial später wollten wir beide eigentlich noch den Pfad weiterlaufen, da hinter dem nächsten Hügel die tote Atom-Landschaft warten sollte. Aber da wir ohnehin schon knapp dran waren, gingen wir lieber wieder zurück. Auf halben Weg mussten wir dann doch an Tempo zulegen, da man uns schon „faster“ zurief. Unten erfuhren wir, dass jemand anders damit gemeint war. Jedenfalls gingen wir zurück zu unseren Shifu, wo Max und Tobias schon ihre Form durchgingen. Wir mussten erst einmal 20 Kniebeugen machen und nach kurzen, selbstständigen Dehnen stand 5 Minuten Form auf dem Programm. Dann war Frühstückszeit. Leider kein gutes. Ich versteh nicht warum Sie die Brötchen nicht 5-10 Minuten länger backen. Dann würden Sie zumindest besser schmecken. Nach dem Frühstück bereitete ich meine Artikel und Bilder für das Internetcafé vor. Christopher entdeckte ein großes, geflügeltes Insekt am Fenster und stand schockiert auf und sperrte es zwischen Fliegengitter und Fensterscheibe ein. Da es wirklich ekelig und groß war und keiner von uns beiden es töten wollte (der Stab passte nicht zwischen die Ritze, wo das Vieh drin steckte), suchten wir Hilfe bei Tobias, der es aber selbst mit Säbel nicht tun konnte. Dann fand ich einen kleinen Chinesen auf dem Flur, der sich das Ding anguckte und verschreckt aus dem Zimmer ging. Meine letzte Rettung war dann Jin Da Bao (der 5-jährige Chinese), der aber selber Angst vor Insekten hatte (er kreischt dann immer) und der Wannabe-Chinese (älteres Kaliber). Ich nahm den Wannebe-Chinesen mit aufs Zimmer, drückte ihn die Fliegenklatsche in die Hand, deutete aufs Fenster und sagte dabei nur „kill“. Er meinte dann aber, nach dem er sich das Tier angeschaut hatte „No kill“, nahm es in die Hand (es zappelte ganz wild) und lies es durch das Fenster frei, wo es auf dem gegenüberliegenden Dach saß. Aber Hauptsache das Biest ist draußen. Dann ging es zum Meeting runter in die Halle. Der Trip nach Shaolin kostet übrigens 260 Yuan. Ich bin auf jeden Fall dabei. Auf den Weg in die Stadt hatte ich heute mal „Shotgun“ (saß also vorne) und machte bei der Gelegenheit ein Video von der Fahrt. Taxifahrer rotzen immer ganz gerne aus dem Fenster. In der Stadt gingen Christopher, Max und noch 2 andere, sowie ich, zunächst zum Supermarkt. Ich traute erst meinen Augen nicht und dachte ich wäre wo falsch gelandet, denn die haben echt umgebaut. Es war nun viel mehr Platz hier und auch die Auswahl wurde erweitert. Ich orientierte mich zunächst neu im Laden und kaufte neben viel Proviant für den Shaolin-Trip am Montag ein paar lustige Souvenirs und ein paar gefakte Socken von Adidas. Während die anderen noch mit Shoppen beschäftigt waren, gingen Christopher und ich die Straße weiter hoch und suchten einen leckeren Essensstand an der Straße. Ich entdeckte den Stand vom letzten Freitag, wo es das leckere Fladenbrot gab. Ich kaufte mir 6 davon für 1,5 Yuan und Christopher kaufte sich ein Fladenbrot mit gebratenem Ei. Allerdings bekam er auch eine Motoröl-ähnliche Paste hinein, vor der er sich ekelte. Dennoch kaufte er sich später ein weiteres. Diesmal aber ohne die schwarze Paste. Wir warteten noch ein Weilchen auf die anderen vor dem Supermarkt und gingen dann zum Internetcafé. Der Rest kaufte dann doch noch Früchte und Christopher und ich gingen dann einfach vor, da wir nicht vor hatten noch länger zu warten, als wir es schon getan hatten. Da wir von Tobias erfahren haben, dass im alten Internetcafé keine Ausländer mehr eingelassen werden, gingen wir direkt zu dem Neben der Filiale der Bank of China. Es war ein kleines Cafe, wo man auch einfach nur bezahlten und surfen konnte. Dennoch legte ich meine ID-Card vor. So ging es nämlich auch. Der Mann hinter den Tresen, hatte übelst lange Fingernägel. So lange Nägel habe ich eigentlich noch nicht gesehen. Da wird jeder Tiger neidisch bei. Jedenfalls nahmen wir beide Platz und fuhren die Rechner hoch. Ich stellte wie gewohnt meine Artikel online, benutzte Skype und schrieb ein paar Mails. So das übliche halt. Zudem informierte ich mich über ein paar Reiseziele in China, wurde aber nicht wirklich fündig. Dann gingen wir um kurz vor 12 hinaus, machten einen Halt am Bankautomaten (brauch ja schließlich genug Geld für den Trip) und fuhren mit einem Taxi zurück zur Schule, wo wir direkt zum Essen gingen. Ich bekam von der Dänin eine Art frittiertes Fladenbrot mit Zucker geschenkt, dass ich zum Reis aß. War ganz lecker. Nach dem Essen ruhte ich mich für das nächste Training aus, in dem ich eine Runde schlief. 30 Minuten vor Trainingsbeginn wachte ich auf und wartete auf das Klingeln. Als es dann so weit war, trafen wir uns wie immer in bzw. vor der Eingangshalle (draußen) und gingen dann zusammen mit den Kindern los. Unseren Shifu ging es offensichtlich wieder deutlich besser. In der Halle schloss Max seinen MP3-Player an die Lautsprecher an und lies seine Musik laufen. Wir liefen uns warm, dehnten uns und kamen nach dem Grundprogramm (Stellungen natürlich) zu Akrobatik. Wir sprinteten, sprangen, hüpften durch die Gegend und kamen dann zum Radschlag, einen neuen Sprungkick, bei dem man viel Anlauf nimmt, ein Knie hochreißt, sich dabei 1 ½ Mal in der Luft dreht und dabei mit einem Bein tritt. Wenn man es kann, sieht es gut aus. Das Rad erweiterten wir zum einhändigen Rad und schließlich zum freihändigen Rad (Aerial genannt). Wenn es dazu ein Motto gäbe, dann hieße es bestimmt „Alles oder Nichts“. Also Anlauf nehmen und LOS. Dabei zerrte ich mir den Oberschenkel. Aber was soll’s. Dann kam der Butterfly-Kick dazu (kurz: B-Kick). Im Wechsel mit dem Aerial wurde er bis zum abwinken (also bis zur Pause) geübt. Die Pause nutzte ich wieder um mich intensiv zu Dehnen. Schwerpunkt war wieder meine Hüfte und der Spagat in beide Richtungen (Seit- und Frontspagat). Ich stelle Fortschritte dabei fest. Ich hatte keine Probleme mehr den Kopf im Stand zwischen die Knie zu halten und bei der Grätsche komm ich nun weiter runter bzw. nach vorne. Gleiches gilt für den Split (Spagat). Hätte ich mir anfangs nicht mal im Traum vorstellen können. Nach der Pause fuhren wir mit Powertraining fort. 200 Sit-Ups sowie 200 der äquivalenten Rückenübung, dessen Namen ich immer vergesse. Die neuen Kasachen meinten doch tatsächlich „I don’t want“ zum Sanda-Shifu, als er Ihnen sagte, Sie sollen die Rückenübung machen. Genau so hatte ich Sie auch eingeschätzt. Kommt natürlich bei niemand gut an. Erst recht nicht bei den anderen in der Sanda-Gruppe. Dann sollten wir unsere Form bzw. den Gun (Stock) üben. Da wir aber viel Zeit mit der Akrobatik und den Powertraining verbracht hatten, war die Stunde schnell vorbei. Wir spazierten wieder zur hoch und grüßten ab. Zum Abendessen gab es heute kalte Nudeln. Ich schlang so viel in mich rein wie möglich bzw. nötig und lies es mir dabei zur Abwechslung mal schmecken. Heute oder Morgen verlassen angeblich 4 Leute die Schule. Einer davon ist der Australier. Muss schon blöd sein, wenn man einen Monat hier war und praktisch nix gelernt hat, weil man ständig Pause gemacht hat. Wer die anderen sind, die die Schule verlassen, weiß ich aber auch nicht. Pit und Uli verlassen aber nächste Woche ebenfalls die Schule und schauen sich noch ein wenig China an. Uli fliegt danach weiter nach Thailand. Nach dem Essen kam wieder der kleine Chinese ins Zimmer und wollte wohl wieder was spielen. Er fand aber nix vor und ging auch prompt wieder. Beim Abendtraining zog ich alleine wieder meine Runden und regte mich dabei wieder über die Spaziergänger auf. Selbst viele der „alten“ Leute hier, die schon länger hier sind, fangen schon damit an. Ich habe kein bisschen Verständnis dafür. Dann war wieder freies Training und ich machte praktisch nichts außer auf der Tischtennisplatte zu sitzen, ein bisschen mit dem Stock rumzufuchteln und mit Tobias zu quatschen. Der Großteil machte ebenfalls nix. Hoffe morgen ist die Zerrung im Oberschenkel wieder besser. Das Nachmittagstraining heute war echt gut und hat Spaß gemacht. Morgen sollen wir den Aerial und B-Kick weiter üben. Christopher hat den Kopfstandüberschlag zu lernen. Nach dem Training, kam wieder der kleine Chinese aufs Zimmer und schnappte sich die Fernbedienung für die Klimaanlage. Dann kam ein zweiter hinein. Da Christopher und ich wieder ein großes Insekt hinter dem Vorhang vermuteten, schickte ich einen der beiden zum nachgucken hin. Da dort nichts war, waren beide total verwirrt und wussten nicht was wir von ihnen wollten. Einer verließ das Zimmer und der andere wollte irgendwas mit dem Wasserboiler machen. Ich fand irgendwie heraus, dass er was trinken wollte. Ich machte ihn vor, er soll die Hand drunter halten und so was trinken, doch er wollte lieber den Kran ablutschen und so unseren Boiler verseuchen. Ich zog ihn, bevor er es machen konnte (es fehlten vielleicht noch 3cm vom Wasserhahn bis zu seiner Zunge, die er wie ein Hund ausstreckte) an den Schultern herunter und erklärte ihn irgendwie, dass wir das so nicht wollten. Dann trottete er aus dem Zimmer und wir schlossen schnell die Tür, bevor wir noch mehr kleine Kinder ins Zimmer kommen würden. Wie von der Tarantel gestochen sprang Christopher aus dem Bett auf und rannte zur Toilette und rief dabei nur „I HAVE TO SHIT!!!“. Ich kam aus dem lachen nicht mehr heraus. Anschließend legte er sich wieder ins Bett und schlief direkt ein, während ich duschte. Ich beendete den Abend wie üblich mit meinen Tagesbericht. Als ich gegen 20 nach 10 fertig war und mein Netbook zuklappte, wachte Christopher auf, schaute mich an, sprang auf mit dem Worten „Oh fuck!“, ging zum Bad, machte das Licht dort an und blieb davor stehen. Dann sah er mich an und fragte was mit Max sei. Ich war total verwirrt und dachte nur „Hä?“. Dann wollte er wissen wo Max ist. Ich sagte, dass er wahrscheinlich grad auf seinem Zimmer ist und schläft. Dann ging er wieder ins Bett und meinte nur, er wüsste grad nicht, was in seinen Kopf vorgeht. Ich denke das sind Erschöpfungserscheinungen vom Übertraining. Danach ging ich auch ins Bett.